Gibson Les Paul Junior DC Tribute WB

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Paulasyl
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Gibson Les Paul Junior DC Tribute WB

Beitrag von Paulasyl » Mittwoch 15. April 2020, 20:49

Ich hatte ja angedeutet, dass da eine leichte Vorfreude herrscht...
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Meine liebe Familie hat mir obige Klampfe zum Wiegenfest verehrt, das Review musste aber etwas warten, weil ich fast gewillt war, die Fehlkonstruktion zurückzuschicken.
Dazu später mehr, wer das CNC-Programm zur Problemlösung benötigt: Immer gerne!
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Die Gute wurde säuberlich ausgepackt, weil so leicht, dass auch ein kleines Brot hätte drin sein können. Das Ding wiegt nix. Leichter als die SG, leichter als die HB Junior "Dreckiger Senf". Das Finish ist zwar anspruchslos, sieht aber toll aus und schmeichelt der Hand. Hals wie beschrieben ein Slim Taper. Ist angenehm zu spielen, dürfte aber auch nicht dünner sein. Einen Tick weniger Breite als die HB, Stärke sehr ähnlich. Griffbrett staubte, so trocken war das. Bei erster Gelegenheit kam satt Öl drauf, die Gelegenheit kam sehr schnell. Gibsontypisch war ein Komplettsetup fällig, da passte gar nix ab Werk. Saitenlage: Stimmgerät durchwerfen. Halskrümmung: 2mm über dem 7. Bund (1+16 gedrückt), Sattel: ungleichmäßg, aber auf jeder Saite viel zu wenig gefeilt.
Nachdem das alles so weit durch war, kam dann der Casus Cnaxus: Ich fühlte mich nicht wohl, optisch war die G-Saite viel zu hoch, ich kriegte die Saitenlage nicht richtig eingestellt, die hohe E starb beim Benden weg, während tiefe E und G nicht passten. der Radius war völlig daneben. Der Bolzen an den dicken Seiten war schon auf Grund, es war aber noch etwas zu hoch.
Der Grund ist relativ simpel: die Konstruktion des "Lightning Bolt" ist scheiße. Klingt komisch, ist aber so. Ich übrigens alle Maße kontrolliert, die sind penibel eingehalten. Nur die Teile passen nicht zueinander: Der Standard Stud für ein Tailpiece und die Lightning Bolt Wraparound Bridge.
Indes der Sound war toll, ein extrem langes Sustain (also wirklich sehr lang...) und überhaupt.
Ich ging also ein wenig in mich, habe den Wohnwagen auf 230 Volt zurückgerüstet, dem Nachbarn einen Baumstumpf zerlegt und das Schließblech meines Schuppens nach der letzten Bergsenkung angepasst.

Das Problem ist folgendes: Die Bridge hat an den Bolzenaufnahmen eine Höhe von 7 mm, die umlaufende Nut am Bolzen aber 8 mm Breite. Außerdem haben die Bolzen fast 2mm seitliches Spiel. Leider nicht pro Bolzen, sondern jeweils allein betrachet. Damit gleichen die Amis Fertigungsschwächen aus, die sie offensichtlich beim Bolzenabstand haben. Mein Problem war nun, dass durch die Diskrepanz von Bolzennutbreite und Höhe der Bolzenaufnahme die Bride um ca. 15-20° nach vorn gekippt war. Das wäre eigentlich kein Problem, doch durch die kompensierten Einzelreiter veränderten sich dadurch der Knickwinkel am einzelnen Böckchen als auch der Gesamtradius so massiv, dass das Ding für mich fast unspielbar wurde.

http://www.gitarrenlaberei.de/bu-de/SCAN_2.pdf

Langer Rede kurzer Sinn: Ich habe die Bolzen mit anständigen Maßen und geringeren Toleranzen aus Messing neu gemacht (oder eher meinen Sohn gezwungen, der im Rahmen seiner Ausbildung für solche Aufträge dankbar ist). Aufgrund der amikanischen Gewindeeigenschaften ist hier ne konventionelle Drehbank nur bedingt geeignet, die CNC-Maschine freut sich. Das Spiel zum "Kippen" der Bridge wurde also auf unter 2 Zehntel verringert, das seitliche Spiel auf (in meinem Fall) nix mehr. Grundlage dabei war, das man immer noch nacharbeiten kann und der untere Kragen nicht größer werden durfte, weil man sonst die Bridge insgesamt nicht tief genug runterschrauben kann.

So, die Bridge sitzt nun GERADE!
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Saitenlage ist nun vernünftig eingestellt, das Ding spielt erste Sahne und hat einen Sound zum Niederknien. Im direkten Vergleich sieht die HB soundmäßig nicht unbedingt alt aus, aber eigentlich doch. ;)
Ich mag's mir einbilden, aber die Messingbolzen nehmen ein paar Spitzen raus und und betonen die Tiefmitten etwas.

Vielleicht wechsel ich irgendwann noch mal den Cap am Tonepoti auf ein etwas milderes Modell, aber das wäre Jammern auf hohem Niveau. Ach ja, ganz leicht kopflastig, aber das fällt nicht ins Gewicht.

Für's Protokoll: zweiteiliger Body, zum Teil sogar geflammte Maserung, kannte ich so von Mahagoni noch nicht.
Ansonsten gab's im typischen Gigbag einen wirklich unterirdischen Nylongurt mit dem alten Gibsonlogo dazu, das übliche Foto, ein Putztüchlein und den Trussrodschlüssel samt Inbus für die Intonation. Geiler Hobel jetzt und ich freu mich auf die erste Probe irgendwann... Das Ding am JMP :sabber:
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Re: Gibson Les Paul Junior DC Tribute WB

Beitrag von Paulasyl » Mittwoch 15. April 2020, 21:05

Ergänzend noch ganz schnell: Die Schrauben auf den P90 sind Fake! Eingestellt wird wie bei einer Strat oder SG mit den äußeren Schrauben im Pickguard.
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Re: Gibson Les Paul Junior DC Tribute WB

Beitrag von THB » Mittwoch 15. April 2020, 21:48

Da ich keinen Sohn habe, musste ich 35 Euronen für Tone Pros Locking Studs investieren, um den Lightning Bar meiner Melody Maker zu fixieren....
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Re: Gibson Les Paul Junior DC Tribute WB

Beitrag von Paulasyl » Mittwoch 15. April 2020, 22:07

..ist ja noch nicht zu spät...

aktuell übrigens 49 €.
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Re: Gibson Les Paul Junior DC Tribute WB

Beitrag von THB » Donnerstag 16. April 2020, 18:46

Gehssu zu R und sparst 14 Öre....
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