Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

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FretNoize
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Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

Beitrag von FretNoize » Donnerstag 8. Oktober 2015, 00:03

Oh mannomannomann, was ein Oberhammer!

Immer wieder bin ich seit ungefähr einem Jahr um den RRR herumgeschlichen, hab mir das Video von Pete Thorn angeschaut, und hin- und herüberlegt. Es ist mit 799€ nicht grade geschenkt. Und ich hab ja schon einen alten Weber Mini Mass, mal für ein paar Euro bei ebay geschossen, und eine Palmer PDI03 und eine Grossmann Isobox. Und bei Pete klingt ja alles gut.

Was ist das für ein Ding?
  • Es enthält eine Powersoak
    Es enthält eine DI-Lösung ähnlich wie Palmer PDI03
    Es kann auch ohne Speaker verwendet werden
    Es enthält einen EQ, mit dem verschiedene Speaker emuliert werden
    Dieser EQ ist abschaltbar, so daß man im Rechner eine beliebiger Impulse Response verwenden kann
Der primäre Einsatzzweck ist das Recording, aber ich kann mir das Ding durchaus live vorstellen: Amp wird auf (lauten) Sweetspot eingestellt, dann der angeschlossene Lautsprecher mit der Powersoak so runtergeregelt, daß man Ohrenfreundliche Lautstärke hat, und der (balanced oder unbalanced) Lineout geht zum FOH.

Einen Lautsprecher mit EQ nachstellen, geht das denn?
Jepp! Der verwendete EQ hat geniale Frequenzen (er ist nicht gleichmäßig übers Frequenzband verteilt, 75Hz, 125, 175, 250,375,500,750,1.2K, 1.6k, 2.5k, 4K) und regelt plusminus 18dB. Ich schätze, man wird nicht jede Konstellation nachbilden können, aber man kann verdammt gut authentische Sounds aus dem Ding herausbringen. Im "Manual" (sieht eher wie ein ausgedrucktes PDF aus...) gibt es einige Beispiele, z.B. ein G12T-75 mit SM57, klasse bedeckter Sound, oder ein Greenback, oder G12K. Was mir daran saugut gefällt: Es ist recht leicht, Sounds mit Charakter aus dem Ding rauszuholen. Im Grunde ist es ja egal, ob das jetzt ein Greenback oder ein EVM 12L ist, man will halt entweder was ohne starke Höhen, oder einen brillianten Klang, oder was basslastiges für die tiefen Töne. Bei den beiligenden Grafiken fällt auf, daß oft 250, 375 und 750 Hz heruntergezogen sind. Man lernt also auch gleich für's Mischen, welche Frequenzen denn nun für die Gitarre wichtig sind.

In den ersten paar Minuten wußte ich noch nicht, wie ich den nun den EQ einstellen soll, um was brauchbares rauszuholen, denn alles ist möglich und nicht alles klingt gut. Aber dann nimmt man einfach eines der beigelegten Beispiele, und spielt ein bisschen herum - super einfach.

Ich hab das Ding vor meine Grossmann Isobox gehängt und mische nach der Aufnahme das echte Mikrofon mit dem virtuellen. Nicht, weil die Sounds aus dem RRR das brauchen würden, aber so kann ich den mittigen Klang des Mikros mit dem etwas gescoopten Klang (meine Einstellung - das ist nicht per se so) kombinieren.

Und so ganz nebenbei habe ich Idiot entdeckt, das der Shiva Cleankanal, wenn weit aufgerissen (Gain, Bass und Treble auf 10), tolle plexiähnliche Klänge produziert ohne sich am Bass zu verschlucken. Das hab ich immer gesucht, aber die hohen Lautstärken haben mir alles über 12 Uhr Gain vermiest.

Sehr praktisch auch der Lineout-Lautstärkeregler, so kann ich schnell die ungefähr gleiche Lautstärke wie beim Mikro einstellen. Und sehr praktisch auch die recht hohen Füße, dadurch kann man das Ding auf den Amp stellen, ohne daß es durch die Amp-Trageschlaufe rumwackelt.

Wenn ich jetzt partout einen Verbesserungswunsch erfinden müßte, dann hätte ich gerne einen weiteren LineOut, der immer vor dem EQ sitzt. So könnte man gleichzeitig das "Nur Amp" Signal zur evtl. Nachbearbeitung mit Impulse Responses und das EQ'te Signal aufnehmen. Aber das ist jammern auf hohem Niveau.

Die Powersoak schluckt saftige 120 W. Falls beim heruntergeregelten Speaker der Fletcher-Munson-Effekt zuschlägt, kann man zusätzlich Höhen und Bässe verstärken. Dafür gibt es zwei Schalter "Edge" und "Warm", die nur auf den angeschlossenen Lautsprecher wirken - der EQ wirkt nur auf den Lineout.

Ist der Amp zu britzelig? Kein Problem, 2.5 oder 4k etwas runter, passt. Keine wummernden Bässe? 75 Hz-Regler rauf. Gescoopte Sounds? Kein Problem. Mittenstarke Solosounds? Bitte schön.

Vorläufiges Fazit: Ich bin absolut hin und weg. Das Ding ist ein Traum, wenn man ohrenfreundlich und gleichzeitig ultraflexibel aufnehmen will. Auch die Diskussion mit dem "schluckt er Höhen?" ist weg. Man kann mit dem EQ Eierschneidersounds einstellen, wenn einem danach ist. Oder mit dem Edge-Schalter Höhen an den angeschlossenen Speaker zugeben.

Vergleich zur Palmer PDI03: Die PDI03 hat EINEN Charakter, den man ein wenig abändern kann. Ausserdem muß man einen Lautsprecher anschliessen, und es ist keine Powersoak drin. Aber die RRR kann unendlich viele Sounds.

Hammer!

PS: Hier das o.a. Video von Pete Thorn:
[youtube]http://youtu.be/MoxFW2TK0Gc[/youtube]
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MiBe
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Re: Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

Beitrag von MiBe » Donnerstag 8. Oktober 2015, 09:17

Ich habe den RockCrusher ohne "Recording".

Bestes Power Soak für mich bisher (Die Toneking Teile habe ich noch nicht testen können, sind mir aber wohl auch zu teuer).

Am JTM ein Traum.
Der Klang verändert sich zwar zwischen "Bypass" und "Reduction", aber zum Glück nur einmalig. Sprich es ändert sich nichts mehr, wenn man die Reduktion erhöht.
Den Soundverlust kann ich locker an der Klangregelung + Presence am Amp einstellen.

Ich mag das Teil. :thumbsup02:
One Life. Live it.

Gruß, Michael

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Re: Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

Beitrag von telly45 » Montag 19. Oktober 2015, 14:00

Ich werde demnächst feststelle, ob ich den Rockcrusher (ohne Recording) auch liebe! Er ist auf dem Weg zu mir, um meinem Mesa die wohlklingendsten Klänge in gebührlicher Lautstärke zu entlocken :roll: . Der Mesa kann zwar in der Leistung reduziert werden (von 40 auf 30 und 15 Watt) und klingt auch reduziert sehr gut, aber am geilsten (auch abgesehen von Fletcher Munson) halt doch gut aufgerissen. Jetzt schauen wir mal, ob der Rockcrusher diesen Sound dann auch wieder in bandtauglicher Lautstärke verfügbar macht. Ich werde berichten :prost:
Gruß Rainer

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Re: Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

Beitrag von telly45 » Samstag 24. Oktober 2015, 08:26

telly45 hat geschrieben:....Jetzt schauen wir mal, ob der Rockcrusher diesen Sound dann auch wieder in bandtauglicher Lautstärke verfügbar macht. Ich werde berichten :prost:
So, kurzes Fazit:
Klanglich ist der Rockcrusher hervorragend, dazu wurde oben schon alles geschrieben. Allerdings in den von mir bevorzugten Settings des Mesa TA30 ist bereits die erste Reduzierungsstufe mit 3 db zuviel :( !! Ich bevorzuge es, gerade den Topboost Kanal des Amps so einzustellen, dass ein leichtes Crunchen entsteht. Und das gerne in der 30 Watt Stellung, da klingts am besten. Wenn ich das mache, ist der Amp im Proberaum zu laut, aber mit Rockcrusher zu leise :shock: .

Also Rockcrusher wieder eingepackt. Dank der Mastervolume Option des Mesa im Topboost Kanal bekomme ich jetzt die Thematik auch sehr gut und überzeugend in den Griff. Und gelegentlich gibts ja auch Venues, wo man den Amp dann richtig laufen lassen kann :cool01: .
Gruß Rainer

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Re: Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

Beitrag von Der60er » Samstag 24. Oktober 2015, 09:41

Nuja, den RC würde ich auch nicht an einen MV Amp einsetzen wollen, das stimmt.
Früher war ich unentschlossen, heute bin ich mir da nicht mehr so sicher.

Grüße vom Wolf

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Re: Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

Beitrag von telly45 » Samstag 24. Oktober 2015, 10:33

Der60er hat geschrieben:Nuja, den RC würde ich auch nicht an einen MV Amp einsetzen wollen, das stimmt.
Der Mesa kann im VOX Kanal mit oder ohne MV betrieben werden. Natürlich habe ich ohne MV getestet. So mag ich den Sound auch am liebsten, aber dann wird's für den Proberaum einfach schon zu laut. Und mit RC zu leise oder für meinen Geschmack zu viel Gain, wenn man dann am Amp nachregelt.

Kurz gesagt, es passt einfach nicht, was aber auch nicht schlimm ist. 500 Euro gespart und nahezu identischen Sound mittels MV kreiert.
Gruß Rainer

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Re: Erster Eindruck Rivera Rockcrusher Recording

Beitrag von FretNoize » Montag 11. Januar 2016, 23:20

Nochmal nach nun 3 Monaten:

Der RRR ist sehr gut, um non-MV Amps zu zähmen. Mein Shiva braucht ihn nicht, aber der JTM. Der Egnater Tweaker bräuchte ihn eigentlich auch nicht, aber es ist superpraktisch, um die vier Kanäle mit einem Dreh auf niedrigere Lautstärke zu trimmen, ohne die Abstimmung der Kanäle aufeinander zu verändern (der Tweaker hat vier einzelne Volumeregler, keinen Master).

Der EQ aber klingt eigentlich immer etwas steril. Ich hab ihn ausgeschaltet, das Isocab liefert die (für mich!) besten Ergebnisse. Der Rivera Rockcrusher (also ohne Recording), und dann eine Impulse Response dahinter, das wäre die zweitbeste Lösung. Man kann den EQ mit viel Ohr und Zeit zu einer funktionierenden Lösung bringen, oder für Spezialanwendungen gebrauchen - aber wirklich brauchen tue ich es nicht. In 99% der Fälle ist mein Grossmann die bessere Lösung.

Das Ding bleibt auf jeden Fall bei mir, aber ich hätte auch den Rockcrusher ohne EQ kaufen können. Also hab ich eigentlich die 300€ zuviel ausgegeben. Aber wenn ich abends in meine Man Cave komme, und mein Pedalboard blinkt und leuchtet, und oben sind die LEDs vom EQ an... dann macht mich das irgendwie auch glücklich :)
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