Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
Online
Benutzeravatar
tommy
Beiträge: 11006
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:51
Wohnort: Norderstedt SH

Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von tommy » Samstag 28. Januar 2017, 15:24

Moin Ihr Lieben,

da unser Drummer immer noch langzeiterkrankt ist und ich deshalb musikalisch nicht viel Besseres zu tun habe, beschäftige ich mich gerade mal wieder mit der Sinnfrage, ob Equipment preislich einer Mindestanforderung entsprechen muss. Hierbei beschäftigt mich u.a. die sogenannte Psychoakustik, will heißen, "mache ich mir selbst was vor? Empfinde ich teure Produkte automatisch als besser, weil es anders nicht sein darf"?

Insofern habe ich mal im Rahmen meiner Hobby Möglichkeiten eine Kette aufgebaut, die von Gitarre über Effekte-Amp-Mikro-Recorder-PC-DAW reicht.
Hierüber habe ich dann ein MP3 File erstellt, welches ich Euch hier zur Sound Beurteilung vorstellen möchte.
Damit Ihr unvoreingenommen bleibt, werde ich erst nach Eurer Beurteilung die Geräte nennen.
Ich würde mich sehr freuen, wenn der/die Ein oder Andere hier mitmacht.

Bei meiner Technik gesteuerten Herangehensweise habe ich leider wieder mal die saubere Spielweise vernachlässigt. Habt also etwas Erbarmen bezüglich meines sehr grobmotorischen Stiles! :D

Soundmäßig zugrunde liegt bei den Soundschnipseln unsere aktuelle Stilrichtung. Balladeskes, Alternativ Rock, Heavy Rock und etwas Bluesrock.

Das Ergebnis entspricht gefühlsmäßig einigermaßen dem Eindruck, den ich auch im Probenraum hatte, sofern ein MP3 File das überhaupt wiedergeben kann. Aber die Richtung stimmt schon, zumal die Aufnahme in keinerlei Weise nachbearbeitet wurde.


Der File beinhaltet chronologisch:

Bypass Clean----Clean mit einem leichten Slapback Echo (eigentlich kaum zu hören :kopf_kratz01: )----Clean Tremolo----Crunch----Ampdrive Nachbildung----heftige Distortion----U2 Echo Clean----U2 Echo Crunch.


https://soundcloud.com/derpotzkothen/tommys-equipment


Sofern dieses Posting auf Interesse stößt, werde ich später dann das verwendete Equipment benennen und noch etwas zu meinen Erkenntnissen schreiben. Bin mal gespannt auf Eure Bewertung!

:prost:
Zuletzt geändert von tommy am Samstag 28. Januar 2017, 15:46, insgesamt 1-mal geändert.
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

Benutzeravatar
Ingolf
Beiträge: 2647
Registriert: Sonntag 24. Januar 2016, 14:59
Wohnort: Hamburg

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von Ingolf » Samstag 28. Januar 2017, 15:46

Hi!
Sehr schönes Experiment.
Es klingt alles sehr 'Mix- ready' und in diesem Zusammenhang sozusagen 'amtlich'.
Beim heutigen Stand der Digitaltechnik könnten die Aufnahmen sowohl mit sündhaft teurem Vintage- Equipment als auch mit irgendeinem Modeller der 300.- Euro- Klasse aufgenommen sein.
Einen signifikanten Unterschied wird man wohl kaum heraushören.
Bin gespannt auf die Auflösung!

Benutzeravatar
M. L. Schwan
Beiträge: 1268
Registriert: Samstag 4. April 2015, 11:02

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von M. L. Schwan » Samstag 28. Januar 2017, 16:09

Hi Tommy,
das klingt jetzt alles nicht schlecht, aber eine Aussage könnte ich anhand der Files nicht treffen.
Ob sich das Ganze auch live gut anhört und auch im Live Kontext sich durchsetzt kann ich nicht beurteilen.
Die Wahrheit hört man auf dem Gig :mrgreen:
Viele Grüße
- Der Schwan -

Online
Benutzeravatar
tommy
Beiträge: 11006
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:51
Wohnort: Norderstedt SH

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von tommy » Samstag 28. Januar 2017, 16:19

M. L. Schwan hat geschrieben:Hi Tommy,
das klingt jetzt alles nicht schlecht, aber eine Aussage könnte ich anhand der Files nicht treffen.
Ob sich das Ganze auch live gut anhört und auch im Live Kontext sich durchsetzt kann ich nicht beurteilen.
Die Wahrheit hört man auf dem Gig :mrgreen:

:thumbsup03: ...ist schon klar, da hast Du recht.

Aber mal angenommen, Du willst Deine Musik mit Hobbymitteln konservieren und müsstest eine Entscheidung treffen, welchen finanziellen Aufwand Du betreiben müsstest, um das hier vorliegende Ergebnis zu erreichen, was glaubst Du müsstest Du schätzungsweise an Geld in die Hand nehmen?
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

Online
Benutzeravatar
tommy
Beiträge: 11006
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:51
Wohnort: Norderstedt SH

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von tommy » Samstag 28. Januar 2017, 16:28

Vielleicht sollte ich vorwegnehmen, dass der Amp zwar natürlich Einfluss hat, aus der Bewertung aber herausgelöst werden sollte. Es handelt sich um einen modifizierten Marshall Bluesbreaker, der preislich irgendwie nicht zu bestimmen ist.
Für mich maßgeblich verbleiben somit Gitarre, Kabel, Effekt, Speaker, Mikro, Rekorder, DAW (bedingt, da ja keine Manipulation vorgenommen wurde).
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

Benutzeravatar
Rainer Mumpitz
Beiträge: 1588
Registriert: Freitag 24. Oktober 2014, 13:26

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von Rainer Mumpitz » Samstag 28. Januar 2017, 18:06

Moin Tommy,

Ich find das klingt alles gut - meiner (leider recht teuer erkauften) Erfahrung nach sind's aber oft eher subtile Geschichten, die ausschlaggebend sind. Sachen wie Spielgefühl und "Lebendigkeit" oder Feindynamik, die man als Zuhörer oder auf Aufnahmen so eventuell gar nicht mitkriegt.

Gutes Beispiel: Ich hatte gestern das Vergnügen den Bogner Shiva vom Sven/Doc Guitarworld mitsamt Bogner Exstacy-Pedalen zu testen. Der Hammer! Sowas von organischem Spielgefühl! Dagegen steht bei uns im Proberaum mein schon etwas abgeranzter Fender Mustang aus dem ich z.B mit einer Crunchbox schon ähnliche Sounds rausprügeln kann, wie aus dem Bogner. Wenn man Aufnahmen machen würde, würde man vielleicht gar keine so gravierenden Unterschiede hören-aber für mich als Spieler liegen da Welten zwischen. Und ca. 2.500€. :o

Mir ist die Anfassqualität auch nicht ganz unwichtig und zahl auch was dafür und obwohl das mit Sound erstmal nicht unbedingt was zu tun hat, ist es doch oft so, dass die Teile, die wertig verarbeitet sind, auch gut/besser klingen.

Dein Bluesbreaker-Klon ist übrigens klasse! :mosh:
Luftwaffel Bodenpersonal i.R.

Duke

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von Duke » Samstag 28. Januar 2017, 18:14

Hi Tommy,

klingt alles o. k., zum Ende hin, wäre es jetzt nicht so mein Geschmack - aber wie gesagt Geschmacksache.

Für mich persönlich ist es gar nicht entscheidend, wie es letztlich klingt, wenn ich über Equipment insb. Recording nachdenke.
Geht eher um das Spielgefühl und zwar hier um mein eigenes Spielgefühl, also rein subjektiv.

Ich kann für meine Verhältnisse gute Sachen mit einem SM58 (Vocals, 120 €) und Scuffham Amps (< 100 €} + billiger Epi Casino (mit Austausch-PUs, gebraucht vom Carsten 340,- €) meinem geliehenen Epiphone SG-Bass (160 €) + günstigem Presonus Interface (120 €) in Logic (glaube damals 160 €) naufnehmen. Bass kommt dann häufig auch einfach per Midi aus Logic der Drummer (sehr geil) ebenfalls. Eigentlich liefert so ein Tool wie Logic auch alles weitere, was man so braucht inkl. brauchbarer Presets für Dummies (Kompressoren, EQs, Halll, Delays ...).
Das Ganze liegt zusammen deutlich unter 1 k Euro.

Wie gesagt, geht, funktionier und alles gut, mit etwas mehr Qualität, die den Aufnahmeprozess erleichtert, macht es mir aber mehr Spaß.

Mein UAD-Interface mit den supergeilen Kompressoren und vor allem dem Echopolex macht halt tierisch Freude (ca. 1.100 €). Mein AX8 (1.600 €) macht nochmal mehr Spaß als die UAD-Plugins, wobei die schon gut sind.
Mit so Spielzeugen wie Melodyne (200 €, um Basspart von der Gitarre auf Midi zu übertragen), Spectrasonic Trillion für eine echt geil klingenden Midibass (200 €) ist es halt nochmals cooler.

Da ist man halt schnell in einer anderen Preiskategorie. Das Ergebnis klingt dadurch IMO aber keinen Deut besser. Ist halt nur einfacher zu einem passablen Ergebnis zu kommen.

Ich brauche z. B. auch gar nicht alle Komponenten in top Qualität bzw. High-End-Ausbaustufe. Hab für mich festgestellt, dass ich mit nem SM57 / 58 bestens bedient bin, da würde sich für mich der Spaß eher reduzieren, wenn ich da was Komplizierteres einsetzen würde. Hab aber auch gelernt, dass die sogar einige Stars noch nach wie vor im Studio benutzen (Bono, Björk etc.) und auf vielen Liveaufnahmen, die ich mag, hört man die eh.

Bei der Epi Casino hab ich z. B. festgestellt, dass die gerade für Aufnahmen sehr gut klingt. Klingt sie besser oder schlechter als eine 4 - 5 k Real Guitars Les Paula?
Die Antwort ist schrecklich und einfach: Nöh, klingt genau so gut, wie du sie einspielst und abmischst. Es ist fast egal, welche Gitarre du nimmst, wenn man es rein vom Sound her betrachtet... :kopf_kratz01:
Klar hört man den Unterschied zwischen einer Casino und einer Tele, der ist aber am Ende relativ gering.

Trotzdem würde ich Live dann eher wieder zu meinen, aus einem langen darwinistischem Prozess hervorgegangenen, Lieblingsgitarren greifen und dass sind nun mal Tele, Strat und Les Paul aus einem deutlich höheren Preissegment.

Benutzeravatar
Magman
Beiträge: 17742
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:17
Kontaktdaten:

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von Magman » Samstag 28. Januar 2017, 22:26

Ingolf hat geschrieben:Hi!
Sehr schönes Experiment.

Beim heutigen Stand der Digitaltechnik könnten die Aufnahmen sowohl mit sündhaft teurem Vintage- Equipment als auch mit irgendeinem Modeller der 300.- Euro- Klasse aufgenommen sein.
Einen signifikanten Unterschied wird man wohl kaum heraushören.
Bin gespannt auf die Auflösung!
Also ich schließe mich da Kollege Ingolf an. Das kann Standard Equipment für 600 Euro sein, oder eben Boutique Krams für 6000. Hört man jedenfalls nicht. Ich weiß aus vielen eigenen Tests dass man kein Vermögen ausgeben muss um amtlich zu klingen. Das gut fühlen allerdings kostet manchmal schon etwas mehr ;)

Eines höre ich allerdings: Led Zeps Custard Pie. Psssst: Das spielen wir beide mal zusammen bei der Session im August :banana03:

Danke alter Rocker :prost:
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

Online
Benutzeravatar
tommy
Beiträge: 11006
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 20:51
Wohnort: Norderstedt SH

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von tommy » Samstag 28. Januar 2017, 23:17

:thumbsup03: :prost:
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

Benutzeravatar
Diet
Beiträge: 7378
Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 21:32
Kontaktdaten:

Re: Wie teuer ist Soundzufriedenheit wirklich?

Beitrag von Diet » Sonntag 29. Januar 2017, 00:53

tommy hat geschrieben::thumbsup03: :prost:
Moin,

Custard Pie... können wir das im August auch mit drei Gitarren?
Einer meiner Lieblingssongs.

Zum Thema kann ich sagen, dass ich in Sachen Recording mit meinem alten POD X3 und meiner Mexico Classic 60´s Tele
alles hinbekomme, was ich möchte. Diese Kombination stellte mich immer total zufrieden, das ist tatsächlich so.
Deshalb hab ich immer noch keine Axe oder anderes aktuelleres. Jedes mal wenn ich damit arbeite denke ich: Das passt.
Ich denke mal, gebraucht bekommt man beides zusammen mit etwas Suchen für unter 500 Euro.
Damit bekommt man meiner Meinung nach absolut amtliche Sounds auf die Festplatte inclusive der Gitarreneffekte.

Beim Aufnehmen, so wie ich das mache bin ich da auch mit dem Spielgefühl zufrieden.

In der Band bin ich auch mit meinem Modeler zufrieden, der heutzutage gebraucht sehr günstig zu haben ist.
ZenAmps und Zenteras werden einem regelrecht hinterhergeworfen.
Mit meinen Röhrenamps hab ich ein schöneres Spielgefühl und auch einen ein klein wenig schöneren Sound.
Das weiß ich. Aber um zufrieden zu sein brauch ich das nicht zwingend. Andere Dinge wiegen das für mich auf, ich bin auch
ohne das letzte Quäntchen Spielgefühl und Sound zufrieden. Mir gefällt, was ich so erreiche.

"Soundzufriedenheit" kann ich für mich ganz subjektiv also auch mit nicht hochpreisigen Sachen locker erreichen.
Und darüber bin ich ziemlich froh! :D

Ich sehe auch nicht, dass grundsätzlich leute zufriedener sind, weil sie hochpreisiges Equipment spielen.
Custom Shop Gitarren und Boutique Amps sind letztendlich genauso auf dem Gebrauchtmarkt unterwegs wie günstiges Equipment.
Ich glaube ganz ketzerisch, mit einem 2500 Euro Boutique Topteil ist man auf Dauer nur genauso "angekommen" wie z.B. mit einem Fender Mustang.
Nach spätestens einem Jahr denkt und glaubt der normalverrückte Gitarrist bei beiden Amps, dass da noch was besseres geht ;)

Ein bisschen o.T.: Am "Angekommendsten" sind die Gitarristen glaube ich bei den Klassikern wie JTM 45, JMP Marshall, JCM 800, Deluxe Reverb, Tweed Deluxe
oder AC 30 und so. Das sind die Amps, die am ehesten behalten werden.


Das Soundfile höre ich mir morgen in Ruhe an und schreib dann vielleicht noch was.
jetzt muss ich in die Falle, mir klappen schon die Lider runter :panic:

Gruß Diet

Antworten