Monströses Missverständnis: HBE (Home Brew Electronics) Doomsday Device

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Batz Benzer
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Monströses Missverständnis: HBE (Home Brew Electronics) Doomsday Device

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 12. Januar 2024, 15:53

Wie bereits an ähnlicher Stelle erwähnt, werden Menschen, die ihren schottischen Landwein primär nach der (dunklen) Optik kaufen, im Whisky-Metier „Farbtrinker“ genannt; nun, ein solcher bin ich wohl auf dem Gitarreneffekt-Sektor, und zwar ganz besonders dann, wenn Totenköpfe oder Atom-, bzw. Radioaktiv-Zeichen, am besten gelb auf schwarzem Grund oder umgekehrt, im Rennen sind.

Mittlerweile habe ich eine kleine Sammlung von immerhin schon fünf solcher Geräte und mir überdies geschworen, dass ich dergleichen ohne mit der Wimper zu zucken vom Markt pflücke, wenn es nicht gleich die Nieren (der Kinder 8-) ) kostet.

Daher war es dann auch ein No-Brainer als das HBE Doomsday Device das erste Mal in meinem Leben auftauchte: Haben wollen!!! :sabber: :boing01: :vorfreude:

Bild

Okay, die YT-Demos machten jetzt keinen allzu imposanten Eindruck auf mich – klang eben irgendwie nach Old-School-Hi-Gain-Distortion -, aber so etwas in der Art kann der berühmte „man“ schon irgendwie gebrauchen... ja, das ist sie, die berüchtigte „Farbtrinker-Logik“! :D

Leider sind mir die meist um 150€, die das ausverkaufte Ding (NP lag wohl bei 180€) aus zweiter Hand kostet, bislang zu viel für ein im Zweifelsfall rein optisches Gimmick gewesen. Kleinanzeigen plus Suchbegriff haben letzte Woche dann völlig überraschend nach jahrelanger Suche angeschlagen, so dass heute ein Exemplar der Weltvernichtungsmaschine vor mir liegt. :banana01:

Also gleich die Paula gezückt und rein in das Teil, ohne wirklich Ahnung zu haben was da was macht: Es gibt gleich zwei Fußschalter, Doomsday und Armageddon, drei Drehregler für Gain, Tone und Level sowie zwei Mini-Switches; das Ganze steckt in einem mit schwarzem Leichtstruktur lackierten Aluminium-Gehäuse, welches links den Ausgang und rechts die In-Buchse als auch den 9V-Standard-Stromanschluss birgt. Macht in Summe einen sehr soliden Eindruck auf mich, wenngleich z.B. nicht alle Bedienelemente 100%ig achsensymmetrisch installiert sind; beste Boutique-Qualität eben! :thumbs:

Aber zurück in die Praxis: Alles erst mal auf 9h, damit mir nicht gleich die Mütze die Matte vom Kopf schmirgelt... äh, nöö, soviel Rappel ist da jetzt nicht. Also beherzt eingestellt und siehe da: Alles andere als das, was ich jetzt erwartet hätte! - Das ist maximal Mid-Gainig, ist recht mittig wie höhenarm ausgelegt und hat dem Effekt- das cleane Signal minimal beigemischt, wie ich das vom Tube Screamer kenne, nur noch mal deutlich weniger, so dass es nutzbar bleibt, mir aber kein Juxcken in der Hose beschwert; irgendwie zu komprimiert wirkend, wobei zumindest die Höhen je nach Einstellung schön federn.

Erwieß sich „Armageddon“ als On/Off-Switch, musste „Doomsday“ wohl ein Boost sein. Der aber in erster Linie die Lautstärke und nicht das Gain pusht; okay, im Live-Einsatz ein sehr nutbares Feature!

All das soeben Erlebte ließ mich mit der Spielzeit immer mehr an die Strat denken; ich hatte das Gefühl, das die besser damit zurecht kommen würde. Und hat ja auch was für sich: Hi-Gain für die Stratamacasta! :banana03:

Also die Blug gepackt, angeschlossen und... was passiert denn hier? - Ja, das passt tatsächlich viel besser! - Mal Gain was runter regeln... herrlich... noch was runter... immer besser... fast ganz runter... toller Clean-Boost, klingt wie ein sehr dynamischer Röhren-Kompressor, wenn Doomsday aktiviert ist. :sabber:

Denn hierbei handelt es sich keinesfalls um einen Boost, sondern einen Wechsel der Dioden, der ebenfalls einen Volumen-Boost zur Folge hat, der aber weniger Feature denn Nebenprodukt ist, das sich prima zweckentfremden lässt.

Bleibt "Doomsday" außen vor, wird das Klangbild bröseliger und weniger schönfärbend wie harmonisch; markanter Lo-Distortion a la "Sweet Home Alabama" lauter hier die Parole.

Was die beiden Mini-Switches technisch bewirken, habe ich bis dato nicht in Erfahrung bringen können; sie verändern in meinen Ohren das EQing wie Ansprechverhalten in geringem, aber effektiven Maß. :kopf_kratz01:

Äh, vielleicht spätestens der Zeitpunkt, mal zu googeln und zu schauen, ob sich nicht etwas mehr über das Aggregat in Erfahrung bringen kann... ach, guck: Ein Boost/Overdrive-Pedal möchte es sein :shock: ; ja, das kommt hin! :lol:

Wer zum Henker kommt bitteschön auf die Idee, ein Booster/Overdrive „Doomsday Machine“ zu nennen und so anzumalen...!? - Okay, ja stimmt, „HBE“ eben, und zwar als Gary Holt-Signature-Modell (Exodus/Slayer); alles an der Kiste schreit schlicht Hi-Gain! :motz01:

Ja gut; bin ich ja froh, dass ich von selbst auf den Trichter gekommen bin: Diverse (sehr mäßig tönende) YT-Videos suggerieren in meiner Wahrnehmung samt und sonders etwas völlig anderes! ;)

Also ganz genau da weiter gemacht, wo ich mit der Strat aufgehört hatte: Das Doomsday Device liebt Single Coils und gibt sich als NAO-(Niemals-Aus-Ohrenschmeichler)-Pedal zu erkennen; herrlich geschmackvoll und bestimmt schönes Besteck für Mayers Johann! :thumbsup02:

Und als Booster? - Jau, JETZT geht sie endlich ab, die Luzie auf Steroiden und Red Bull: ALAAAAARRRMMM...!!! :panic:

Und mit einem Mal sieht die Welt ganz anders aus, gibt es Sinn, das Pferd jetzt ausnahmsweise mal von vorne aufzuzäumen: Ein beeindruckendes Lo-Gain-Pedal mit außerordentlich hohem Nutzwert in Sachen Clean bis Britzel PLUS ein mittig-geprägtes Distortion als Bonus; audiophil, musikalisch, vielseitig einsetzbar! :thumbsup03:

Puh, Glück gehabt; ansonsten hätte ich es wohl auch der Optik zum Trotze nicht behalten wollen. :D

Auf zum Atom!.JPG
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Fazit: Das HBE Doomsday Device ist ein hochwertig verarbeitetes wie klingendes Bosster- und Lo-Gain-Overdrive-Pedal, dessen Zerr-Reserven bis zum bratzigen Mid-Gain-Overdrive/Distortion reichen.

Die primäre Domäne ist jedoch das Veredeln des Grundklangs, das auf mich so wirkt, als wäre ein Röhrenkompressor oder Amp am Werk, der HiFi-Maßstäbe setzt: Ein fulminant-famoses Immer-An-Pedal! :sabber:

Aber auch als Anbläser für folgende Pedale wie Verstärker empfiehlt sich das Gary Holt-Signature-Aggregat: Feine Maschine! :thumbs:

Nur beim Marketing ging der Griff ins Porzellan... :clown:

Lieben Gruß,

Batz.
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Re: Monströses Missverständnis: HBE (Home Brew Electronics) Doomsday Device

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 12. Januar 2024, 17:40

Und zwar zurecht: Das DD ist die Signature-Variante! :D :thumbsup03:

Ja, schön, dass wir das Pedal recht gleich gehört haben. :prost:
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Re: Monströses Missverständnis: HBE (Home Brew Electronics) Doomsday Device

Beitrag von Paulasyl » Freitag 12. Januar 2024, 17:54

Mein Gott, sag doch was! Mein Frau baut Dir notfalls auf ein Behringer Device einen Atom/Biohazard/Totenkopf Plot. Die hat mir ja auch Stalin auf die Strat gebaut. Für 2,5 € hätten wir das Bedürfnis befriedigt, aber nein, der Herr muss ja viel Geld ausgeben...
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Re: Monströses Missverständnis: HBE (Home Brew Electronics) Doomsday Device

Beitrag von Diet » Freitag 12. Januar 2024, 18:25

Batz Benzer hat geschrieben:
Freitag 12. Januar 2024, 17:40
Und zwar zurecht: Das DD ist die Signature-Variante! :D :thumbsup03:

Ja, schön, dass wir das Pedal recht gleich gehört haben. :prost:
:prost:

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Batz Benzer
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Re: Monströses Missverständnis: HBE (Home Brew Electronics) Doomsday Device

Beitrag von Batz Benzer » Montag 15. Januar 2024, 14:29

Paulasyl hat geschrieben:
Freitag 12. Januar 2024, 17:54
Mein Gott, sag doch was! Mein Frau baut Dir notfalls auf ein Behringer Device einen Atom/Biohazard/Totenkopf Plot. Die hat mir ja auch Stalin auf die Strat gebaut. Für 2,5 € hätten wir das Bedürfnis befriedigt, aber nein, der Herr muss ja viel Geld ausgeben...
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