Unboxing war wie immer, nur weniger Gewicht, Billokabel und Inbusse dabei.
Das Candy Apple Red ist mehr ein Fiesta Red, mit ganz weeeenig Metallicanteil, völlig egal, sieht man eh kaum.
Das Tremolo ist wirklich billigster Scheiß, aber hey!: Ein Zweipunktsystem, das kann man prinzipiell begrüßen. Die Blechbügelreiter habe innen Grate an den Gewinden, sind erbärmlich dünn und die Schrauben sind zur Hälfte Ausschuss, der Sustainblock verdient den Namen Block nicht und sogar die Kralle ist mit schiefen Schrauben drin. Der Sattel ist 'ne gepresste Alditüte und hat Spiel, die Mechaniken sind rappelig und nicht mal befestigt... Von den Saiten reden wir gar nicht erst.
Mal kurz im Wohnzimmer an den Amp, Funktionskontrolle bestanden! Hals auf den ersten Blick okay.
Ich habe die gleich zwei Mal bestellt, für den Sohn mit, dann muss man sich bei Gartensessions nicht um die Klampfe prügeln. Identisch!
Also direkt auf die Werkbank mit dem Schröchel: Der Hals mit dem 08/15 Fernost Stratprofil, ist krümmungstechnisch okay und nicht lackiert, eher roh vom Holzgefühl, also da mal ganz dezent drüber, fühlt sich danach gut an. Bundenden einmal sauber verrunden, auf dass es smooth werde. Dauert seine Zeit, wir befinden uns in einer Transzendenzphase.
Die Bundierung als solche ist astrein, nach dem nötigen Polieren mit Stahlwolle und Hosco Gummis ließ sich - das kann ich vorweg nehmen - eine ganz hervorragende Saitenlage einstellen.
Gut, dann los: Mechaniken in sich anziehen, die fühlen sich trotzdem noch unrund an, die werden nicht lang halten. Mechaniken befestigen: die Muttern brauchten mindestens jeweils eine halbe Umdrehung. Der unterirdische Sattel wurde natürlich noch passend beigefeilt. Das ist an sich kein großer Akt und irgendwann ist auch der beste Sattel verschlissen und muss erneuert werden, aber die günstigsten brauchbaren Sattelfeilen kosten knapp 100 €. Also mehr als die Gitarre! Verrückte Welt.
Saiten drauf und einstellen, Strat halt. Dauert wieder seine Zeit, wir meditieren. Ich habe Zehner statt der Werksneuner draufgemacht, also Kralle rein. Die Abdeckung ist übrigens nicht ansatzweise entgratet, also wenn sie schon mal ab ist, gleich mit der Ziehklinge angenehm machen. In diesem Zuasmmenhang: Mangels Auflage kann man das Trem nicht aufliegend einstellen, entweder muss man keilen oder die Kralle so weit anziehen, dass der Block vor dem Korpus liegt und dann leicht nach hinten geneigt ist. Da ich mich aber eh für eine leichte Floating Einstellung entschieden habe, ist aber auch das irrelevant. Mit gescheitem Setup kriegt man das Tremolo sogar recht gut hin , auch relativ stimmstabil, trotz zweier erbärmlicher Stringtrees. Und ich sach noch...mach den Sattel gescheit, sach ich!
Nu ist alles zusammengebaut und eingestellt und ich habe richtig Spaß, die Bespielbarkeit ist astrein, flache Saitenlage ohne Fretbuzz und es klingt nach Strat, Humbucking in den Zwischenstellungen, die PUs sind eher schwachbrüstig, tun aber was sie sollen. Leider Standardschaltung, ich hätte mir wie immer ein Tone Poti für den Steg gewünscht . Eine Schräge an der asymmetrischen Haslplatte erleichtert die Erreichbarkeit der oberen Lagen.
Klingt richtig gut und auch das Sustain ist erstaunlich ausdauernd. Die rechte Hand sucht instinktiv eine Auflage für den Unterarm, man spielt also schon anders als sonst und muss sich zu bestimmten Haltungen zwingen oder eben anders spielen.
Das ist aber keine Beurteilung, sondern einfach bei der Form unvermeidlich. Wem das nicht passt, der muss sich für ein anderes Modell entscheiden, da kann der Hersteller mal nix zu.
Ich habe keinen Gurt mehr mit ohne Straplocks, daher fällt das erstmal aus, aber
1. die Gitarre ist eh zum Sitzen geplant, was auf rechtem UND linken Bein klappt!
2. schreit das Konstrukt nicht "Kopflast!", sondern garantiert sie!
3. hat man durch die hinten angeordnete Buchse eh genug Gedöns auf der Rückseite.
Mein persönliches Fazit: Das ist 'ne Nudelgitarre, die billig sein sollte, falls sie mal wieder geklaut wird (immerhin wäre das schon die dritte aus dem Wohnwagen), sich aber leicht woanders verstauen lässt.
Angepasst, nachgearbeitet und bedingst (plus irgendwann Sattel und Mechaniken), aber nun eine durchaus ernstzunehmende Ketarre mit Spaßfaktor. Immer dasselbe: Wenn man Spaß am Feilen und Schleifen und Fummeln hat, kriegt man für 79 Euro jede Menge Substanz geboten, ohne Spaß oder handwerkliches Geschick lässt man besser die Flossen davon.
Kleine Anekdote: Ich habe meine fertig gemacht und dann direkt mit dem Werkszustand auf des Sohnes Teil verglichen: Welten, Herr Kaleu! Welten!
