Tone City Golden Plexi: Marshallesker Crunch bis Hi-Gain
Verfasst: Dienstag 25. Juli 2017, 13:33
Gegenstand dieser Besprechung ist ein Golden Plexi-Zerrpedal der Firma Tone City im seit den Mooer-Tretern bekannten Mini-Format.
Dass es überhaupt zu dieser Besprechung kam, ist ein kleines Wunder: Das Päckchen ging DHL nämlich verloren, ist aber wieder aufgetaucht und dem Versender zugestellt worden. Nach erneuten Portokosten, die wir uns netterweise geteilt haben, ist es heute ääändlich bei mir eingetroffen. Yippieh!!!
Jetzt isses also hier; zwar gebraucht, aber in der OVP, ohne optische oder technische Beeinträchtigungen. Ab Werk kommt es mit Gummi- und Velcro-Unterbau, so dass man wählen kann; ein sehr nützliches Feature!
Regelbar ist das Golden Toast... äh, Plexi in Gain (das große transparente Poti, welches blau leuchtet, wenn derrr Gerrrät aktiviert ist), Lautstärke und Tone; die beiden letztgenannten sind als kleine Trim-Pots ausgeführt, dessen Kerbung man gerne (wie auf obigem Beispielbild) hätte weiß füllen dürfen, damit man die Einstellung auch als Blindfisch, zu deren Gattung ich mich leider zählen muss, ablesen könnte.
Input, Output, 9V-Anschluss - das war's auch schon, mehr gibt's nicht!
Kommen wir also gleich zur Anwendung: Wie klingt es? - Nun, mit "Golden Plexi" werden hier - vollkommen zurecht - Marshall-Assoziazionen frei. Für den Plexi spricht die generelle großzügige Basswiedergabe, die aber niemals ins Mulmen kippt. Das generelle Gain-Verhalten und die stets vorhandenen "glasigen Haare" (oder eher haariges Glas...? ) erinnern in der Tat eher an einen ollen M-Typ-Amp, die Saitentrennung ist dabei vorbildlich. Es hat aber auch JCM800-Anleihen, was z.B. die Zerrfreudigkeit und Wucht anbelangt. "Vintage HodRod-Marshall" wäre meine Bezeichnung für das Klanggeschehen, welches einen hier erwartet.
Nur eingeschränkt flexibel ist dabei das Gain-Poti; hier tut sich was bis 9h, ab dort wird das Gain bis zur Maximalauslegung nur noch wenig verdichtet. Das genaue Gegenteil dessen ist das hochwirksame Tone-Poti, welches den Abgleich auf den jeweiligen Gitarrentyp erlaubt, so dass das Golden Plexi sowohl mit Vintage als auch HiGain-Instrumenten, ungeachtet von Single Coil oder Humbucker, beste Ergebnisse erzielt.
Dies bedeutet bestes Obertonverhalten, die vorbildliche Trennung der Saiten hatte ich ja bereits erwähnt, ebenso den sympathischen Bass, der weniger die tiefen Frequenzen einzeln boostet als dem Signal insgesamt Pfund mit auf den Weg zu geben, so dass auch die Diskant-Saiten immer fett unterfüttert sind, was den Ton groß und fleischig klingen lässt. Das macht eine Strat oder Tele zu einer pefekt klingelnden Crunch-Waffe und verleiht der Paula Power!
Der Unterschied zwischen den diversen Gitarrentypen geht nicht verloren, das Pedal schafft sogar "Air", also das Gefühl von Größe und Luftigkeit - ähnlich der Box of Rock bleibt hier auch immer ein gewisses Maß an "Klingel" präsent, welches für Frische und Klarheit sorgt und bei mir nun wiederum Erinnerungen an den JTM45 weckt - im Klangbild, was wiederum für Dynamik steht: Wahrlich genau das, was ich von einem guten Boutique-Pedal erwarte! - Äh, Boutique...?
Kommen wir zu dem Punkt, der sonst meist den Wermutstropfen darstellt: Der Preis! - Nachdem ich gerade erst das Plexdrive hier hatte und mich bestens an Klang wie Spielgefühl erinnern kann, muss ich sagen, dass das Golden Plexi dem Weehbo-Aggregat in Sachen Klangkultur ganz klar die Stirn bieten kann. Es ist nicht so flexibel und hat auch keinen Boost an Bord, aber es klingt so dermaßen besser als es die verlangten 45€ vermuten ließen, dass ich es wirklich jedem von Euch ans Herz legen möchte, der sich auch nur annähernd für diese Klangrichtung begeistern kann. So viel Sound für so wenig Patte - das gibt es wahrlich selten!
Auf das Gitarrevolumen reagiert das Golden Plexi ganz okay; beim Runterregeln gehen zwar ab einem bestimmten Punkt Höhen und Antritt verloren, aber dann muss man wirklich schon weit runtergeregelt haben. Das können andere Pedale zwar besser, ist aber noch absolut im grün-gelben Bereich.
Fazit: Es hatte sich bereits in den diversen YT-Tests angedeutet, dass das Golden Plexi-Pedal ein gigantisches PLV haben könnte; der persönliche Test hat mich innerhalb von Minuten vollends überzeugt, das Ding kommt dauerhaft in die Signalkette!
Keine Ahnung, wie der Preis hier zustande kommt, aber dieser kleinformatige Verzerrer ist aus meiner Sicht, um das übersprapazierte Attribut "geheim" mal wegzulassen, ein finanziell mehr als vertretbarer Super-Mega-Schnäppchen-Tipp!!!
Es gibt einen Plexi-HotRod-Ton, der dank flexibler Tone-Reglung bestens auf die Peripherie zugeschnitten werden kann, wenngleich der Gain-Grad ziemlich festgelegt ist und nur in der Verdichtung wirklich gesteuert werden kann.
Keine Nebengeräusche, keine anderen Zickigkeiten; einfach bloß ein 1a-Pedal zum Witzpreis. Kaufen, kaufen, kaufen!!!
Lieben Gruß,
Batz.
Ergänzung: Mit der Paula hat sich mittlerweile eine Haupt-Assoziation herauskristallisiert: Mich erinnert der Klang des Golden Plexis dann verdammt an den AFD-Slash-Marshall, der ja auch ein HotRod-Plexi ist. Diese spezielle, irgendwie "trockene" Mitten-Charakteristik, der Druck, all das ist da.
Mit Single Coils hat der Amp das Ansprechverhalten der wirklich guten H&K-Amps, allerdings ohne deren eher ätzende Hochmittengestaltung, die H&K-Amps für mich immer papierdünn klingen lassen. Der Golden Plexi schafft es, dass man die Dynamik des Pedals maximal ausloten möchte, weil da gefühlt immer noch was mehr geht. Das ist sehr inspirierend!
Und nochmal zum Gain: Zwischen 8-10 Uhr passiert am meisten, danach wird die Wirkung subtiler und verdichtet, wie oben bereits erwähnt, das Mittenbild. Das klingt erst einmal ernüchternd, gibt aber auf den zweiten Blick in Kombination mit dem Tone-Regler tatsächlich Sinn und ist vielleicht mit Body und Feed bei Okko Diablo vergleichbar, macht den Klang also insgesamt fetter oder transparenter und ist damit sehr musikalisch in der Anwendung: It's not a bug, it's a feature!
Dass es überhaupt zu dieser Besprechung kam, ist ein kleines Wunder: Das Päckchen ging DHL nämlich verloren, ist aber wieder aufgetaucht und dem Versender zugestellt worden. Nach erneuten Portokosten, die wir uns netterweise geteilt haben, ist es heute ääändlich bei mir eingetroffen. Yippieh!!!
Jetzt isses also hier; zwar gebraucht, aber in der OVP, ohne optische oder technische Beeinträchtigungen. Ab Werk kommt es mit Gummi- und Velcro-Unterbau, so dass man wählen kann; ein sehr nützliches Feature!
Regelbar ist das Golden Toast... äh, Plexi in Gain (das große transparente Poti, welches blau leuchtet, wenn derrr Gerrrät aktiviert ist), Lautstärke und Tone; die beiden letztgenannten sind als kleine Trim-Pots ausgeführt, dessen Kerbung man gerne (wie auf obigem Beispielbild) hätte weiß füllen dürfen, damit man die Einstellung auch als Blindfisch, zu deren Gattung ich mich leider zählen muss, ablesen könnte.
Input, Output, 9V-Anschluss - das war's auch schon, mehr gibt's nicht!
Kommen wir also gleich zur Anwendung: Wie klingt es? - Nun, mit "Golden Plexi" werden hier - vollkommen zurecht - Marshall-Assoziazionen frei. Für den Plexi spricht die generelle großzügige Basswiedergabe, die aber niemals ins Mulmen kippt. Das generelle Gain-Verhalten und die stets vorhandenen "glasigen Haare" (oder eher haariges Glas...? ) erinnern in der Tat eher an einen ollen M-Typ-Amp, die Saitentrennung ist dabei vorbildlich. Es hat aber auch JCM800-Anleihen, was z.B. die Zerrfreudigkeit und Wucht anbelangt. "Vintage HodRod-Marshall" wäre meine Bezeichnung für das Klanggeschehen, welches einen hier erwartet.
Nur eingeschränkt flexibel ist dabei das Gain-Poti; hier tut sich was bis 9h, ab dort wird das Gain bis zur Maximalauslegung nur noch wenig verdichtet. Das genaue Gegenteil dessen ist das hochwirksame Tone-Poti, welches den Abgleich auf den jeweiligen Gitarrentyp erlaubt, so dass das Golden Plexi sowohl mit Vintage als auch HiGain-Instrumenten, ungeachtet von Single Coil oder Humbucker, beste Ergebnisse erzielt.
Dies bedeutet bestes Obertonverhalten, die vorbildliche Trennung der Saiten hatte ich ja bereits erwähnt, ebenso den sympathischen Bass, der weniger die tiefen Frequenzen einzeln boostet als dem Signal insgesamt Pfund mit auf den Weg zu geben, so dass auch die Diskant-Saiten immer fett unterfüttert sind, was den Ton groß und fleischig klingen lässt. Das macht eine Strat oder Tele zu einer pefekt klingelnden Crunch-Waffe und verleiht der Paula Power!
Der Unterschied zwischen den diversen Gitarrentypen geht nicht verloren, das Pedal schafft sogar "Air", also das Gefühl von Größe und Luftigkeit - ähnlich der Box of Rock bleibt hier auch immer ein gewisses Maß an "Klingel" präsent, welches für Frische und Klarheit sorgt und bei mir nun wiederum Erinnerungen an den JTM45 weckt - im Klangbild, was wiederum für Dynamik steht: Wahrlich genau das, was ich von einem guten Boutique-Pedal erwarte! - Äh, Boutique...?
Kommen wir zu dem Punkt, der sonst meist den Wermutstropfen darstellt: Der Preis! - Nachdem ich gerade erst das Plexdrive hier hatte und mich bestens an Klang wie Spielgefühl erinnern kann, muss ich sagen, dass das Golden Plexi dem Weehbo-Aggregat in Sachen Klangkultur ganz klar die Stirn bieten kann. Es ist nicht so flexibel und hat auch keinen Boost an Bord, aber es klingt so dermaßen besser als es die verlangten 45€ vermuten ließen, dass ich es wirklich jedem von Euch ans Herz legen möchte, der sich auch nur annähernd für diese Klangrichtung begeistern kann. So viel Sound für so wenig Patte - das gibt es wahrlich selten!
Auf das Gitarrevolumen reagiert das Golden Plexi ganz okay; beim Runterregeln gehen zwar ab einem bestimmten Punkt Höhen und Antritt verloren, aber dann muss man wirklich schon weit runtergeregelt haben. Das können andere Pedale zwar besser, ist aber noch absolut im grün-gelben Bereich.
Fazit: Es hatte sich bereits in den diversen YT-Tests angedeutet, dass das Golden Plexi-Pedal ein gigantisches PLV haben könnte; der persönliche Test hat mich innerhalb von Minuten vollends überzeugt, das Ding kommt dauerhaft in die Signalkette!
Keine Ahnung, wie der Preis hier zustande kommt, aber dieser kleinformatige Verzerrer ist aus meiner Sicht, um das übersprapazierte Attribut "geheim" mal wegzulassen, ein finanziell mehr als vertretbarer Super-Mega-Schnäppchen-Tipp!!!
Es gibt einen Plexi-HotRod-Ton, der dank flexibler Tone-Reglung bestens auf die Peripherie zugeschnitten werden kann, wenngleich der Gain-Grad ziemlich festgelegt ist und nur in der Verdichtung wirklich gesteuert werden kann.
Keine Nebengeräusche, keine anderen Zickigkeiten; einfach bloß ein 1a-Pedal zum Witzpreis. Kaufen, kaufen, kaufen!!!
Lieben Gruß,
Batz.
Ergänzung: Mit der Paula hat sich mittlerweile eine Haupt-Assoziation herauskristallisiert: Mich erinnert der Klang des Golden Plexis dann verdammt an den AFD-Slash-Marshall, der ja auch ein HotRod-Plexi ist. Diese spezielle, irgendwie "trockene" Mitten-Charakteristik, der Druck, all das ist da.
Mit Single Coils hat der Amp das Ansprechverhalten der wirklich guten H&K-Amps, allerdings ohne deren eher ätzende Hochmittengestaltung, die H&K-Amps für mich immer papierdünn klingen lassen. Der Golden Plexi schafft es, dass man die Dynamik des Pedals maximal ausloten möchte, weil da gefühlt immer noch was mehr geht. Das ist sehr inspirierend!
Und nochmal zum Gain: Zwischen 8-10 Uhr passiert am meisten, danach wird die Wirkung subtiler und verdichtet, wie oben bereits erwähnt, das Mittenbild. Das klingt erst einmal ernüchternd, gibt aber auf den zweiten Blick in Kombination mit dem Tone-Regler tatsächlich Sinn und ist vielleicht mit Body und Feed bei Okko Diablo vergleichbar, macht den Klang also insgesamt fetter oder transparenter und ist damit sehr musikalisch in der Anwendung: It's not a bug, it's a feature!