Modeller, wer braucht die?

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lemmy
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von lemmy » Dienstag 17. Januar 2017, 14:25

Mit Modellern steh ich ein bisschen auf Kriegsfuß.
Ich dachte auch mal eine Zeit lang ich bräuchte viele Effekte. Mein damaliger Amp war gacke(Hughes&Kettner Hybrid. Keine Ahnung mehr was für ein Modell das war), konnte mir aber nix besseres leisten. Damals war ich noch in der Lehre.
Ein gebrauchtes Multieffekt schien mir da eine brauchbare Lösung. Ende der 90er war das Zeug aber noch nicht so dolle. Und dementsprechend war das dann eher eine Verschlimmbesserung.

2001 hab ich dann mein ganzes Equipment verkauft und mir von dem Geld einen gebrauchten JTM45 gekauft.
Erst dann wußte ich was ein guter Sound ist!
Zum Glück war ich nicht so blöd meinen originalen Boss/Roland CE-1 zu verkaufen. Das ist bis heute mein einziger Effekt/Bodentreter welcher neben einem Tubescreamer dauerhaft vorm Amp hängt.
Zwar kam immer mal wieder ein neues Pedal hinzu (vorwiegend Overdrives). Aber im wesentlichen bevorzuge ich heute ein eher trockenes Signal...

Vor ein/zwei Jahren war ich auf einem Gig in ner kleinen Kneipe in Heidelberg bei welchem im Anschluss eine Jamsessions stattfand.
Dach ich ständig wahrlos Leute anquatsche kam ich mit dem Gitarristen der Band in's Gespräch. Geartalk eben.
Der erzählte mir - nachdem er meinen mitgebrachten Vox AC4 gesehen hatte - das sein Modeller gerade den Sound eines Vox besonders gut imitieren könne...

...lange Reder, kurzer Sinn: konnte er nicht!
Die Band war eigentlich echt gut (vorallem der Drummer und der Bassist haben gegroovt wie Hölle!). Aber der Gitarrist war so dermaßen mit seinem Equipment überfordert...ok, man muss dazu sagen das er nicht nur Gitarre gespielt hat sondern auch noch Keyboard und über Laptop Backingtracks hat laufen lassen und so ne Fußorgel vor sich stehen hatte.
Letzten Endes war die Rhythmusgruppe super, die Sängerin niedlich und gerade noch erträglich (irgendwie scheiden sich bei Sängerinen immer die Geister), aber ob der Gitarrist wirklich was von den Anderen mitbekommen hat...wer weiß...

Was ich damit sagen will...äh...wer damit umgehen kann...äh...also ich brauchs nicht wirklich...
Gruß, Daniel

Mintage
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von Mintage » Dienstag 17. Januar 2017, 14:58

Moin,

da ich u.a. in einer "Unterhaltungsband" musiziere, ist das Thema Modeller für mich eine neverending story !

Aus Transport- und Gewichtsgründen wäre ich sofort dabei - aber es sind ja ein paar mehr Punkte, die beachtet werden
müssen: ein In-Ear-System, was gut klingt, kostet richtig Geld, ohne das brauche ich einen gitarremäßig (!) gut
klingenden Monitor (Transportgründe wieder negativ, da die gut klingenden auch richtig Geld kosten - ergo
kann ich auch meine 14,5 kg leichte 2x12er schleppen...!).

In-Ear mag ich nicht, da ich mit Gehörschutz spiele, der mir erlaubt, nach 6-stündigem Live-Pegel akustisch entspannt
nach Hause zu gehen. Da wir mit Echt-Schlagzeuger spielen, müßte ich das In-Ear derart laut schrauben (schon probiert !),
das der Effekt des Gehörschutzes obsolet ist :twisted:

Und das waren nur die logistischen Gedanken...!

Klanglich sorgen Line6-Teile dafür, das Gitarristen austauschbar gleich klingen - empfinde ich persönlich als enttäuschend,
da ich die "Marke" des Gitarristen hören möchte (nicht (!) den Gitarrenhersteller ;-) )

Der Kemper ist bis dato der einzige, der mich klanglich überzeugt hat - aber ich habe die Amps, die er simuliert, zu Hause
und nehme sie je nach Anforderung auf die Bühne. Und mit 2 Tretern davor decke ich alles ab, was gebraucht wird.
Allerdings habe ich mir von Anfang an die Freiheit genommen, meine (!) Sounds anzubieten, d.h. das bei Coversongs der
Sound nicht unbedingt dem original entspricht - wobei mich bis heute noch keiner darauf angesprochen hat, das ich für
alle Songs eine Strat mit Singlecoils benutze, wo doch sehr viele mit Humbucker-Gitarren eingespielt wurden... ;)
( Evtl. würde einem Musikerpolizist noch auffallen, das ich gar keinen Delay/Chorus/Compressor benutze...)

Als Kriterium für guten Sound schaue ich mir immer die Fender-Clean-Sounds an (äh höre mir die an ), da dieser Sound
im Coverbereich enorm wichtig ist - und da vermisse ich sofort die "bewegte Luft" eines Speakers !

Was mich absolut überraschte war das Tech21FlyRig-Teil : fenderiger Grundsound, marshallesker Crunch-Kanal, Booster,
Delay - und das ganze incl. mitgelieferter Fußschalter - das ist seitdem mein Notfall-Amp (hatte bis dato nie einen
Ersatzamp dabei, aber statistisch bin ich irgendwann fällig !).

Wohnte ich in einer Etagenwohnung, wären meine Mitbewohner akustisch nicht so tolerant, käme ich wohl um
einen Modeller nicht herum. Das gleiche gilt, wenn ich zu Hause aufnehmen würde - in dem Bereich finde ich die
angebotenen Teile richtig klasse !

Grüße
Rainer

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Diet
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von Diet » Dienstag 17. Januar 2017, 15:12

kiroy hat geschrieben:Hallo Ihr!

Ich finde, ein "normaler" Amp (egal welche Marke, ggf. mit Pedalen) ist eigentlich immer besser.


VG
kiroy
Moin,

mit diesem Satz komme ich überhaupt nicht klar.
Ich verstehe diese Unterteilung gar nicht.

Für mich ist ein Modeler nix anderes als ein normaler Amp.
Wohlgemerkt meine ich einen kompletter Modeller mit Endstufe als Topteil oder als Combo mit Speaker, wie z.B. einen Fender Mustang u.s.w.
Floor oder Schreibtischvorstufen können einen kompletten Amp nicht ersetzen. Das gilt genau so für eine Röhrenvorstufe, hat also nix mit Modeller versus
Transen oder Röhren zu tun.

Es ist nur eine andere Technik, eben digital, die mehr Möglichkeiten bietet.
Für mich ganz subjektiv ist da nur als Beispiel die wunderbare Möglichkeit, auf ein Stressbrett mit Stromversorgung und einzelnen Effektkomponenten verzichten zu können
total genial.

Selbst wer nur zwei oder drei Sounds benutzt bräuchte eigentlich nix gegen Modeler zu haben, weil er eben diese Sounds mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit im
Modeler findet. Heutzutage in sehr guter Qualität, gut genug für alles. Das mit dem "immer besser" sehe und höre ich überhaupt nicht.
Und die anderen zusätzlichen Möglichkeiten bezahlt man bei einem Modeler nicht mal extra, denn die Dinger sind im Schnitt nicht teuerer als Mittelklasse
Rohrenamps oder Transen. Eher sogar günstiger. Und wie können zusätzliche Möglichkeiten denn stören? :kopf_kratz01: Ist mir echt ein Rätsel.

Den Totalen High End Spitzenklassensound findet man eher woanders, der Meinung bin ich auch.
Aber dafür zahlt man dann auch mehr und ist eingeschränkter, weil man den meist in puristischen Edellösungen findet.
Wobei das auch alles sehr oder vielleicht sogar nur subjektiv ist.

Mit anderen Worten:
Ich verstehe das Problem bzw. diesen Gedanken dort im Threadtitel überhaupt nicht.
Für mich gibt es den Gedanken gar nicht.

Dass ich auch das mit der Überforderung durch viele Möglichkeiten nicht verstehe, hab ich in einem anderen Thread schon mal angemerkt.

Ich will hier wirklich nicht missionieren, auf gar keinen Fall. Ich hab einen Modeller und zwei Röhrenamps und finde alle drei total geil
in dem, was sie können. Ich möchte alle drei nicht missen.
Ich denke bei dem Thema bloß immer: Wer keine Probleme hat, der macht sich welche ;)

Gruß Diet
P.S.: Oder meintest Du mit dem "normaler Amp immer besser" den Unterschied kompletter Amp versus Vorstufe mit nachgeschalteter erforderlicher Peripherie?

Un mir fällt noch ein: In Sachen Homerecording ist ein guter Modeller für mich extrem von Vorteil. Für diesen Anwendungsbereich sind die Dinger ein Segen.
Wobei es mir da überhaupt nicht um authenthische Sounds geht, das ist mir wurscht. Es geht mir darum, gutes ohne große Probleme auf die Festplatte zu kriegen.
Zuletzt geändert von Diet am Dienstag 17. Januar 2017, 15:34, insgesamt 4-mal geändert.

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Ingolf
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von Ingolf » Dienstag 17. Januar 2017, 15:21

Vieles wurde ja schon gesagt.
Ich möchte noch anfügen, daß man mittlerweile doch immer mehr 'echte Profis' mit dem Kemper auf den Bühnen dieser Welt sieht. Diese profilen einfach Ihren im Studio hart und teuer erarbeiteten und mit multipler Mikrofonierung hergestellten Sound, um ihn konsistent und von äußeren Widrigkeiten (z.B. schlechter ad-hoc- Mikrofonierung beim Festivalgig usw.) unsbhängig immer parat zu haben.
Dass ein solches Rig dazu noch extrem transportabel ist, ist ein zusätzlicher Bonus, denn auch Profibands reisen gerne mit so wenig Roadies wie möglich.

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Big Al
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von Big Al » Dienstag 17. Januar 2017, 15:35

Das mit den "zu vielen Möglichkeiten" habe ich auch noch nie kapiert. Aber das ist wohl eher etwas persönliches - dasselbe trifft wohl auch Facebook, Smartphones etc. zu.

Ich muss sagen, dass ich z.b. in Verbindung mit der Riviera nach einem sehr altmodischen Fendersound gesucht habe. Der Mustang bietet da mit dem Champ57 und dem echten Fender Röhrenhall (also dem Modell davon) eine Möglichkeit, die ich mit keinem anderen Amp so einfach nachbauen konnte. Das klingt schon richtig dick nach den Chris Isaak-Gitarren, die für mich da eine Referenz darstellen. Da bin ich froh über die Flexibilität. Diese Sound nutze ich zu 50% durchs ganze Set, dazu kommt dann noch der Bassman + TS davor für die Bluessachen, das deckt weitere 30% ab. Dann habe ich bei "After Dark" einen "Spezialsound" mit Tremolo und die ersten zwei Sounds nochmal an die Tele mit mehr Bass und weniger Treble angepasst. Ohne Modeller würde das bedeuten, dass ich zwischen den Songs oder beim Gitarrenwechsel an Knöppen drehen müsste, so ist alles vorbereitet und ich muss an nichts denken, darf einfach spielen und performen. Ich singe auch noch, es ist ein Trio - da muss also jede Bewegung gut überlegt sein, alles was unnötig ablenkt muss abgestellt werden - in diesem Setup für mich eigentlich perfekt.

Kemper oder Axe FX will ich nicht, obwohl sich da vielleicht noch ein bisschen mehr Sound holen lässt, weil es dann nicht mehr kompakt ist. Wir haben so schon genug zu schleppen...

P.S. Lustigerweise hatte ich auch mal so einen Rappel und dachte es muss wieder ein Röhrenamp sein, hab den Mustang dann verkauft um ihn zwei Jahre später wieder zurückzukaufen. Soviel dazu...
Denk da lieber nochmal drüber nach (Stoppok)

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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von telly45 » Dienstag 17. Januar 2017, 16:57

Ich glaube, dass das wirklich eher etwas mit persönlichen Vorlieben als mit tatsächlicher Soundqualität zu tun hat. Modeler können heutzutage super klingen, dem Zuhörer fällt da sicher kein Unterschied auf. Es ist also eher so, was ist für mich persönlich wichtig, welchen Sound möchte ich für mich auf der Bühne, komme ich mit den vielen Möglichkeiten der Modeler zurecht. Auch ich bin jemand, der nach diversen Modelern wieder zu einem möglichst einfach zu bedienenden Röhrenamp zurück ist. Mir hilft das beim Spielen, wenn es andersrum wäre, würde ich den Modeler nutzen.

Wenn ich betrachte, was ich aus der kleinen billigen Blackstar Fly 3 Kiste für Sounds rausbekomme, gibt es zumindest soundtechnisch keinen wirklich 100%igen Grund für einen Röhrenamp.
Gruß Rainer

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Roger X
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von Roger X » Dienstag 17. Januar 2017, 17:52

Hi,
was mich immer wundert, wenn hier von Top40/Coverbands gesprochen wird,
gibt es überhaupt noch Coverbands, die tatsächlich live spielen?
Was ich hier in der Gegend so erlebe: die Musik läuft vom Laptop, die Musiker markieren auf der Bühne und wenn der Gesang weiterläuft
während der Sänger ein Schluck Bier nimmt amüsiert sich das Publikum, stört sich aber nicht weiter daran.
Da steht dann auch weder ein Modeller noch ein Röhrenamp hinter dem Gitarristen.
Gehört nicht wirklich zum Thema, aber die Frage mußte ich mal stellen. :evil:

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M. L. Schwan
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von M. L. Schwan » Dienstag 17. Januar 2017, 17:56

Hi,
ich brauch keinen Modeller. Ich möchte mir in meiner Freizeit auch keine Gedanken über Features, Firm- und Sofwareaktualisierungen sowie Abkündigungen und ähnlichen Sch...dreck machen müssen.
Viele Grüße
- Der Schwan -

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Beppo
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von Beppo » Dienstag 17. Januar 2017, 18:05

Ich denke auch, dass man abseits von Top40 Bands und bei überschaubaren Bedarf an verschiedenen Sounds mit einem guten Modeller gut bedient ist.
Aus drei Gründen spiele ich derzeit über einen Modeller (Kemper).

Erstens: konsistente Sounds unabhängig von der Lautstärke.
Zweitens: träumen wir in der analogen Röhrenwelt nicht schon lange von dem einem Amp der echte Fender-Cleans und echte Marschall-Zerrsounds kann? Eben! (jeder tausche die Signature Sounds nach Gusto aus).
Drittens: wir haben uns in der Band am Anfang bereits aus diversen Gründen gegen eine Backline-Monitor-FOH-Lösung entschieden und spielen mit drei Bose L1-Anlagen. Da wäre ein Combo bzw. ein Halfstack ein gewisser Systembruch. Ich weiß natürlich, dass die ganz harten Oldschool-Gearheads sich bei der Kombi Kemper-Bose dreimal bekreuzigen, muhaha


Aber ich mag Röhrenverstärker noch immer, irgendwie!
Wenn´s net brummt is kaputt!

partscaster
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Re: Modeller, wer braucht die?

Beitrag von partscaster » Dienstag 17. Januar 2017, 19:39

Ingolf hat geschrieben: Ich möchte noch anfügen, daß man mittlerweile doch immer mehr 'echte Profis' mit dem Kemper auf den Bühnen dieser Welt sieht. Diese profilen einfach Ihren im Studio hart und teuer erarbeiteten und mit multipler Mikrofonierung hergestellten Sound, um ihn konsistent und von äußeren Widrigkeiten (z.B. schlechter ad-hoc- Mikrofonierung beim Festivalgig usw.) unsbhängig immer parat zu haben.
Die nehmen mit dem Kemper eben ihren Sound mit. Das ist der größte Unterschied.

Übrigens finde ich, dass z.B. die Fender Mustang Amps über ein Mikro abgenommen viel besser ("echter") rüberkommen, als über den Line Out. Und auch den IMHO etwas plärrigen Speakern hilf es. Wenn man nur zwei Sounds benötigt und entweder einen Monitor oder eine nicht zu laut spielende Band hat, kann man dann sogar den 1er mit auf die Bühne nehmen. Hab ich mal ausprobiert.

Grüße
Michael

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