Das Mooer Liquid liegt mir zu Füßen, ein Mini-Pedal mit maximaler Klangausbeute, bietet es doch fünf Modi, die jeweils mit Sinus-, Dreieck- oder Rechteck-Kurve angefahren werden können, was nach Adam Riese fünfzehn unterschiedliche Sounds bedeutet, Einflussnahme durch den "Color"-Regler nicht eingerechnet.
Na, das klingt doch viel versprechend; wollen wir dem typisch orangen Gerät mal auf den digitalen Zahn fühlen. Und ab dafür...
Wie ein Mooer-Pedal aussieht und wo welche Anschlüsse wie Regelelemente zu finden sind, setze ich mal als bekannt voraus; ansonsten sagt ein Bild mehr als 1000 Worte:
(Bildquelle: teknistore)
Kommen wir also gleich zum Klanggeschehen: Fuffzehn Sounds, huh...? - Sind die denn wirklich unterschiedlich, und kann man die tatsächlich alle gut gebrauchen?
Nun, üblicherweise kaufen wir uns einen Phaser für EINEN Sound; sollte also alleine EIN sehr guter dabei sein, wäre ich bereits glücklich mit dem Teil und betrachte alles Weitere als kostenlose Zugabe. Das geht ganz besonders gut in Hinblick auf den Preis, denn El Aggrgato kostet gerade mal 68€.
Also die weit verbreitete "option anxiety" zur Seite gewischt und ran ans Gerät: Wählt man die "I" mit dem großen Regler, hat man einen gewissen Spielraum, bis man zum nächsten Phaser-Sound "II" vordringt; in eben diesem Feld intensiviert sich der Effekt bis zum Übergang; somit regelt das weiße Poti nicht nur den Effekt selbst, sondern generell in allen Modi auch die Intensität.
Color verschiebt die Einsatzfrequenzen, bzw. Resonance und leistet so weitaus mehr als ein simpler Tone-Regler; hier lässt sich ebenfalls extrem viel Varianz heraus kitzeln. Dasselbe gilt für den 3-Wege-Switch, der Sinus, Dreieck und Rechteck kann; Speed waltet - oh Wunder - die Geschwindigkeit.
Damit ist tatsächlich eine überzeugende Menge an unterschiedlichen Ausprägungen in Sachen Phasing am Start, so dass für jeden Geschmack was dabei sein sollte.
Kommen wir zurück zur "I": Hiermit kann man im Zusammenspiel aller Regelmöglichkeiten schöne Vintage-Sounds erzeugen, die mich an 2- bis 4-stufige Analogphaser erinnern; von subtil bis saftig ist alles drin.
Rechteck wirkt dabei immer - so auch in den folgenden Stellungen II-V - ein wenig wie ein Step-Phaser auf mich und ist damit die Exoten-Einstellung; Sinus und Dreieck schaffen exten- bis intensive tranditionelle Klangerlebnisse.
Bei "II" geht bereits die Post ab: Klar, auch hier geht es subtiler, aber das grandsätzlich betretene Terrain geht eher in Richtung 4- bis 6-stufiger Phaser; MXR 100, bzw. MuTron lassen freundlichst grüßen, 70s Disco Funk vom feinsten Frank Farian! Oouuuh, Baby... allein hierfür hat sich der Kauf bereits gelohnt; jetzt noch'n Afro, und Funkadelic Batzmaster B. is in the house!
Die "III" schaltet wieder ein bis zwei Gänge runter und gibt klanglich dabei die Badewanne: Es wummert in den Bässen und sticht in den Höhen; damit kann ich, egal in welcher Einstellung, leider nix anfangen. Ist aber nicht schlimm, ich bin ja bereits bedient.
Die "IV" bringt von Haus aus eine vokale Qualität mit; die Kurve ist nicht rund, sondern steigt bedächtig an, um plötzlich ruckartig abzufallen; gerade dieses Ende kann je nach Einstellung wie ein kurzer Doppler-Effekt, wie ein Mini-Delay, auftreten. Im Dreieck-Betrieb ziemlich fett! Das ist insgesamt nischig, aber durchaus charmant mit seltenem, aber gegebenem Praxiswert; jefällt ma, werde ich aber wohl eher selten benutzen.
Last not least gibt es da noch die "V", und mit dieser bietet das Liquid einen waschechten Step-Phaser über die angedeuteten Vokate "o", "a", "i" und wieder "a". Klingt geschwind eingestellt wie ein schnelles Tröpfeln, und kombiniert man es mit dem rechteckigen Verlauf, klingt es nochmal betonter, dabei aber unrunder, da mancher Phasensprung überdeutlich, andere verschluckt dargeboten werden.
Persönlich spricht mich die "II" mit weiten Abstand am meisten an; hier habe ich tatsächlich noch keine Fachkraft am Start gehabt. Die hier dargebotenen Sounds waren das, was ich mir aufgrund der Demos im Netz vom Liquid erhofft hatte, und ich wurde nicht enttäuscht. Den Rest betrachte ich als Dreingabe für spezialgelagerte Sonderfälle.
Nebengeräusche halten sich erfreulich zurück; das Ding klingt aufgeräumt. Je nach gewählter Betriebsart kann das Phasing mal leiser, mal lauter und auch on par im Vergleich mit dem unbearbeiteten Signal tönen; das liegt wohl in der Natur der Sache, da sich bestimmt Frequenzen eben besser durchsetzen können als andere.
Es zieht übrigens satte 130mA; dies für eventuelle Netzteil-Überlegungen. Der Hersteller gibt "true bypass" an.
Fazit: Für 68€ gibt es hier jede Menge Phaser, von klassisch-subtil bis experimentell. Und gerade für Liebhaber fetten Disco-Phasings halte ich es für besonders geeignet; wer lediglich einen klassischen 4-Step-Phaser sucht und keine Lust auf Experimente hat, ist vielleicht mit einer Analog-Fachkraft besser bedient.
Super Teil, super PLV, der Daumen geht ganz eindeutig nach oben!
Lieben Gruß,
Batz.
PS: Hier gewinnt frau wie man m.E. einen guten ersten Überblick:
