Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
- Batz Benzer
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Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Kennt Ihr das, dass Ihr eine Gitarre in den Kleinanzeigen seht und irgendwie sofort wisst: Die isses, die muss zu mir?
Es gibt keinerlei Grund anzunehmen, dass mir die Haptik, die Schwingungseigenschaften, der Klang wirklich liegen wird, aber ein Gefühl sagt "Do it!".
Und ab dann ist jeder Tag, jede Stunde der Tag, bzw. die Stunde, in der Du das Ding nicht kaufst. Und das tickt wie 'ne Zeitbombe; einzige Entschärfungsmöglichkeit: Machen und dann schauen.
So war es bei der Gretsch G5259 als sie in den Kleinanzeigen auftauchte; ich kannte die Gitarre bisher nur aus meinen Katalogen und wusste daher, dass es sich um die einzige Solid Body mit DeAmond-Pickups diesseits der 2000€-Grenze handelt.
(Bildquelle: Richtonemusic UK)
Und da das Intro hier bei mir klanglich Maßstände und infolge dieser Begehrlichkeiten weckte, konnte ich nicht anders handeln als ich es dann auch tat:
Seit vielen Jahren hielt ich daher die Augen offen nach einer solchen Gretsch; vor zwei knappen Wochen war es dann endlich soweit. Leider zur absoluten Unzeit, hatte ich doch gerade bereits jene Jet gekauft https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?f=15&t=5217 , für die die Patte eigentlich schon nicht da war; aber ich hatte mir bei beiden Gitarren geschworen, sie zu kaufen, wenn sie kommen. Und so isses dann ja auch gekommen – wenngleich die Anlieferung wieder einmal ein langwieriges, Odyssee gleiches DHL-Abenteuer für sich war -, so dass ich Euch jetzt berichten mag:
Wir haben es mit einer drei- oder vierteiligen Mahagoni-Planke zu tun, deren Form stark an die der Les Paul erinnert, aber etwas größer ausfällt und ein wenig „länger gezogen“ wirkt. Der Hals ist aus demselben Holz geschnitzt und hat ein auffallend schönes Palisander-Griffbrett; das Gesamtgewicht liegt ziemlich genau bei unglaublich bequemen 3,0kg!
Jau, das erinnert – nicht zuletzt wohl auch aufgrund der weinroten Farbe sowie der einteiligen Bridge – an eine Gibson Les Paul Special, dem „No Frills“-Rockbrett schlechthin.
Zwei DeArmond 2000 USA-Pickups wandeln den Ton elektrisch; ein Volumen- sowie ein Tone-Regler stellen, neben dem Toggle-Swich, die Bedienelemente dar; die Mechaniken erinnern an Klusons.
Da ich die Geige ja aus zweiter Hand übernommen habe – sie wurden von 2004 bis 2007 produziert -, kam sie mit den Einstellungen des Vorbesitzers, was einmal mehr Briefmarken-Saitenlage bedeutete, die ich zwar selbst nicht spielen mag, aber in Hinblick auf die Abrichtung der Bünde schon spektakulär finde, vor allem in der Preisklasse!
Da das zwar nicht allzu dicke, aber sehr angenehme D-Halsprofil C-mäßig abgerundet ist, bietet das Leichtgewicht tatsächlich allerhöchsten Spielkomfort; spielt sich wie die sprichwörtliche Butter.
Kommen wir zum Klang: Das schwingt und schnurrt bereits trocken, dass es eine wahre Wonne ist, ist spritzig mit explosivem und dennoch weichem Attack, geizt auch weder mit Obertonaufkommen noch mit Sustain und wirkt auf mich wesentlich hochpreisiger als sie sich de facto verkauft hat.
Das hat fast schon Sleeper- oder Geheimtipp-Qualität, wenn mensch denn ein Instrument sucht, das zweifelsohne nach Gretsch-Genen tönt: Hatte die oben erwähnte Gretsch bereits Tele-Anteile, so unterstelle ich hier mal 2/3-Twangmonster und 1/3-Les Paul-Special-Verwandtschaft: Wahnsinn, wie viel geil-nasaler (in Sinne von "durchsetzungsfreudig" und "frisch") „Schrrrräännnng!“ am Steg, wie viel wohlig-glasige Wärme am Hals und herrlich-hohle Zwischenposition hier anliegen!
Um es etwas holziger zu gestalten, bietet sich der Tone-Regler an, da dieser die Höhen gleichmäßig wie gefühlvoll zurück nimmt; benutze ich diesen Regler bei anderen Gitarren schlicht nie, wird er mir hier so ziemlich das erste Mal zum Freund.
Welchen Anteil die Pickups am Gesamtklangbild haben wird klar, wenn ich meine Hollowbody G5127 dagegen halte: Ganz klar eng verwandt, die beiden!
All dies mag das kurze Nischen-Schicksal der G5259 - die in schwarz übrigens G5255 hieß, in Sunburst auf den Namen G5250 hörte und nicht mit anderen Jet Specials (andere PUs, andere Brücke) der Electromatic-Serie verwechselt werden darf – besiegelt haben, da die Optik eher Gibson versprach, der Klang aber eindeutig Gretsch war, obgleich die entsprechenden Afficionados wohl eher nach hohlen Gespielinnen schielen.
Wer jedoch Klangbild und Optik übereinander bekommt und aufs Bigsby verzichten kann – was sich bei Bedarf natürlich ziemlich einfach nachrüsten ließe, siehe Bild unten -, der findet hier eine tolle, eigenständige Gitarre für Clean und Crunch ohne Fehl und Tadel!
(Bildquelle: Reverb.com)
Bleibt die Frage: Macht sie trotz der baulichen Unterschiede (Solid Body, feste Adjustomatic vs. Chambered und Holzbrücke) Dir den 007? - Antwort: Ja! - Aber mit mehr Transparenz und Twang; es sei denn, der Tone-Regler kommt ins Spiel... misson accomplished, Mr. Bond!
Fazit: Sieht aus wie 'ne Gibson Les Paul Special, klingt wie 'ne Gretsch, ist großartig verarbeitet und haptisch wie schwingungstechnisch hervorragend; ich kann beim allerbesten Willen einfach keinen Makel finden!
Bis auf die Tatsache,dass die Gretsch G5259 Special Jet nur noch höchst selten auf dem Gebrauchtmarkt zu finden ist und natürlich nicht günstiger wird; daher kann es hier nur eine Empfehlung geben: Bei Interesse und Gelegenheit zuschlagen!
PS: Bilder meines Exemplars findet Ihr im internen Teil (nur für Angemeldete sichtbar): https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?f=24&t=5229
Es gibt keinerlei Grund anzunehmen, dass mir die Haptik, die Schwingungseigenschaften, der Klang wirklich liegen wird, aber ein Gefühl sagt "Do it!".
Und ab dann ist jeder Tag, jede Stunde der Tag, bzw. die Stunde, in der Du das Ding nicht kaufst. Und das tickt wie 'ne Zeitbombe; einzige Entschärfungsmöglichkeit: Machen und dann schauen.
So war es bei der Gretsch G5259 als sie in den Kleinanzeigen auftauchte; ich kannte die Gitarre bisher nur aus meinen Katalogen und wusste daher, dass es sich um die einzige Solid Body mit DeAmond-Pickups diesseits der 2000€-Grenze handelt.
(Bildquelle: Richtonemusic UK)
Und da das Intro hier bei mir klanglich Maßstände und infolge dieser Begehrlichkeiten weckte, konnte ich nicht anders handeln als ich es dann auch tat:
Seit vielen Jahren hielt ich daher die Augen offen nach einer solchen Gretsch; vor zwei knappen Wochen war es dann endlich soweit. Leider zur absoluten Unzeit, hatte ich doch gerade bereits jene Jet gekauft https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?f=15&t=5217 , für die die Patte eigentlich schon nicht da war; aber ich hatte mir bei beiden Gitarren geschworen, sie zu kaufen, wenn sie kommen. Und so isses dann ja auch gekommen – wenngleich die Anlieferung wieder einmal ein langwieriges, Odyssee gleiches DHL-Abenteuer für sich war -, so dass ich Euch jetzt berichten mag:
Wir haben es mit einer drei- oder vierteiligen Mahagoni-Planke zu tun, deren Form stark an die der Les Paul erinnert, aber etwas größer ausfällt und ein wenig „länger gezogen“ wirkt. Der Hals ist aus demselben Holz geschnitzt und hat ein auffallend schönes Palisander-Griffbrett; das Gesamtgewicht liegt ziemlich genau bei unglaublich bequemen 3,0kg!
Jau, das erinnert – nicht zuletzt wohl auch aufgrund der weinroten Farbe sowie der einteiligen Bridge – an eine Gibson Les Paul Special, dem „No Frills“-Rockbrett schlechthin.
Zwei DeArmond 2000 USA-Pickups wandeln den Ton elektrisch; ein Volumen- sowie ein Tone-Regler stellen, neben dem Toggle-Swich, die Bedienelemente dar; die Mechaniken erinnern an Klusons.
Da ich die Geige ja aus zweiter Hand übernommen habe – sie wurden von 2004 bis 2007 produziert -, kam sie mit den Einstellungen des Vorbesitzers, was einmal mehr Briefmarken-Saitenlage bedeutete, die ich zwar selbst nicht spielen mag, aber in Hinblick auf die Abrichtung der Bünde schon spektakulär finde, vor allem in der Preisklasse!
Da das zwar nicht allzu dicke, aber sehr angenehme D-Halsprofil C-mäßig abgerundet ist, bietet das Leichtgewicht tatsächlich allerhöchsten Spielkomfort; spielt sich wie die sprichwörtliche Butter.
Kommen wir zum Klang: Das schwingt und schnurrt bereits trocken, dass es eine wahre Wonne ist, ist spritzig mit explosivem und dennoch weichem Attack, geizt auch weder mit Obertonaufkommen noch mit Sustain und wirkt auf mich wesentlich hochpreisiger als sie sich de facto verkauft hat.
Das hat fast schon Sleeper- oder Geheimtipp-Qualität, wenn mensch denn ein Instrument sucht, das zweifelsohne nach Gretsch-Genen tönt: Hatte die oben erwähnte Gretsch bereits Tele-Anteile, so unterstelle ich hier mal 2/3-Twangmonster und 1/3-Les Paul-Special-Verwandtschaft: Wahnsinn, wie viel geil-nasaler (in Sinne von "durchsetzungsfreudig" und "frisch") „Schrrrräännnng!“ am Steg, wie viel wohlig-glasige Wärme am Hals und herrlich-hohle Zwischenposition hier anliegen!
Um es etwas holziger zu gestalten, bietet sich der Tone-Regler an, da dieser die Höhen gleichmäßig wie gefühlvoll zurück nimmt; benutze ich diesen Regler bei anderen Gitarren schlicht nie, wird er mir hier so ziemlich das erste Mal zum Freund.
Welchen Anteil die Pickups am Gesamtklangbild haben wird klar, wenn ich meine Hollowbody G5127 dagegen halte: Ganz klar eng verwandt, die beiden!
All dies mag das kurze Nischen-Schicksal der G5259 - die in schwarz übrigens G5255 hieß, in Sunburst auf den Namen G5250 hörte und nicht mit anderen Jet Specials (andere PUs, andere Brücke) der Electromatic-Serie verwechselt werden darf – besiegelt haben, da die Optik eher Gibson versprach, der Klang aber eindeutig Gretsch war, obgleich die entsprechenden Afficionados wohl eher nach hohlen Gespielinnen schielen.
Wer jedoch Klangbild und Optik übereinander bekommt und aufs Bigsby verzichten kann – was sich bei Bedarf natürlich ziemlich einfach nachrüsten ließe, siehe Bild unten -, der findet hier eine tolle, eigenständige Gitarre für Clean und Crunch ohne Fehl und Tadel!
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Bleibt die Frage: Macht sie trotz der baulichen Unterschiede (Solid Body, feste Adjustomatic vs. Chambered und Holzbrücke) Dir den 007? - Antwort: Ja! - Aber mit mehr Transparenz und Twang; es sei denn, der Tone-Regler kommt ins Spiel... misson accomplished, Mr. Bond!
Fazit: Sieht aus wie 'ne Gibson Les Paul Special, klingt wie 'ne Gretsch, ist großartig verarbeitet und haptisch wie schwingungstechnisch hervorragend; ich kann beim allerbesten Willen einfach keinen Makel finden!
Bis auf die Tatsache,dass die Gretsch G5259 Special Jet nur noch höchst selten auf dem Gebrauchtmarkt zu finden ist und natürlich nicht günstiger wird; daher kann es hier nur eine Empfehlung geben: Bei Interesse und Gelegenheit zuschlagen!
PS: Bilder meines Exemplars findet Ihr im internen Teil (nur für Angemeldete sichtbar): https://gitarrenbu.de/viewtopic.php?f=24&t=5229
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."
- George Martin
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Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Spät aber doch,
viel Spass mit Deiner neuen Gretsch. Sehr hübsches Gerät.
viel Spass mit Deiner neuen Gretsch. Sehr hübsches Gerät.
Musik; Ein FUZZ ohne Boden.
- Batz Benzer
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Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Lieben Dank!
Better late than never.
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- George Martin
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- Batz Benzer
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Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Nachtrag: Nachdem nun meine Gretsch G5230 Limited Edition Jet in Daphne Blue ein Les Trem II spendiert bekommen hat, ist sie klanglich deutlich näher am Bond-Ideal als die hier vorgestellte G5259; diese taugt mir immer mehr als Mischung aus Les Paul Special und Telecaster - Snap, Twang und dennoch Wärme bei explosivem Ansprechverhalten -, ist haptisch wie klanglich einfach ein perfektes Instrument und aktuell die Gitarre, die zu bespielen mir am meisten Spaß macht!
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."
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- Batz Benzer
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Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Je länger ich diese Gitarre besitze und spiele, desto sicherer bin ich mir, dass das im Notfall "die eine" wäre: Clean bombastisch, Crunch eine Bank, verzerrt 'ne Wucht und selbst bei HiGain kackt sie überhaupt nicht ab; quasi "die Tele von Gretsch".
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- George Martin
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Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Micky oft sind es die schlichten und einfachen Dinge, die einem die meiste Freude bringen. Bei deiner Gretsch sehe ich das ähnlich. Ne Gitarre ganz ohne Firlefanz. Kabel rein > twangt, snapt und rockt!
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock
- Batz Benzer
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Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Samma, seit wann kannst Du eigentlich meine Gefühle und Gedanken lesen...?
Direkt unheimlich. Aber auch unheimlich schön.
Direkt unheimlich. Aber auch unheimlich schön.
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."
- George Martin
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Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Sachmama man kennt sich mittlerweileBatz Benzer hat geschrieben: ↑Dienstag 19. September 2023, 21:57Samma, seit wann kannst Du eigentlich meine Gefühle und Gedanken lesen...?
Direkt unheimlich. Aber auch unheimlich schön.
Ich hab kürzlich ja mal diese Signature Malcolm Gretsch gespielt und fand die klasse bis auf den Preis. Diese G5222 da unten würde ich gerne mal spielen. Alleine die geilen Farben. Ist auch vom Preis her okay.
STOMPIN' HEAT …we are ready to rock
Re: Gretsch G5259 Special Jet DeArmonds
Hoppla, bin gerade erst über den Eintrag gestolpert...... DIE gefällt mir aber optisch schon mal WIRKLICH sehr gut Batzikowski, herzlichen Glückwunsch!