Vox AC4C1-12 Gitarrencombo
Verfasst: Freitag 31. Oktober 2014, 11:55
(Ein weiterer geretteter Test aus der Lounge:)
Freunde des gepflegten Tons,
ich war einfach neugierig nach den YT-Demos des AC4C1-12: Ist das endlich der Trademark-Vox-Ton für zuhause...?
Tja, bedeutet: Entweder musste ich mir den Amp anhören gehen – was leider wegfiel, weil der Store mal wieder zu laaaannnnngsaaaaammm war und das Ding noch nicht hat – oder der Amp musste zu mir zum Anhören; letzteres war dank Thomann innerhalb von zwei Tagen möglich.
Nun steht er also vor mir, der Vox AC4C1-12, ein 4-Watt-Vollröhren-Heini mit 12“-Speaker. Und ist ein wenig größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte; ich dachte, der ist in etwa so wie die 50th Anniversary-Combos von Marshall, aber er kommt eine Nummer raumgreifender. Klar, der 12er will ja auch 'n büschn Platz haben.
Optisch ist der Amp eine Augenweide; die Verarbeitung ist nahezu makellos, nur das Piping hätte man gerne etwas gleichmäßiger anbringen können. Mir gefällt die klassische Vox-Optik besser als die Verstärker derselben Firma im TV-Look, aber das ist natürlich wie immer reine Geschmackssache.
Mechanisch fällt als erstes die Leichtgängigkeit der Potis auf: Das macht keinen teuren Eindruck und enttäuscht ein wenig. Aber da sie machen, was sie sollen, wollen wir mal nicht so kleinlich sein und dem Affen endlich Zucker geben:
Befeuert mit allen Reglern (Gain, Bass, Treble, Master) auf 12h... sollte man nicht anfangen, denn 4 Watt sind nun einmal verdammt laut inne Bude. Also Master runter und gelauscht – hossa, das sind aber mal viele Höhen! - Klar, Vox eben, aber selbst für diese Marke ist es heftig, was der Treble-Regler leistet: Jenseits der 13h ist der Regler tödlich, dünnt einfach alles gnadenlos aus, auf Linksanschlag ist das Klangbild immer noch nicht dumpf, sondern sehr ausgeglichen. Spontan dachte ich, dass man seitens Vox den Regelweg eventüll hätte anders gestalten und nach unten im Frequenzspektrum legen sollen, aber das relativiert sich nach einer kurzen Einspielzeit, in der der Amp grätzige Zerrfarben nach und nach zugunsten einer fischen Fülle verlor. Klar, der Speaker ist fabrikneu und muss erst einmal lernen, was für Frequenzen so in Zukunft auf ihn zukommen. Jedenfalls habe ich seitdem immer ein wenig Höhen nachgelegt, so dass ich aktuell bereits bei ca. 9.30h angekommen bin.
Der Bass-Regler hätte durch einen On/Off-Regler ersetzt werden können: Gegen 12h springen die Bässe an und bleiben konstant bis Rechtsanschlag. Und für die Größe des Amps ist der Bassbereich nicht sehr ausgeprägt; das kann z.B. der Marshall JTM1C souveräner.
Gehört bei ihm aber auch genau so zum Klangbild, und beim Vox mal eher nicht: Das tönt soweit schon sehr vertraut und damit weitestgehend ausgeglichen, wenn man die Marke an sich selbst misst.
Der AC4C1-12 – welch klingender Name! - ist mein dritter Vox: Zuvor hatte ich einen AC15CC1 sowie einen AC30C1. Letzterer war für den Heimgebrauch völlig falsch: Der gute Ton stellt sich jenseits der Zimmerlautstärke ein, daher in vielerlei Hinsicht unbrauchbar daheim. Der AC15 damals klang auch irgendwie nicht richtig – was ebenfalls der Nichtauslastung geschuldet sein mag.
Da ist der AC4 schon eine ganz andere Hausnummer: Der kann als Bedroom-Amp schon mehr, wenngleich eine weitere Leistungsdrosselung wie bei den TV-Modellen hier auch nicht verkehrt wäre, da er sich nämlich auch laut pudelwohl fühlt.
Und was kommt denn da nun zu Ohren? - Ein typischer, chimiger Vox-Cleansound, der einfach nur Spaß macht, weil die klangbildenden Formanten stimmen: Sooo soll Vox...! - Für mich hat die Marke immer einen leichten DI-Touch, aber röhrenwarm aufbereitet, im Angebot, das spezielle „Verphasen“ des Sounds ist auch hier gegeben: Super!
Das geht je nach Gain-Regler dann langsam in Crunch über, der sich sanft wie Nieselregen über den Cleansound legt: Zerrt das schon oder klingelt es bloß? - Die typische Vox-Frage. Hier nimmt das Hintergrundsizzlen ebenfalls mit den Betriebsstunden ab und weicht einem sauberen Klangbild, für das wir den Hersteller seit den 60ern lieben.
Unter Vollauslastung gibt es einen Megacrunch, der in meinen Lauschern zumindest noch etwas zu grätzig kommt. Das gibt sich, wenn man den kleinen aufreißt, und wird sich mit dem Einreiten des Speakers sicher auch bei kleineren Lautstärken einstellen.
Die Stärke des Combos sind aus meiner Sicht aber die Clean- und Crunch-Sounds. Hier macht er Dir den amtlichen Vox bei Zimmerlautstärke, und das ist es, wofür wir diese Marke so gerne haben. Tom Petty, Stoppok, Beatles, der frühe Bryan Adams (Summer of 69): Ja, das kann er, und zwar extrem authentisch!
Nachdem bisher Auge und Ohr zu ihrem Recht gekommen sind, möchte ich mit meinem olfaktorischen Eindruck nicht hintern Berg halten: Der Amp riecht unter Last ein wenig verbrannt, und zwar in Richtung Wunderkerze. Nicht unangenehm, aber bestimmt nicht jedes Gitarristen Ding.
Kommen wir zum Werteinschätzung: Ist es günstig, mittel oder gar unverschämt teuer mit seinen 350€ Street? - Wenn man bedenkt, dass man an einem guten Tag einen AC15C1 für denselben Preis gebraucht ergattern kann und es in der Vox-eigenen TV-Serie ähnliche Amps preiswerter gibt, fällt es schwer, von einem günstigen Kurs zu sprechen. Hält man hingegen die Marshalls der 50th Anniversary-Serie dagegen, scheint der AC4C1-12 schon wieder günstig. Und der AC15 ist für die Bude einfach zu laut, da er Volumen braucht, um seine Stärken auszuspielen; die TV-Amps gefallen mir persönlich optisch nicht. Conclusio: Soll jeder selbst entscheiden, ob es ihm die Sache wert ist oder nicht. Ein Schnapper ist er jedenfalls nicht, dreist überteuert würde ich ihn aber auch nicht schimpfen.
Für mein persönliches Fazit hab ich mal den JTM1C angeworfen, da dieser bislang meinen Referenzamp für Clean und Crunch in gemäßigten Lautstärken darstellt und von "Fremdhörern" stets als hochwertig im Klangeindruck bestätigt wurde: Kann er sich gegen diesen behaupten? - Er kann, und wie: Der Marshall klingt im Gegensatz zum Vox um Dröhn- und Wummerfrequenzen reicher, die der AC4C1-12 nicht kennt; überdies phast er nicht so schön, wie es eben nur ein Vox kann. Er hat also seine eigene Klangfarbe, für die sich m.E. die Anschaffung deutlich gelohnt hat; wenn er nicht aus finanziellen Gründen zurück muss, möchte ich ihn gerne behalten.
Daher: Für den Bandspieler lautet meine Amp-fehlung AC15C1, das ist ein irre guter Fair-stärker zum korrekten Kurs (der Fender Deluxe Reverb kostet als vergleichbarer Amp immerhin das Doppelte!). Für Bedroom-Playboys ist der AC4C1-12 meines Erachtens eine perfekte Wahl, der allerdings in den TV-Amps von Vox einen adäquaten Gegner findet; hier ist es lediglich eine Frage des optischen wie klanglichen Geschmacks.
Danke fürs Lesen,
Batz.
PS: Hier noch einige klangliche Eindrücke, zunächst mit der Strat:
(EDIT: siehe weiter unten; das habe ich mittlerweile neu eingespielt)
Und hier mit der Gretsch:
https://soundcloud.com/count-r-strike/g ... 12/s-cFXeD
Freunde des gepflegten Tons,
ich war einfach neugierig nach den YT-Demos des AC4C1-12: Ist das endlich der Trademark-Vox-Ton für zuhause...?
Tja, bedeutet: Entweder musste ich mir den Amp anhören gehen – was leider wegfiel, weil der Store mal wieder zu laaaannnnngsaaaaammm war und das Ding noch nicht hat – oder der Amp musste zu mir zum Anhören; letzteres war dank Thomann innerhalb von zwei Tagen möglich.
Nun steht er also vor mir, der Vox AC4C1-12, ein 4-Watt-Vollröhren-Heini mit 12“-Speaker. Und ist ein wenig größer, als ich ihn mir vorgestellt hatte; ich dachte, der ist in etwa so wie die 50th Anniversary-Combos von Marshall, aber er kommt eine Nummer raumgreifender. Klar, der 12er will ja auch 'n büschn Platz haben.
Optisch ist der Amp eine Augenweide; die Verarbeitung ist nahezu makellos, nur das Piping hätte man gerne etwas gleichmäßiger anbringen können. Mir gefällt die klassische Vox-Optik besser als die Verstärker derselben Firma im TV-Look, aber das ist natürlich wie immer reine Geschmackssache.
Mechanisch fällt als erstes die Leichtgängigkeit der Potis auf: Das macht keinen teuren Eindruck und enttäuscht ein wenig. Aber da sie machen, was sie sollen, wollen wir mal nicht so kleinlich sein und dem Affen endlich Zucker geben:
Befeuert mit allen Reglern (Gain, Bass, Treble, Master) auf 12h... sollte man nicht anfangen, denn 4 Watt sind nun einmal verdammt laut inne Bude. Also Master runter und gelauscht – hossa, das sind aber mal viele Höhen! - Klar, Vox eben, aber selbst für diese Marke ist es heftig, was der Treble-Regler leistet: Jenseits der 13h ist der Regler tödlich, dünnt einfach alles gnadenlos aus, auf Linksanschlag ist das Klangbild immer noch nicht dumpf, sondern sehr ausgeglichen. Spontan dachte ich, dass man seitens Vox den Regelweg eventüll hätte anders gestalten und nach unten im Frequenzspektrum legen sollen, aber das relativiert sich nach einer kurzen Einspielzeit, in der der Amp grätzige Zerrfarben nach und nach zugunsten einer fischen Fülle verlor. Klar, der Speaker ist fabrikneu und muss erst einmal lernen, was für Frequenzen so in Zukunft auf ihn zukommen. Jedenfalls habe ich seitdem immer ein wenig Höhen nachgelegt, so dass ich aktuell bereits bei ca. 9.30h angekommen bin.
Der Bass-Regler hätte durch einen On/Off-Regler ersetzt werden können: Gegen 12h springen die Bässe an und bleiben konstant bis Rechtsanschlag. Und für die Größe des Amps ist der Bassbereich nicht sehr ausgeprägt; das kann z.B. der Marshall JTM1C souveräner.
Gehört bei ihm aber auch genau so zum Klangbild, und beim Vox mal eher nicht: Das tönt soweit schon sehr vertraut und damit weitestgehend ausgeglichen, wenn man die Marke an sich selbst misst.
Der AC4C1-12 – welch klingender Name! - ist mein dritter Vox: Zuvor hatte ich einen AC15CC1 sowie einen AC30C1. Letzterer war für den Heimgebrauch völlig falsch: Der gute Ton stellt sich jenseits der Zimmerlautstärke ein, daher in vielerlei Hinsicht unbrauchbar daheim. Der AC15 damals klang auch irgendwie nicht richtig – was ebenfalls der Nichtauslastung geschuldet sein mag.
Da ist der AC4 schon eine ganz andere Hausnummer: Der kann als Bedroom-Amp schon mehr, wenngleich eine weitere Leistungsdrosselung wie bei den TV-Modellen hier auch nicht verkehrt wäre, da er sich nämlich auch laut pudelwohl fühlt.
Und was kommt denn da nun zu Ohren? - Ein typischer, chimiger Vox-Cleansound, der einfach nur Spaß macht, weil die klangbildenden Formanten stimmen: Sooo soll Vox...! - Für mich hat die Marke immer einen leichten DI-Touch, aber röhrenwarm aufbereitet, im Angebot, das spezielle „Verphasen“ des Sounds ist auch hier gegeben: Super!
Das geht je nach Gain-Regler dann langsam in Crunch über, der sich sanft wie Nieselregen über den Cleansound legt: Zerrt das schon oder klingelt es bloß? - Die typische Vox-Frage. Hier nimmt das Hintergrundsizzlen ebenfalls mit den Betriebsstunden ab und weicht einem sauberen Klangbild, für das wir den Hersteller seit den 60ern lieben.
Unter Vollauslastung gibt es einen Megacrunch, der in meinen Lauschern zumindest noch etwas zu grätzig kommt. Das gibt sich, wenn man den kleinen aufreißt, und wird sich mit dem Einreiten des Speakers sicher auch bei kleineren Lautstärken einstellen.
Die Stärke des Combos sind aus meiner Sicht aber die Clean- und Crunch-Sounds. Hier macht er Dir den amtlichen Vox bei Zimmerlautstärke, und das ist es, wofür wir diese Marke so gerne haben. Tom Petty, Stoppok, Beatles, der frühe Bryan Adams (Summer of 69): Ja, das kann er, und zwar extrem authentisch!
Nachdem bisher Auge und Ohr zu ihrem Recht gekommen sind, möchte ich mit meinem olfaktorischen Eindruck nicht hintern Berg halten: Der Amp riecht unter Last ein wenig verbrannt, und zwar in Richtung Wunderkerze. Nicht unangenehm, aber bestimmt nicht jedes Gitarristen Ding.
Kommen wir zum Werteinschätzung: Ist es günstig, mittel oder gar unverschämt teuer mit seinen 350€ Street? - Wenn man bedenkt, dass man an einem guten Tag einen AC15C1 für denselben Preis gebraucht ergattern kann und es in der Vox-eigenen TV-Serie ähnliche Amps preiswerter gibt, fällt es schwer, von einem günstigen Kurs zu sprechen. Hält man hingegen die Marshalls der 50th Anniversary-Serie dagegen, scheint der AC4C1-12 schon wieder günstig. Und der AC15 ist für die Bude einfach zu laut, da er Volumen braucht, um seine Stärken auszuspielen; die TV-Amps gefallen mir persönlich optisch nicht. Conclusio: Soll jeder selbst entscheiden, ob es ihm die Sache wert ist oder nicht. Ein Schnapper ist er jedenfalls nicht, dreist überteuert würde ich ihn aber auch nicht schimpfen.
Für mein persönliches Fazit hab ich mal den JTM1C angeworfen, da dieser bislang meinen Referenzamp für Clean und Crunch in gemäßigten Lautstärken darstellt und von "Fremdhörern" stets als hochwertig im Klangeindruck bestätigt wurde: Kann er sich gegen diesen behaupten? - Er kann, und wie: Der Marshall klingt im Gegensatz zum Vox um Dröhn- und Wummerfrequenzen reicher, die der AC4C1-12 nicht kennt; überdies phast er nicht so schön, wie es eben nur ein Vox kann. Er hat also seine eigene Klangfarbe, für die sich m.E. die Anschaffung deutlich gelohnt hat; wenn er nicht aus finanziellen Gründen zurück muss, möchte ich ihn gerne behalten.
Daher: Für den Bandspieler lautet meine Amp-fehlung AC15C1, das ist ein irre guter Fair-stärker zum korrekten Kurs (der Fender Deluxe Reverb kostet als vergleichbarer Amp immerhin das Doppelte!). Für Bedroom-Playboys ist der AC4C1-12 meines Erachtens eine perfekte Wahl, der allerdings in den TV-Amps von Vox einen adäquaten Gegner findet; hier ist es lediglich eine Frage des optischen wie klanglichen Geschmacks.
Danke fürs Lesen,
Batz.
PS: Hier noch einige klangliche Eindrücke, zunächst mit der Strat:
(EDIT: siehe weiter unten; das habe ich mittlerweile neu eingespielt)
Und hier mit der Gretsch:
https://soundcloud.com/count-r-strike/g ... 12/s-cFXeD