Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

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Batz Benzer
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Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 31. März 2017, 10:01

Liebe Leute,

heute vor 40 Jahren... okay, nicht ganz genau heute, aber fast: Am 16. Juli 1977 erblickte meine jüngst erworbene Yamaha FG 335 als eine von mindestens 330 Geschwistern das Licht der Welt.

Aber fangen wir nicht chronologisch, sondern systematisch an: Schuld ist natürlich wie immer jemand anderes gewesen, in diesem Fall Kumpel Lutz/Hideaway, der seine Jugendgitarre ausgegraben hat, um sein neues Domizil damit zu veredeln.

So kam ich in den Genuss eines solchen Exemplars und war quasi augenblicklich vollkommen fasziniert von der Dreadnought: Toller, fleischiger U-Hals mit leichtem Hang zum V, explosiv schnell ansprechend und von überwältigender Klangfülle mit dem Extraschlag "HUMMMMMMMMMMMM....!!!" im Bass - DAS nenne ich eine gute Stahlsaiten-Gitarre! :o

Der Vergleich mit Lutzens Gibson Southern Jumbo bestätigte mir: Diese Western hat Klasse und Stil! Um so erstaunter war als als meine Recherche ergeben hat, dass weder die Fichtendecke, noch der Zargen oder Boden aus Mahagoni massiv sind: Es handelt sich um eine gänzlich gesperrte - und übrigens auffallend leicht - Gitarre!

Die es überdies preislich betrachtet hinterher geworfen gibt... wenn man denn mal eine findet. Denn obgleich es viele, seeeehr viele Yamaha-Stahlsaitenklampfen zweiter Hand zu kaufen gibt - was wohl auch die generell günstigen Preise erklärt -, ist die FG 335 nicht übermäßig häufig in freier Wildbahn anzutreffen.

Letzte Woche bin ich mir mit einem Anbieter einig geworden, der ein ungewohnt gut erhaltenes Exemplar im originalen Koffer feilbot; also schlug ob, zum Entsetzen der Finanzministerin, zu! :mrgreen:

Am Dienstag war dann Bescherung, und siehe da: Der wirklich nette Verkäufer hatte nicht gelogen: Bis auf zwei, drei kleine Verwundungen hatte die FG 335 die 40 Jahre extrem gut gemeistert! - Der leichte Modergeruch des Koffers, der wohl längere Zeit im Keller gelagert wurde, ist dabei m.E. normal, so dass ich auch gar keine anderen Erwartungen hatte: Er funktioniert 100%ig und ist ebenfalls optisch gut erhalten. Schnell mal eine Lavendel-Duftkissen reingeschmissen...

Bereits mit den aufgezogenen Saiten - ich tippe ob der messingfarbenen Diskant-Saiten auf Martin SP 12er - war der sonore Basschub nicht zu überhören, allerdings gesellten sich hier ganz klare Höhen und ein feiner Anschlagknack hinzu, die ich von Lutzens Gitarre her nicht kannte... weil dieser noch die alten Seile drauf hatte; ein Vergleich steht noch aus.

Junge, die ist lauter als meine anderen beiden Dreads beide jenseits der 1000€-Grenze... und - erschreckenderweise - auch artikulierter, im Bass ganz eindeutig überlegen!

Die letzte Plärrigkeit raubte ich ihr mit einem Saitenwechsel - ich bin kein Freund günstiger Martin-Strings -, spendierte ihr D'Addario EXP 11 Bronze-Saiten, und siehe da: Ein perfekt perlendes Klangbild!

Nur die Bespielbarkeit war ein kleiner Kraftakt, der Schuldige schnell ausgemacht: Die Sattelkerben waren zu eng, was gegriffen auch für leichte Intonationsprobleme sorgte.

Also setzte ich die Sattelfeile an und besorgte es den Kerben entsprechend. Vorher natürlich noch den Hals gerade gezogen - der Trussrod agiert hier am gefühlten Anschlag -, fertig!

Das Ergebnis konnte sich mehr als hören und ebenso fühlen lassen: Mühelos lässt sich die Gute nun greifen, und die Intonation ist jetzt 100%!

Ich hätte das niemals gedacht, dass eine Einsteiger-Gitarre aus dem Jahr 1977 - die FG 335 wurde von 77 bis 81 gebaut - mich derart begeistern kann. Okay, ich bin schnell zu begeistern, aber das hier ist einfach ein Mega-Sonder-Monster-Übertiddl-Bitte-eine-Nürnberger-Bratwurst-Oberschnapp of Ulm!!! :sabber: :sabber: :sabber:

Vor allem aber verändert es mein Denken: Muss es immer möglichst massiv sein? Ist es das Alter, welches man hier hört oder war früher dann doch alles besser? Unterschätze ich Yamaha, deren Produkte ich in der Regel schon immer für überdurchschnittlich gut gehalten habe, als Marke?

Über so eine Erfahrung könnte ich glatt Sammler werden... jetzt interessiert es mich, wie die kostenintensiveren Modelle aus der zeit so klingen... dies ist aber, frei nach Michael Ende, eine andere Geschichte und soll zu einem anderen Zeitpunkt erzählt werden.

Liebe Grüße,

Batz.

PS: Gut erhaltene Yamahas-Dreads können, natürlich rein aus Forschungszwecken, gerne günstig bei mir Mo-So zwischen 0h und 23.59h abgegeben werden! - Aber auch sonst interessiert es mich, wenn Ihr ein ähnliches Stück zu Hause habt... lasst uns klönen! :thumbsup03:

PPS: Bilder reiche ich beizeiten nach!
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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von partscaster » Freitag 31. März 2017, 10:41

Eine alte Yamaha, da wird mir ganz warm und auch ein bisschen schwer ums Bein. Ich Döspaddel hatte eine wunderschöne FG345, die ich verkauft habe, weil sie keinen Pickup hatte und weil der Hals - und damit der Saitenabstand - gefühlt einen Hauch schmaler war, als bei vielen Dreadnoughts. Aber hauptsächlich wegen des nicht vorhandenen Pickups. Und auch, weil ich mir eingebildet habe, ich müsste doch was teureres haben.
Die sehr gut eingespielte Gitarre hat gelebt, hatte einen schön warmen, charaktervollen Ton und eine eben solche Ausstrahlung. Trotz der auch bei diesem Modell gesperrten Hölzer. Ich hatte, meine ich, irgendwas um die 160 Euro bezahlt. Das Baujahr war auch irgendwo in der Region Ende 70er bis Anfang 80er.

Das ist das gute Stück. Die schönen Fotos hatte der Vorbesitzer (Hardy aus dem alten G&B-Forum) gemacht. Man beachte alleine die coolen Inlays. :sabber:

Bild Bild
Bild

Hab ich bei Ebay für ebenso kleines Geld weiterverkauft. :mad01: :mimimimi:


Viel Spaß mit deiner EffGeh. :prost:

Grüße
Michael

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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 31. März 2017, 12:42

Schönes Aggregat, Michael; ich kann Dich da bestens verstehen...! :prost:

Hach, ich hätte sie ja am liebsten mal alle... und dann eine Woche nur vergleichen und lernen! :sabber:
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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von partscaster » Freitag 31. März 2017, 13:14

Batz Benzer hat geschrieben:Hach, ich hätte sie ja am liebsten mal alle... und dann eine Woche nur vergleichen und lernen! :sabber:
Wer nicht! :smoke01:

Wo soll wohl der Unterschied zwischen 335 und 345 sein? Die 335 hat "nur" Punkt-Inlays... ansonsten... :kopf_kratz01:

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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 31. März 2017, 13:15

Hattest Du nicht eine massive Decke...?
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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von partscaster » Freitag 31. März 2017, 13:26

Batz Benzer hat geschrieben:Hattest Du nicht eine massive Decke...?
Ich meine nicht.

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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 4. April 2017, 09:59

Heute vor einer Woche... kam die FG 335 bei mir an.

In der Zwischenzeit hatte ich bereits die Sattelkerben tiefer gefeilt, mittlerweile auch den Steg ein wenig tiefer gelegt und die Halskrümmung an ihren absoluten Rand geprügelt.

Jetzt ist die Gitarre nicht nur optimal bespielbar, sondern auch klanglich auf dem Zenit ihrer Möglichkeiten, was bedeutet, dass die Höhen feiner hervorstechen und der Bass sich mehr ins Gesamtbild gesenkt hat, sie kurz gesagt ausgeglichener tönt und die letzte Behäbigkeit verloren hat.

Der Bassbereich hat also mehr Attack, der Höhenbereich ist vom Bass gut unterfüttert - das ist das, was man alten Gitarren nachsagt, bzw. was auch nach einem Cryo-Tuning passieren soll. Somit tendiere ich zu der Annahme, dass es dem Alter geschuldet ist.

Mission accomplished - das war es, was ich wollte, und das ist es, was ich jetzt habe!

Im Vergleich zu meinen anderen beiden Dreads, die beide vollmassiv und teuer gewesen sind, ist die Yamaha ganz klar die bessere Strumming-Gitarre. Fürs Solieren präferiere ich die Standford (noch aus Furch-Fertigung) oder die spanische Almansa, es sei denn, man sucht diesen "reinen, spitzeren Ton, der nicht so breit aufgestellt ist", was mich an die American Recordings von Chash erinnert, was ja nun wahrlich keine schlechte Referenz ist.

Sollte ich neue "Erkenntnisse" hinzu gewinnen oder sonst was mit der Gitarre passieren, werde ich erneut berichten.

Liebe Grüße,

Batz. :smoke01:
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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von THB » Dienstag 4. April 2017, 16:07

partscaster hat geschrieben:
Batz Benzer hat geschrieben:Hattest Du nicht eine massive Decke...?
Ich meine nicht.
Das war die FG 375 WIMRE. Ich hatte eine aus der Serie mit massiver Decke und Goldparts. Sie musste meiner Ovation Electric Legend weichen (die hatte einen schön knalligen Pickup-Sound).... seitdem war das Thema Acoustic für mich abgehakt.... bis dann letztes Jahr eine Marvel in mein Leben trat.... Aber die Yamahas waren klasse.....
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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von MiBe » Dienstag 4. April 2017, 19:47

Meine FG-360 habe ich vor ca. 25 Jahren von meinem Onkel abgekauft, der sie neu irgendwann mitte der 70er gekauft hat.

Sie wurde (noch von ihm) mit einem grotenschlechten PU inkl. Preamp ausgestattet und hatte eigentlich schon immer eine miserable Saitenlage.
Vom Klang war sie aber schon immer Klasse. Ich habe bisher keine neue Gitarre im Preisbereich bis 1.000,-€ in den Händen, die ihr gefährlich werden konnten.

Seit sie letztes Jahr (oder ist es schon wieder 2 Jahre her?) beim Nick zum Neubundieren, Pickup- und Preamp-wieder-rausschmeissen und allgemein einstellen war, spielt sie sich auch wie Butter.

Aufgrund ihrer Qualitäten und auch ihres wohl unterirdischen Gebrauchtpreises, wird sie mich wohl nie verlassen und irgendwann an meine Tochter vererbt werden.

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One Life. Live it.

Gruß, Michael

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Re: Heute vor 40 Jahren... Yamaha FG 335

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 5. April 2017, 12:10

MiBe hat geschrieben:Aufgrund ihrer Qualitäten und auch ihres wohl unterirdischen Gebrauchtpreises, wird sie mich wohl nie verlassen und irgendwann an meine Tochter vererbt werden.
Ja, die Gebrauchtpreise... des Verkäufers Leid, des Käufers Glück; derzeit klettern diese Preis zwar, allerdings verkaufen sich die entsprechenden Instrumente auch nicht. Daher warte ich lieber wieder auf entsprechende Gitarren zwischen 150-250€ und kann Dein Handeln 100%ig nachvollziehen; zu diesem Kurs würde auch ich mich keinesfalls von meiner Yamaha trennen. :thumbsup03:
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