Fjord Fuzz Frei Vibe

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
Antworten
Benutzeravatar
Batz Benzer
Beiträge: 19482
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:18
Wohnort: Sonic Marshall City

Fjord Fuzz Frei Vibe

Beitrag von Batz Benzer » Montag 24. April 2023, 15:05

Slartibartfast hat geschrieben:I happen to like fjords, I think they give a lovely baroque feel to a continent.
Fjord Fuzz ist ein norgwegisches Kleinstunternehmen, das in Handarbeit gefertigte Pedale mit dem Schwerpunkt Fuzz herstellt; dessen ungeachtet liegt mir hier das „Frei“ – und somit ein waschechtes Photozellen-Univibe – zu Füßen.

Dieses wird als aufs Wesentlichste komprimierte, rauhe wie ungefilterte Interpretation des alten Themas beschrieben; Grund genug, derrr Gerrrät auf den Zahn zu fühlen! 8-)

Bild

Die Optik ist schon mal bestechend: Schwarz lackiertes Gehäuse im Platz sparenden Format mit schmucker Kupferplatte, hinten Anschlüsse für 9V (250mA), In und Out, vorne eine Klinkenbuchse fürs Expression-Pedal und auf der Oberfläche einen Riesenregler für die Geschwindigkeit sowie zwei kleinere Potis für die Intensität. Darunter zwei Fußschalter, links zur Intensitäts-Wahl, rechts für On/Off, die bei Inbetriebnahme edel aufleuchtenden Symbole verleihen dem Frei etwas höchst Exklusives: Beeindruckende skandinavische Eleganz ohne Pomp und Rüschen! :thumbsup03:

Da ich mir aufgrund der wenigen vorhandenen Videos zum Aggregat kein wirkliches Urteil bilden konnte, musste es eben kurzerhand her, so dass ich Euch nun von meinen persönlichen Eindrücken erzählen mag.

Zunächst einmal fällt auf, dass beide Schaltvorgänge sanft, ohne jeglichen Widerstand und Klick-Klack, vonstatten gehen: Nobel! :thumbsup02:

Überdies kommt das Frei mit einem deutlichen Lautstärke-Boost, der natürlich gewollt sein muss; für mich, dem ein Volumen-Push beim Vibe höchst willkommen ist, ist es gerade an der Grenze, schon zu viel des Guten zu sein.

Dafür dringt ein hochgradig audiophiles Signal ans Ohr, bei dem keine Frequenzen beschnitten werden, wie wir das von Honeys, bzw. Shin Eis Original her kennen; wechsle ich z.B. aufs Deja Vibe von Fulltone, wirkt dieses naheezu muffelig und nuschelt im direkten Vergleich. Gerade im Höhenbereich liegt eine direkte Klarheit an, wie es sie in solcherlei Kontext selten zu bestaunen gibt: Transparent as fuck! :o

Und da das Frei keine auffallend nennenswerten Nebengeräusche produziert, ist das alles schon mal sehr erfreulich; lassen wir mal Speed und Intenity-Regler ans Werk:

Okay, die Geschwindigkeit hätte ich mir in der Tat anders abgestimmt gewünscht: bis kurz vor 10h tut sich quasi nix, dann wird es relativ flink schneller. Jenseits der 12 dasselbe: Bis 15h moderater Anstieg, nach drei Uhr tut sich nix mehr; ich finde, der Regelweg hätte gerne gleichmäßiger ausfallen und extremere Geschwindigkeiten in Minimal- wie Maximalposition (Achtung: Wortspiel) frei setzen dürfen. Den meisten wird es so jedoch ganz gewiss taugen. ;)

Die Intensität bestimmt nicht nur, wie tief der Effekt tönt, sondern auch Kurvenverlauf wie Frequenzgang; je tiefer das Poti eingepegelt wird, desto tiefer im Register ist das Frei angesiedelt. Und das klingt einfach großartig! :sabber:

Das für mich Relevante tut sich sehr eng um die 9h (8.45h-915h); darunter lässt sich der Effektanteil sogar ganz wegblenden, so dass ein reiner, glasiger Boost anliegt, was einen tollen, unerwarteten Mehrwert bietet.

Oberhalb von 9h erhält der klasse getroffene Herzschlag-Throb dann schnell eine dreifache Betonung, „wa-de-wopp, wa-de-wopp“, was zwar atypisch, aber nicht reizlos ist; gerade in höheren Speed-Gefilden kann der Throb so eindrucksvoll erhalten bleiben.

Alle Regler auf 12h führt hier m.E. zum Desaster, zumal das bei zwei Intensitäts-Reglern auch keinen Sinn ergibt. Nein, es will sparsam dosiert sein, das Fjord Fuzz-Elaborat; kein Problem, lieber so als dass etwas fehlt.

Das Frei ist also durchaus anders und weicht von der Norm der Univibe-Pedale schon ein wenig ab, bietet aber dennoch grundsätzlich die bekannten Klangfarben, nur eben lauter, frischer, klarer und weniger klebrig.

Bis auf die verschrobenen Regelwege konnte ich keinerlei Nachteile ausmachen. Allerdings wäre ich auch mit nur einem Intensity-Regler ohne Umschaltmöglichkeit sehr gut parat gekommen, was mehr Platz für den On/OffSwitch geschaffen hätte. ;)

Andererseits lässt sich einer der beiden Regler auf Null auch als alternativ schaltbarer Boost zweckentfremden; das ist zwar nicht im Sinne des Erbauers, klappt aber ganz ausgezeichnet. :mrgreen:

Fazit: Fjord Fuzz bietet mit dem Frei ein transparent tönendes Univibe mit eigenem Charakter im handlichen Format ohne Fehl und Tadel; aufgrund des ausnahmsweise mal nicht überzogenen Preises von 259€ (zzgl. Versand) empfinde ich das PLV als ausgewogen. :thumbs:

Und hier noch ein paar Klangbeispiele; viel Vergnügen:







"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

Benutzeravatar
Batz Benzer
Beiträge: 19482
Registriert: Montag 13. Oktober 2014, 18:18
Wohnort: Sonic Marshall City

Re: Fjord Fuzz Frei Vibe

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 23. August 2023, 10:55

Mittlerweile hat mich das Frei wieder verlassen, da a) Dinge gegenfinanziert werden wollten und mir b) der Volumensprung in der Praxis dann doch etwas zu heftig ausfällt. ;)

Wer mit dem Boost gut zurecht kommt, ist m.E. dennnoch gut beraten mit dem Teil: Sound, Preis und Praxiswert stimmen! :thumbs:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

Antworten