Foxrox Aquavibe

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Batz Benzer
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Foxrox Aquavibe

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 26. Februar 2022, 12:45

Dave Fox ist das erste Mal Anfang der 90er mit einem eigenen Produkt unter dem Namen "Foxrox" in Erscheinung getreten: Das Provibe, zunächst im 19"-Format, später dann als Pedal, war geboren und stieß auf jede Menge Gegenliebe!

Anfang der Nullerjahre erblickte dann, mit Hilfe von "Analog"-Mike Piera, das Captain Coconut das Licht der Welt, ein analoges Multi-Aggregat, welches mit Octavia, Fuzz und Vibe alle Hendrix-relevanten Sounds in einem Gehäuse vereinte.

2008 erhörte Dave Fox dann die Bitte diverser Gitarristen, die sich ein Stand-Alone-Vibe von Foxrox gewünscht haben, indem er das Aquavibe ins Rennen schickte.

Bild

(Bildquelle: Foxrox Electronics)

All diese Produkte genießen auch dieser Tage noch einen sehr guten Ruf; besagtem Aquavibe wollen wir heute mal auf den Zahn fühlen. :mrgreen:

Und obgleich es grundsätzlich auch noch produziert wird, gibt es schon seit längerem keine neuen Exemplare mehr zu kaufen, da Fox der Meinung ist, dass die letzte Photozellen-Lieferung anders, eben falsch klang und er solange keine neuen Geräte mehr anbieten mag, bis dieser Mangel behoben ist; wir haben es also mit einem kompromisslosen Mann mit Prinzipien zu tun, was schon mal sehr für seine Produkte spricht! :thumbs:

Das Aqua kommt im für Foxrox typischen Stahlblech-Pult-Gehäuse, dessen Format ein wenig an die Marshall-Pedale Bluesbreaker, Rock- und Shredmaster erinnert und das robust wie aus militärischer Produktion anmutet; die Farbe ist, getreu der Namensgebung, natürlich blau.

Räumlich gut vor versehentlichen Tritten geschützt, gibt es ein Width-Poti für die Effektintensität, ein weiteres namens Center für die Symmetrie der Wellenform sowie einen großen, per Fuß steuerbaren Regler für die Geschwindigkeit; rechts neben ihm eine grüne LED, die permanent im Puls der Welle blinkt. Ein kleiner Toggle-Switch schaltet zwischen Chorus- und Vibrato-Betriebsart.

Vorne prangt der On/Off-Fußchalter, über ihm eine rote LED, die den jeweiligen Status aufweist.

Rückseitig dann alle weiteren Anschlüsse in Form von In, Out, Expression-Pedal-Buchse und 9V-Stromversorgung (mind. 300mA) beheimatet.

Im Inneren des Pedals finden sich drei weitere Einstellmöglichkeiten in Form vom Trimpots: Eines für die Eingangsimpedanz, die sowohl die Lautstärke beeinflusst als auch über die Klangfarbe (hell/dunkel) entscheidet; ein weiteres für das Ausgangs-Volumen sowie ein drittes zur Geschwindigkeits-Feinjustage, von dem man laut Hersteller aber tunlichst die Finger lassen sollte.

Alle drei sind per Edding markiert, so dass die Werkseinstellung jederzeit wiederherzustellen ist.

Das sind also die historischen, optischen und technischen Gegebenheiten; mal sehen, wie sich letztere in der Praxis schlagen:

Tatsächlich bestimmt der Input Loading Trimmer erst einmal die grundsätzliche Klangfarbe; beim Greuter Vibe heißt die Funktion "Age", bei Fulltones Deja Vibe "Modern/Vintage", hier liegt sie stufenlos regelbar und damit optimal vor. Die Werkseinstellung ist bei 9h eher dunkel abgestimmt, so dass noch Höhen- wie Lautstärkereserven zur Verfügung stehen.

Mit dem Volumen kann dann die Effektlautstärke an die eigenen Bedürfnisse angeglichen werden; für einen deutlichen Boost muss jedoch die Eingangsimpedanz tendenziell höher gewählt werden.

Sind diese Einstellungen einmal gewählt, kann man das Aquavibe beruhigt zuschrauben; der Rest lässt sich nun bequem von außen regeln. :thumbsup03:

Speed dürfte selbsterklärend sein und lässt keine Wünsche offen. Und wenn doch, dann gibt es im Inneren ja noch besagte Möglichkeit der Einflussnahme.

Width entpricht der Effekt-Intensität und macht durchgehend sinnvolle Angebote; es interagiert mit dem Center-Regler, eine Art Bias-Poti, das in Mittelstellung eine absolut symmetrische Kurvenverteilung à la Phaser bietet. Dreht man es nach links, verschiebt sich die Kurvenmitte so, dass wir nur für kurze Zeit im Höhenbereich verharren; nach rechts gedreht gibt es einen kürzeren Bass-Response, den der Hersteller als "schon fast Wah-artig" umreißt.

Beide Varianten bieten Herzschlag-Throb, dessen Puls frei wählbar ist; das ist das Alleinstellungs-Merkmal des Aquavibe, in dem unfassbar viel Varianz liegt, zumal diese Funktion bei Vintage Uni-Vibes nicht gegeben und somit fix war; man musste mit dem jeweilig vorliegenden Kurvenverlauf leben.

Hier steht somit das klangliche Verhalten aller originaler Vintage-Einheiten zur freien Verfügung, was ein irrsinnig cleveres Feature darstellt! :thumbsup02:

Das gibt es bisweilen zwar auch bei anderen Anbietern - das Voodoo Vibe käme mir spontan in den Sinn -, aber die Ausführung im Aqua ist einfach bestens abgestimmt und hat den höchsten mir bekannten Praxiswert.

Ja, und wie klingt das nun? - Das walten benannte Einstellungsmöglichkeiten; allein der Input-Buffer bestimmt die Viskosität des Effektsignals, regelt, ob es sich wässrig oder zähflüssig anfühlt, so dass hier nur schwer allgemein gültige Aussagen getätigt werden können.

Width und Center bestimmten das restliche Klanggeschehen, ob phasrig-fluid, Kardio-Throb oder eine beliebige Mischung aus beidem.

Dann kann sehr vollmundig, dickflüssig, aber eben auch homöopathsich-leicht plätschernd daher kommen. Analog zur Namensgebung tönt es dabei aber immer schmatzend-nass und nicht trocken-perkussiv wie andere Vertreter; hier wird der spezifische Eigensound dann doch pack- und somit beschreibbar.

All dies übrigens bei ganz genau null Nebengeräuschen; Foxrox bietet für 335€ ein absolut überzeugendes audiophiles Klangerlebnis! :sabber:

Echt fiese Klangextreme sind dem USA-Aggregat fremd; den nervenzerfetzend, in sich zusammenstürzenden Throb, der heutzutage offenkundig beliebt zu sein scheint, kann und mag das organisch agierende Aqua, dem Großen Gitarristen sei Dank, nicht bieten.

Nachteile kann ich schlicht keinerlei ausmachen; stellt nur unbedingt sicher, dass das angeschlossene Netzteil mindestens 300mA bietet, sonst kann das Aquavibe dünner und leiser klingen, wie zunächst mit 200mA befeuert beobachtet.

Für mich persönlich klar ein wichtiger Charakterkopf in Sachen Univibe mit eigenem Platz im Fuhrpark, den ich nicht mehr missen möchte! :banana01:

Zumal ich hier ausnahmsweise sogar mal was mit der Vibrato-Funktion anfangen kann; eine schön sphärisch-räumliche Schaukel, die hier geboten wird!

Fazit: 14 Jahre alt und immer noch 100%ig up to date; das soll Foxrox erst einmal jemand nachmachen!

Entsprechend zeitlos klingt das Aquavibe authentisch nach guten alten Shin-Ei, bzw. Honey oder Univox-Produkten und bietet schlau gewählte Regelmöglichkeiten, um nicht nur ein spezifisches, sondern all diese Gerätschaften der späten 60er mit ihren individuellen Klangbildern und -verhalten adäquat auf Augenhöhe zu imitieren. Das ist einzigartig und schlicht sensationell, so dass dieses Vibe nicht bloß eine eigene kleine Nische einnimmt wie andere altvordere Vibe-Epigonen! :thumbs:

Für mich persönlich ist das Aqua, bei aller Wandlungsfähigkeit stets nass-schmatzend denn trocken-perkussiv, eines der allerbesten Angebote in Sachen psychedelische Schwurbelsounds aller Zeiten; was für ein Glück, dass ich ein gebrauchtes Exemplar - das zweite, nachdem ich vor vielen Jahren aus mir völlig unbekanntes Gründen mein Erstgerät verkauft hatte - ergattern konnte! 8-)

Und dabei ist es sogar neu vergleichsweise günstig, in Anbetracht des Gebotenen wie der Mitbewerber-Preise heutzutage sogar fast ein Schnäppchen mit seinem (theoretischen) Neupreis von 335€!

Leider mittlerweile wirklich selten in freier Wildbahn anzutreffen; dafür unterm Radar und nicht so umkämpft wie manch modernes Aggregat, so dass sich Suche und Geduld bezahlt machen könnten.

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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Magman
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Re: Foxrox Aquavibe

Beitrag von Magman » Samstag 26. Februar 2022, 18:46

DAS gefällt mir von der Form her schon richtig gut und deine Beschreibung lässt es mich schon wohlklingend hören :thumbs:
Bild
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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Diet
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Re: Foxrox Aquavibe

Beitrag von Diet » Samstag 26. Februar 2022, 19:13

Moin,

danke für den Bericht.
Ich hab das Vibe ja mal sozusagen als Bestandteil des Captain Coconut getestet.
Das Ding gefiel mir sehr gut.
Aber ich fand den Vibe Sound auch sehr analytisch und klar.
Da passte mir damals das Deja Vibe z.B. etwas besser, weil es in meinen Ohren etwas organischer rüberkam.
Aber das ist erstens natürlich Geschmackssache und außerdem klingt das Aquavibe ja möglicherweise nicht genau so
wie das im Captain Coconut integrierte.
http://www.guitartest.de/Foxrox%20Capta ... ut%202.htm

Gruß Diet

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Batz Benzer
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Re: Foxrox Aquavibe

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 26. Februar 2022, 19:41

Hi Diet,

der Clou ist das Trimpoti im Inneren, das die Eingangsimpedanz waltet: Das Klare, Analytische kann hier komplett hinfort geregelt werden! :thumbsup03:

War wohl auch mein Verkaufsgrund seinerzeit; es "fehlte" an schmatzender Wärme, little did I know. ;)

Ich hätte sooo gerne diese anschlagdynamische Geschwindigkeitsvariante, die aber dem Provibe und Coconut vorbehalten ist. :mimimimi:
Magman hat geschrieben:
Samstag 26. Februar 2022, 18:46
DAS gefällt mir von der Form her schon richtig gut und deine Beschreibung lässt es mich schon wohlklingend hören :thumbs:
Das freut mich, mate! :prost:

Lieben Gruß,

Batz.
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