R. Weaver FX USA Violet Vibe

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Batz Benzer
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R. Weaver FX USA Violet Vibe

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 4. Mai 2022, 15:04

Die beiden derzeit wohl angesagtesten Univibes in amerikanischen Foren dürften ohne das Zweifel das Sir Kingsley von Tinsley Audio sowie das R. Weaver FX USA Violet Vibe sein; letztgenanntes ist Gegenstand dieser Vorstellung.

Mein Exemplar hat den klitzekleinen Umweg über Muränien, das Land, aus dem Meter Paffay stammt und wo die Muränen wohnen, genommen, um zu mir zu finden; ich habe also weder Kosten noch Mühen gescheut, um einen der aktuellen Platzhirsche in Sachen Vintage-Schwurbel unter die akustische Lupe nehmen zu können, da mich einfach interessiert, wohin der Vibe-Hase 2022 läuft. :mrgreen:

Bild

Wir haben es mit einem großgehäusigen Aggregat zu tun, wie es eher vor 20-30 Jahren üblich war; in Anbetracht des Namens wird es wohl niemanden verwundern, dass das Teil in dezentem Metallic-Lila dem Auge zu schmeicheln trachtet.

Gleichermaßen konventionell die Ausstattung: Rückseitige Anschlüsse für In, Out und 18V, auf der Oberfläche ein Kippschalter für die Chorus/Vibrato-Wahl, zwei Potis für Volumen und Intensity, ein weiteres, großes für Speed, zwei LEDs für die Geschwindigkeit und den Schaltstaus, über den sich per Fußschalter gebieten lässt.

So weit, so unspektakulär; so sehen viele Weiber aus, ganz besonders das hier bereits vorgestellte Mega Vibe von KR Musical Products, dessen Innenleben dem Violet ebenfalls wie ein Ei dem anderen zu gleichen scheint. ;)

Also Ohren gespitzt und angespielt: Jau, auf den ersten Hörer eben ein Univibe, eher etwas dunkler abgestimmt.

Gibt es sich langsamer eher unspektakulär, trumpft es ab Geschwindigkeiten jenseits der "3", die in etwa 10h entspricht, dann so richtig auf: Ein selten so intensiv gehörter Throb - dreidimensional, profund und Mark erschütternd, stets hochgradig geschmackvoll wie musikalisch, ohne wie ein zu stark komprimiertes Signal einzufallen - gräbt sich mit sanftem Nachdruck in die Lauschlappen! :sabber:

Jawollo, das hat in der Tat Alleinstellungsmerkmal-Qualitäten (was'n Wort!), hendrixt schwerst und ist der in besagten Foren meistgenannter Faktor, ergo offenkundig Grund, sich solch ein Gerät zuzulegen.

Darunter gibt es sich eher belegt und kommt nicht wirklich aus dem Quark; hat man ja häufiger so, dass jene Univibes, die mit Phasing geizen, geschwinder überzeugen und die modulationsstarken Mitbewerber dann bei "chop & throb" weniger glänzen.

Das soll nicht heißen, dass es langsamer ein Totalausfall ist, das beileibe nicht; es ist aber eben kein Allrounder wie ein Sabbadius, das "links wie rechts" kann, wie Könich Fuppes titeln würde. Quasi das komplette Gegenteil des jüngst vorgestellten JHS Unicorn V2.

Ich kann also absolut nachvollziehen, was Menschen hier begeistert, zumal sich das R. Weaver sowohl clean als auch verzerrt in Szene zu setzen weiß; mich persönlich hingegen - die ein oder der andere, die meine Vibe-Reviews verfolgen, werden es bereits zwischen den Zeilen durchgelesen haben - lässt das eher kalt. ;)

Zumal das Volumen maximal auf Augenhöhe des Bypass-Signals liegt und ich es gerne leicht lauter habe; man kann nicht immer Sieger sein. :D

Dafür habe ich nichts objektiv Negatives über den lila Ziegelstein zu sagen; bestes Nebengeräuschverhalten, gute Verarbeitung von Hand, wenngleich der Lack-Job des Gehäuses ein paar Unregelmäßigkeiten aufweist, die ich aber nicht weiter schlümm fünde: Das stört keinen großen Geist! 8-)

Erwähnenswert ist meines Erachtens noch das interne Trimpoti, mit dem Intensität, Laustärke wie Frequenzlage des Violets gleichermaßen beeinflusst werden können; ich persönlich mag es knapp oberhalb von 9h am liebsten, wobei Linksanschlag maximale Effekt-Ausbeute bedeutet.

Fazit: Wer geschmackvollen Mega-Throb bei mittleren bis hohen Geschwindigkeiten sucht, dürfte beim R. Weaver FX USA Violet Vibe fündig werden; das hat es in der Tat drauf wie nur wenige Konkurrenten! :thumbs:

Für Freunde des transparent-gemächlichen Phasings hingegen isses eher nix; also eine Fachkraft mit klarem Schwerpunkt, in äußerer Erscheinung wie tonaler Kompromisslosigkeit ein wenig aus der Zeit gefallener Charakterkopf, aber das ist ja nicht unsympathisch. ;)

$350 kostet(e) - ich habe ob der USA-Gebrauchtpreise, die gegen $500 tendieren, den Eindruck, dass das Produkt vom Hersteller nicht mehr angeboten wird - der Spaß; bis er hienieden angekommen ist und Steuer wie Zoll ihre Vampirzähne in meine Geldbörse gehauen haben, ist man bei sportlichen 500€ angelangt. :o

In dieser Preisklasse - das mag man als Amerikaner, der über 150€ spart, natürlich anders bewerten - gibt es für mein Empfinden klar Besseres, aber wer eben diesen einzigartig-geschmackvollen Throb sein Eigen nennen möchte und außerhalb des Landes der begrenzten Möglichkeiten lebt, wird wohl in den teuren Boutique-Apfel beißen müssen: Machine Gun hat selten besser geklungen als mit diesem Vibe! :sabber:

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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