Welche Zerrer vor cleanem Amp, welche vor angezerrtem Amp?

[75Deluxe]

Guten Abend Schwarm-Intelligenz!
Kürzlich hatte ich was gelesen, was für mich neu war, aber recht interessant.
Es ging darum, dass manche Zerrer obwohl sie so gehyped wurden, daheim oft eine Enttäuschung sind, weil sie vor dem eigenen Amp nicht gut genug klingen.
Als Beispiel wurden da z.B. der Tube Screamer genannt. Mit dem haben zwar viele unserer Helden von damals ihre klassischen, geilen Rocksounds erzeugt. Bei genauerer Betrachtung waren deren Amps aber damals i.d.R. schon leicht am crunchen.
Wenn man nun so einen Zerrer vor einen total cleanen Amp hängt, dann sind Sound und Spielgefühl ganz anders und der Frust ist vorprogrammiert.
Das war mir gar nicht so explizit bewusst, aber macht für mich total Sinn!
Und betrifft mich wohl auch, da ich eher der Typ Tube Screamer /Boss OD-1 Spieler bin und meine Zerrer vor cleanem Amp spiele.
Dann soll es aber welche geben, die eher vor einem Clean-Amp ihre Stärken ausspielen, da wurden Namen genannt, die mir allerdings gar nichts sagen…

Ich fände es interessant, hier eine Erfahrungs-basierte Einteilung in die beiden Gruppen entstehen zu lassen!
Wie sind eure Erfahrungen?

[tommy]

Vor cleanen Amps funktionieren m.E. am besten Pedale, die als Vorstufen konzipiert sind. Mein Highlight...der Baldringer Dual Drive. Den H&K Tube Factor fand ich auch klasse.
Es kommt aber auch auf den Amp an. Reine Einkanaler wie Bluesbreaker oder 5e3 fressen fast alles ganz prima.

[Magman]

Nunja, des Bluesgitarristen Liebling ist und bleibt ein Tubescreamer vor einem cleanen Fenderamp! Millionenfach bewährt und gespielt. Aber auch ein in Sättigung laufender Marshall kommt mit dem Tubescreamer erst so richtig in Fahrt. Dann geht’s halt in die Classic Rock Richtung. Ich hatte beste Erfahrung gemacht mit einem Okko Diablo, oder OCD vor dem cleanen Amp. Und diesen Sound hab ich dann noch mit einem TS dazu „gewürzt“. Damit ging dann so ziemlich alles was ich spielen wollte.

Aber zu deiner eigentlichen Frage. Ja, es ist sogar sehr von der Lautstärke abhängig! Was zuhause leise funktioniert muß noch lange nicht im Proberaum funktionieren und umgekehrt. Da kommt durch die Lautstärke halt auch noch Kompression mit in den Sound und diese ist wiederum wichtig, das wir uns wohlfühlen und die Töne entsprechend formen können. Leise Zuhause ist dann ein Kompressor plus TS ne sehr gute Wahl.

Das war’s im Groben von meiner Seite dazu

[Paulasyl]

Es gibt IMHO nur sehr wenige Zerrer, die vor einem dead clean Amp ein richtig gute Figur machen. Nux Horsemen und Steel Singer gehören dazu und auch der OCD kann das recht passabel. Bei allen TS-artigen stört mich vor cleanen Amps immer diese akustische Trennung zwischen Clean und Zerr.

Aber selbst Zerrer, die konzipiert sind, allein für die Zerre verantwortlich zu sein, wie der Bogner La Grange klingen erst richtig gut, wenn es in den Breakup geht. In dieser Kombi wird es dann auch zum Teil besser als Marshall allein oder Pedal allein.

[Batz Benzer]

Tube Screamer als Stand-Alone-Zerrer nur für Single Coils vorm cleanen Amp; mit Humbuckern droht das von Dirk skizzierte akustische Auseinanderfallen von Clean- und Zerrton.

Das ist vor einem bereits zerrenden Amp anders; hier geht es auch mit Humbuckern und eignet sich hervorragend, um z.B. einen Marshall anzublasen.

Ich selbst benutze als Overdrive und Booster Marshall Bluesbreaker-Derivate wie den entsprechenden Kanal des SoT (King of Tone-Forums-Klon) oder den Moer Blues Crab.

Meine Distortions sind der entsprechende SoT-Kanal, der Ibanez Distortion Charger (klingt nach Amp, nicht nach Treter) und der "Extreme Distortion" im Zoom MS-50G; außerdem liegen hier noch 'ne Barber Dirty Bomb sowie ein Marshall ShredMaster (letzterer macht mit der Strat einen 1a-JCM800-In-A-Box).

Zwei Ratten fliegen hier auch noch rum, kommen aber selten zum Einsatz. Fuzz erspare ich mir wie Euch.

Lieben Gruß,

Batz.

[Mintage]

Moin,

seitdem ich den Baldringer Dualdrive ( für Rock- Sounds ) und den Okko Diablo ( für
Blues - Sounds ) auf dem Board habe, habe ich klanglich nichts mehr vermißt !
Diese werden vor Fender-Amps oder einem JTM45 betrieben.

Vor dem Amp1 - Set befindet sich neben eines weiteren Diablo auch ein OCD, der den
"sanfteren" Kanal des Dualdrive abbilden soll - dieses aber nur bedingt hinbekommt

[Magman]

Es ging darum, dass manche Zerrer obwohl sie so gehyped wurden, daheim oft eine Enttäuschung sind, weil sie vor dem eigenen Amp nicht gut genug klingen.

Das hatte ich total überlesen Jochen. Und ja, es stimmt, Zerrer XY funktioniert nicht überall bei einem jeden. Vor allem spielen wir ja auch alle andere Styles und mögen von daher auch andere Zerrsounds. Ich hatte den von Kollegen Batz so geliebten SOT sogar gleich 2x kurz hintereinander (weil ich dachte es wäre Streuung, da DIY) und kam damit überhaupt nicht klar mit meinem Setup. Es ging mir übrigens mit einem Original KOT genauso. Kumpel wartete viele Monate darauf und hat ihn dann letztendlich mit ordentlich Gewinn wieder verkauft. Vorteil Original

Um so interessanter war aber dann ein großer OD Vergleich vor vielen Amps, zusammen mit ein paar Kumpels. Da war dann der Baldringer Dual Drive eigentlich der Liebling fast aller. Der funzte, wenn man denn mal die ideale Einstellung gefunden hatte vor allen Amps, egal ob leise, laut, clean, oder angezerrt. Direkt dahinter und zumindest mMn gleichauf kam der Okko Diablo GH. Mit dem kannte/kenne ich mich aus und kann ihn in alle Richtungen formen. Dennoch gibt es aber auch Leute, die damit nicht klarkommen. U.a. auch weil man viel falsch einstellen kann.

Was ich letztendlich sagen möchte, zwischen Player, Fingern, Gitarre, Pickup, Saiten, Kabel, Amp, Box/Speaker und den örtlichen Gegebenheiten ecpp liegen soooo viele Welten - am besten holt man sich ein paar Zerrer und testet selbst. Dann am besten Zuhause und in der Band, sofern man eine hat.

[Chrissi]

Was m.E. vielen cleanen Amps guttut, ist ein low-gain OD (Bluesbreaker-Style z.B.) vorzuschalten und diesen dann mit einem TS anzublasen. Viele Doppelzerrer machen genau dies. Ich nutze dafür den Toxic Twins von Kasleder, der kann das prima. Die BB-Seite haucht einem cleaner Fender-Amp ganz viel Leben ein, gerade in (gehobener) Zimmerlautstärke

[Paulasyl]

Oh ja, Gain Stacking ist ein steter Quell der Freude, ein Fass ohne Boden, unerforschte Weiten. Kann Spaß machen, kann aber auch nerven.

[Hideaway]

Ich finde es echt klasse, dass unser Haufen hier nicht nur aus ausgebufften alten Recken besteht sondern auch aus Leidenschaftlichen, die sich in manchen Bereichen noch ganz am Anfang einer langen und spannenden "Reise" befinden!
Ja 75Deluxe, jeder Zerrer funktioniert vor jedem Amp in jeder Einstellung in jeder Lautstärke mit jeder Gitarre anders...... Enjoy the ride!