darf ich Dir eine kleine Geschichte erzählen? - Ist mir ganz genau so passiert...
Ich muss gleich zu Anfang gestehen, dass ich echt kompulsiv die eBay-Kleinanzeigen nach Vibes durchstöbere. Ich kann das einfach nicht lassen. Wollen. Klar, wenn es mich wirklich stören würde, könnte ich das schon unterbinden (sprach der Süchtige
), aber es ist mir liebgewonnene Freizeitbeschäftigung geworden. 
So fielen mir im Januar die Angebote eines Verkäufers auf, der zuerst ein KR Mega Vibe Mini anbot, welches den C/V-Wahlschalter seitlich angebracht hatte; wenig später wurde diese Anzeige zugunsten einer weiteren gelöscht, in der ein Mega Mini mit Toggle für die C/V-Wahl auf der Oberfläche zu sehen war. Kurz darauf wurde diese dann auch gelöscht und durch ein Gesuch ersetzt: Es sollte ein KR Vibe, also die große Variante, sein; dafür fand ich zweites Mini dann auf Reverb wieder. Nicht lange danach war dann auch diese Such-Anzeige verschwunden, dafür wurde erneut das zweite Mega Mini angeboten.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt war mein Interesse geweckt; ich erzählte Mrs. Benzer von der Anzeigen-Kaskade und meinem Wunsch, da mal nachzufragen, wie es dazu gekommen ist, hatte jedoch Bedenken, dass meine Anfrage als zu neugearig oder gar anprangernd verstanden werden könnte.
Ich habe es dennoch gewagt, den Anbieter angeschrieben und gleich eingangs erwähnt, dass ich weder sein Mini kaufen noch mein großes abzugeben bereit wäre, er aber meine Neugier geweckt habe und ich Lust auf einen Vibe-Plausch hätte.
Dieser teilte mir daraufhin mit, dass er sein großes KR Mega Vibe vermisse und daher ein solches suche; sein kleines möchte er verkaufen und hatte zuerst ein Bild aus dem Netz, später dann das Originalbild verwendet.
Okay, das leuchtete mir ein, so dass ich ihm viel Glück gewünscht hatte und die Sache auf sich beruhen lassen wollte.
Bis das Gypsy Vibe in mein Leben trat und mir klar gemacht hat, dass ich mein Mega nicht mehr brauche; infolge dessen habe ich den Verkäufer erneut angeschrieben, um ihn darauf aufmerksam zu machen, dass ich mein großes Exemplar jetzt doch verkaufe.
Er bekundete Interesse und fragte mich, ob ich Bezahlung oder den Tausch gegen sein Kingtone 1968 bevorzugen würde; und da ich letzteres noch nicht kannte und es sowohl beim Hersteller als auch bei allen deutschen Anbietern ausverkauft war, entschied ich mich spontan für letzteres, zumal andere Wiederverkäufer schon mehr als den VK, der übrigens bei 599€ liegt, dafür aufriefen.
Und so kam es zum Tausch. Infolge dessen war der Verkäufer glücklich mit meinem Ex-Mega, und ich erhielt sein 1968. So weit, so gut.
Leider konnte mich dieses auf Anhieb überhaupt gar nicht begeistern; fieser, zerstörerischer Throb ohne jegliches Phasing ist so ziemlich genau das, was ich eben NICHT mag!
Ja, scheiße... aber letzten Endes risikolos bei dem Wiederverkaufswert, dachte ich mir.
Doch bevor ich die Flinte ins Korn warf, wollte ich an den im Video der Firma zu sehenden vier Trimpots mein Glück wagen: Wäre doch gelacht, wenn wir bei einem solchen Angebot an Möglichkeiten nicht unseren Sound finden sollten!
Also geschwind aufgeschraubt, um völlig erstaunt festzustellen... dass es in meinem Exemplar lediglich EIN Poti für die Lautstärke gab!
Verdammte Axt, hatte ich ein älteres Modell erwischt...?
Also flugs das Netz bereist, um Antworten zu finden. Glücklicherweise habe ich das richtige Video gewählt, um die richtige Kommentar-Kaskade zu öffnen, in der jemand dasselbe Problem wie ich hatte.
Und der Hersteller antwortete, dass man bei der neuesten Generation diese Zugriffsmöglichkeiten auf die bereits vorhandenen Potis in Form von Sekundärfunktionen gelegt habe; einfach einschalten, beide Fußschalter simultan vier Mal drücken und man hat den vollen Zugriff!
Und tatsächlich, ganz genau so war das dann: Also die entsprechenden Einstellungen vorgenommen und... Erfolg auf der ganzen Linie: Das Ding klingt phantastisch!
Tja, und von genau diesem Ding mag ich Euch nun ausführlich erzählen; na, neugearig geworden? - Dann man ab dafür...
Das Kingtone 1968 Vibe bietet auf relativ kleinem Raum - das Gehäuse hat das liegende, größere Hammond-Format - gleich zwei, in Rate und Depth einstellbare "Kanäle", die per Fußschalter gewechselt sowie individuell auf Chorus oder Vibrato eingestellt werden können. Und im Gegensatz zu allen anderen Anbietern, deren Univibe-Klone ein ähnliches Feature aufweisen, geschieht dies hier mit einem automatischen Ramping, also dem fließenden Übergang zwischen diesen beiden Einstellungen.
Es ist sogar möglich, auf diese Weise vom Chorus- in den Vibrato-Betrieb zu wechseln; somit braucht es kein Expression-Pedal mehr oder einen außerordentlich geschickten Fuß zum Schalten kleiner Toggles und/oder Drehen an überdimensionalen Potis: Clever und ein echtes Alleinstellungsmerkmal!
Es benötigt 18VDC, um den Job zu erledigen und bietet rückseitig In- wie Output; auf der Oberfläche finden sich jeweils zwei Potis - Speed und Depth - für die Kanäle A (rote LED) und B (cyanfarbene LED), die per linkem Fußschalter gewechselt werden können, der rechte schaltet ein und aus.
Besagte zweite Schaltebene erreicht man durch - ich erwähnte es bereits - schnelles viermaliges Drücken beider Switches; jetzt regelt Depth von Kanal B den Grundklang von Kanal A und Speed von Kanal B den Grundklang von Kanal B; die Kontrollelemente von Kanal A übernehmen jeweils Geschwindigkeit und Depth-Funktion, um beim Einstellen hören zu können, wie das denn so klingt.
Der A/B-Wahlschalter lässt nun zu, dass man dies für jeden Kanal individuell regeln kann.
Wie, watt, zu kompliziert erklärt? - Hier ein Auszug der Bedienungsanleitung, der es vielleicht anschaulicher erklärt:
(alle Bildquellen: www.kingtoneguitar.com)
In meinen Augen wie - wichtiger - Ohren funktioniert das 1a: Die Variationsmöglichkeit ist nahezu allumfassend, von tiefsten Phasing bis zu abgrundtiefem Throbbing und allen Vibe-Sounds dazwischen ist hier echt alles drin! Hut ab vor so viel paxisdientlicher Innovation; das imponiert mir schwer!
Drybells Vibe Machine suggeriert Ähnliches, bietet aber letzten Endes beileibe nicht die Varianz und Effektgüte wie -tiefe, die hier drin ist; okay, kostet auch nur in etwa die Hälfte. Ist aber auch maximal nur halb so gut...
Ernsthaft, Kingtone holt das Univibe somit ins 21. Jahhundert! - Isses die knapp 600 Schleifen wert? - Nun, wem diese Features wichtig sind und es mit anderen Angeboten vergleicht, muss zum Schluss kommen, dass der aufgerufene Preis zwar gesalzen, letzten Endes aber auch gerechtfertigt ist.
Bis hierhin habe ich wenig zum Klangbild geschrieben. Ja, zu welchem denn auch? - Das ist dermaßen frei wählbar, dass das Feld vibe, äh... weit ist: Kann es süßlich phasen und dennoch Herzschlag? - Ja, kann es, und zwar in allerbester Güte! - Kann es throbben ohne Swoush? - Jepp, ist auch drin. Inklusive jeglicher Mischformen, und das pro Kanal!
Ja, das hier ist persönliche Begeisterung für ein Produkt. Aber eben auch objektiv bislang einmalig.
Nebengeräusche? - Fehlanzeige! - Lautstsärke? - Frei einstellbar mit ordentlich Reserven nach oben.
Tut mir echt leid, aber ich finde schlicht keine Nachteile, da auch die Verarbeitung einen immens verlässlichen Eindruck macht und keine Wünsche offen lässt.
Isses also das perfekte Vibe? - Das lässt sich so nicht beantworten; andere Mütter haben auch schöne Töchter. Aber kaum flexiblere, die dann immer noch eine vollumfänglich überzeugende Qualität bieten.
Kingtone hat tatsächlich nicht übertrieben als sie von einem "Game Changer" sprachen; kein Wunder, dass die Kiste ausverkauft ist!
Und was lernen wir daraus? - Kommunikation kann sich echt lohnen; was ein Glück, dass ich den Vorbesitzer überhaupt angehauen hatte!
Fazit: Eine vollkommen überzeugende Bandbreite wie Qualität an Vibe-Sounds, und das pro Kanal frei einstellbar, inklusive Ramping zwischen den Kanälen; das hat es bislang schlicht nicht gegeben!
Klanglich, funktionell und qualitativ auf allerhöchstem Niveau; hier gibt es absolut nichts zu meckern!
Okay, das Ramping ist nicht frei einstellbar (wie in der ersten Version mit den vier Trimpots), ansonsten ist dieser Univibe-Klon 100%ig zu Ende gedacht und ohne jeglichen Makel.
Wer es sich leisten kann und ein Exemplar findet, der sollte es unbedingt testen; das hier kommt der eierlegenden Wollmilchsau beängstigend nahe!
Lieben Gruß,
Batz.
