Ach, ist das immer affig, von sich selbst in der 3. Person zu sprechen; initiiere daher unauffälligen Wechsel zurück zum eigentlichen Thema:
Auf die Firma Moollon wurde ich das erste Mal wohl so Mitte der 00er-Jahre aufmerksam, da diese optisch auffälligen, weil aufwändig gravierten Chrom-Schatztruhen vom Tube Amp Doctor vertrieben wurden und fogllich im Katalog zu sehen waren: Puuh, 350 Öhren für'n Vibe ohne Vorschusslorbeeren...? - Damals noch nicht denkbar gewesen im Hause Benzer!
(Bildquelle: Moollon.com)
So blieb es beim kurzen Katalog-Flirt, und auch mit den Jahren habe ich niemanden kennen gelernt, der ein derartiges Teil schon mal gehört hätte.
Bis ich jüngst sah, dass ein solches Revibe in den Kleinanzeigen angeboten wurde: 380 Lollies war aber auch 'ne Ansage, die nicht spurlos an mir vorüber ging.
Ich will dann immer, dass das bitte keiner kauft, damit der Anbieter den Preis von sich aus senkt, bis er verhandelbar ist; einerseits Gerechtigkeit, andererseits meins: Das verstehe ich gerne unter win/win.
Hier hatte dann aber entweder jemand doch zugeschlagen oder der Anbieter zurück gezogen; Wochen später sollte ich durch eine erneute Anzeige für dasselbe gute Stück dann wissen, dass es ersteres war, da ein neuer Anbieter ins Spiel kam.
Und nach etwas längerer Zeit wurden der sehr nette Verkäufer und ich uns dann einig, so dass das feine koreanische Gerät mittlerweile bei mir gelandet ist.
Bei der Witterung jedoch erst mal ein wenig akklimatisieren lassen und das Brikett mitsamt seiner opulenten Optik genießen: Toll graviertes Chrom-Chassis mit asiatischer Drachenkopf-Optik und entsprechender Beschriftung; hat was Mystisches!
Oben gibt es eine im Rhythmus pulsierende rote LED zwischen den Volumen- und Intensity-Potis, unter ihr der Mini-Switch für den Chorus/Vibrato-Wechsel; unten links der Fußschalter, rechts der größere Speed-Regler, so dass dieser auch mit dem Fuß während des Spiels bedient werden kann.
Links der Output, rechts Input und 9V-Anschluss; mehr gibt es hier nicht zu sehen, bitte gehen Sie weiter!
Und zwar gleich in die Praxis: Höh, wie, das isses...? - Ganz schön... dünn, homöopathisch nahezu. Und was leise. Und verzögert angegangen. Hmmmm... na gut, dass ich mit dem Vorbesitzer eine zeitnahe Rückgabemöglichkeit ausgemacht habe!
Aber so schnell gebe ich noch nicht auf: Schraubendreher gezückt und Bodenplatte entfernt: Na, gibt es hier wohl was zum Einstellen...?
Ja, es gibt: Ein einsames Trimpoti starrt mich zyklopig an! - "Na, Dir werd' ich's geben...!", denke ich, während ich ihm mechanisch und kühl den kleinen Schraubendreher mitten ins Auge ramme und drehe, zunächst nach rechts: Das Effektsignal wird leiser.
Okay, also andere Richtung: Jaaa, hier wird es sukzessive intensiver, also drehe ich bis zum Schluss, so dass nun der gesamte Regelweg des Intensity-Poti Sinn gibt und praxisdientliche Ergebnisse anbietet.
Testweise nochmal zurück, ob da andere Nuancen vorherrschen... nein? - Okay, super, also wieder zurück zum Anschlag.
Und jetzt tönt das Revibe, wie ich es im einizg verfügbaren YouTube-Video gehört habe: Kehlig-heiser und dennoch phasig-vollmundig-rund am Hals-PU, sehr perkussiv und eher trocken schmatzend in der Steg/Mitten-Zwischenposition; dieser Ton der scheinbaren Gegensätze, wie ich ihn bei Gilmour, ganz besonders aber bei Hendrix schätze!
Ach was; und ich dachte, das sei im Video der Raum, bzw. die eingeschränkte klangliche Bandbreite der Aufnahme; Pustkuchen, so klingt dieses Ding!
Dabei vermittelt es mir Headroom ohne Ende, und das bei nur 9V-Betrieb: The Sky is the limit! - Was für ein edler, was für ein geschmackvoller Vibe-Ton, zwar dunkel im Bass, aber dennoch transparent und fluid, ebenso der warme Mittenbereich und die milden Höhen. Eine tolle tonale Balance, die viel anderer Vibes in einem Klangbild vereint und dabei mit ganz klarer und reiner Stimme begeistert, ohne brüllen zu müssen!
Wobei ein wenig mehr Lautstärke diesem Vibe gut zu Gesicht stünde: Bei Vollauslastung des verantwortlichen Potis haben wir gerade mal ansatzeweise Augenhöhe erreicht, was in bestimmten verphasten Stellen der Kurve dann aber eben leiser wirkt; tatsächlich der einzige Nachteil, die ich im Zusammenhang mit dem Revibe ausmachen konnte.
Dank perfektem Zusammenspiel zwischen Intensity- und Speed-Regler kann es bereits langsam Fett triefend phasen und blubbern wie 'ne Bong, ohne dass die Räumlichkeit in Form eines herrliches Herzschlags zu kurz käme; bei höheren Geschwindigkeiten kann dann die Eindringlichkeit immer weiter zurück gefahren werden, muss aber nicht, wenn es denn heftig "choppen" soll.
Mann, bin ich froh, das Risiko eingegangen zu sein: Das wird ganz gewiss eines meiner Lieblings-Vibes! - Hier ist eine selten gehörte grundsätzliche Klanggüte am Werk, zu der sich dann sehr viele tonale Möglichkeiten gesellen, die vielen Ansprüchen souverän Genüge leisten kann; eine wahrhafte Ausnahmeerscheinung, das Moollon!
Und ganz genau das war der Ruf, den TAD einst den durch sie in Deutschland exklusiv vertriebenen Effektgeräten des koreanischen Herstellers aus Seoul etablieren wollte; in Hinblick auf das Revibe ist dieses Narrativ vollkommen berechtigt in meinen Augen und Ohren, Boutique auf Luxus-Level mit maximalem Nutz-Faktor.
Entsprechend sauber die Verarbeitung innen wie außen, entsprechend auch das Nebengeräuschverhalten: Absolute Stille!
War die Kiste weiland 350€ wert? Ja, war sie. Ist sie heute mehr wert, da nicht mehr erhätlich? - Das soll bitte jeder selbst entscheiden; hätte ich gewusst, was das Ding kann, hätte ich auch mehr bezahlt. Das war ursprünglich auch die Argumentation des Verkäufers, weshalb er mir wohl auch die Rückgabe-Garantier gegeben hat; ich muss gestehen, dass er vollkommen Recht hatte.
So rein aus der Erinnerung: Das bessere Mojo Vibe! Und das will was heißen!!!
Fazit: Das Revibe kam, sah und siegte: Eine unheimlich ergiebige, flexible und edle Variante des Vibe-Themas; könnte klanglich tatsächlich ein Original sein, wenn es nicht so vielschichtig wäre, dass es glatt DREI Originale sein könnte.
Einziger Nachteil: Das Volumen könnte lauter ausfallen. Ansonsten ohne jeglichen Makel.
Dafür in freier Wildbahn so gut wir gar nicht anzutreffen; ich empfehle, je nach Preis, sofortigen Abschuss bei Sichtung, wenn hier entsprechendes Interesse geweckt wurde.
Und last not least besagtes Video; klingt leider belegt, gibt den Klang aber dennoch ganz gut wieder, wobei ich schwören könnte, dass meines nochmal effektiver ans Werk geht:
Lieben Gruß,
Batz.