Ich hatte dieses Pedal bereits vor ca. zwei Wochen mal kurz in einer defekten Variante hier und gewann den Eindruck, dass El Geräto für mich eher uninteressant ist; da jedoch kurz darauf ein weiteres Exemplar im Bestzustand zu ridikül niedrigem Preis angeboten wurde, konnte ich schlicht nicht widerstehen.
Seit gestern isser hier, der SOD-1, wobei ich hoffe, dass der Name hier nicht Programm ist, da "sod" im Englischen sowiel wie "Dreckssack" im Deutschen bedeutet.
Das Äußere im Schnelldurchgang: Plasik-Gehäuse, Fußschalter, In, 2x Out, 9V, Potis für Level, Tone und Drive, Schieberegler für Direct/Soft, rote LED; das wär's!
(Bildquelle: Equipboard)
Kommen wir zum Klang: "Es sägt, klingt steril und hart" war Diets Quinessenz, von mir grob zusammen gefasst; hier nachzulesen: http://www.guitartest.de/ARION%20OVERDRIVE.htm ; das hatte ich nach Sichtung, bzw. Hörung des ersten Exemplars so weitestgehend bestätigt gefunden.
Ist das auch beim Test des nun vorliegenden zweiten Exemplars der Fall...? - Kurz und knapp: Ja, aber. Oder: Nein, aber...?
Huch, wie kann das sein, was ist in der Zwischenzeit passiert? Oder unterscheiden sich die beiden SOD-1s tatsächlich so auffällig...?
Schwer zu sagen, da ich zu keinem Zeitpunkt beide Exemplare direkt vergleichen konnte; eventuell war das defekte Gerät defekter als ich ahnte...? Vielleicht ist/war es auch der Tagesform geschuldet.
Ich schildere am besten mal mein mittlerweile gewonnenes Bild: Das SOD-1 trägt den Titel "Overdrive" vollkommen zurecht; es ist weder ein reiner LoGain-Drive noch ein Distortion, sondern deckt von "angezerrt" bis "overdriven" ab. Hierbei agiert er frischer, aber auch kantiger als z.B. ein mittig-nasaler Tube Screamer, der dagegen nahezu "weich" wirkt. Das meint Diet bestimmt mit "hart", "steril" und der sägenden Verzerrung.
Das geht in die Boss SD-1- oder vielleicht noch mehr OS-2-Richtung; letzterer nennt sich Overdrive/Distortion, sitzt, ebenso wie der SOD-1, ein wenig zwischen den Stühlen und hat ebenfalls diesen spröderen Ton.
Nun habe ich, parallel zu Diet, noch andere Gitarristen im Ohr, die diese Eigenschaften positiv auslegen: Nicht so wischi-waschi, mit klarer Kante und ohne Mitten-Nase, ein luftiger Overdrive, wie man ihn nur selten findet; so oder so ähnlich artikulieren sich Liebhaber des Arion-Aggregats. So kann man es offenkundig auch sehen, bzw. hören.
Und ich glaube, bzw. finde, dass beide Seiten Recht haben; ob es einem taugt oder nicht, muss man wohl selbst heraus finden.
Die Verzerrung selbst wirkt bisweilen ein wenig "kratzig-transistorisiert", klingt mehr nach Pedal denn Amp. Dafür kann das SOD-1 mit Strat und Paula gleichermaßen gut; mit letzterer tritt hier mal nicht der "Tube Screamer-Effekt" auf, dass die Verzerrung dem Clean-Ton nur partiell beigemischt zu sein scheint, was ich schon mal mag.
Witzigerweise habe ich, vom SoT/KoT mal abgesehen, kein einziges anderes Overdrive-Pedal, "nur" TS-Artiges und Distortions; offenkundig spricht mich diese Form der Tongestaltung nicht wirklich an. Auch das Arion hätte ich mir unter normalen Umständen nach einem Soundtest wohl kaum zugelegt; es entspricht eigentlich nicht meiner klanglichen Ausrichtung.
Denkt man in Richtung Bryan Adams und "Summer of '69", hat man das SOD-1 in Zerrgrad und -farbe ganz gut beschrieben; mit der Paula ist es dann mehr Gary Moore und der Blues.
Dabei ist Dynamik grundsätzlich vorhanden, aber nicht sonderlich ausgeprägt; das Zurückregeln des Zerrgrades mit dem Gitarren-Poti funktioniert weitestgehend, wenngleich nicht ganz so optimal wie bei anderen Trampelkisten, da auch stets etwas Lautstärke verloren geht.
Alle drei Potis greifen beherzt ins Klanggeschehen ein: Drive bietet ein weites Spektrum an Zerrgraden, Tone - bei mir nie über 12h - bietet Variation von dumpf bis dünne Säge, lediglich vom Level-Regler hätte ich mir höhere Reserven gewünscht.
Aber auch so taugt das SOD-1 zum Boost vor einer weiteren Zerreinheit wie einem Amp oder Distortion-Pedal, dickt den Ton in den Mitten minimal-geschmackvoll an und addiert Gain im gewünschten Maß.
Belegt man Out 2, so entscheidet der bereits erwähnte Schieberegler, ob nun das unbearbeitete Originalsignal oder eine Variante des Effektsounds mit deutlich gesenktem Höhenanteil anliegt; letzterer bietet weichere und mittigere Klänge, die zum Topfig-Flachen neigen, so über Out 1 nicht zu erzielen sind und die auch nicht kratzen!
Apropos: In manch einem YT-Test kratzt der Arion interessanterweise bereits am Übergang zum Fuzz; so singt z.B. die Paula über den Hals-PU geschlossen in dunklen Klangfarben und erinnert so ein wenig an den wilden Bruder in Sachen Zerre.
Mein Exemplar hat zwar auch diese Tendenz, sie ist aber beliebe nicht so stark ausgeprägt wie in besagten Klangbeispielen, was entweder der restlichen Peripherie oder doch Schwankungen zwischen einzelnen Exemplaren geschuldet sein dürfte.
(Bildquelle: Reverb)
Fazit: "Nothing to write home about"; der Arion SOD-1 ist ein "okayer", eher kantiger Overdrive-Allrounder ohne besondere Musikalität, der dennoch dem ein oder anderen ganz gut gefallen dürfte, da er frisch agiert und mit Humbuckern wie Single Coils gleichermaßen parat kommt.
Er wirkt im Jahr 2020 ein wenig überholt, was auf der anderen Seite aber auch seinen Charme ausmacht, so dass sich mit dem SOD-1 durchaus auch im Hier und Jetzt Musik machen lässt.
Oder anders gesagt: Muss man nicht haben, kann man aber nutzen, so er denn 'eh bereits vorhanden ist.
Lieben Gruß,
Batz.
oder es hing nicht am Draht ...ich weiss nicht mehr.
