Hughes & Kettner Tubemeister 5
Verfasst: Donnerstag 4. Februar 2016, 11:31
Liebe Budisten,
ich habe ja so mein Problem mit angesagten Sachen, die gerade jeder tut, hat, gesehen, gelesen oder probiert haben muss; meisst beschäftige ich mich dann ein paar Monate bis Jährchen später mit mit den Dingen, wenn sie kein Hype mehr sind, da ich sie dann ganz in Ruhe allein für mich entdecken kann.
Langer Sermon, kurzer Sinn: Ich bin seit drei Tagen im Besitz eines Hughes & Kettner Tubemeister 5, der Euch vielleicht noch als Sau bekannt ist, die erst vor kurzem wieder durchs Dorf getrieben wurde. Und kaum dass das Ding nicht mehr sexy ist und auch nicht mehr hergestellt wird, landet einer bei mir!
Nicht, dass ich den nicht schon vorher interessant gefunden habe: Small Amps und das dazu gehörige Fieber sind mir ja nicht fremd. Allerdings bin ich jetzt kein ausgesprochener Superbesterfreund des H&K-Tradmark-Sounds, der mit immer zu spitz und auch was zu dreckig daher kommt; den zenAmp fand und finde ich gut, aber der will ja auch die H&K-Interpretationen bekannter Amps sein.
Da der Tubemeister 5 aber allgemein einen guten Ruf hat, der u.a. darauf begründet ist, ein wenig anders als die anderen Meister zu klingen und mir das YT-Video mit Demollivonsession klanglich so gut gefallen hat, wollte ich es wagen; an dieser Stelle unserem schobbe meinen herzlichen Dank fürs extrem entspannte Tauschen!
Da ich den Amp als allgemeinen bekannt voraussetzen darf, erspare ich uns, vor allem aber mir faulem Hund die allgemeine Beschreibung und Herkunftsableitung; findet sich alles im Netz.
Die Funktionen sind schnell erklärt: Gain, Master Bässe, Mitten, Höhen und Drive-Switch, rückseitig der Boxen-Anschluss (8-16 Ohm), der Mute-Schalter fürs Silent Recording sowie der XLR-Ausgang der Red Box.
Man liebt oder hasst die Schlumpf-Höhensonne ob ihres blauen Lichts; ich persönlich finde es immer noch einfach schön, jedes Einschalten bereitet mir Simpel große Freude.
Mit dem Sound war das ehrlich gesagt nicht von Anfang an der Fall; überhaupt ist mir aufgefallen, wie unglaublich viel ich immer weiter an der Klangreglung spiele. Dabei vermittelt mir diese abwechselnd zwei völlig widersprüchliche Eindrücke: Mal gewinne ich den Eindruck, die Potis können das Klangbild extrem stark beeinflussen, dann wieder habe ich das Gefühl, es ist eigentlich weitestgehend egal, wo die Regler stehen.
Verlasse ich das Setup kurz im Glauben, den perfekten Klang gefunden zu haben, wundere ich mich nach dem Wiederkommen darüber, was ich mir denn wohl dabei gedacht habe - und drehe weiter.
Zumal ich sehr lange gebracht habe, um eine Einstellung zu finden, die, unabhängig von Gain und Drive, immer gut klingt; je cleaner desto mittiger und höhenärmer, verzerrt genau umgekehrt, um dem Mittenmulm entgegen zu arbeiten. Ich war also stets gut am Schrauben!
Aber wie bereits angedeutet, habe ich mittlerweile meinen Frieden mit der Klangreglung auch auch dem Gain machen können. Ein weiteres Problem war nämlich, dass er meinem Blackheart Little Giant sehr ähnlich klang, dabei aber trockener. Jeder Versuch, den Tubemeister saftiger klingen zu lassen, war jedoch zum Scheitern verurteilt; war aber auch der falsche Ansatz, ihn mit einem anderen Amp abgleichen zu wollen.
An dieser Stelle hatte ich Blackheart und Tubemeister mal über dieselbe Box aufgenommen und festgestellt, dass ich zwischen den beiden Aufnahmen hin- und herwechseln konnte, ohne dass ich einen Unterschied bemerkt hätte.
Also musste ich den trockenen Punch als Feature begreifen und heraus stellen, um ihn vom schwarzen Herzen abzugrenzen; wäre ja auch Quatsch, denselben Sound nochmal mit anderem Amp zu wollen.
Gleichzeitig bewegt man sich als Spieler meines Erachtens auch auf den Amp zu, probiert diverse Stilistiken und Techniken aus und begreift darüber, was der Verstärker denn gerne machen möchte. Und mit einem Mal klappte es sogar im Drive-"Kanal": Nix für meinen geliebten Palm Mute-80er-Marshall-Sound, aber für einen dreckigen, offenen Single Coil-Ton genau das Richtige, zumal sich der stark ausgeprägte Sag des Meisters (Sagmeister, höhöhö... ) hier sehr positiv in Szene setzt!
Dieses Riff hier am Anfang:
[youtube]http://youtu.be/zN6MxLYB8hM[/youtube]
hat mir die Augen geöffnet, wie der Amp verzerrt gespielt werden will, genau dieser Sound geht 1:1.
Clean hatte ich jetzt ebenfalls endlich diesen groß tönenden, sich nach großer Saitentrennung anfühlenden, hochdynamischen Knusper-Britzel-Sound aus dem Session-Demo, dieses suppige Semi-Clean, das so schön vor sich hinköchelt und blubbert und an gute, alte, holzig-mittig-warm klingende Blackface-Amps kurz vor der Leistungsgrenze erinnert (ab 9:57min):
[youtube]http://youtu.be/ZJMwpvkcYCc[/youtube]
Ja, wenn das hier angeblich in Richtung Marshall geht, dann eindeutig in die Plexi-Richtung (mit etwas mehr Glanz und Eleganz im Ton als beim großen M) und nicht JCM800; das war mir eine wichtige Erkenntnis.
Ja, was denn nun: Marshall oder Fender? - Weder noch, eigenständig, mit Anleihen beim großen Briten (Plexi-Bass und Rüpelhaftigkeit), Eigenschaften von Fenders Blackface-Amps (dieses warm-holzig-knorrige Semiclean-Knurren), ja sogar beim Tweed (Sag, der Fuzz-Anteil, die nicht zu bändigenden Haare) und - kein Witz! - beim "anderen Biten", bei Vox, da es hier in dem Mitten nochmal zusätzlich schön verphast; je weniger Bass desto mehr, wie beim Original. Das alles vereint sich hier in einem Amp, der dennoch klar ein Hughes & Kettner ist und das typische Spielgefühl (Gitarre wirkt größer, hohe Saitentennung) dieser Marke darbietet.
Mittlerweile habe ich also eine Einstellung gefunden, mit der ich bei jedem Gain gut zurecht komme; das Geheimnis liegt bei mir im Mitten-Regler, der bei ca. 10.30h steht, den trockenen "Plopp!" des Tubemeisters prominent hervorstechen lässt und dem Mittenmulm entgegen wirkt.
Dennoch gibt es eine Sache, die mich zwar nicht direkt ärgert, aber die ich lieber eleganter gelöst hätte: Und zwar ist im ersten "Kanal", also ohne Drive, genau an der Stelle Schluss, da der Amp anfängt, für mich interessant zu werden: Es geht fließend in besagte sirupdicke Zerrfarben über! Was sehr schön ist, jedoch würde ich an dieser Stelle gerne noch ein wenig weiter drehen... was aber nicht geht.
Schaltet man dann auf Drive und somit "in den 2. Kanal" und pegelt diesen so tief wie möglich ein, ist der Gain erstens schon deutlich über dem, was am Ende ohne Drive geboten wurde; überdies klingt es dünn und etwas indifferent, da das Poti ausgefahren werden mag.
Die gute Nachricht: Der Amp reagiert derart exzellent aufs Gitarren-Volumen, so dass man das von der Pfanne aus stufenlos regeln kann. Großartig! - Aber mir wäre es dennoch sympathischer gewesen, wenn sich sich der Gain-Grad der beiden Modi stärker überlappt hätte; dafür hätte es dann auch nicht ganz so viel Zerre sein müssen.
Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Tubemeister 5 meines Erachtens ein Single Coil-Amp ist; fette Humbucker-Gitarren mag er nicht so gerne, dann klingt er überpresst, verliert seine Dynamik, matscht und tönt bisweilen sogar fuzzy, dabei aber immer höchst harmonisch.
Das sind meine Eindrücke der ersten drei Tage; hinter mir glüht und leuchtet er schon und wartet voller Vorfreude, dass es gleich weiter geht... wollen wir ihn nicht enttäuschen!
Über weitere Eindrücke vom Amp, gerne auch meine Ausführungen korrigierend, bzw. gegenzeichnend, würde ich mich an dieser Stelle sehr freuen; bin ja nicht der einzige hier, der sich die blaue Stunde gegönnt hat...
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit,
Batz.
ich habe ja so mein Problem mit angesagten Sachen, die gerade jeder tut, hat, gesehen, gelesen oder probiert haben muss; meisst beschäftige ich mich dann ein paar Monate bis Jährchen später mit mit den Dingen, wenn sie kein Hype mehr sind, da ich sie dann ganz in Ruhe allein für mich entdecken kann.
Langer Sermon, kurzer Sinn: Ich bin seit drei Tagen im Besitz eines Hughes & Kettner Tubemeister 5, der Euch vielleicht noch als Sau bekannt ist, die erst vor kurzem wieder durchs Dorf getrieben wurde. Und kaum dass das Ding nicht mehr sexy ist und auch nicht mehr hergestellt wird, landet einer bei mir!
Nicht, dass ich den nicht schon vorher interessant gefunden habe: Small Amps und das dazu gehörige Fieber sind mir ja nicht fremd. Allerdings bin ich jetzt kein ausgesprochener Superbesterfreund des H&K-Tradmark-Sounds, der mit immer zu spitz und auch was zu dreckig daher kommt; den zenAmp fand und finde ich gut, aber der will ja auch die H&K-Interpretationen bekannter Amps sein.
Da der Tubemeister 5 aber allgemein einen guten Ruf hat, der u.a. darauf begründet ist, ein wenig anders als die anderen Meister zu klingen und mir das YT-Video mit Demollivonsession klanglich so gut gefallen hat, wollte ich es wagen; an dieser Stelle unserem schobbe meinen herzlichen Dank fürs extrem entspannte Tauschen!
Da ich den Amp als allgemeinen bekannt voraussetzen darf, erspare ich uns, vor allem aber mir faulem Hund die allgemeine Beschreibung und Herkunftsableitung; findet sich alles im Netz.
Die Funktionen sind schnell erklärt: Gain, Master Bässe, Mitten, Höhen und Drive-Switch, rückseitig der Boxen-Anschluss (8-16 Ohm), der Mute-Schalter fürs Silent Recording sowie der XLR-Ausgang der Red Box.
Man liebt oder hasst die Schlumpf-Höhensonne ob ihres blauen Lichts; ich persönlich finde es immer noch einfach schön, jedes Einschalten bereitet mir Simpel große Freude.
Mit dem Sound war das ehrlich gesagt nicht von Anfang an der Fall; überhaupt ist mir aufgefallen, wie unglaublich viel ich immer weiter an der Klangreglung spiele. Dabei vermittelt mir diese abwechselnd zwei völlig widersprüchliche Eindrücke: Mal gewinne ich den Eindruck, die Potis können das Klangbild extrem stark beeinflussen, dann wieder habe ich das Gefühl, es ist eigentlich weitestgehend egal, wo die Regler stehen.
Verlasse ich das Setup kurz im Glauben, den perfekten Klang gefunden zu haben, wundere ich mich nach dem Wiederkommen darüber, was ich mir denn wohl dabei gedacht habe - und drehe weiter.
Zumal ich sehr lange gebracht habe, um eine Einstellung zu finden, die, unabhängig von Gain und Drive, immer gut klingt; je cleaner desto mittiger und höhenärmer, verzerrt genau umgekehrt, um dem Mittenmulm entgegen zu arbeiten. Ich war also stets gut am Schrauben!
Aber wie bereits angedeutet, habe ich mittlerweile meinen Frieden mit der Klangreglung auch auch dem Gain machen können. Ein weiteres Problem war nämlich, dass er meinem Blackheart Little Giant sehr ähnlich klang, dabei aber trockener. Jeder Versuch, den Tubemeister saftiger klingen zu lassen, war jedoch zum Scheitern verurteilt; war aber auch der falsche Ansatz, ihn mit einem anderen Amp abgleichen zu wollen.
An dieser Stelle hatte ich Blackheart und Tubemeister mal über dieselbe Box aufgenommen und festgestellt, dass ich zwischen den beiden Aufnahmen hin- und herwechseln konnte, ohne dass ich einen Unterschied bemerkt hätte.
Also musste ich den trockenen Punch als Feature begreifen und heraus stellen, um ihn vom schwarzen Herzen abzugrenzen; wäre ja auch Quatsch, denselben Sound nochmal mit anderem Amp zu wollen.
Gleichzeitig bewegt man sich als Spieler meines Erachtens auch auf den Amp zu, probiert diverse Stilistiken und Techniken aus und begreift darüber, was der Verstärker denn gerne machen möchte. Und mit einem Mal klappte es sogar im Drive-"Kanal": Nix für meinen geliebten Palm Mute-80er-Marshall-Sound, aber für einen dreckigen, offenen Single Coil-Ton genau das Richtige, zumal sich der stark ausgeprägte Sag des Meisters (Sagmeister, höhöhö... ) hier sehr positiv in Szene setzt!
Dieses Riff hier am Anfang:
[youtube]http://youtu.be/zN6MxLYB8hM[/youtube]
hat mir die Augen geöffnet, wie der Amp verzerrt gespielt werden will, genau dieser Sound geht 1:1.
Clean hatte ich jetzt ebenfalls endlich diesen groß tönenden, sich nach großer Saitentrennung anfühlenden, hochdynamischen Knusper-Britzel-Sound aus dem Session-Demo, dieses suppige Semi-Clean, das so schön vor sich hinköchelt und blubbert und an gute, alte, holzig-mittig-warm klingende Blackface-Amps kurz vor der Leistungsgrenze erinnert (ab 9:57min):
[youtube]http://youtu.be/ZJMwpvkcYCc[/youtube]
Ja, wenn das hier angeblich in Richtung Marshall geht, dann eindeutig in die Plexi-Richtung (mit etwas mehr Glanz und Eleganz im Ton als beim großen M) und nicht JCM800; das war mir eine wichtige Erkenntnis.
Ja, was denn nun: Marshall oder Fender? - Weder noch, eigenständig, mit Anleihen beim großen Briten (Plexi-Bass und Rüpelhaftigkeit), Eigenschaften von Fenders Blackface-Amps (dieses warm-holzig-knorrige Semiclean-Knurren), ja sogar beim Tweed (Sag, der Fuzz-Anteil, die nicht zu bändigenden Haare) und - kein Witz! - beim "anderen Biten", bei Vox, da es hier in dem Mitten nochmal zusätzlich schön verphast; je weniger Bass desto mehr, wie beim Original. Das alles vereint sich hier in einem Amp, der dennoch klar ein Hughes & Kettner ist und das typische Spielgefühl (Gitarre wirkt größer, hohe Saitentennung) dieser Marke darbietet.
Mittlerweile habe ich also eine Einstellung gefunden, mit der ich bei jedem Gain gut zurecht komme; das Geheimnis liegt bei mir im Mitten-Regler, der bei ca. 10.30h steht, den trockenen "Plopp!" des Tubemeisters prominent hervorstechen lässt und dem Mittenmulm entgegen wirkt.
Dennoch gibt es eine Sache, die mich zwar nicht direkt ärgert, aber die ich lieber eleganter gelöst hätte: Und zwar ist im ersten "Kanal", also ohne Drive, genau an der Stelle Schluss, da der Amp anfängt, für mich interessant zu werden: Es geht fließend in besagte sirupdicke Zerrfarben über! Was sehr schön ist, jedoch würde ich an dieser Stelle gerne noch ein wenig weiter drehen... was aber nicht geht.
Schaltet man dann auf Drive und somit "in den 2. Kanal" und pegelt diesen so tief wie möglich ein, ist der Gain erstens schon deutlich über dem, was am Ende ohne Drive geboten wurde; überdies klingt es dünn und etwas indifferent, da das Poti ausgefahren werden mag.
Die gute Nachricht: Der Amp reagiert derart exzellent aufs Gitarren-Volumen, so dass man das von der Pfanne aus stufenlos regeln kann. Großartig! - Aber mir wäre es dennoch sympathischer gewesen, wenn sich sich der Gain-Grad der beiden Modi stärker überlappt hätte; dafür hätte es dann auch nicht ganz so viel Zerre sein müssen.
Mir ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass der Tubemeister 5 meines Erachtens ein Single Coil-Amp ist; fette Humbucker-Gitarren mag er nicht so gerne, dann klingt er überpresst, verliert seine Dynamik, matscht und tönt bisweilen sogar fuzzy, dabei aber immer höchst harmonisch.
Das sind meine Eindrücke der ersten drei Tage; hinter mir glüht und leuchtet er schon und wartet voller Vorfreude, dass es gleich weiter geht... wollen wir ihn nicht enttäuschen!
Über weitere Eindrücke vom Amp, gerne auch meine Ausführungen korrigierend, bzw. gegenzeichnend, würde ich mich an dieser Stelle sehr freuen; bin ja nicht der einzige hier, der sich die blaue Stunde gegönnt hat...
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit,
Batz.