XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

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Magman
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XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

Beitrag von Magman » Dienstag 1. März 2016, 19:47

XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

Über dieses Pedal habt ihr sicherlich schon reichlich gelesen. Bei einem großen Vergleichstest unter Freunden war uns allen dieses Pedal am positivsten aufgefallen. Mir war es die Sache wert ein Review darüber zu schreiben. Ganz bestimmt nicht weil Thomas Blug zu meinem Freundeskreis gehört und ich ihn hier küren möchte. Er hat hier aber - mal wieder - nen guten Job gemacht bei der Soundfindung. Und wenn Thomas etwas entwickelt geht es meist in eine ganz bestimmte Richtung, seine Lieblingsrichtung: M A R S H A L L . Das Pedal soll einen etwas heißeren JCM800 simulieren. Also immer noch im Rockbereich, no Metal!

Der Brownie klingt und spielt sich absolut grandios und hat einen satten, sahnigen, sustainvollen und zugleich obertonreichen Sound den man von Low Gain Riff Sound bis sahnigen singenden Leadsound einstellen kann. Das Pedal eignet sich IMO nicht nur für harten Rock, sondern auch durchaus für Jazzrock, Fusion und Bluesrock. Es fühlt sich vor clean eingestellten Amps am wohlsten, obwohl es auch problemlos mit leicht angecrunchten Amps klarkommt. Nur zu viel Fett mag es nicht, also vorsichtig einstellen den Lautmacher! Durch den Einsatz von Tone- und Presence Regler ist sehr vieles einstellbar. Nach Thomas Wunsch regelt der Presence Regler allerdings nicht die Höhen, sondern vielmehr die oberen Mitten. Also von eher unspektakulären Sound bis voll in die Fresse! Gitarristen die den Job der 6 Saiten teilen müssen in der Band werden diesen Regler lieben lernen - das gibt Durchsatz ohne Ende!
Selbst vor Modellern und Solid States Amps macht der Brownie eine gute Figur. Wundert einen nicht, denn Thomas Blug selbst spielt dieses Pedal gerne vor seinem Amp1 ;)

Von der Ansprache und vom Sound her spielt der Golden Brownie mMn in einer Liga von Pedalen, die locker das vier- bis fünffache kosten!
Außerdem lässt sich das Pedal hervorragend mit anderen Pedalen "anblasen". Mit einem guten Fuzz davor (bei mir das Beer Fuzz) und man mag kaum mehr aufhören zu spielen, sehr geil!

Die Verarbeitung selbst ist auch gut, ja man kann schon von robust sprechen. Das Gehäuse ist relativ schwer und scheint aus besonders kräftigem Druckguss zu sein. Wiegt glatt doppelt so viel wie zB ein vergleichbares Pedal von Mooer. Die Potis laufen sauber und fassen sich durch die seitliche Riffelung auch gut an.

Ich denke zu dem Preis von derzeit 58 Euro ist dieses Distortion Pedal relativ konkurrenzlos auf dem Markt. Ein echter Burner!

Testen und wenn's gefällt freuen 8-)

Ich hatte jedenfalls vor meinem TM5 bislang kein einziges Distortion Pedal was sich so dermaßen gut verträgt und regelrecht zu einer Einheit verschmilzt. Von daher auch eine extra Empfehlung an TM5 Player ;)

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Karsten
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Re: XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

Beitrag von Karsten » Mittwoch 2. März 2016, 08:43

Den Brownie habe ich seit erscheinen auf'm Board für alles was Solo ist.
Vorher war dafür der HustleDrive zuständig. Der Brownie gibt mehr Gas und spricht irgendwie anders an, besser natürlich, weicher, etwas komprimiert vieleicht, ich kanns nicht beschreiben, auf jeden Fall fühle ich mich damit sauwohl.

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Magman
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Re: XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

Beitrag von Magman » Donnerstag 3. März 2016, 07:32

Karsten hat geschrieben:Den Brownie habe ich seit erscheinen auf'm Board für alles was Solo ist.
Vorher war dafür der HustleDrive zuständig. Der Brownie gibt mehr Gas und spricht irgendwie anders an, besser natürlich, weicher, etwas komprimiert vielleicht, ich kanns nicht beschreiben, auf jeden Fall fühle ich mich damit sauwohl.
Karsten, die gute Ansprache ist eines der positiven Merkmale dieses Zerrers. Ich bin immer wieder erfreut, das Pedale weit außerhalb des Boutique-Preis-Himmels gleiche und teils sogar bessere Sound-Qualitäten aufweisen. Freuen wir uns :P
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Batz Benzer
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Re: XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 24. September 2021, 16:03

Gu'n Tach,

ich bin hier die Jungfrau, und ich möchte im Folgenden erzählen, wie ich zum Kinde namens Xvive Golden Brownie gekommen bin.

Es begab sich zur Zeit des Tauschhandels, da ich ein fein Gerätlein feilbot, in welches sich der Prinz einer fernen Stadt unsterblich verliebt hat, auf dass er mir exotische Schönheiten aus seinem Effektpedal-Harem als Gegenleistung anbot: Ich hatte die freie Auswahl! :panic:

So fiel meine Wahl nicht auf eine, sondern gleich zwei Lieblichkeiten aus des Prinzen Schatzkammer, und eine davon war besagtes Xvive Golden Brownie, denn das kannte ich noch nicht, obgleich es ja als marshalleskes Pedal durchaus in mein Beuteschema passt, wie ich so bei mir dachte. ;)

Also tun getan und treuen Glaubens vertrauensvoll getauscht. Und jetzt habe ich infolge dessen so ein Ding bei mir zuhause und mit diversen Gitarren ausgiebig testen können.

Beim Hersteller Xvive handelt es sich um ein US-amerikanisches Unternehmen, das in China fertigen lässt; hier in Kollaboration mit Thomas Blug, der nun wiederum u.a. ob seiner Vorliebe für Marshall-Amps bekannt ist und in diesem Fall als Sound-Designer gewonnen werden konnte.

Ergo liegt mit dem Golden Brownie laut Hersteller ein MiaB-Klon des JCM800 vor, der sich optisch ansprechend im anthrazitgrauen Hammerschlag-Kleinstgehäuse präsentiert.

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(Bildquelle: Reverb.com)

Regelemelmente sind Drive, Volume, Tone und Pres, die sich mit Fußschalter und einer blauen LED die Oberfläche teilen; rechts ist der Input, links der Output, und an der Stirnseite findet sich der 9V-Anschluss.

Die Verarbeitung macht einen wertigen Eindruck, und schon die Verpackung präsentiert im Mehrfarbdruck sowohl Abbild als auch die in Spektralfarben glitzernde Unterschrift des Meisters höchstselbst; oha, Magnetverschluss, sehr schön! :thumbs:

Doch lassen wir uns nicht von zugegebenermaßen verführerischen Äußerlichkeiten blenden und lauschen mal, mit welchen inneren Werten Xvive aufwartet:

Der Grundklang des Pedals erinnert mich einerseits tatsächlich an das dynamische, entschlackt-gnadenlose Distortion-Federn eines JCM800, der bretthart wie tief auf der Fahrbahn liegt, hat aber eben auch etwas von dem gutmütig-warmen, satten Mittenschub eines Plexis und überhaupt viel mehr Gain als beide, so das gewünscht ist.

Dabei ist das Timbre des Brownies unmissverständlich vintage-orientiert; knarzige Markanz, grundsätzlich harmonisch auflösend, aber nicht so transparent, oberton- und sustainfreundlich wie modern abgestimmte Verstärker der Neuzeit und somit bespielsweise eher Slash als Nickelback, britisch-blutig mit 'ner Schüppe Straßendreck: Dieser nur anteilig beisteuernde haarige Part des Gesamtklangbilds erinnert mich an den Marshall Guv'nor: Lauter alte Bekannte hier!!!! :D

Seinen Sweet Spot hat er m.E. von 12-15h, wo er beide dominante Marshall-Wurzeln druckvoll und durchsetzungsfreudig zu seinem Vorteil ausspielt; um Mittag dominiert noch der 2203/-04, derweil sich bis zum Nachmittag immer mehr der getunte HotRod-Plexi durchbeißt. :sabber:

Unter 12h tönt er mir zu belegt, über 15h beginnt es stärker zu komprimieren, um folglich in Bass und Mitten leicht zu matschen und Dynamik zugunsten eines fetten Solo-Tons zu verlieren, der es, rein von sich aus ohne echtes Volumen, etwas an Sustain vermissen lässt; bei Live-Lautstärken ist das dann dank positiver Rückkopplung kein Thema mehr. 8-)

Leider lässt sich das beschriebene Gain-Spektrum nicht befriedigend mit dem Volumen-Poti der Gitarre steuern, Höhen und Transparenz gehen auch bei sonst bestens arbeitendem Treble Bleed der Gitarre ziemlich augenblicklich in die Knie; das ist bedauerlicherweise die Schwäche des Xvive-Exponats. Dafür reagiert es dankbar auf vorgeschaltete Booster/Overdives.

Auch gefällt es mir mit Single Coils besser als mit Humbuckern; hier agiert das Golden Brownie nämlich matschiger, unpräziser, nuschliger. Beileibe nicht bis zur Unbrauchbarkeit, man kann immer noch gut mit dem Distortion arbeiten und ansprechende klangliche Resultate erzeugen, aber der atmende, schwer dynamische Ton der Single Coil-Ausbeute trotz relativ satten Zerrfundaments, eben die Kerndisziplin des Aggregats, wird hier schlicht nicht erreicht.

Was auch ein wenig der Klangregelung geschuldet sein mag; zu einem konventionellen Tone-Regler gesellt sich mit dem Presence-Poti ein Waltungsmoment für die oberen Mitten, was in Summe eher Feinabstimmungen auf die restliche Peripherie, Amp und Gitarre, denn wirklich drastisch voneinander abweichender Klangbilder möglich macht; es ist schon ein One-Trick-Pony.

Das seinen Trick, Vintage-Medium- bis HiGain-Distortion Marke Marshall-markant, aber ziemlich gut beherrscht; vor allem an seiner Preisklasse gemessen, kostet das Golden Brownie doch nur freundliche 52€ zum Zeitpunkt dieser Besprechung. :thumbsup03:

Außerdem ist der Trick in dieser Form relativ selten und meist kostenintensiv; mir fällt gerade mal der Marsahll Shred Master ein, der ähnlich klingt und das Dreifache auf dem Gebrauchtmarkt kostet.

Fazit: Ein, besonders für Single Coil-Gitarren, authentisches MiaB-Distortion-Pedal mit einer gelungenen Melange aus brettdynamischem JCM800-Federn, gutmütigem sexy Plexi und einer kleinen Prise Guv'nor-Pfeffer, das ist der Xvive Golden Brown, designed by Thomas Blug!

Preis und Leistung stehen sich in diesem Fall sehr wohlwollend gegenüber; ein weiteres Mal hat der Mann aus dem Saarland sein Gespür für Geschmack und Wirtschaftlichkeit bewiesen. :thumbs:

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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Re: XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 5. Oktober 2021, 20:37

Noch 'ne Erkenntnis nach anderthalb Wochen: Das Ding ist in Kombi mit 'ner Tele der absolute Böööörner!!! :banana03:
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Re: XVive T1 Golden Brownie Thomas Blug

Beitrag von Paulasyl » Mittwoch 13. Oktober 2021, 19:09

Vor 'nem cleanen Amp ist das Ding tatsächlich der beste MiaB, den ich kenne. Kenne Ahnung, wie die das typische Marshall "Nebenbrizzeln" (was DU vermutlich mit "haarig" meinst) hinbekommen, das beim Runterregeln an der GItarre weniger wird, aber nie verschwindet. Aber das allein verleiht schon Authentizität. Verträgt sich auch hervorragend mit anderen Drives (z.b. Bogner La Grange) und die Charakteränderung durch Presence sind enorm. Warme, suppige "alte " Marshalls oder knochentrockene JCM800 mit viel Biss sind in diesem Pedal "just a turn of a knob". Auch kernige, brutale Metalsounds sind möglich, aber nicht die Hauptdomäne. Ich muss mal noch mit dem Flamma rumspielen, die Kombi aus beidem dürfte aber alles abdecken, was man je brauchen kann... Könnte dank der Metaleignung tatsächlich meinen OCD ablösen, denn vor dem JMP ist der nur sehr selten im Einsatz für ein bissi mehr Gain, ohne noch was am Ton zu ändern. Ich mag es übrigens, wenn Klett zum Case Candy gehört. :thumbsup02:

Edit, einige Wochen später. Habe nun noch ein wenig mehr damit herumgespielt, es ist nicht ganz so flexibel, aber der Grundcharakter ist dem des Bogner La Grange sehr ähnlich. Wer also einen La Grange sein EIgen nennt, kriegt damit alles hin, was der Goldene Kuchen kann. Umgekehrt kriegt man für kleines Geld einige der La Grange Sounds geboten.
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.

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