Zerrer abstauben und mehr

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Paulasyl
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Zerrer abstauben und mehr

Beitrag von Paulasyl » Sonntag 3. April 2022, 18:25

Es war dringend fällig, nach dem Winter die Effekte abzustauben. Holzheizer wissen, was ich meine...

Dabei dachte ich, wenn ich schon alles ausräume, kann ich es auch gleich nochmal probieren. Eins vorweg: Ein unervstellter Blick eröffnet neue Möglichkeiten. Wenn man nicht immer versucht, "seinen" Sound aus dem Pedal zu holen, sondern einfach "einen guten" Sound, geht manchmal mehr.
Angefangen habe ich bei jeder Tretkiste damit, einen cleanen Amp zu verzerren, danach einen angezerrten zu quälen. Naturgemäß klappt letzteres bei TS artigen IMHO immer etwas besser. Es sind auch nicht alle Pedale vertreten, die Lieblinge brauche ich nicht neu entdecken und außerdem ist natürlich etwa die Hälfte auf den diversen Boards verbaut und nimmt daher auch nicht teil.

Tone CIty Golden Plexi- Der Zerstörer: Klasse vor einem cleanen Amp, nicht so prall vor einem bereits crunchenden, weil er einfach nur auf die 12 kann. Marshall High Gain satt, aber nichts darunter. Muss bleiben.

Joyo Vintage Overdrive - kannst Du vor dem cleanen Amp vergessen, wenig Gain möglich, sehr starke Diskrepanz zwischen dem Inputsignal und dem addierten Zerr. Extremer Mittennöck, wenig Bass. Vor dem zerrenden Amp macht er das, was er soll: Die Gitarre singt bei wenig Gain, es boostet nur wenig. Bleibt, Verkauf lohnt nicht.

Excalibur Tone Screamer - Irgendwann gegen irgendwas eingetauscht: Aber auch vor dem cleanen Amp zu gebrauchen, erinnert stark an das Original. Trennung zwischen Input und Zerre nicht so ausgeprägt, sondern gefälliger als beim Joyo. Charakter deutlich cremiger, Bassverlust okay, Mittenanhebung dezent. Vor dem Zerramp: Ordentliche Boostfunktion per Volume, runder, cremiger, singender Leadsound, trotzdem gut auf Dynamik reagierend. In dieser Einstellung vielleicht für Rhythm a la Malmsteen eine Spur zu matschig. Bleibt auf jeden Fall, ein selten gewordenes Juwel.

Danelectro Cool Cat Transparent Overdrive V2 - Ein schreckliches Pedal. Vielleicht wäre es besser, wenn man nicht die 40 Mio Settings an dem Mäuseklavier unter dem Boden vornehmen könnte, aber es klingt einfach in alle Einstellungen in meinem Setup kacke. Punkt. Kann weg, will aber niemand kaufen.

Danelectro FAB Overdrive - Ein Zerrpedal, direkt wieder vergessen. Vor dem cleanen Amp Müll, vor einem crunchenden etwas besserer Müll. Wird verschenkt gegen Porto.

Behringer TO 100 - Überraschung, ein echter TS, vor dem clean Amp alles wie man es vom TS kennt, vor dem Cruncher wirkt es sogar etwas "aufgeräumter" als die meisten TS Clones, weniger Mulm, klasse für Malsteens "I'll see the light tonight" oder alte Maidendinger. Keeper fjeden!

Fame U.C.D. - auch erst kürzlich erworben, war gar nicht meins. Mulmt und basst und klaut Höhen. Doch halt: s.o., einfach mal rumprobieren. Tone Poti auf deutlich über MItte, das Ding hat ordentlich Boostpotential und ab geht's. Zerrstruktur nicht wie ein TS sondern eher ein MiaB, mit ein bissi Fummeln geht das gut vor dem cleanen Amp und macht sogar richtig Freude, wenn man die Flossen vom Tonkiller Knob lässt. Vor dem Zerramp ist es schon fast zu viel, da gilt: sehr wenig Gain, viel Volume, viel Tone. Eher für Lead als Malmsteen Songs.

ZCAT Cat Drive - vor Jahren aus dem Baltikum erstanden, als das noch ein günstiger Geheimtip war. Klasse Gerät, eigenständiger Charakter, nicht TS, nicht MiaB und biegt kaum am Grundsound rum. Ich habe mit dem Ding schon aufgenommen und kann daher sagen: Ein Röhrenamp ganz knapp an der Zerrgrenze und das Ding obendrauf ergibt einen Bombenrocksound. Keeper, allein schon, weil er wirklich rare Handarbeit ist.

Harley Benton Micro Stomp AC-Tone - ist eigentlich darauf ausgelegt, ein Amp Simulator zu sein, sprich direkt in's Pult oder die PA. Wird hier aber nicht getestet. Kommt direkt ein annehmbarer Sound raus, der sehr stark über Tone und Voice variiert werden kann. Einfache Handhabung guter Grundsound, was daran VOX artig ist, erschließt sich mir aber nicht. Ist nicht schlecht, kann aber weg.

Harley Benton Micro Stomp Golden Face - Holla die Waldfee, das Ding hatte ich zuletzt vor einigen Jahren mit im Urlaub vor einer Marshall Bluetooth Boombox. Aber vor dem Amp ist das Ding 'ne Bank, die OCD, XVive und Konsorten zeigt, was 'ne Harke ist. Ich war wirklich überrascht, wie gut, aber auch flexibel das Ding daherkommt. Ich habe es tatsächlich fast nur vor dem cleanen Amp gespielt, aber es ist unfassbar, was das Schächtelchen abliefert, man kann damit Eier schneiden, wenn man will, aber es geht auch das Gegenteil a la Malcolm, dazwischen liegt alles, was Marshall heißt.
Geil!

tc electronics MojoMojo - Ja es ist ein gutes Pedal, ja, es hat einen eigenen Charakter, ja, man kann es flexibel einsetzen und es hat einen guten EQ. Ja, Paul Gilbert hat es benutzt und es ist auch günstig. Aber es ist nicht meins. Zu wollig, zu künstlich, ach ich weiß auch nicht. Man kann mal ein Solo damit reinnageln, aber das Ding wird niemals mein Sound, schon gar nicht für Rhythm. Bleibt, weil ein Klassiker!

Xvive Golden Brownie - nach dem Kauf spontan: Eines der besten MiaBs, weil extrem realistisch. Wenn ich es nicht wüsste und mir sagt jemand: "So klingt mein Marshall". Ich würd's glauben! Teilt sich Platz 1. mit dem Thomann Ömmes. Warum die geilen Pedale zu Hause sind? "Dös is eh äinfach: Wos soll i mit am Marshall voar annem Marshall? Eh!"

Xvive Dynarock - hatte ich nach wenigen Sekunden seinerzeit abgehakt, aber heute.... Ist halt für die harte Fraktion, Böse und Mid scooped Distortion, nix Drive. Der Mid Boost bringt das Ding wieder etwas mehr auf die Rockschiene, ist aber etwas too much. Vor einem cleanem Amp macht das richtig Metalspaß, Gain voll auf, den breit aufgestellten Tonregler nach Gusto und Balls to the Ball. Vor 'nem Zerramp ist das Ding in nahezu jeder Einstellung drüber. Lediglich bei Gain fast auf 0 kann man Death Metal vertreten, aber schöne Obertöne, die man ja in dem Genre mal so gar nicht will.

So, nu wisst Ihr, was am Sonntag Nachmittag so mache, weil es für den Garten einfach zu kalt ist. :banana02:
Zuletzt geändert von Paulasyl am Sonntag 3. April 2022, 19:26, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: Zerrer abstauben und mehr

Beitrag von Magman » Sonntag 3. April 2022, 19:13

Effektvolles Abwedeln :banana01:

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Ja, das sogenannte „Stacken“ von Pedalen macht Spaß, ist sehr interessant und führt auch oft zu traumhaften Sounds. Weil aber ein jeder andere Soundvorstellungen hat und auch ein jeder Amp anders reagiert gibt es wohl auch kein festes Rezept.

Als Blueser zB liebt man leicht angezerrte Ampsounds, die man dann gerne noch etwas boostet, um ausreichend Sustain zu haben für Singlenotes. Ein mit einem zB Ultimate OD leicht angezerrter Fender Deluxe Reverb, nochmals angeblasen mit Tubescreamer ist ein regelrechtes Träumchen (für mich), vor allem mit Strat, Tele oder P90 Gitarre. Gefiel mir selbst zB immer viel besser als gleich volle Kelle mit einem einzigen Pedal eingestellt. Die Kompression ist auch eine ganz andere und davon lebt ja u.a. auch das Spiel.

PS: Der Excalibur TS und der Danelectro Transparent OD V1 zB sind ne Bank, gerade vor kleineren Fender Combos. Spielen Freunde von mir noch heute mit sehr viel Spaß. Die spielen aber auch alle Strat und Tele 8-)
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Re: Zerrer abstauben und mehr

Beitrag von Magman » Sonntag 3. April 2022, 19:21

Thomas Dill hatte mal nen schönen Vergleich zusammengestellt hier

Hier war mir grade mal wieder klargeworden, wie geil doch der Okko Diablo ist/war für mich. Ich hatte eigentlich immer einen solange ich Blues spielte. Den dann noch leicht angeboostet hmmmmmm :sabber:
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Re: Zerrer abstauben und mehr

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 3. April 2022, 20:34

:lol: Herrlich zu lesen, danke! :thumbsup03:
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Re: Zerrer abstauben und mehr

Beitrag von telly45 » Sonntag 3. April 2022, 22:12

Vielen Dank fürs Zerren :thumbsup02: . Aber im Endeffekt behältst du ja doch den ganzen Krempel ;) .
Gruß Rainer

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