Okko V.I.B - Variable Input Buffer

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FretNoize
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Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von FretNoize » Montag 29. Dezember 2014, 14:06

Seit zwei Wochen bin ich ganz begeistert vom V.I.B, das ist ein Input Buffer mit schaltbarer Impedanz und Kapazität sowie True Bypass (falls ein altes Fuzz doch noch besser ohne Eingangsbuffer klingt).
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Wozu braucht man sowas?

Am Eingang jedes Pedalboards sollte ein Input Buffer sein, damit nicht die recht schwächlichen Pickups die Elektronen mühsam über lange Kabelstrecken treiben müssen, sondern ein am besten recht hochohmiger Verstärker ein noch frisches, knackiges Signal annimmt und dann niederohmig weiterleitet. Da das VIB abschaltbar ist, kann man prima den Versuch machen, sein Pedalboard mal mit, mal ohne Treiber zu be-treiben. Das sind echt dicke Unterschiede im Klang. Alle meine Pedale (das sind so runde 10-12) haben soweit ich weiß True Bypass (beim Soulfood kann man umschalten), also habe ich meinen Looper auf "alle Effekte an" und alle Effekte auf Bypass gestellt. Was ohne Buffer am Ende ankommt, hat alles von seiner Spritzigkeit verloren, klar, die ganzen Patchkabel (George L), Inputbuchsen und die sechs Meter Kabel (drei vor dem Board, drei danach zum Amp). Mit Buffer kommt dagegen ein klares, frisches Signal an.

Ich habe als Test weiterhin bei eingeschaltetem VIB versuchsweise alle Effekte (im Bypass) ein- und ausgeschaltet, und keinen Unterschied gehört. Mit anderen Worten, ein Buffer am Anfang der Kette, danach können auch noch so viele Pedale das Signal nicht nennenswert trüben.

Zurück zum VIB.

Zusätzlich dazu kann man jetzt noch Kondensatoren (Cap) parallel zum Pickup schalten, und die Eingangsimpedanz von 10MOhm auf 10kOhm runterschalten. Nur ganz kurz, ein (passiver) Pickup hat eine Resonanzfrequenz. (Die aktiven PUs wie EMG's lass ich mal aussen vor) Diese Resonanzfrequenz bedeutet so etwas wie den Charakter des Pickups - dort befindet sich eine Frequenzspitze, die bei Singlecoils im allgemeinen recht hoch ist. Schöne Liste: http://www.gitarrenelektronik.de/pickup ... ckup-daten

Schaltet man einen Kondensator dazu, wird die Resonanzfrequenz niedriger, aber die Spitze wird höher. Macht man den Eingangsverstärker niederohmiger, wird der Ton dumpfer und die Spitze abgerundeter, also etwas "langweiliger".

Theorie ist doof. Was sagt die Praxis?

Generell hilft mir der VIB, meine Gitarre leichter an die Gegebenheiten anzupassen und das Klangspektrum zu erweitern. Ich sehe den Okko dabei mehr im Studio als Live. Pickups werden mit Cap prägnanter, das kann je nach PU/Gitarrenkombi gut oder schlecht sein. Recht oft gefallen mir Singlecoil-Bridge und PU-Zwischenpositionen bei Tele und Paula besser, während ich den HalsPU alleine gerne "normal" lasse. Generell klingt eine Gitarre mit Caps für mich etwas mehr mojo-vintage-mäßig, falls ihr mir die Aneinanderreihung zweier überfrachteter Begriffe mal durchgehen lasst.

Im Cleanbetrieb kann man Gitarren leichter in den Hintergrund mischen (niederohmig + Cap), oder besser in den Song einbetten (nur Cap). Dann stehen die Glitzerspitzen der Gitarre nicht so heraus, die immer von der Sängerin ablenken wollen ;-)

Im Bratbetrieb, also z.B. Les Paul via V.I.B in BB Preamp ergeben sich auf einmal viel "rotzigere" Sounds.

Ich stelle immer erst den Cap ein und suche eine schöne Resonanzfrequenz. Ist danach die Resonanzüberhöhung zu stark, drehe ich am Imp-Schalter die Impedanz etwas zurück. Der Cap-Schalter ist für mich das Highlight, die Impedanz lasse ich dagegen oft auf der höchsten Stufe.

Ich hab den Eingangsbuffer im Normalmodus (also ohne Caps und runtergedrehte Impedanz) mal mit dem eingebauten Buffer in meinem Moen GEC9 verglichen. Bei leiser Zimmerlautstärke höre ich da keine Unterschiede. Dabei war der Okko auf 10MOhm und 18V, der GEC9 hat nur 500kOhm. Falls ihr also schon einen Buffer habt, lohnt sich der Kauf des Okko nur wegen der Schalter. Als Billigvariante könnte man sicher auch einen Eingangbuffer bei MusikDing etc. kaufen, und dann per Schalter verschiedene Kondensatoren schaltbar machen.

Als Nachteil empfinde ich, daß die Schalter des Okko keine Bezeichnung haben. Ich wüßte gerne, welche Impedanz/Kapazität ich eingeschaltet habe. Auch war ich vom 10MOhm-Modus enttäuscht. Der Unterschied zu 1MOhm (Standard bei vielen Amps) ist sehr gering. Ich hatte wegen diesem Modus immer auf den Lehle Sunday Driver geschielt, hier sehe ich, daß mich das nicht nennenswert weitergebracht hätte.

Fazit
Ich bin happy mit dem VIB. Mit ihm kann ich manchmal die Gitarre aufhübschen oder schrille PU's zähmen, und falls ich das mal nicht brauche, habe ich immer noch einen top notch Eingangbuffer. 149€ finde ich ok dafür, ob es einem das Wert ist, muß natürlich jeder selber wissen.

Bei Interesse (ich hab hier immer das Gefühl, daß keiner an Reviews interessiert ist) kann ich mal ein Paar Soundschnipsel erzeugen.
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Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von Wizard » Montag 29. Dezember 2014, 14:15

Hi Holger,

ein sehr interessanter Artikel und ein ebensolches Teil von Okko. Thanx :cool01: :thumbsup03:

Edit: Doch, an Soundschnipseln bin ich immer interessiert.
Es ist doch so, dass Soundschnipsel oder Videos von uns hier aus der Bude realistisch rüberkommen und nicht verfälscht sind wie oft in Werbe Videos...
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von Batz Benzer » Montag 29. Dezember 2014, 14:37

Hallo Holger,

guck mal an, ein spannendes Gerät, das ich noch nicht kannte; danke für Deine Rezension und: Doch, mich interessieren Reviews in aller Regel sehr. :thumbsup03:

@Wizard: Es geht weniger um eine krimimelle Intention denn darum, dass ein akustischer Eindruck a) durch viele Variablen (z.B. Spieler/Anschlag, Amp/Einstellung, Kabelage, Effekte, Mikro/Position, Raum) verfälscht wird und b) latürnich kein Spielgefühl vermitteln kann.

Aber, aber, popaber: Es kann geweckte Neugier unterfüttern und zum Eigentest anregen; in diesem Sinne bitte ich um Soundsamples, zumal es sich so liest, als dürfte einiges der Wirkung "auf Band" verloren gehen. Oder isses doch nicht so subtil, wie ich mir das vorstelle? - Dafür sind Sound Samples allemal gut: Man kann die relativen Unterschiede zueinander wahrnehmen und damit relativ verlässlich auf den Wirkungsgrad rückschließen.

Liebe Grüße,

Batz. :smoke01:
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Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von FretNoize » Samstag 3. Januar 2015, 16:05

Ich hab mal kurz was aufgenommen.

http://www.hhjh.de/mp3/IMP%20Tele.mp3

Ich hab dabei bei jedem Klangbeispiel erst meine Lieblingseinstellung für meine Tele gespielt (Position 3 von 6), danach ganz auf (Pos 6 von 6), d.h. ohne Kapazität. Je nachdem was man braucht kommt dabei das dunkle (Pos 3) oder helle besser. Mir gefällt oft Pos 3 besser. Im Mix paßt es bei den Dingen, die ich bisher probiert habe, auch oft besser.

Das surrende Hintergrundgeräusch ist wie immer ein schöner Gruß von der deutschen Bahn. Die Tele ist trotz Area-Humbuckern empfindlich dafür.
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Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 3. Januar 2015, 16:23

Danke fürs Hörbeispiel! :thumbsup03:

Hmmm, gefällt mir und scheint das richtige Mittel zu sein, um einen grundsätzloich guten Sound zu optimieren... kommt in den Hinterkopf und wir bei Gelegenheit käuflich erworben. ;)

Lieben Gruß,

Batz.
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Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von Magman » Samstag 3. Januar 2015, 19:54

Holger, herzlichen Dank für dieses interessante Review und die Soundclips dazu :thumbs:

Der V.I.B. ist wohl erade für Leute mit vielen Pedalen und langen Kabelwegen interessant. Dazu zähle ich mich nicht (mehr). Bei 2 Pedalen und etwa 6 Meter Kabel wird's nicht viel bringen, aber vielleicht komme ich ja mal dazu einen zu testen.
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Ferdi

Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von Ferdi » Sonntag 4. Januar 2015, 09:05

Am Empfänger meiner Line6-Drahtlos-Anlage kann man die "Länge" (=die Kapazität) des nur virtuell vorhandenen Kabels einstellen, das ist ein ähnlicher Effekt. Klar macht das was aus. Gegen truen Bypass habe ich mich schon vor Jahren entschieden. Nachdem ich damals meinen Boss TU2 gegen einen TrueBypass-Tuner getauscht hatte, klang nichts mehr wie vorher, vor allem das Fuzz nicht. Seitdem habe ich immer einen Buffer-Effekt (bei mir TU2 oder TU3) am Anfand der Kette, direkt nach dem Empfänger.

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Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von Magman » Sonntag 4. Januar 2015, 11:51

Ferdi hat geschrieben:Gegen truen Bypass habe ich mich schon vor Jahren entschieden. Nachdem ich damals meinen Boss TU2 gegen einen TrueBypass-Tuner getauscht hatte, klang nichts mehr wie vorher, vor allem das Fuzz nicht
Ferdi da hast du aber was geschrieben jetzt. TrueBypass ist doch eines der wichtigsten Zauberwörter wenn es um guten Sound geht! Alles was nicht TB ist kannste doch Haken und geht doch drei mal nicht - pfui! :o :lol:

BTT
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Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von FretNoize » Sonntag 4. Januar 2015, 12:07

Magman hat geschrieben:Holger, herzlichen Dank für dieses interessante Review und die Soundclips dazu :thumbs:

Der V.I.B. ist wohl gerade für Leute mit vielen Pedalen und langen Kabelwegen interessant. Dazu zähle ich mich nicht (mehr). Bei 2 Pedalen und etwa 6 Meter Kabel wird's nicht viel bringen, aber vielleicht komme ich ja mal dazu einen zu testen.
Das hat mich mal im Versuch interessiert. Hier mal derselbe Sound.

Kette: Tele, 3m Summer "The Spirit" XXL, durch den Okko VIB, Okko Diablo auf Bypass, wieder 3m, dann ins Axe-Fx. Die Effekte sind mit einem kurzen George L Kabel verbunden.

Dabei schalte ich den VIB während des Spielens auf Bypass. Ich glaube, man hört es ganz gut. Ich habe hier ein relativ dunkel klingendes Cabinett dahinter, bei helleren V30 hört man den Unterschied sicher noch besser.

http://www.hhjh.de/mp3/VIB%20onOff%20Tele.mp3

Und hier mit 8 Effekten im Bypass. Tag und Nacht.

http://www.hhjh.de/mp3/VIB%20onOff%20Tele8.mp3

Ich denke, bei 2 Pedalen geht es ok, bei 4 ist schon viel weg.

Und hier habe ich hinter immer angeschaltetem Okko 7 Pedale in die Kette geschaltet (via Looper) und wieder aus, bei jedem Durchgang. Ich höre da keinen Unterschied.
http://www.hhjh.de/mp3/VIB%208EffekteOnOff%20Tele.mp3

Mit anderen Worten, Eingangspufferverstärker davor, und danach kann die Effektarie losgehen :boing01:

Bei zwei Effekten kann man es zwar hören, aber im Livebetrieb sind andere Dinge wichtiger.
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SilviaGold

Re: Okko V.I.B - Variable Input Buffer

Beitrag von SilviaGold » Montag 5. Januar 2015, 00:03

Jepp ich höre das sehr deutlich! :thumbsup03: Müssen wir sofort nachbauen :mrgreen:

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