Fulltone Deja Vibe CS-MDV mkII

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Batz Benzer
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Fulltone Deja Vibe CS-MDV mkII

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 17. März 2022, 14:36

Fulltones Deja Vibe ist wohl eines der dientältesten Univibes auf dem Markt und hat im Laufe der Jahre viele Updates wie Faceliftings erhalten; das aktuelle Gerät hört auf den Namen "CS-MDV mkII" und läuft, im Gegensatz zu vielen Vorgängern, mittlerweile an (wählerischen, aber dazu später mehr) 18V.

Bild

(Bildquelle: reverb.com)

Schick und auffallend klein isses, das nach vorne abfallende, robuste silberne Glitzergehäuse; ungefähr so raumgreifend wie eine Männerfaust und nur minimal tiefer als ein Mini-Pedal à la Mooer & Co. Das kommt auf Bildern nicht so rüber, finde ich, und muss somit unbedingt erwähnt werden, da es vielen um Platz auf dem Stressbrett geht, der bekanntlich rar ist. ;)

Alle Anschlüsse - In, Out 18V und Expression-Pedal-Buchse - sind rückseitig, was den räumlichen Praxiswert untersteicht; auf der Oberfläche finden sich zwei Potis für Volumen und Intensität, dazwischen zwei Mini-Switches für die Vintage/Modern- wie Chorus/Vibrato-Einstellung, ein sehr gut erreichbarer Fußschalter, ein überdimensionaler, perfekt platzierter Speed-Regler, der bequem per pedes bedient werden kann und eine blaue LED, die im On-Zustand im Takt pulsiert.

Vielen galt das Deja durch die Jahre, bzw. Jahrzente hinweg immer als Benchmark, bzw. Boutique-Industrie-Standard, wenn es so etwas geben sollte; stets am Puls der Zeit.

Ich habe mein erstes Exemplar, damals noch in Eierschalen-weiß mit 9V-Anschluss, nach einem London-Besuch zurück in Deutschland erworben, weil es mir in der Denmark Street so gut gefallen hatte, dort aber zu kostenintensiv war. :mrgreen:

Auffallend war das tolle Schmatzen des Phasings; das erschien mir zwar nicht 100%ig authentisch, entsprach aber meiner persönlichen Präferenz. Nicht genug, um es zu behalten; dann genug vermisst, um es ein zweites Mal zu kaufen. Und wieder zu verkaufen als ich alle gesammelten Vibes bis aufs MJM Sixties Vibe, Dunlop Rotovibe und Wilson Haze vor ca. 15 Jahren abstieß.

Anfang 2022 hatte ich es dann mit einem MDV-3 V2 versucht, da Mike Fuller hier das ultimative Univibe-Erlebnis versprach... um es nach wenigen Minuten des Testens wieder einzupacken und zurück zu schicken!

Warum das? - Weil es nicht mit meinem 18V-Netzteil zusammen arbeiten wollte; es gilt als in dieser Hinsicht extrem wählerisch, was mich derart genervt hat, dass ich nicht gleich mit Kompromissen beginnen wollte, obgleich der Klang nicht verkehrt schien hinter all dem Brummen und Fiepen. :roll:

Überdies habe ich gemerkt, dass ich kein Vibe im Expression-Pedal haben mag; das richtige Tempo einzustellen und den Fuß dann unfall-, bzw. verstellungsfrei wieder vom Gerät zu kriegen, empfinde ich als Tortur, als in der Hitze des Gefechts unmöglich! :motz01:

Und dennoch konnte und wollte ich auf lange Sicht nicht vorbei am aktuellen Fulltone; nun bot sich eine günstige Gelegenheit, und da ich den klangtechnisch identischen Apparillo ja auch mit meinem Fame Sapceboard 50 GO! befeuern kann, welches bislang noch nie irgendwelche Zicken jegwelcher Art gemacht hat - so auch hier nicht, das treue Teil! -, schlug ich kurzerhand zu. Mal wieder! :lol:

Und habe es tatsächlich nicht bereut: Tonal ist es für meine Begriffe quasi generisch, im allerbesten Sinne DAS durchschnittliche Boutique-Vibe! SO muss Univibe klingen, was einerseits perfekt für all diejenigen ist, die dieser klassischen Vorstellung hinterher jagen, andererseits der Tod für jene sein dürfte, die das Besondere, Exaltierte suchen.

Da mir "Modern" im Frequenzspektrum zu hoch ausgelegt ist - was mit anderen Gitarren als meiner eher höhenreichen Strat anders aussehen mag -, belasse ich es in der Vintage-Stellung; ab 14h liegt beim Volumen satter Boost an.

Steht Intensity auf 12h, bleiben meines Erachtens keinerlei Wünsche offen, was Kumpel Tommy freuen dürfte; bei Bedarf kann es dann noch einmal ordentliche Schippen an Effekttiefe drauf packen.

Bild

Das schmatzt und phast herrlich, ohne die oberen Mitten zu betonen, wie ich es beim beschriebenen Vorgängermodell ausgemacht hatte; auch ist der Throb hier ausgeprägter als beim Altvorderen und bietet perfekten Herzschlag. :sabber:

Lediglich der Regelbereich des Speed-Reglers liegt mir nicht ganz - hier hätte ich mir selbstlos langsamere Reserven unten herum gewünscht, obgleich ich persönlich die nicht benutze -, ansonsten gibt es tatsächlich nur ein Wort, welches die Klangeigenschaften CS-MDV mkII treffend beschreibt: PERFEKT!!! :thumbs:

Ernsthaft: Du kannst lange suchen und ungleich mehr Geld für DEN Univibe-Ton ausgeben; muss mensch aber nicht. Fulltones aktuelles Deja Vibe macht tonal schlicht alles richtig und jede Menge Spaß auf höchstem Niveau! :banana01:

Ist es superauthentisch DER Hendrix-Ton? - Gegenfrage: Welchen meinst Du denn genau...? - Oder macht es Dir den Gilmour? - Gegenfrage: Du weißt schon, dass "Shine..." mit MXR Phase 90 eingespielt wurde...? :mrgreen:

Nein, es ist Mike Fullers schmatzende Interpretation eines Univibes, das ein wenig verklärt, aber warum denn auch nicht? - Jedenfalls verhält es sich authentischer und weniger nachgiebig, aber immer noch weich genug als die älteren Exemplare. Und wem das nicht gefällt, muss halt ab durch die Boutiquen und nach seinem Ideal suchen. Für alle anderen ein perfekter Start-Punkt und mit ein wenig Glück bereits das Ziel.

Macht das Deja nicht auf Anhieb glücklich, warten im Inneren noch 3 Trimpots auf ihren Einsatz; mit einem lässt sich das per Speed-Regler zur Verfügung stehende Tempo modifizieren, ein weiteres beeinflusst die Intensität und das dritte den Kurvenverlauf. Ich hatte kein Bedürfnis, hier mein Glück zu versuchen, daher kann ich auch keine weiteren Aussagen dazu machen; Mike Fuller empfiehlt, die drei in Ruhe zu lassen. ;)

Nachteile? - Bis auf die Sache mit der Stromversorgung - Obacht, Thomann-Kunden: Auch das vom bajuwarischen Anbieter explizit empfohlene Dunlop-Teil erzeugt laut Rezensenten Störgeräusche! - fällt mir nix auf; ohne Fehl und Tadel! :thumbsup02:

Fazit: Das ist meines Erachtens die bislang beste Inkarnation des Deja Vibes: Erwähnenswert klein, alles dennoch bestens zu erreichen und klanglich Arsch auf Eimer, Nagel auf Kopf, Nigel Tufnel und Marshall; lediglich die Sache mit der Stromversorgung kann kolossal nerven!

Es phast, schmatzt, throbbt, hat Headroom, die richtigen Frequenzen und eine gesegnete Balance all dieser Elemente, die ihre Herkunft, ihr tonales Erbe dennoch nicht verleugnet: Der Boutique-Standard schlechthin! :thumbsup03:

Und mit 289€ isses klar erschwinglicher als viele Mitbewerber ähnlichen Kalibers, so dass ich dem CS-MDV mkII ein gutes PLV bescheinigen mag.

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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