tc electronic Viscous Vibe

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Batz Benzer
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tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 3. März 2022, 10:03

Jetzt habe ich mich so viele Jahre standhaft geweigert, dieses Produkt anzufassen und letzten Endes doch zugeschlagen, da der Gebrauchtpreis endlich mal derart verlockend war, dass die Neugierde gesiegt hat: Die Rede ist vom tc electronic Viscous Vibe.

Und da ich überhaupt keine Lust habe, Euch die Optik dieses Apparillos zu beschreiben, wenn es doch auch ein Photo tut, hier die wichtigsten äußerlichen Eckdaten: 9V, Stereo In- und Out und USB-Anschluss für Updates wie TonePrint-Funktion; ein USB-Kabel ist im Lieferumfang enthalten.

Bild

(Bildquelle: tc electronic)

Ha, tut das gut, den Pflicht-Teil einfach mal zu überspringen, zumal die tc electronic TonePrint-Serie hier ja allgemein bekannt sein dürfte; kommen wir also gleich zum Eingemachten:

Wähle ich den Chorus-Betrieb, also den Vibe-Standard, ist das klangliche Ergebnis in meinen Ohren ziemlich ernüchternd: Leise und blass, echt uninspirierend; egal, wie ich schraube! :?

So wird dieses Pedal in Demos präsentiert, weshalb es mich nicht wunder nimmt, dass bislang kein rechter Appetit bei mir aufkam; das ist "in the age of plenty" einfach Murks! :roll:

An dieser Stelle hatte ich das viskose Weib bereits abgeschrieben und wieder in den Kleinanzeigen versenken wollen, doch lockte die Versuchung, endlich mal die TonePrint-Funktion zu benutzen; ich habe zwar ein Flashback hier, aber bis dato noch nicht Hand angelegt.

Also Tun getan, die weiche Ware runtergeladen und die Kiste angekabelt: Hmm, direkt super-selbsterklärend ist das jetzt nicht; aber ich habe mich durchfuchsen können.

Und das hat sich mal mehr als gelohnt, denn ohne diese Funktion isses wie mit dem Eisberg: Man kennt maximal ein Zehntel dessen, was es tatsächlich ausmacht!

Zunächst einmal gibt es diverse vorgefertigte Sound-Angebote, die u.a. noch zusätzlich Chorus und Flanger ins Spiel bringen; was bedeutet, dass, dreht man das Vibe aus dem Signalweg, auch solche Effekte vorliegen: Huii, das ist doch schon mal was! 8-)

Aber uns geht es hier primär um den Univibe-Effekt selbst, und den kann man in sehr vielen Parametern dem eigenen Geschmack anpassen. Und das ist hier der Clou: Muss ich bei einem konventionellen Vibe meist aufschrauben und an Trimpotis drehen, ohne eine echte Vergleichsmöglichkeit zu haben, gibt es hier Speicherplätze, zwischen denen man mit nur einem Klick hin- und her wechseln kann. :thumbsup03:

Besagte Parameter sind derart umfangreich, dass hier jeder fündig werden kann; vorausgesetzt, er weiß, was er will und macht. Mit Modern Vintage, Vintage2 und Simple gibt es gleich vier Vibe-Grundsounds, die dann in Frequenzlage, Ansprechverhalten, EQing, Lautstärke, ja sogar Zerrgrad und Intensität feingetuned werden können.

Selbst die Wirkungsbereiche aller physischen Potis am Pedal können hier individuell definiert werden; Fresse, ist das umfangreich! :o

Überdies bietet der Fußschalter eine Ramping-Funktion, deren Maximalgeschwindigkeit ebenfalls festgelegt werden kann: Das ist ein Alleinstellungsmerkmal und schlicht sehr, sehr beeindruckend, zumal es bestens funktioniert! :thumbs:

Hier hatte ich jedoch erste Probleme bei der Programmierung, von denen auch Kumpel Rainer Mumpitz schon Jahre zuvor bei seinem Flashback berichtete: Das Höchsttempo wollte sich das Viscous Vibe einfach nicht merken!

Abhilfe schafft, unter dem Menuepunkt "Mapping" die Höchstgeschwindigkeit auszuschalten; dann ist auch diese im jeweiligen Patch individuell abspeicherbar. - Sollte es also mal nicht klappen mit dem Speichern eines bestimmten Parameters: Hier abschalten, und alles ist gut!

Fast alles, denn irgendwie gelingt es mir nicht, den TonePrint-Editor auf dem Rechner zu speichern; ich muss ihn bislang stets aus dem zip-Verzeichnis starten: Kann hier jemand von Euch evtl. helfen? - Ich wäre dankbar und würde mich freuen. ;)

Meine Sounds sind dennoch (wo auch immer) gespeichert, und nur darauf kommt es an: So kann ich immer wieder Patches direkt vergleichen und neue kreieren, ohne die alten zu verlieren; der Praxiswert kann hier gar nicht überschätzt werden! :thumbs:

Jetzt schmatzt und schwurbelt die Kiste jedenfalls, dass es eine wahre Freude ist. Nein, man kann hier nicht jedes Photozellen-Vibe 1:1 imitieren, auch kann man z.B. nicht den Kurvenverlauf wie beim Aquavibe verbiegen, aber die guten Grundangebote - sie bieten z.B. jeweils anderes Kurvenverhalten - stark dem eigenen Geschmack anpassen; so ein wenig wie die futuristische Kleidung aus Zurück in die Zukunft II, die sich automatisch in der Größe dem Träger anpasst, aber nicht Farbe und Textur verändert.

Mir taugt dieses Werkzeug jetzt jedenfalls sehr und macht einfach große Freude, zumal die Möglichkeiten wirklich extrem sind: Ein wenig dezenten Chorus beigemischt, und schon schmatzt es noch viel schöner! :sabber:

Oder brutal einen Flanger dabei gepackt: Einen solchen Sound gab es bislang schlicht nicht aus einer Tüte!

Der Kreativität werden also nur sehr wenige Grenzen gesetzt: Eine herrliche Spielwiese, die nachhaltig Spaß verspricht! :thumbsup02:

Und dies auf Wunsch sogar in Stereo; auch kann das Gerät sowohl buffern als auch True Bypass. Und als wär's noch nicht genug, kann man für die parallele Betriebsart in Effekt-Loops sogar das Originalsignal ausblenden: Pfiffig!

Leider gibt es dennoch einen sehr wichtigen und entscheidenden Nachteil des Geräts: Wie alle von mir getesteten modernen tc electronic-Gerätschaften verbiegt auch dieses den Sound insofern als es Höhen kappt und mir unangenehme Mitten addiert, und zwar im Bypass; dabei ist es egal, ob Buffer oder True Bypass gewählt wird.

Der Effekt verschwindet, sobald ein Buffer vorgeschaltet und das Viscous Vibe niederohmig angesteuert wird; es muss also ein entsprechendes Gerät wie z.B. ein Boss-Effekt, in der Signalkette davor geparkt werden.

Und das finde ich nach wie vor wirklich superblöd! :motz01:

Also ein echt dicker Minuspunkt, der aber wie beschrieben umgangen werden kann; mensch darf es nur nicht vergessen, da das fidele Klangvergnügen ansonsten einen, im wahrsten Sinne des Wortes, herben Dämpfer erhält.

Und je nach Geschmack gibt es noch eine berichtenswerte Eigenschaft des Whiskas Weib: Schaltet man es aus, klingt der Effekt noch kurz für ca. 1,5 Sekunden nach. Das muss es, damit die Ramping-Funktion überhaupt greifen kann und stört in meinen Ohren auch nicht weiter, sollte hier aber Erwähnung finden.

Das Nebengeräuschverhalten ist allerbestens, die Verarbeitungsqualität wegweisend.

Fazit: Wer sich das Programmieren via TonePrint-Editor zutraut, erhält hier ein unfassbar vielseitiges, allerbestens anpassbares Vibe-Werkzeug, das nur wenige Wünsche offen lässt: Das Viscous Vibe von tc electronic ist schlicht eine clever durchdachte Macht! :thumbs:

Das PLV ist entsprechend sensationell zu nennen: 99€ für all diese Möglichkeiten ist grandios! :pray01:

Wer sich das Programmieren nicht zutraut und auch mit den vorgefertigten Klängen der tc-Bibliothek nicht glücklich werden kann, findet im Nux Monterey zur Hälfte des Preises wohl eine nennenswerte Alternative.

Einen gewichtigen Nachteil hat das Viscous Vibe jedoch: Es verhält sich im Bypass nur dann klangneutral, wenn ein externer Buffer vorgeschaltet wird; das sollte tc electronic bitte endlich mal in den Griff kriegen, denn ich verbringe doch keine Jahre bis Jahrzehnte damit, Gitarren anzuschaffen und zu optimieren, damit ein Effektgerät deren Klangästhetik durch beharrliches Verbiegen zerstört! :mad01:

Daher trotz allgemeiner Begeisterung fürs Produkt nur eine entsprechend eingeschränkte Empfehlung meinerseits wie für alle vergleichbaren tc-Treter (Flashback, HoF, polytune, etc.) modernen Datums.

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 3. März 2022, 12:45

Hoppla, einen Nachteil des Viscous Vibes hatte ich glatt unterschlagen: Es macht irrsinnig Lust aufs Plethora... :mrgreen:

;) ,

Batz.
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Re: tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von Magman » Donnerstag 3. März 2022, 12:53

Danke für das gute Review Batz :prost:

...jaja, das Plethora. Mittlerweile sieht man es wesentlich öfters und wenn man mal überlegt, was da nun alles so drinsteckt ist der Preis mMn schon auch gerechtfertigt.
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Batz Benzer
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Re: tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 3. März 2022, 13:48

Hat ja nur sieben Jahre gedauert; für die Sterblichen wohl eine länglichere Zeit... 8-)

Zum Plethora: Mir persönlich ist das noch zu viel der Penunze. Aber in sieben Jahren... über sieben Brücken hinter den sieben Bergen bei den sieben Peter Maffays... :mrgreen:
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Re: tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von tommy » Donnerstag 3. März 2022, 15:30

7 Peter Maffays!!! :shock: :o :panic:
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

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Re: tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von Magman » Donnerstag 3. März 2022, 15:54

tommy hat geschrieben:
Donnerstag 3. März 2022, 15:30
7 Peter Maffays!!! :shock: :o :panic:
Ja FRRRRRRRREUNDE :lol:
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Re: tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von Rainer Mumpitz » Donnerstag 3. März 2022, 21:18

Ok, mit einem Peter Maffay kommt man ja noch ganz gut zurecht - ABER GLEICH 7 FUCKING STÜCK DAVON ?!? Was gibt's als nächstes, das volle Dutzend Exemplare Dieter Bohlens? Mir wird schwindelig!
:panic: :rofl:
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Re: tc electronic Viscous Vibe

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 3. März 2022, 21:55

Sieben Peter Maffays mit Zipfelmützen übereinander gestapelt sind doch gerade mal ein Dieter Bohlen, wenn's hoch kommt. :mrgreen:
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