Shootout Les Paul Junior DC

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Paulasyl
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Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Paulasyl » Montag 10. August 2020, 11:33

Tja, wie beginnen, vielleicht am besten mit ein paar Fotos…

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Zunächst fällt natürlich der optische Unterschied auf, die Clones sind hier näher am Original als das Original. Ach nee… ist ja eine Tribute, damit deutlich günstiger als VOS oder Custom oder whatever, die Modellpalette bei Gibson versteht niemand mehr, aber diese hier weicht optisch und in der Bauart etwas ab.
Die Gibbo ist die einzige mit offenporiger Lackierung, auch wenn es bei der FAT HB in Faded Cherry so in den Specs steht. Die ist zwar hübsch transparent und satiniert, aber nicht ansatzweise offenporig. Gehen wir am besten erst mal tabellarisch durch. (Bitte nicht wundern, ich habe die Tabelle in Word gebaut und bekomme sie nicht als Tabelle in's Forum, daher schlicht per screenshot.)
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Ein sofort auffälliger Unterschied ist das Gewicht, die Gibson wiegt gefühlt nichts und neigt ganz leicht zur Kopflast, die Senfgeige ist nur minimal schwerer und hängt neutral, die rote ist gegen die Beiden ein richtiger Klopper und hängt „lastneutral“. Die Haptik ist eindeutig bei der Gibson am angenehmsten, sehr holzig eben, die Lackierungen den anderen sind aber auch 1a ausgeführt, nur eben high gloss bzw. satiniert.

Die Idee des gestackten Humbuckers leuchtet ein, die Klangunterschiede beim Splitting sind wahrnehmbar, aber nicht immens. Als SC ist er wie erwartet etwas offener, höhenreicher, als Humbi wird er mittiger, bedeckter. Beides brauchbar, zumal sich nicht nennenswert etwas am Pegel ändert, in der Band wird man wohl oft den Unterschied nicht spüren.

Für mein Empfinden hat die Gibson mehr Bauch und mehr Eier, die HBs dafür mehr Twang und eine etwas feinere Zeichnung. Die HB haben beide durch den Dog Ear ab Werk zu viel Abstand von Pole Pieces zu den Saiten, hier hilft der Trick mit den halben Flaschengummis dezent weiter.
Irgendwo hatte ich hier schon mal erwähnt, dass die Gibson durch zu große Toleranzen zwischen den Bridgeposts und der Bridge fast unbrauchbar war, mit den selbstgemachten Messingbolzen ist das Thema vom Tisch. Alle drei sind echte Sustainmonster mit schön kippenden Obertönen, vielleicht ist was dran am Mythos der Gitarren mit nur einem Tonabnehmer.
Dir Bridges der HBs sind recht sperrig, will sagen mit spitzen Ecken und Kanten, empfindliche Flossen sollten hier nacharbeiten, durch die individüllen Sättel zusätzlich zur Madenschraubenvberstellung sollte jedes Intonationsproblem in den Griff zu bekommen sein, vielleicht probiere ich irgendwann mal ein Junior Standard Bridge, würde mich nicht wundern, wenn da noch viel Sound drinsteckt.

Die Potis bei allen Gitarren sind leichtgängig, die rote HB wird zu mumpfig am Ende des Tonepotis, sonst gut gewählte, praxisgerechte Werte. Ein Wermutstropfen: die fette HB hat auch die typischen schwarzen Witch Hats. Das ist sowas von untauglich für ein Push/Pull Pot, das gibbet gar nicht. Entweder man kann nicht packen oder hat den Knopf gleich in der Hand.

Die Bespielbarkeit ist bei allen drei klasse, ich bin sehr flexibel bei Halsprofilen, da muss jeder für sich selber entscheiden. Die Mustard hat am Anfang sehr am Griffbrett abgefärbt, das ist schon lange passé und für mich kein Problem. Ich verstehe den Preisunterschied von ca. 50 Euro zwischen den beiden Thomann Geigen nicht, trotzdem sind die beiden ihr Geld allemal wert. Die Gibson aber auch. Ohne Gibson Bashing oder Fanboygehabe: Gibsons sind „eigenartig“ im besten Sinne, a class of it’s own irgendwie. Trotz aller Unkenrufe.
Rundum betrachtet fühle ich mich auf der Gibson am wohlsten, dann die fette, dann Senf, sie sind aber sehr nah beieinander und das richtige Mojo muss jeder für sich persönlich festlegen. So hat jede der drei ihre eigene, kleine Nische, sowohl klanglich als auch haptisch.

Soundfiles reiche ich nach.
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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von FretNoize » Montag 10. August 2020, 21:26

Schön zu lesen ;)

Wo liegen wir da preislich?
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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Paulasyl » Montag 10. August 2020, 21:56

Ach ja...knapp 200, knapp 250 die rote und für die nicht mehr erhältliche Gibson 729 im Ramschdeal.
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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Magman » Montag 10. August 2020, 22:54

Vielen Dank für deinen außergewöhnlich interessant zu lesenden Vergleich. Freut mich zu lesen, dass du mit der Gibbo am besten klarkommst und eben Spaß hast. Es muss ja nicht immer über der 2K€ Marke liegen um dem Tribut zu zeugen.

Ich hab ja so eine weinrote DC, vor V130 von Vintage und ich glaube die würde da gut mit dazu passen. Die ist auch ausgezeichnet gut verarbeitet und tönt superb. Auch ein guter Tipp für DC Fans ;)
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THB
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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von THB » Mittwoch 12. August 2020, 21:48

Sehr schön gemachte Review - vielen Dank....
Wie liegt denn das Gewicht? Ich habe ja als Single-PU-Gitarre die dünnere Variante (Gordon Smith Gypsy DC)....
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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Paulasyl » Donnerstag 13. August 2020, 14:07

Das kann ich nur schätzen, ich habe keine Waage dafür (und der Trick mit der Personenwaage...vergiß es, die schlägt bei mir immer auf 130 kg an).
ich lasse mir mal was einfallen, aber nur die rote scheint überhaupt ein eigenes Gewicht zu haben. Bei den anderen beiden wird das Gewicht vom Gurt verdoppelt...gefühlt natürlich.
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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Magman » Freitag 9. Oktober 2020, 07:50

Hört und schaut mal:

Harley Benton: DC Junior FAT Ltd in Ferris Blue

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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 26. Februar 2021, 18:43

Ganz genau diese Gitarre in ebendieser Farbe habe ich, dank Sales Angel Carsten :prost: , seit heute: Unfassbar viel seriöses Instrument für ebenso unfassbar kleine Marie!!!

Ernsthaft: Wer so etwas sucht, KANN viel mehr ausgeben, MUSS es aber keinesfalls. ;)

Mörder-Gitarre ohne Fehl und Tadel!

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Paulasyl » Freitag 26. Februar 2021, 19:02

Passt bei Dir die PU Height ohne Tricks? Aber prinzipiell hast Du meine volle Zustimmung. Geile Auto für fast nix!!
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Re: Shootout Les Paul Junior DC

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 26. Februar 2021, 19:17

Übergabe war chéz Lutz in Rosental, ich hatte Biergummis als provisorische Unterlage/Erhöhung dabei, aber nicht eingesetzt, weil es auch schon so in meinen Ohren mit den anderen anwesenden P-90-Aggregaten auf Augenhöhe agierte.

Evtl. koofe ich mal die hier https://www.musicstore.de/de_DE/EUR/Goe ... 019508-000, wobei der Preis eine Frechheit ist, so dass ich viel eher mal aus Gummi selbst Unterleger baue, wenn ich das Bedürfnis habe; derzeit bin ich tatsächlich zufrieden, obgleich ich sonst zum Hochschrauben neige. ;)

Außerdem werde ich die Funktion des Push/Pull-Potis umkehren, da der Split-Betrieb wesentlich geiler ist als stacked. :thumbsup03:

Ganz schlimm: Man will ja anfangen, alle Farben zu sammeln... :D :irre01: :mrgreen:

:prost: ,

Batz.
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