Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

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Batz Benzer
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Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 19. November 2014, 18:47

Howdy Lady and Gents,

ich komme mit einem Thema um die Ecke, das eigentlich tot sein sollte: Die Mustang v2-Gerätschaften sind bereits lange arriviert, haben ihre erste Wiederverkaufsphase hinter sich und sind derzeit so undiskutiert wie kaum ein anderes Produkt.

Zahlreiche Exemplare sind unters Volk gebracht, die Entwicklungskosten sind eingespielt, was man daran merkt, dass sämtliche Wildpferdchen im Preis etwas nach unten gerutscht sind.

Und genau zu diesem Zeitpunkt ist ein Mann doof genug, sich einen Mustang III v2 anzuschaffen: Der Mann bin ich, und ich möchte Euch von meinen Erfahrungen erzählen:

Diese beginnen bereits vor dem Kauf: Zweimal besaß ich bereits einen Mustang I v2, Kumpel Rainer Mumpitz nennt einen Mustang III v1 sein Eigen und mein Bandkumpan Eick hat einen III v2 rumstehen. Ich bin also mit dem Produkt bereits vertraut, was dem Honeymoon-Enthusiasmus hoffentlich einen netten Riegel vorschiebt. ;o)

Warum habe ich den Ier zweimal verkauft? - Beim ersten Mal, weil ein Kumpel ihn haben wollte und er nicht kriegsentscheidend war; beim zweiten ging es um die Finanzierung eines selteneren Stücks Equipment. Es war also niemals erkaltete Liebe; ich hatte stets viel Spaß mit dem Kistchen und habe die klangliche Vielfalt gerne via Fuse nach meinem Gusto gestrickt.

So, zurück ins Hier und Jetzt: Seit Länglicherem beobachte ich die Tendenz, dass ich meinen Deluxe Reverb - den ich immerhin über Jahre suchen musste, bis ich "meinen" Sound bei Null Kompromissen in Sachen Technik gefunden hatte - nur noch selten bis gar nicht mehr befeuere. Das hat mehrere Gründe: Mittlerweile präferiere ich den cleanen Marshall- oder Vox-Ton, da dieser mehr "phast" und "schmatzt"; außerdem ist er nicht so druckvoll (und damit notorisch laut) im Raum, und aufgenommen fällt der Faktor Druck ja eh wieder weg.

Daher reifte mit der Zeit in mir die Überlegung, den Deluxe Reverb durch einen Mustang III zu ersetzen; genau das habe ich jetzt getan.

Im ersten Moment wirkt das ja schon ein wenig wahnsinnig: Da sucht der Depp ewig lange nach dem perfekten Fender-Ton, um ihn dann wieder wegzugeben? - Aber wenn man ihn nicht nutzt... was hat man dann vom Besitzen, außer evtl. das Gefühl, bestens gerüstet für einen Fall zu sein, der schon lange nicht mehr eingetreten ist?

Reziprok zur schwindenden Begeisterung für den DR machte mir der Mustang III v2 beim Kollegen immer mehr Spaß; Strat, Tele und Gretsch klangen gleichermaßen amtlich über das Gerät, und auch wenn diesem die feine, schnelle Interaktion des Röhrenamps nicht zueigen ist, habe ich ohne direkten Vergleich nie etwas vermisst.

Überdies nervte mich die Tatsache, dass mit Hall und Tremolo des DR immer ein Rauschen hinzu kam, das bei Bühnenpegel absolut vernachlässigbar ist, daheim im stillen Kämmerlein je nach Ausrichtung bisweilen zu ärgern verstand. Zumal das Tremolo beileibe nicht so rund läuft wie z.B. beim Princeton (anderes Prinzip) und folglich ungenutzt blieb.

Da dem Mustang diese Krankheiten fremd sind, erhöhte dies die Attraktivität des Modelingamps beträchtlich, so dass ich den Umbruch gewagt habe. Und wenngleich mir der Verkauf des DR sehr schwer fiel - das Ding klingt grundsätzlich einfach perfekt -, ist der erste Umgewöhnungsschock nun erst einmal vorbei, und ich freue mich über die intuitiv bedienbaren Möglichkeiten.

Tatsächlich läuft der Mustang ruhig; Nebengeräusche kommen erst mit erhöhtem Zerrgrad und können durch ein Noisegate praxisdienlich kuriert werden.

Der Ton hat eine eigene Qualität, der sich mit dem räumlichen Druck eines Fender-Röhrenamps in letzter Konsequenz nicht messen kann. Aber durchaus mit einem aufgenommenen Exemplar; diesem ist er m.E. insofern überlegen als jemand schon viel Ahnung vom Mikrofonieren sowie Zeit haben muss, um ein ähnlich ansprechendes Ergebnis zu erzielen. Außerdem muss er den Amp entsprechend aufreissen: Das fällt beim Mustang komplett weg!

Wem der Mustang etwas zu zurückhaltend agiert, dem sei der einfache interne Kompressor dringend ans Herz getackert: Dieser kann den druckvolleren, drängenderen Klang der Röhre ziemlich gut imitieren! - Und ohne den Direktvergleich fehlt mir eigentlich gar nix... ob dieses "eigentlich" mit der Zeit Überhand nimmt, bin ich mal schwer gespannt. ;o)

Derzeit jedenfalls scheint mir der Mehrwert des Mustangs das Soundideal des DR vergessen zu machen. Allein schon die Tatsache, dass der IIIer den Deluxe-Crunch klasse ohne Matsch im Bass bei Zimmerlautstärke hinkriegt - Zucker!!!

Überhaupt können mich die Fender-Sounds allesamt begeistern, auch Vox macht mir bei Clean und Crunch Spaß. Angezerrt kann auch das Marshall-Model gefallen, erst bei HiGain hört der Spaß für mich auf: Hier fehlt es gänzlich an Dynamik, und der Sound wirkt auf mich billig und plastikhaft. Vielleicht habe ich nur noch nicht das richtige Basismodell richtig getweakt, aber das können andere Amps m.E. besser.

Gut, das war mir bekannt, und das könnte der DR ohne externe Hilfe in Form von Zerrpedalen auch nicht: Ich habe mir den Mustang für fendrische Clean- und Britzelsounds angeschafft, und in diesem Disziplinen ist er nach wie vor eine kleine Offenbarung! Fender-Instant-Sound, so möchte ich den IIIer verstehen; der Rest ist kostenlose Dreingabe, die andere derart verprellt, dass sie die Kiste lieber wieder verkaufen.

Ob mir dasselbe Schicksal bevorsteht? - Hmmm, fühlt sich derzeit schon komisch an, weil es eben keinen von neuem Gerät erzeugten Enthusiasmus gibt. Andererseits macht der IIIer ja dennoch Spaß und erfüllt seinen Zweck zu 100%.

Noch ein paar Worte zum Vergleich Ier gegen IIIer, denn beide haben ihre Daseinsberechtigung abseits des Preissegments: Der Kleene kann so authentisch wie ein Blues Jr. oder Super Champ, der große Bruder hat immer eine gewisse Tiefe im Bass, die ihm Souveränität verleiht; beides ist reizvoll.

Unterm Strich: Auch auf den zweiten Blick ist der Fender Mustang III v2 ein attraktiver Partner, an dem man sich auch gerne länger binden kann. HiGain ist nicht die Domäne dieses Modeling-Wunders, aber alles darunter funktioniert ansprechend und inspirierend.

Für Liebhaber des Fender-Tons, die nicht im dreidimensionalen Röhrenton baden, sich verlieren möchten und die sich nicht zwischen Tweed- und Blackface nicht entscheiden können oder möchten, ist der Mustang nach wie vor 'ne attraktive Hausnummer. Für Top 40-Gitarristen, die ohne großen Aufwand viel abdecken möchten oder müssen, ist der Mustang als kompaktes Komplettpaket ebenfalls 'ne Ansage.

Die Latenz des Amps ist dabei zwar im direkten Vergleich noch spürbar, fällt aber nicht mehr wirklich ins Gewicht, so dass auch zurecht kaum noch jemand darüber spricht; der interne Kompressor hilft, dies vergessen zu machen. Ein 1a Werkzeug, das Spaß macht und sich zumindest mir intuitiv erschließt.

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von Magman » Mittwoch 19. November 2014, 19:34

Batz das hast du schön beschrieben :thumbsup03:

Ich hatte ja auch schon drei Mustangs, zuletzt auch den IIIV2. Für 7 Fans ist das mehr als nur nur Spielzeug. Es ist eher ein Werkzeug. Ich kenne Leute die damit professionell arbeiten und damit ihr Geld verdienen. Ich habe auch selbst Vergleiche gemacht mit Princeton und Deluxe Reverb gegen den Mustang III. Ich hatte Presets erstellt bei denen ich selbst manchmal dachte, scheiße das klingt ja geiler als die Originale. War so!
Ich stehe derzeit mehr auf Plexisounds welche mein Zenamp erstklassig abbildet. Das kann der Mustang nicht so gut. Muss er auch nicht. Er hat verdammt gute 7 Modelle an Bord und auch Hall und Delays klingen super. Für den kleinen Preis echt der Hammer! Wenn es mich mal wieder gelüstet nach DR und Co werde ich mir wieder nen Mustang zulegen. Meine Lieblings-Presets habe ich ja alle gespeichert ;)
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STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 19. November 2014, 19:56

Magste die evtl. mal posten? - Ich würde mir die gerne mal geben. :thumbsup03:
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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von Magman » Mittwoch 19. November 2014, 19:59

Batz Benzer hat geschrieben:Magste die evtl. mal posten? - Ich würde mir die gerne mal geben. :thumbsup03:
Ja aber gerne doch, mache ich morgen vom Windoof Rechner aus ;)
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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von telly45 » Mittwoch 19. November 2014, 20:04

Schön zu lesen, Batz. Und ja, ich bin gespannt, wie die Story weitergeht :?: .

Meine zwei Mustang Versuche in Form des III.1 und des Floorboards habe ich beide beendet, als ich die Blackstar ID Serie entdeckt habe. Die hat Marshall einfach richtig drauf und dazu sehr guten fenderesken Cleanton. Das ist mein Modeller der Wahl :mosh:
Gruß Rainer

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Manuel
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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von Manuel » Mittwoch 19. November 2014, 23:51

telly45 hat geschrieben:Meine zwei Mustang Versuche in Form des III.1 und des Floorboards habe ich beide beendet, als ich die Blackstar ID Serie entdeckt habe. Die hat Marshall einfach richtig drauf und dazu sehr guten fenderesken Cleanton. Das ist mein Modeller der Wahl :mosh:
Ich hatte/habe auch beide Geräte. Ich wollte einfach nur ne Fender-Sim mit ein paar Effekten.
Ich hatte auch den III.1 und der war klasse für diesen Anspruch. Ich hab den nur wieder verkauft,
weil ich zuhause nicht noch nen Amp rumstehen haben wollte, Club-Rig und Reiseamp ist mehr als genug.

Ich hab den Mustang dann aber vermisst und mir den Floor gekauft. Das Ding in den Return vom Club-Rig
und alles ist wieder gut, sogar besser als in der Press-Span-Kiste mit Geht-So-Speaker.

Ich hab meinen Mustang gern und bei mir passt der Floor.

Grusz,

Manuel
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Ich mag E-Gitarren, Röhrenverstärker und Effektgeräte, Hauptsache nicht zu teuer ... ;)

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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von telly45 » Donnerstag 20. November 2014, 07:54

Manuel hat geschrieben:
Ich hatte/habe auch beide Geräte. Ich wollte einfach nur ne Fender-Sim mit ein paar Effekten.
Ich hatte auch den III.1 und der war klasse für diesen Anspruch. Ich hab den nur wieder verkauft,
weil ich zuhause nicht noch nen Amp rumstehen haben wollte, Club-Rig und Reiseamp ist mehr als genug.

Ich hab den Mustang dann aber vermisst und mir den Floor gekauft. Das Ding in den Return vom Club-Rig
und alles ist wieder gut, sogar besser als in der Press-Span-Kiste mit Geht-So-Speaker.

Ich hab meinen Mustang gern und bei mir passt der Floor.

Grusz,

Manuel
Ja, als Fender Sim ist er hervorragend, und das Floor fand ich ebenfalls besser, weil intuitiver in der Bedienung. Mein Schwerpunkt lag halt auf den Morscholl-Sounds, da ist der Blackstar eine Bank. Kein Wunder bei der Abstammung der Mitarbeiter :smoke01:
Gruß Rainer

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setneck
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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von setneck » Donnerstag 20. November 2014, 12:58

Ich hab sie noch alle! :oops: :roll:
MIII v2 im Musikraum, MII v2 im Arbeitszimmer und MI v2 im Wohnzimmer.
Es wird daher nicht verwundern, dass mein derzeit meistgespielter Amp ein Wildpferd ist.
Weiß eigentlich jemand, welche Nicht-7er-Modelle da abgebildet sind? Ich meine hier speziell 60's Thrift, American '90s und Metal 2000.

Schöne Jrööss,
Thomas
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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 20. November 2014, 13:13

setneck hat geschrieben:Ich hab sie noch alle! :oops: :roll:
MIII v2 im Musikraum, MII v2 im Arbeitszimmer und MI v2 im Wohnzimmer.
Es wird daher nicht verwundern, dass mein derzeit meistgespielter Amp ein Wildpferd ist.
Weiß eigentlich jemand, welche Nicht-7er-Modelle da abgebildet sind? Ich meine hier speziell 60's Thrift, American '90s und Metal 2000.

Schöne Jrööss,
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American 90s ist Rectifier, Metal 2000 Soldano. 60's Thrift soll ein Silvertone sein - der passt der Gretsch ganz ausgezeichnet! :thumbsup03:
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FretNoize
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Re: Ich komm nochmal rein: Fender Mustang III v2 Revisited!

Beitrag von FretNoize » Donnerstag 20. November 2014, 13:34

Ich hab hier einen I v1 bei mir zuhause rumgammeln, den mag ich irgendwie gar nicht. Ich hab den seit mindestens 1,5 Jahren nicht mehr angehabt. Ist der Unterschied zu v2 so gravierend?
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