Digitech Freqout

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
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Ingolf
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Digitech Freqout

Beitrag von Ingolf » Samstag 6. Mai 2017, 17:18

Bisher gab es (mir unverständlicherweise) nur wenige Versuche, Feedback- Generatoren zu bauen.
Jeder kennt den Fernandes Sustainer und auch den E-Bow, wo die Saite mit einem Magnetfeld angeregt wird. Diese Systeme sind aber entweder an Gitarrenmodifikationen gebunden (Sustainer) oder mit einer nicht unerheblichen Umstellung bei der Spielweise verknüpft (E-Bow)

Vor ein paar Jahren gab es von Fender schon mal das Runaway- Pedal, das aber leider nur in den USA erhältlich war und den Sprung über den großen Teich nicht geschafft hat. Das Runaway klang schon gut (über YT- Videos, ich selbst konnte es nie spielen), ist aber nichts im Vergleich zu dem, was das Digitech Freqout kann, um das es hier heute gehen soll.
Das FREQOUT wurde auf der Namm im Januar angekündigt und jetzt, 4 Konate später ist es endlich da!
Der Freqout ist wie gesagt kein Sustainer, der einen Sound generiert, indem die Saite zum Schwingen angeregt wird. Die Saite muß schon schwingen. Dann aber wird aus den Schwingungsinformationen ein Feedback generiert, das so lange dauert, wie die Saite auch nur ein bisschen schwingt. Muted man die Saite, stoppt auch das Feedback (es sei denn, man hat Gain maximal hoch gedreht, das ist dann so, als würde man vor einem voll aufgerissenen Stack stehen - die geringste Erschütterung der Gitarre lässt die Feedback- Orgie beginnen. 8-) )

Ich habe es seit heute, und hier ist mein erster Honeymoon- Eindruck:

Das Pedal ist schwer, Vollmetall und sehr gut verarbeitet, wie immer bei Digitech. Ein Netzteil ist nicht dabei, jedes qualitativ hochwertige 9V- Netzteil tut es aber.

Es gibt einen True- Bypass- Switch, einen Minischalter, der bestimmt, ob der Switch permanent oder nur momentary ist, sowie einen weiteren Minischalter, der das trockene Signal aus dem Signalweg nimmt (dann hört man nur noch Feedbacks).
Dann gibt es ein Doppelpoti namens 'RANGE': der innere Ring nennt sich FEEDBACK und bestimmt, wie leicht das Feedback nach einem Attack entsteht. Im übertragenen Sinn also, wie stark ich um das Feedback kämpfen muß, z.B. mit Fingervibrato.

Der äußere Ring nennt sich 'ONSET' und bestimmt, wie schnell nach einem Attack das Feedback kommt.
Zu schnelle Einstellungen machen aus einer Gitarre fast schon einen Synthi, erst recht, wenn man dann das Dry- Signal noch rausnimmt. Dann sind Flöten- und Mellotron- Sounds möglich (und meinen E-bow werde ich wohl nie wieder brauchen...). Das wird aber nicht meine Hauptanwendung sein...

Aber weiter: Das untere Poti namens 'TYPE' regelt die Intervalle der Feedbacks:
1. Sub: Klingt wie ein Bass- Octaver, wenn das Feedback kommt.
2. 1st: Feedback kommt in gleicher Frequenz wie der Originalton.
3. 2nd: Feedback kommt 1 Oktave höher
4. 3rd: Feedback kommt 1 Quinte höher
5. 5th: feedback kommt 11 Halbtöne höher, also eine Terz über der Oktave.
6. Nat Low: Steht für Natural. Macht ein Feedback, das nicht vollständig vorhersehbar ist, so wie wenn man vor dem Amp steht und den Sweet Spot erst noch finden muß. Sehr reizvoll.
7. Nat High: Das gleiche, aber in höheren Registern.

Die Soundqualität ist aus meiner Sicht sensationell. Mein Dry- Signal wird nicht beeinflußt, das Feedback klingt völlig natürlich/organisch und nicht nach irgendetwas Künstlichem. Unglaublich.
Wenn man die Einstellungen richtig auf die verwendete Gitarre abstimmt, kann das Gerät ohne weiteres die ganze Zeit auch an sein, und stört beim Rhythmus- und Akkordspiel nicht, wenn man dann Chords und Töne hält, kommt erst das Feedback ins Spiel. Sehr schön.

Ich habe einen Dropbox- Ordner freigegeben, in dem ich die einzelnen Modi kurz vorstelle.
Außerdem habe ich in BIAB einen kleinen Song gebastelt und dann einfach mal ohne viel Sinn und Verstand drüber gedudelt. :)

Meine Einstellungen waren folgende:
Meine Strat ging in das Freqout, hier waren die Einstellungen: Dry On, Momentary Off, Gain auf 12:00, Onset 14:00, Type war für den Song die ganze Zeit auf 3rd eingestellt.
Vom Freqout gings in den Kemper, da wars ein Morgan- Profile, das ging dann in die DAW.

Viel Spaß, ich hatte und habe ihn!!

https://www.dropbox.com/sh/3m42spw8aeud ... -pf9a?dl=0
Zuletzt geändert von Ingolf am Sonntag 7. Mai 2017, 13:14, insgesamt 2-mal geändert.

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Re: Digitech Freqout

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 6. Mai 2017, 17:40

DANKE...!!! :thumbsup03: :thumbsup03: :thumbsup03:
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Re: Digitech Freqout

Beitrag von tommy » Samstag 6. Mai 2017, 18:56

Wow, danke für den schnellen Service und die Mühe Ingolf! Das Gebotene überzeugt mich total! Tolle Möglichkeiten, dem Gitarrensound Feeling und Dramatik zu verpassen. Gerade für eine "Slowhand" wie mich eine Möglichkeit, meinem etwas festgefahrenen Spiel interessante Facetten hinzuzufügen.
Ich liebe langsames, E Bow -artiges Legato und Slide Spiel (bspw. bei "Nothing Compares 2 U"). Leider gelang das aber bislang nur mit viel Verzerrung und heftiger Lautstärke. Ein E Bow kam für mich leider wegen der nicht einfachen Anwendung nicht in Frage.

Ich habe jetzt einen konkreten Geburtstagswunsch (wenn ich es bis dahin aushalte :D ).
LG, Tommy


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Re: Digitech Freqout

Beitrag von Magman » Samstag 6. Mai 2017, 19:56

Man merkt du hast deinen Spaß Ingolf, danke für das Review plus Soundschnipsel :thumbsup03:

Ich bin ehrlich, für mich wäre das nix. Warum? Ich hab keinen Fuß mehr frei zum drauftreten :mrgreen:

BTW: die natürlichen Beispiele von dir, mit Nat High und Low finde ich echt klasse :thumbs:
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Re: Digitech Freqout

Beitrag von Ingolf » Samstag 6. Mai 2017, 19:58

Magman hat geschrieben: Ich bin ehrlich, für mich wäre das nix. Warum? Ich hab keinen Fuß mehr frei zum drauftreten :mrgreen:
Wie ich schon sagte: Das Gerät kann auch an bleiben. :mrgreen:

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Re: Digitech Freqout

Beitrag von Magman » Samstag 6. Mai 2017, 20:02

Ingolf hat geschrieben:
Magman hat geschrieben: Ich bin ehrlich, für mich wäre das nix. Warum? Ich hab keinen Fuß mehr frei zum drauftreten :mrgreen:
Wie ich schon sagte: Das Gerät kann auch an bleiben. :mrgreen:
Ja ich weiß, aber dann kann ich das ja nicht mehr ausschalten :lol02:

Das schönste an diesem Effekt ist ja für mich, wenn er ab und zu mal auftaucht, eben wie bei Mr Moore oder Santana ;)
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Re: Digitech Freqout

Beitrag von telly45 » Samstag 6. Mai 2017, 22:04

Magman hat geschrieben:
Ich bin ehrlich, für mich wäre das nix. Warum? Ich hab keinen Fuß mehr frei zum drauftreten :mrgreen:
Was musst du auch ständig den Aushilfsschlagzeuger geben :motz01: . Bleib halt einfach Musiker :mrgreen:


@Ingolf:
Danke für das interessante Review, auch wenn das Teil nix für mich ist.
Gruß Rainer

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Re: Digitech Freqout

Beitrag von Ingolf » Sonntag 7. Mai 2017, 13:27

Ich habe den Eingangspost zur besseren Verständlichkeit nochmal etwas überarbeitet und ergänzt
Wenn Batz sich mit den Reviews so viel Mühe gibt, sollte ich das auch... 8-)

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Re: Digitech Freqout

Beitrag von tommy » Montag 7. August 2017, 11:41

Moin,

Ingolf, an welcher Stelle hast Du den Freq Out in der Signalkette? Vorne?

Bei mir wäre "vorne" direkt hinter meinem Boss Tuner (Buffer). In diesem Falle wäre die Signal Reihenfolge: Buffer--Freq Out--Zerrer--Delay--Line Booster--Amp.

Danke im Voraus!
LG, Tommy


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Re: Digitech Freqout

Beitrag von Ingolf » Montag 7. August 2017, 12:49

tommy hat geschrieben:Moin,

Ingolf, an welcher Stelle hast Du den Freq Out in der Signalkette? Vorne?

Bei mir wäre "vorne" direkt hinter meinem Boss Tuner (Buffer). In diesem Falle wäre die Signal Reihenfolge: Buffer--Freq Out--Zerrer--Delay--Line Booster--Amp.

Danke im Voraus!
Ja, der Freqout gehört ganz nach vorne in die Signalkette.
Aus Bequemlichkeitsgründen (Gitarre geht in Line 6 Relay Sender >> Relay Empfänger (befindet sich im Kemper- Rack) >> Kemper Input) hänge ich das Freqout in die Kemper- Loop und platziere sie direkt hinter den Kemper - Input, das wäre dann wie bei dir der Buffer.
Der Vorteil für mich ist, dass ich kein einzelnes Pedal vorne liegen habe (Freqout bleibt auch im/beim Rack) und ich nur per Kemper- Remote die Loop anschalte, wenn das Freqout an sein soll.

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