Occvlt Old Hag Fuzz

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Batz Benzer
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Occvlt Old Hag Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 30. April 2020, 19:14

The greatest trick the Devil ever pulled was convincing the world he didn't exist.
Disclaimer: Ich bin weder Satanist noch sonst irgend einem Ismus hörig, ich bin Agnostiker. Ich mag Totenköpfe, Knochen und Pentagramme (jedoch nicht so gerne auf dem Kopf stehend), das aber mehr aus kindlicher Sicht; ich verbinde damit Piraten, Rockmusik und Zauberer im Rollenspiel. :mrgreen:

Bild

(Bildquelle: www.effectsdatabase.com)

Gegenstand dieser Vorstellung ist das Old Hag Germanium Fuzz Pedal aus der polnischen Manufaktur Occvlt; im Gegensatz zum aktuell erhältlichen Gerät hat meine aus zweiter Hand (Danke, Thomas! :thumbsup03: ) erworbene Vorgänger-Version eine zweifarbige LED im Pentagramm, und nicht gleich zwei solche als Augen für das tote Tier, welches das Pedal optisch ziert.

Damit sind auch bereits die prominentesten optischen Auffälligkeiten benannt. Naja, fast, denn auch die Potis zieren Pentagramme, deren "blutige" Spitze den Marker gibt.

Von ihnen gibt es vier Stück als da wären (n.l.n.r.): Anger, Hate, Grief und Fear; wie smypathisch, ich hoffe, die kommen mal zum Essen! :clown:

Hinzu kommen zwei Fußtaster, der eine für On/Off, der andere für den Wechsel zum Fear-Modus, ein Kippschalter, der zwischen Blood und Bone wechselt, In, Out und der 9V-Anschluss; das alles gibt es inkl. Versand aus Polen für 99€.

Kommt ja ganz schön evil daher, die olle Hexe; mal auf den Wackelzahn fühlen, was tatsächlich hinter der düsteren Fassade steckt:

Anger ist die Laustärke, die jedoch interaktiv mit den anderen Potis reagiert. Hate ist Gain, der so richtig erst ab 3/4 des Weges kommt und ebenfalls interaktiv ins Klanggeschehen eingreifen kann. Das Grief-Poti ist ein ebenfalls interaktives Super-Ton-Poti, das den EQ-Charakter des Pedals auf den Kopf stellen kann, von mittig bis Badewanne. Fear funktioniert nur im roten Modus und kontrolliert den Feedback-Ton wie den, natürlich interaktiven, Wahnsinn. Bei der Wahl zwischen Blood und Bone geht's um untere oder obere Mitten.

Mit "interaktiv" ist übrigens gemeint, dass die Old Hag durch das Wechselspiel aller beteiligten Potis irrsinnig viele Soundnuancen zulässt; selbst die Lautstärke beeinflusst auch das Klangbild, was im Feedback-Mode die Büchse der Pandora öffnet! :o

Doch fangen wir vorne an: In normalen Modus leuchtet es grün im Pentagramm und bietet ein ziemlich normales Germanium-Fuzz auf Overdrive/Distortion-Territorium mit Velcro-Charakter, was fürs Abreißen, Wegbröckeln des Signals ab einer bestimmten Lautstärke steht; den Gain-Grad möchte ich mit "medium" beschreiben. Super für Rhythmus-Arbeit, Soli haben hier zu wenig Sustain, gingen zur Not aber auch, wenn der Amp Endstufe gibt.

Dafür ist der rote Modus wesentlich besser geeignet, dess hier gibt es Endlos-Sustain dank heftigster Überkompression, dies allerdings bei Oszillation und modulierender Töne, die wie Stahl unter Deinen Fingern schmelzen. Überdies glitched, oktavt und knötert es, dass es eine wahre Freude ist! :D

Rhythmus ist meines Erachtens eher nicht das Ding des Fear-Modus, weil ein Teil des Direktsignals hier präsent ist, der die Verzerrung undynamisch und beigemischt klingen lässt.

Die Bandbreite an Irrsinns-Möglichkeiten kann ich leider nicht ansatzweise wiedergeben, zumal der Blood/Bone-Switch ja auch noch beherzt zupackt: Von braven Fuzz-Klängen wie im Grün-Modus über schmutzige Synths bis zu Oszilla, dem Beherrscher von Garnix und Zerstörer von Allem geht mehr als nur jede Menge an fuzzzinierenden Extrem! :panic:

Zumal die Potis der Gitarre ebenfalls zu interaktiven Kontrollelementen des Occvlt-Pedal mutieren: Verrückt!

Technisch ist alles bestens, selbst die Nebengeräusche halten sich Grenzen. Wenn man das denn will, ansonsten pfeift das Ding auch munter ohne Dich vor sich hin!

Ja wie, weit und breit kein Eichhörnchen? - Objektiv betrachtet: Nope, klasse Produkt! :thumbsup03:

Rein subjektiv würde ich gerne die Möglichkeit haben, den Direktanteil im roten Feedback-Mode komplett wegzuregeln, um den Kanal auch für Rhythmusmetzgerei nutzen zu können.

Und hätte viiieeel lieber die leuchtenden Augen... :sabber:

Fazit: Für 99€ inkl. Versand aus Polen erhält man hier ein handwerklich klasse gemachtes Produkt ohne jeglichen Fehl und Tadel, welches optisch sicherlich Geschmackssache, aber klar mit Liebe gemacht ist. Klanglich ist es ein Jeckyll/Hyde-Pedal, hat zwei Seiten, die bei geschickter Einstellung wie Rhythmus- und Solo-Kanal gehandhabt werden können.

Das PLV der ollen Vettel halte ich für ausgesprochen kundenfreundlich, ich möchte fast meinen: Teuflisch gut! :twisted:

Lieben Gruß,

Batz.

PS: Und hier wie immer am Schluss noch der gespielte Witz; viel Vergnügen...:





Und hier spricht der drollige Meister selbst:

"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Molle
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Re: Occvlt Old Hag Fuzz

Beitrag von Molle » Samstag 2. Mai 2020, 12:35

:thumbsup03:

toller beitrag, hab ich mit vergnügen gelesen und wenn ich nicht schon die fuzz factory hätte, wär ich jetzt am googeln.

und mit disclaimer ! ich lach mich schrott.
demnächst noch mit warnhinweis:

achtung ! im nachfolgenden text wird gear auf röhren/transistor/digitalbasis [ nicht zutreffendes wäre zu streichen ] herb kritisiert und verächtlich gemacht. dies kann einzelnen gitarristen unwohlsein bis hin zur infragestellung des gesamten bisherigen lebenswegs verursachen. lesen auf eigene gefahr !
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Batz Benzer
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Re: Occvlt Old Hag Fuzz

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 2. Mai 2020, 12:47

:lol:

Danke fürs Feedback, Molle! :prost:

Und mit der Furz Factory liegte genau richtig! :thumbsup03:

Liebe Grüße,

Batz.
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