Ich würde Eulen nach Athen tragen, wenn ich Euch jetzt erzählen wollte, dass der Klon Centaur eines der renommiertesten Overdrive-Pedale unserer Zeit ist; Originale sind spätestens seit John Mayer nur noch schwer bezahlbar für Rumburak Normalverbraucher.
Aber wie stets wurde auch hier der Markt sukzessive mit Klonen des Klon überschüttet; als eine sehr gelungener gilt der Nux Horseman, der gleich beide Versionen, Silber und Gold, darbietet und mir hier zum Test vorliegt.
Das war mein erster ausgiebiger Kontakt mit einem Klon-Klon; der Trend ist lange Zeit an mir vorüber gezogen, da er weder Interesse geschweige Notwendigkeiten auslöste: Nicht wirklich mein Sound, befand ich.
Vergangenheitsform deswegen, da ich mich im Zuge meines Interesses für Low-Gain-Verzerrrer auch wieder mit dem mutierten Vierbeiner beschäftigte und befand, dass ich zwar noch 253476 Videos mehr gucken könnte, stattdessen aber auch endlich mal meine Neugier praktisch befriedigen könnte, indem ich so einen Apparillo mal kommen ließ.
Und ich ließ und jetzt habe ich, und zwar den Salat: Meine erste Tuchfühlung musste ich gerade abbrechen, weil ich nicht fassen konnte, was ich da zu hören bekam! - Also die Vermutung schnell abgesichert: Jepp, ich bin mir 1000%ig sicher!
Und das hat mich so sehr staunen wie lachen lassen: Sollte das tatsächlich noch niemand bemerkt haben...? - Also ab vor den PC und gegoogelt: Ach guck, doch doch, einige haben da bereits geschaltet! - Aber so ganz eindeutig gesagt hat es wohl noch niemand; deswegen mache ich das jetzt mal:
DER HORSEMAN IST EIN TUBE SCREAMER !!!
Und mag das gar auf alle Klone wie Klon-Klone zutreffen...? - Das ist hier die Frage!
Ein wohl modifizierter Tube Screamer, okay, aber die Gene sind so was von eindeutig zu hören wie auch z.B. das Verhalten des Tone-Reglers oder das Wegbröckeln der ausklingenden Verzerrung Erinnerungen weckt; auch höre ich mit Humbuckern den bekannt-berüchtigten Anteil Clean im verzerrten Ton - das war meine Überprüfung weiter oben -, so dass ich nun ganz gewiss sagen kann: Kenne ich!
Die Modifikation umfasst ein volleres EQing, mehr Gain und vielleicht mehr Headroom; mehr Unterschiede höre ich da nicht. Zu einem wirklich guten TS, wohlgemerkt!
So, jetzt können wir gerne wieder zum eigentlichen Probanden zurück kehren: In rechts, Out links, 9V-Anschluss oben, Fußschalter für a) On/Off, b) Silver-Mode-Wechsel (gewählter Modus bleibt auch nach dem Ausschalten aktiv) sowie c) dem Alternieren zwischen Buffer- und True Bypass-Betrieb (vor Stromzufuhr gedrückt halten, bis grünes oder rotes Blinken).
Auch hier gibt es das bereits vom Morning Star bekannte leise Schaltknacken, allerdings nur beim Ausschalten. Tut nicht weh, sollte aber Erwähnung finden, falls sich wer an dergleichen stört.
Alles funktioniert bestens, und es ist schon erstaunlich, wie sehr ich den Sound aus den godzilligtausend YT-Videos, die plötzelich aus meiner Gitarrenbox kommt, wiedererkenne; das Spielgefühl ist jedoch ein gänzlich anderes als erwartet: Nee, das ist spontan erneut irgendwie nicht meins!
Zumal es dann doch oben wie unten ausdünnt und näselt, wenn ich den Ton-Regler in Gefilde bemühe, in denen das Höhenbild meinem Gusto entspricht: Toll, da sind sie ja wieder, die Nachteile des TS!
Beileibe nicht so schlimm - das walten besagte Eingriffe in die Schaltung, die ebenso für das dynamischere Verhalten bei höherem Gain sorgen, die beim Original stets „gequetscht“, beengt „boxey“ statt finden -, aber doch genug, um vertraut zu wirken.
Ich weiß jetzt noch nicht genau, ob ich die Erfahrung als lustiges Kuriosum oder verarscht Fühlen verbuchen werde; vermutlich beides irgendwie. Reingefallen, aber nicht beschissen worden; das trifft es wohl am besten. Und deshalb sollte ich, wenn überhaupt, auch nur auf mich sauer sein. Aber dafür finde ich es dann doch wieder zu lustig, dass Doktor Allwissend, der neunmalkluge Schlauberger, dann doch mal wieder mit Wonne auf den Leim gekrochen kam.
Diese Worte sollen aber nicht schmälern, dass ich letzten Endes doch 'nen Sweet Spot beim Tone gefunden habe, der mir ansprechende Ergebnisse liefert; und Anbetracht des Neupreises von 65€ stellt das m.E. schon einen adäquaten Gegenwert dar.
Und hat auch ausreichend Alleinstellungsmerkmale, um als eigenes Produkt zu gelten. Aber ebenso glasklar einer hier nicht näher benannten Produktpalette vornehmlich grüner Pedalos anzugehören.
Und wie jeder grüne Overdrive eignet sich auch der Hottehü-Män u.a. aufgrund seiner Mittenprägung wie Volumen-Reserven trefflichst zum Boosten folgender Zerrstufen; allein dafür gehört der aufs Board.
Meine englischsprachige Tante Wiki wusste zum Klon dann u.a. folgendes zu berichten, was ich Euch im Kontext keinesfalls vorenthalten mag:
.In early 2023, Josh Scott, the owner of JHS Pedals, published a YouTube video comparing the Centaur against the DigiTech Bad Monkey Tube Overdrive, a discontinued pedal released in 2004. The video demonstrated no discernible difference in sound.[6] On the online marketplace Reverb.com, listings for Bad Monkey pedals rose as high as $11,000, up from an average of $50 in January 2023.[7] Responding to complaints that he had driven the price up, Scott wrote in a statement: "I would like to remind you you had 19 years to buy one, but you never cared ... Learn to listen with your ears and not trends, and you will be a much happier guitarist
Dem ist nicht mehr hinzuzufügen, außer: Dann hätte ich auch gleich den Kaffir Lime behalten können...
Fazit: Wer einen Klon-Klon sucht, wird hier gleich doppelt fündig: Sowohl Gold- als auch der gainfreudigere, leicht anders gevoicte Silver-Modus klingen in meinen Ohren absolut authentisch!
Und können sogar als „homöopathischer Rhythm-(Gold-) und Solo-(Silver)-Kanal“ interpretiert werden.
Das PLV ist super, das Gerät durchdacht, flexibel und allerbestens verarbeitet. Absolute Kaufempfehlung!
Einziges Aber: Am Ende des Tages isses auch nur ein leicht modifizierter Tube Screamer; nicht mehr, nicht weniger.
Mein persönlicher Erkenntnisgewinn: Bislang kenne ich nur zwei unterschiedliche Overdrive-Grunddesigns; den Bluesbreaker und den Tube Screamer. Egal wie viele Treter ich ausprobiere, sind sie bislang immer rückzuführen auf eines dieser beiden Pedale.
Lieben Gruß,
Batz.