Parasit Studio: Into The Unknown - Guitar Synthesizer Deluxe

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Batz Benzer
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Parasit Studio: Into The Unknown - Guitar Synthesizer Deluxe

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 29. Juli 2020, 16:46

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2020. Dies sind die Abenteuer des Raumschiff Benzerprise und seiner ein Mann starken Besatzung. Viele Lichtjahre vom Verstand entfernt dringt die Benzerprise in Klang-Galaxien vor, in denen noch nie ein paar gespitzter Ohren zuvor gelauscht hat...!

Scotty hat uns heute ein seltenes Produkt aus Schweden aufs Tapet gebeamt: Von Parasit Studio stelle ich Euch das "Into The Unkown" vor, ein mit "Guitar Synthesizer Deluxe" bezeichnetes Effektpedal.

Der Hersteller bietet sowohl das fertige Gerät als auch die Platine als auch über Das Musikding den kompletten Bausatz zum Selberkleben an; wir testen hier ersteres.

Wenngleich als Synthi gelabelt, ist dieses Pedal eigentlich ein Schumann-PLL-Fuzz: Als Basis dient ein heftig komprimiertes Square-Wave-Fuzz, hinzu kommen in diesem Falle Oktaven darüber und darunter (+1 & +2), eine Filtermöglichkeit, ein in der Geschwindigkeit regelbarer LFO, der quadratisch wie dreieckig kann, eine kontrollierbare Latenz für die obere(n) Oktave(n) und einen Regler für chaotische Varianz. Zusätzlich gibt es ein regelbares Noisegate und einen Regler für das Mischungsverhältnis von Fuzz und Oktaven-Zauber.

So, dann hat ja jetzt jeder eine Vorstellung davon, um was es sich hier handelt. :thumbs:

Wie, wieso denn nicht? - Was heißt das, man kann sich nix darunter vorstellen? :kopf_kratz01: - Okay, dann anders:

Das Ding kann ein brutales Fuzz, dem Oktaven zugeordnet werden können. Die hohen Oktaven können zusätzlich mit einer regelbaren Modulation versehen werden, die bisweilen wie ein Arpeggiator, aber auch wie eine Polizeisirene tönen kann.

Durch das Verlangsamen der oberen Oktaven können diese wie ein Theremin oder Geistergesang klingen.

Überdies kann das "Into The Unknown" selbst oszillieren, was das Gate entsprechend zu walten vermag.

Besser so...? ;)

Wie, immer noch keine klangliche Vorstellung!? :shock: - Kein Problem; dann komme ich eben mal mit einem Beispielvideo, in dem alles schön nacheinander gezeigt wird:



Lass mich raten, was die nächste Entgegnung sein wird: Und wie soll man das denn bitte schön überhaupt im musikalischen Kontext nutzen? - Auch dafür habe ich ein Beispiel heraus gesucht...:



Und das war ob der Möglichkeiten, wie sie uns im ersten Video vorgeführt wurden, eine sehr schmalbandige Präsentation dieser. ;)

So, jetzt wisst Ihr alles, was es zu wissen gibt; auch wie das Gerät aussieht und was für Regelelemente es hat, außer vielleicht, dass es einen üblichen 9V-Anschluss sein Eigen nennt.

Ich persönlich bin vollkommen begeistert, da ich dachte, alles in die Richtung zumindest aus der Fernbetrachtung bereits zu kennen, habe die Rechnung aber ohne Elche und Blockhäuser gemacht: Alter Schwede, was für eine schöne Spielart des PLL-Fuzzes! :sabber:

Es deckt schon mal Vieles ab, was das Freakenstein Fuzz von Rainger FX ausmacht. Es macht das Lost Ark von Idiotbox und kratzt an Earthquaker Devices' Data Corrupter, der durch die Pitch-Modi aber noch andere Asse im Ärmel hat. Und das Fuzz als solches kommt elektronisch-harmonisch muffig daher; das sind viele fette Fliegen auf einen Schlag! :mrgreen:

Es ist also vielseitig, dabei flexibel in den Gestaltungsmöglichkeiten und - last but least - es klingt wirklich großartig! :thumbsup03:

Je nach Einstellung agiert es verlässlich oder aber auch kreativ, es ist nicht auf den Einsatzbereich Gitarre limitiert und kann dank Eigenoszillation sogar autark als selbstständiges Instrument Verwendung finden.

Die Verarbeitung wirkt hochwertig, boutiqueig auf mich, Mängel sind keine zutage getreten.

FAZIT: Für 286€ (229€ zzgl. 25% schwedische Mwst.) plus Versand gibt es ein irre vielseitiges Gitarren-Synthi-Fuzz-Pedal ohne Fehl und Tadel; leider nur theoretisch, da ausverkauft. :mimimimi:

Für nur 15€ zzgl. Versand gibt es die Platine bei Parasit Studio, für 43€ zzgl. Versand und Folgekosten den Bausatz beim Musikding (knapper Bestand); auf dem internationalen Gebrauchtmarkt kann ich als Lötastheniker aktuell leider keines finden.

Was insofern mörderschade ist als ich diese Gerätschaft unbedingt empfehlen möchte: Ein prächtiges Teil, das als Quell der Insprirationen wie auch bislang eher unerhörtes Klangwerkzeug einen deutlichen Mehrwert hat und bereit ist, Horizonte zu erweitern. :thumbs:

Lieben Gruß und Fuzz on,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Wizard
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Re: Parasit Studio: Into The Unknown - Guitar Synthesizer Deluxe

Beitrag von Wizard » Mittwoch 29. Juli 2020, 19:54

Einer flog über das Kuckucksnest :twisted:

Ich liebe solche Dinge ja auch - Soundbezeichnungen, die die Worte 'space' und 'fuzz' in sich tragen, setzen mir posiziv zu! Vielen Dank auch :thumbsup03:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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