Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
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Batz Benzer
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Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 9. Juli 2016, 11:12

Gegenstand dieser Vorstellung - ein echtes Review im klassischen Sinne ist es nämlich nicht, zumal das Instrument stark modifiziert ist und es dieses auch schon lange nicht mehr im Handel gibt - ist eine Gretsch Electromatic G5128 in transparentem Walnuss mit Gold Flake Sparkle-Decke.

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Diese Modell gab es meines Wissens ausschließlich mit den herrlichen DeArmond-Single Coils; mein Exemplar hat vom Vorbesitzer einen Satz TV Jones im DeArmond-Format spendiert bekommen.

Laut Seriennummer, die mit "KS..." beginnt sollte es ein Erzeugnis aus dem Samick-Werk sein, was auch in Hinblick auf sämtliche Specs hinkommt.

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Das Halsprofil ist zwischen einem schlankeren D und C geparkt und liegt so ziemlich in der Mitte der von mir bislang befingerten Korea-Gretsches.

Doch bevor ich in medias res gehe, noch ein paar Worte zur Herkunft: Der nette Herr Verkäufer hatte sie in den eBay-Kleinanzeigen aufgegeben, allerdings nur zur Abholung in Hamburg. Dummerweise wohne ich nicht in Hamburg und komme auch nicht regelmäßig dort vorbei, so dass ich zunächst einmal kapitulierte.

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Aber wie das nun einmal so ist: Goldkehlchen ging mir nicht mehr aus dem Sinn! - Zumal die goldenen Exemplare meiner Beobachtung zufolge eher rar gesät und entsprechend teuer sind, wenn sie denn mal auf dem Gebrauchtmarkt auftauchen; neu findet man diese Pfanne schon lange nicht mehr.

Also hatte ich hier im Forum nachgefragt, ob wohl ein Hamburger, bzw. in der Nähe Wohnender so freundlich wäre, das Instrument für mich zu sichern.

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Der wirklich nette Besitzer machte mir deutlich, dass er auch noch andere Interessenten hätte und ich, sollte ich die Gitarre wirklich wollen, jetzt zu Potte, sprich: Abholung schreiten müsse.

Nachdem sich Hamburger Bekannte meiner Frau Gemahlin netterweise bereit erklärten und ich entsprechend Geld überwiesen hatte, fiel diesen ein, dass sie in der in Frage kommenden Woche weder Zeit fürs Greifen noch Lust hätten, den Verkäufer zu kontaktieren. Katastrophe!!!

Hier kam uns Ingolf ins Spiel: Frisch aus Italien zurückgekehrt, bot er sich selbstlos an, mir die Pfanne zu sichern; Begeisterung!!!

War jetzt nur noch die Frage, wie das Schiff denn nun zu mir nach Bonn kommt; auch Ingolf fühlte sich, wie der Verkäufer, mit einem Versand nicht wohl.

Von drei Bonner Kumpels, die nach Hamburg wollten, blieb am Ende einer übrig, der zwar in Wilhelmshaven zu tun hatte, mir aber gegen Spritkostenübernahme angeboten hatte, den Umweg für mich zu fahren. Erneut große Freude!!!

Tja, und so ist sie mir dann gestern Nachmittag während des Unterricht herein gereicht worden, so dass ich sie mir am Abend zur Brust nehmen konnte: Der Hals war 'ne ziemliche Banane, was mir beim allerersten Befingern so gar nicht aufgefallen war. Da ging dann aber noch einiges, was die Gitarre gleich viel schneller und spritziger gemacht hat. Steg noch etwas höher, die schwarzen Security Locks gegen Chrom-Exemplare ausgetauscht, und das war's auch schon! - Saiten wechsle ich später mal.

Bereits trocken konnte sie mir gefallen, tatsächlich hörbar abgehangener als ein neues Modell. Kratzer, Dings und Dongs, mehr als mitgeteilt, bzw. auf Bildern zu erkennen war, aber was soll's: Hätte ich es gewusst - und geahnt hatte ich es bereits -, ich hätte sie dennoch genommen. Bigsby butterweich - yepp, macht Spaß!

Was der Kollege Verkäufer gar nicht erwähnt, ich aber wohl gesehen hatte: Es sind, wie beim Herrn Setzei, echte Sperzel-Locking-Mechaniken verbaut! - Diese Gitarre wird immer preiswerter... was auch gut ist, da die Preisdifferenz, die ich erfeilscht hatte, komplett für den Transport draufgegangen ist.

Die Brücke, eine güldene Rollerbridge, die ebenfalls nicht original ist, wurde wohl mit doppelseitigem Klebeband, bzw fixiert. Zumindest sieht es so aus:Beim nächsten Saitenwechsel gucke ich mir das mal genau an. Knapp daneben ein kleines Loch, welches davon zeugt, dass die Gitarre wahrscheinlich mal gepinnt gewesen war... aber offenkundig nicht unbedingt an der richtigen Stelle, daher wohl der Wechsel zum Velcro-System, vermute ich.

Genug des Trockentests, ran an den Amp: Mörder-authentischer Ton, der Steg- deutlich lauter als der Hals-PU, was ein wenig Schrauben an den Pole Pieces dann auch geschwind ausgleichen konnte. Die Setzrigste meiner Gretsches bislang - was ganz klar an den TV Jones liegt:

Den Steg-PU fand ich auf Anhieb fast was zu dunkel, im Mix dann aber perfekt; Fidelitron mit etwas P-90, würde ich es beschreiben (by the way: Meine dienstälteste Electro, die Orange mit den Duesneberg Dominos, klingt ziemlich ähnlich und zeigt mir im Retrospekt, weshalb ich an dieser Gitarre und ihrer PU-Bestückung so lange festgehalten habe). Er verzeiht auffallend eher als der aktuelle Blacktop-Filtertron der Eletromatic-Serie, was m.E. den zusätzlichen Mitten geschuldet ist.

Beim Hals fällt ebenfalls auf, dass das Höhenbild beschränkter, der Ton insgesamt fokussierter als beim Filtertron ist; weniger Höhen und Haare. Chime ist dennoch genug da; die TV Jones "konzentrieren sich auf den Praxiswert", den Teil des Tons, der hängen bleibt und sich durchsetzt, ohne dabei undynamischer zu klingen.

Geht man mal nur mit dem Finger über die Saiten, klingt der verstärkte Ton bereits derart verphast, als öffnet, bzw. schließt sich ein Wah; das ist genau die Art von Magie, die ich gesucht und hiermit gefunden habe!!! :sabber: :sabber: :sabber:

In einem Satz: Voll mein Ding!!! Eine Gitarre, die "SHOWTIME!" ausstrahlt - herrlich! Und sie ergänzt sich perfekt mit dem bisherigen Fuhrpark in Sachen Ami-Kübel made in Korea; was will man mehr...!?? :mrgreen:

Da ich aktuell noch eine mit TV Jones im Originalformat bestückte Semi hier habe, festigt sich bei mir im Vergleich das Bild, dass diese Pickups tatsächlich den Brian Setzer-Sound begünstigen. Wer es "klingeliger" und/oder "mehr Americana" mag, ist mit Filtertrons besser bedient, da diese weniger Mitten haben, was sich am Steg gnadenloser sowie am Hals raunender gestaltet; reine Geschmackssache!

Ob mich auf lange Sicht eine oder mehrere der Ladies verlassen muss/müssen, kann ich jetzt noch nicht sagen; dafür weiß ich bereits, dass seeeehhr viele schöne Stunden des Testens und Vergleichens, des Tonschwelgens und Tagträumens vor mir liegen: Dafür nochmal :danke: , Ingolf und Jürgen!

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Beppo
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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von Beppo » Samstag 9. Juli 2016, 12:25

Herrlisch, also ehrlisch Batz! Ich liebe es, wie du in deinen Neuerwerbungen badest und lesbar vor Wonne quiekst, wenn deine Erwartungen erfüllt werden. Und die Gretsch ist natürlich reinster und feinster Gitarrenporno! Glückwunsch!
Da passt es, dass ich gestern abend das Dirty Boogie Orchestra gehört habe, eine tiptop Brian Setzer + Blaskapelle -Cover Band. So ne Gretsch klingt nicht nur, sie macht auch schwer was her!
Wenn´s net brummt is kaputt!

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Batz Benzer
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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 9. Juli 2016, 12:29

Vielen lieben Dank, Beppo...! :pray02:
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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von Wizard » Samstag 9. Juli 2016, 12:44

Thanx für dieses (positive) Machwerk, Micky. Ja ja, da möchte man den Sabberfluss stoppen, aber so ganz geht das nicht :oops: :sabber:
Wow, was für Bilder!

Vielleicht kommen wir nächstes Jahr mal irgendwie ins Geschäft, falls du dann mal eine Gretsch veräußern willst/musst ;) :mrgreen:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

SilviaGold

Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von SilviaGold » Samstag 9. Juli 2016, 14:13

Herzlichen funkeligen Glückwunschn! :cool01:

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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von Diet » Samstag 9. Juli 2016, 15:32

Moin Batz,

das liest sich lecker! Glückwunsch!

ich glaube nach der Beschreibung, dass ich wohl eher der Filtertron Typ bin bzw. wäre.
Wenn schon Gretsch, dann für mich lieber ""klingeliger" und/oder "mehr Americana"

Gruß Diet

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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von tommy » Samstag 9. Juli 2016, 17:22

Batz, behalte die Elstern im Auge! ;) :mrgreen:
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von Ingolf » Samstag 9. Juli 2016, 19:23

Der kurze, trockene Kommentar meiner Frau, als ich diese Gitarre anschleppte war: 'Elvis lebt!' :)

Ich finde ja, Batz kann klangliches Empfinden sehr schön in Worte fassen (und wie wir ja wissen, auch olfaktorisches und geschmackliches Empfinden). ;)
Ich nehme solche Unterschiede zwar wahr, kann sie aber längst nicht so gut formulieren.
Auch fehlt mir der breite Gretsch- Überblick.
So kann ich nur grob sagen: Im Vergleich zu meiner 5422 klingt diese 5128 hier deutlich weniger holzig, dafür deutlich rockiger (die Mitten!!) mit einer Menge Chime und einem sehr silbrigen Klangcharakter.
Und es freut mich umso mehr zu hören, daß die Klangerwartung von Batz voll getroffen wurde!

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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 9. Juli 2016, 21:14

Wizard hat geschrieben:Thanx für dieses (positive) Machwerk, Micky. Ja ja, da möchte man den Sabberfluss stoppen, aber so ganz geht das nicht :oops: :sabber:
Wow, was für Bilder!

Vielleicht kommen wir nächstes Jahr mal irgendwie ins Geschäft, falls du dann mal eine Gretsch veräußern willst/musst ;) :mrgreen:
Ich werde an Dich denken, mein Lieber! 8-)
Diet hat geschrieben:ich glaube nach der Beschreibung, dass ich wohl eher der Filtertron Typ bin bzw. wäre.
Wenn schon Gretsch, dann für mich lieber ""klingeliger" und/oder "mehr Americana"
Deswegen war es mir so wichtig, dies zu erwähnen: Ich weiß es z.B. von Jochen und auch anderen, dass sie Filtertrons den TV Jones gegenüber bevorzugen und stelle letztgenannte nicht automatisch über erstere; Erfahrung machen, selbst entscheiden. Dafür möchte ich durch Sensibilisierung gerne Anstoß sein.

Ich für mich gestehe: Schuldig, sie alle zu lieben; DeArmonds, Filtertrons und TV Joneses! Und auch meine P-90... jetzt fehlen nur noch HiLoTrons. :mrgreen:
tommy hat geschrieben:Batz, behalte die Elstern im Auge! ;) :mrgreen:
:muahaha: Mach ich...! :thumbsup03:
Ingolf hat geschrieben:Der kurze, trockene Kommentar meiner Frau, als ich diese Gitarre anschleppte war: 'Elvis lebt!' :)

Ich finde ja, Batz kann klangliches Empfinden sehr schön in Worte fassen (und wie wir ja wissen, auch olfaktorisches und geschmackliches Empfinden). ;)
Ich nehme solche Unterschiede zwar wahr, kann sie aber längst nicht so gut formulieren.
Auch fehlt mir der breite Gretsch- Überblick.
So kann ich nur grob sagen: Im Vergleich zu meiner 5422 klingt diese 5128 hier deutlich weniger holzig, dafür deutlich rockiger (die Mitten!!) mit einer Menge Chime und einem sehr silbrigen Klangcharakter.
Und es freut mich umso mehr zu hören, daß die Klangerwartung von Batz voll getroffen wurde!
Danke für Deine Ergänzungen und die lieben Blumen! :oops:

Und ich verstehe Deine Frau Gemahlin bestens...! :prost:

Muss.... jetzt.... weiter.... Gitarre..... spielen.... :shock: :mrgreen:

Lieben Gruß,

Zwölvis. :smoke01:
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Re: Gretsch Electromatic G5128 Gold Sparkle Top

Beitrag von telly45 » Sonntag 10. Juli 2016, 09:10

Wie immer eine wunderschöne Beschreibung, Batz :thumbsup02: .

Dadurch kommen auch absolute Nicht-Gretsch-Afficiniados wie ich auf den Geschmack, zumal ich gestern abend erst wieder jemanden gehört habe, der mit seiner Gretsch wunderbare Crunch-Klänge über eine Atze 30 verbreitet hat. Das dürfte ja dann das Terrain der TV Jones sein!
Gruß Rainer

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