Jetzt ist so ein Ziegelstein bekanntermaßen groß und kann das Gros eines Pedalboards nahezu komplett ohne fremde Hilfe ausfüllen; ziemlich blöd im Zeitalter des "Real Estate"-Denkens in Hinblick auf Stressbretter.
Also hat man seitens KR die gedankliche Machete ausgepackt und das Ding kurzerhand in zwei Hälften geteilt; so zumindest mutet das Mega Vibe Mini an: Dieselbe Höhe, dieselbe Tiefe, aber die Breite ist halbiert!
(Bildquelle: i.ebayimg.com)
Laut Effects Database wie Hersteller ist der Aufbau und somit auch der Klang identisch mit dem großen Bruder; aber wenn das stimmen würde, wäre dieser Artikel hier ja quasi witzlos und schlicht mit einem Anhang an das Review zum KR Mega Vibe erledigt gewesen.
Doch bevor wir zu den inneren Werten kommen: Das halb so große Gehäuse ist nicht nur kleiner, sondern auch sinnvoller aufgebaut; keine In und Out-Buchsen an der Vorderseite, sondern, gemeinsam mit dem 12V-Netzteilanschluss (Center positiv!), rückseitig, wie es sich gehört.
An der rechten Seite findet sich ein Expression-Pedal-Eingang, der Rest in Form von Fußschalter, Mini-Toggle für die Chorus/Vibtrato-Wahl, drei Potis für Volume, Intensity und Speed sowie einer im Takt der Modulation pulsierenden LED sowie einer zweiten On/Off-Status-Leuchte auf der Oberfläche.
So, Pflicht erfüllt, auf in die Praxis: Tatsächlich klingt das Mini dem großen Bruder beileibe nicht unähnlich; ein vornehmer, eleganter, seidiger Vibe-Ton, der das Klangbild der Gitarre - abgesehen von etwas mehr Wärme - unangetastet lässt und mit organischen, edlen wie plastischen Eigenschaften jenseits jeglicher Härte bezaubert, schmeichelt auch hier dem Lauschlappen. Jedoch kann das Mini tatsächlich lauter als das Brikett und addiert eine weitere Dimension in Form eines Tremolos hinzu, welches den räumlichen Eindruck deutlich verstärkt!
Oder ganz lapidar: Ist das große Mega eher im 1969er-Lager beheimatet, steht das Mini mit mindestens anderthalb Beinen auf 1968er-Grund.
Auch reicht Intensity jetzt etwas weiter; ob sich auch was bei der Geschwindigkeit getan hat, könnte ich nur mit einem direkten A/B-Vergleich ermitteln, aber der Große hat sich bereits zu anderen Besitzern aufgemacht. Allerdings bleiben hier meines Erachtens keinerlei Wünsche offen: Es kann seeeeehrrrr laaaaaannngsaaamm wie verflixt schnell und deckt somit alle Bedürfnisse diesbezüglich ab.
Bei höheren Geschwindigkeiten throbt es ganz eindeutig mehr als das altvordere Bruderherz, was besagter Tremoloanteil waltet; das dürfte für den ein oder die andere exakt das sein, was das Glück vollkommen macht.
Ich selbst suche ja mehr den intensiven Phasing-Ton, so dass auch dieses Mega bald jemand anderen glücklich machen soll, aber das Kennenelrnen hat, wieder einmal, immensen Spaß gemacht. Und Wissen gebracht; frei nach dem Kevin Smith-Streifen Mallrats: "Understanding is only reached after confrontaion".
Sowie ein weiteres Mal gezeigt, dass man Herstellern wie dem Internet nicht alles vorbehaltlos glauben darf; wie in Foren bereits festgestellt, gibt es, bei einer durchaus vorhandenen breiten gemeinsamen Basis, klare Unterschiede.
Fazit: Man nehme das große Mega-Vibe, teile es in der Mitte, werfe eine Hälfte weg, verteile alle Reglerelemente vorteilhafter, addiere einen leichten Tremolo-Anteil zum Gesamtgeschehen und erhöhe die Wirkung von mindestens Volume und Intensity; fertig ist das Mega Mini!
Es stellt somit eine fortgeschrittenere Evolutionsstufe des Originals dar, das mit ähnlicher, wenn nicht sogar mehr Wärme als der ältere Blutsverwandte ans Werk geht, ohne dieses subtilere Klangwerkzeug obsolet zu machen; eben durch und durch brüderlich!
Das Mini ist seltener als die großen Geräte und dürfte Preise zwischen 500-650€ aufrufen, wenn man Reverb & Co. Glauben schenken mag. In dieser Preisklasse gibt es fortgeschrittenere Alternativen, aber wer eben just diesen einen Ton sucht, wird auch nur hier fündig werden; ich kenne jedenfalls (noch) kein anderes Vibe-Pedal, mit dem die hier zu hörenden Klänge zu imitieren wären.
Vielleicht mit einem "Harmonic Tremolo"...?
Lieben Gruß,
Batz.
