IT'S ALIVE: Rainger FX Dr. Freakenstein Chop Fuzz (& Igor) !!!

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Batz Benzer
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IT'S ALIVE: Rainger FX Dr. Freakenstein Chop Fuzz (& Igor) !!!

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 18. April 2020, 17:15

Ich weiß nicht mehr genau in welchem der so genannten Nuller-Jahre es war, aber ich werde niemals den Moment als solchen vergessen, indem ich das erste Mal in der Gitarre & Bass vom Rainger FX Dr. Freakenstein Fuzz gelesen hatte.

Meine Fresse, ist das großartig: Ein Effektpedal, ach quatsch, ein Pult für die Gitarre, das aussieht, als habe man es direkt aus einem Frankenstein-Film gerissen! :sabber:

Knebelschalter, pulsierend leuchtendes VU-Meter, retro-futurisitsche Potentiometer... ich bin mir sicher, dass gleich Peter Cushing im weißen Artzkittel um die Ecke kommt, Boris Karloffs Schatten schemenhaft über die Wände geistert oder Blitz und Donner die schwarzweiße Nacht erhellen... um 16h nachmittags! :mrgreen:

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So ging es mir seinerzeit, als ich den Testbericht vom Pedal las; leider aber auch den Preis, der meinem damaligen Ich sehr weit entfernt vorkam... um so besser, dass es sich um ein sogenanntes "Fuzz" handelt, denn mit denen hatte ich es damals noch so gar nicht... the times they are a-changing. 8-)

Ich habe weder Rainger FX noch das Freakenstein im Besonderen in all den Jahren seit dieser ersten theoretischen Begegnung aus den Augen verloren; so blieb es mir nicht verborgen, dass es schon sehr bald den Son of Freakenstein, eine abgespeckte Variante, aber immer noch mit Knebelschalter, sowie eine Bass-Variante gab.

Später kam dann der miniaturisierte Freakenstein's Dwarf in all seinen unterschiedlichen Inkarnationen (Bitch, Bleep, Bass), dessen aktuelle Version das mittlerweile eigenständige Bleep-Pedal (siehe: https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?f=15&t=3567 ) ist.

Dessen großer Bruder ist im Jahre 2020 das Dr. Freakenstein Chop Fuzz, und ganz genau das gab es kürzlich bei Andertons im Spring Sale. :panic:

Und damit schließt sich der Kreis: Ich halte das erste Fuzz-Pedal, für das ich mich jemals interessiert habe, endlich nach all der Zeit in meinen Händen!!! Ein Trrrraum wird wahr: Mhu-ha-harrr-harrrrrrrrrrr...!!!!

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Verrückt, dass ausgerechnet dieses als letztes bis hierhin bei mir gelandet ist. Dabei hat sich das Warten gelohnt, denn das Chop ist den Vorgängern nicht nur optisch, sondern auch in Hinblick auf die Möglichkeiten weit voaus: Dieses Fuzz-Pedal kommt nicht nur mit schnieken Monsterfilm-Knebelschalter, der als Master-On/Off fungiert, es hat mit Chop auch noch ein Tremolo an Board, welches sich zum zuschaltbaren Modulationseffekt gesellt.

Aber fangen wir vorne an: Mittlerweile ist das asymmetrisch geformte Gehäuse schwarz lackiert, das VU-Meter hat die Skalierung gegen eine hypnotische Augen-Grafik getauscht und pulsiert grün in der Geschwindigkeit der Modulation, seitlich flankiert von roten Spotlights, die die Geschwindigkeit des Chop-Effekts repräsentieren.

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Zwei solcher roter LEDs befinden sich auch unterm Knebelschalter; findet dieser in seine untere Position, beleuchten sie das Overtone- und Volumen-Poti.

Muss ich erwähnen, dass die Optik zum Niederknien gigantisch ist!?? :sabber: :sabber: :sabber:

Zurück zu den Potis: Volumen sollte selbsterklärend sein; Overtone bestimmt die Klangfarbe und ist durch den Hi/Lo-Schalter an der oberen Gehäusefront gleich doppelt effektiv in der Frequenzdarbietung. Hier gehen bereits unzählige Klangfarben!

Liegt der Mod-Schalter in der unteren Position, kann mit dem darunter befindlichen Poti die Geschwindigkeit der Modulation gewählt werden.

Ist der Chop-Switch an der oberen Gehäusefront gedrückt, kümmert sich Chop Rate um dessen Geschwindigkeit.

Bleiben der On/Off-Footswitch, In, Out, 9V sowie der Anschluss für Igor, alle bis auf Erstgenannten auch wieder auf der Stirnseite beheimatet.

Das Gehäuse ist übrigens nicht bloß asymmetrisch, sondern auch pultförmig angelegt; das Äußere kann sich mehr als sehen lassen und trägt wesentlich zum Gesamterlebnis dieses Diorama-Pedals bei!

Kommen wir zu den inneren Werten: Der Fuzz-Ton ist voll, fett, harmonisch, bigmuffig, neigt aber ja nach Spielweise und Saite vom langen Sustain zum Velcro-mäßigen Abreißen, was sich mit dem Gitarren-Volumen dosieren und somit kontrollieren, bzw. steuern lässt.

Die Frequenz des verzerrten Tons wird durch Hi/Lo und den Overtone-Regler bestimmt; von Null bei Lo, was sogar einen Octave Down-Effekt spendiert, bis zu 10 bei Hi sind unzählige Klangfarben realisierbar, so dass sich dieses Fuzz immer durchsetzen kann!

Kommt Modulation hinzu, belebt die das Klanggeschehen um eine vitale Note, die teilweise vokale Ausdruckskraft auf höchst musikalische Weise addiert; bei höchster Geschwindigkeit sind wir klanglich wieder im Monsterlabor der 40er bis 60er Jahre gelandet.

Chop ist ein brutal-eckiges Tremolo, das nur an oder aus kennt, dies dafür in allen Geschwindigkeiten; am Anschlag klingt es so, als bräche das Klangbild kurz unter Volllast ein!

Und wenn man denkt: Fresse, toll was dat Dingen so allet kann!, kommt Igor ins Spiel: Das beiliegende Expression-Pedal ist ein trittdynamischer Filter im Normal-Modus; ist Chop gewählt, blendet Igor den Chop-Effekt auf Fußdruck ein und wieder aus.

309€ sind ein stolzer Preis, aber in Anbetracht der Kompromisslosigkeit des äußeren Erscheinungsbildes und des mehr als üppigem Soundangebots mit eingebautem Spieltrieb-Faktor meines Erachtens ausgeglichen zu nennen; 255€ sind es im Spring Sale incl. Shipping (gewesen), was ich für tendenziell günstig halte.

Zumal die Verarbeitung sehr hochwertig zu sein scheint; ob sie es auch tatsächlich ist, wird die Zeit zeigen. ;)

Ein klitzkeines Manko gibt es: Einer der vier Gummifüße ist kürzer, so dass es wackelt! - Mir egal, da Velcro.

Jetzt die Kardinalfrage: Welches Freakenstein-Pedal möchte ich denn nun; ist das hier das, wie oben angedeutet, Beste?

Tja, David Rainger ist ein schlauer Fuchs, denn er gibt jeder Kreation ein Alleinstellungsmerkmal mit auf den Weg, welches es so nicht in einem ähnlichen Gerät aus gleichem Hause gibt.

Das erinnert mich schwer an jene Bands, die auf ihren Singles dieselben Song-Versionen wie auf den Alben hatten und die anderen, die immer dafür gesorgt hatten, dass es einen musikalischen Anreiz zum Kauf jedes Elaborats hab; zu denen gehört David Rainger!

Denn das Bleep z.B. hat einen bassigeren und damit anderen Fuzz-Grundton, eine andere Range, da kein Hi/Lo-Switch und kann, wie der Name schon Preis gibt, bleepen. Der alte Dwarf kam mit Igor bei 0 und Lo auf 8-Bit-Atari-Sounds, die der Chop auch nicht drauf hat; hier geht der Filterton bei Druck stets nach oben. Und so weiter...

Es gibt also einen Grund, weshalb viele Inkarnationen des Dr. Freakenstein auch zeitgleich angeboten werden; eine neue Version macht eine alte nicht automatisch obsolet, was im Wegwerfzeitalter doch ganz hübsch ist.

Fazit: Wolle Monsterfuzz kaufe? - Könne habe! - Nicht im Preis inbegriffen ist die wahnsinnige Gentleman-Wissenschafter-Lache, die bitte mitzubringen ist. :ugeek:

Lieben Gruß,

Batz.

PS: Und wie immer zum Schluss noch der gespielte Witz; viel Vergnügen...:



"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

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Re: IT'S ALIVE: Rainger FX Dr. Freakenstein Chop Fuzz (& Igor) !!!

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 18. April 2020, 22:07

..und das letzte ist verkauft. Und ich kenne auch den Käufer... :mrgreen:
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Re: IT'S ALIVE: Rainger FX Dr. Freakenstein Chop Fuzz (& Igor) !!!

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 19. April 2020, 13:43

Nachdem ich gestern den Air Traffic Controller ausgiebig mit dem Air Space Invader 2 verglichen habe, sind heute das Freakenstein Chop und Bleep dran, da letzteres eine miniaturisierte Spielart des großen Bruders darstellt.

Beide haben einen variierbaren Monsterfuzz-Grundsound im Angebot; dabei klingt das Chop exaltierter, das Bleep normaler und somit eher nach Distortion. Beide sind harmonisch, satt und voll, das Chop ist dabei aber immer extremer gevoiced, die Frequenzbetonungen steiler und gewagter, das Bleep wesentlich allgemeinverträglicher, weniger speziell, dafür bassiger.

Beide können modulieren; beim Bleep ist alles festgeleget, beim Chop lässt sich die Modulation in der Geschwindigkeit kontrollieren. Auch hier klingt das Chop viel extremer, die Modulation des Bleep ist vergleichsweise langsam und wesentlich subtiler.

Der Ton des Chop kann Velcro-mäßig sterben, beim Bleep führt dies zu Piep-Orgien, die irgendwann abbrechen.

Aus meiner Sicht sind das klanglich verwandte Gerätschaften, die zwar in dieselbe Kerbe schlagen, aber dabei andere Spuren hinterlassen, grundsätzlich anders gevoiced sind.

Es gelingt David Rainger also auch hier, dass jedes Pedal sein Alleinstellungsmerkmal hat, das es von anderen unterscheidet.

Wagt man den Wahnsinn und stacked die beiden Fuzzes, entsteht wider Erwarten ein hochmusikalisches Klanggeflecht, das beherrschbar ist und noch mehr Spaß macht als ein Pedal alleine! :sabber:

Beides tolle Teile! :thumbsup03:
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