Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

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Batz Benzer
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Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 10. Februar 2015, 16:04

2012 hat Marshall zum 50jährigen Firmenjubiläum fünf 1 Watt-Amps jeweils als Combo und Top auf den Markt geschmissen, wobei jeder dieser Amp eine Dekade der Marshall-Historie abdecken soll. Nachdem ich mir bereits den JTM1C sowie den JCM1H geleistet habe, kam nun der Vertreter des 70er-Jahre-Tons ins Haus: Herzlich willkommen, JMP1H; aller guten Dinge sind bekanntlich drei! :mrgreen:

Optisch ist dieses Mini-Top ein echter Leckerbissen: Liebling, ich habe den Amp geschrumpft! - 70s-Marshall-Optik in Vollendung - so muss das sein. :mosh:

Bild

Regelbar ist der Kleine vorne im Bass, den Höhen und im Volumen; rückseitig addiert sich ein Gain-Bosst sowie der Druckschalter zum Absenken der Leistung auf 0,1 Watt. Hinzu kommt noch der Power-Knebelschalter - das war's!

JTM1 und JCM1 haben sich in der Vergangenheit als Fachkräfte herausgestellt: Der JTM liebt die Strat und mag es maximal bis Crunch, den JCM, der erst im verzerrten Ton so richtig auflebt, habe ich mit Humbuckern lieber; One-Trick-Ponies also, die ihren individuellen Trick wahrlich meisterhaft beherrschen.

Der JMP1 hingegen ist da etwas anders: Er ist nämlich deutlich flexibler als seine beiden Brüder und kann clean wie verzerrt mit Strat und Paula. Dafür muss man allerdings ein wenig an der Klangreglung schrauben, wobei als erstes auffällt: 0.1 Watt können ziemlich laut sein! - In diesem Fall sogar definitiv lauter als JTM oder JCM; garantiert kein Amp für den späten Abend!

Clean mag der Amp es, wenn man ihm Bass spendiert; das erinnert gewaltig an den Cleanton des 1974X: Ist direkt, dennoch immens warm und unterfüttert, so dass selbst der Steg-PU nicht giftig rüberkommt und die Knopfler-Position mit profundem Bassfundament glänzt. Überdies entwickelt sich der Ton schnell und direkt ohne Einschwingphase, was ihn sehr direkt wirken lässt. Ein spannender Widerspruch: Explosiv schnell da und dennoch warm in der Klangformung!

Angezerrt offenbart der Amp einen ruppigen und dennoch harmonischen Ton, der geradezu nach Angus- und Malcolm-Riff wie -Licks giert: Yepp, das ist AC/DC-Territorium! Das klassische, hübsch-häßliche Klangbild, mit höchster Durchsetzungskraft gesegnet, tönt in der Tat nach tiefsten 70ern. Dabei fällt auch bei geringen Lautsärken die Willigkeit des Signals auf, in seine Obertöne umzukippen: Ein leichtes Vibrato und schon singt der Ton süßlich.

Je verzerrter er wird, desto weiter sollten beide Tonregler runter, da die Höhen sonst ätzend nach vorne treten und die Bässe für Mulm sorgen. Meine Liebingseinstellung ist rein zufällig "666" (bei aktiviertem Boost), also alle Regler auf sechs, da sich von hier aus auch wunderbar mit dem Gitarrenvolumen arbeiten lässt und das Klangbild klassischer Rock ist (update 17.03.15.: Alles auf "8", Gain-Boost Off; ist so dynamischer).

Es macht übrigens Sinn, den Amp einerseits mal ohne Gain Boost aufzureißen, um das Klangbild mit jenem bei aktiviertem Boost und geringerer Laustärke zu vergleichen: Hier hört man wunderbar, wie viel Anteil die Endstufe am Klanggeschehen hat und das Signal dunkler und mittiger färbt sowie verdichtet; auch dies trägt zu besagter Flexibilität bei.

Bei maximalem Gain bietet er sogar deutlich mehr Verzerrung als der JCM1 - eine echte Wundertüte an Vielseitigkeit, mit der ich nach der Erfahrung der anderen beiden Anniversaries so keinesfalls gerechnet hatte! - Und wo wir schon beim Vergleich mit seinem 80er-Jahre-Bruder sind: Der JCM kreischt, der JMP brüllt!

Dabei ist er absolut kein Schönfärber, Spielfehler werden gnadenlos offen gelegt. Eine unpolierte, bisweilen brutale Schönheit, die man nehmen muss wie sie ist. Das Klangbild geht dabei sogar bis ins Fuzzige, bleibt aber dynamisch und formbar; teilweise werden Assoziationen an Flötentöne genährt, womit er wieder etwas an den aufgerissenen 1974X erinnert.

Fazit: Ein rauhbeiniger Rocker isser, der JMP1, und dabei spröder als seine Kameraden; dafür immer ortbar sowie extrem durchsetzungsfähig und laut für 1 Watt. 70s-Retro-Rock geht genauso gut wie Schweine- oder Punkrock und selbst clean macht der Zwerg großen Spaß. Deftig-derbe zeigt der Engländer Kante und präsentiert den Widerspruch von brutaler Ruppigkeit und herber Schönheit in Reinkultur. Ganz bestimmt nicht für jedermann - dafür umso mehr für den Liebhaber dieser Klangkultur.

Auf jeden Fall schwer beeindruckend, dass es Marshall gelungen ist, den jeweiligen Zeitgeist in diesen kleinen, unscheinbaren Kistchen einzufangen, die sicher vieles sind, aber eines niemals: Spielzeuge! - Ganz im Gegenteil: Tolle Klangformer sind hier am Werk, die bei Bedarf kräftig in die Wade beißen können; danke Jim!

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von tommy » Dienstag 10. Februar 2015, 17:16

Batz Benzer hat geschrieben:

......Widerspruch von brutaler Ruppigkeit und herber Schönheit in Reinkultur........

...ich musste sofort an mich denken! :mrgreen:


Schöner Bericht Mickey, danke!
Ich würde mich ja riesig freuen, wenn Du ein paar Soundschnipsel posten könntest. Die 3 Amps nebeneinander, jeweils im sweet Spot, einmal clean und einmal bestimmungsgemäß verzerrt.
LG, Tommy


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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von mc fly » Dienstag 10. Februar 2015, 17:52

Geiles Teil! Ich habe mal den JTM 1H über ne große 2x12 MArshall Box mit Paula& Strat gespielt. Ein Träumchen. Den werde ich mir irgendwann auch noch zulegen. :P
Stark!? Warum ist in der Zukunft alles Stark...???

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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von Bencaster » Mittwoch 11. Februar 2015, 14:24

Na dann herzlichen Glückwunsch! Deine Marshallarmee ist somit und einen Soldat verstärkt worden - ausgezeichnet :thumbsup03:

Viel Spaß damit und beste Grüße
PLAY LOUD

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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von Batz Benzer » Mittwoch 11. Februar 2015, 14:38

Danke für Euren Zuspruch! :thumbsup03:

Das Komplettieren dieser kleinen Sammlung fühlt sich so an, als wären wir endlich vollständig. :mrgreen:

Soundbeispiele evtl. demnächst - mal gucken, ob es die Karnevalszeit ermöglicht.

Lieben Gruß,

Batznane. :banana03:
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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von Magman » Mittwoch 11. Februar 2015, 16:16

Nur all zu oft ist weniger mehr - so auch hier! Batz den Kleinen gönne ich dir, mögen sich noch ein paar Brüder dazu gesellen im Laufe der Zeit 8-)
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STOMPIN' HEAT …we are ready to rock :mosh:

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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von Diet » Mittwoch 11. Februar 2015, 17:24

Batz Benzer hat geschrieben:Danke für Euren Zuspruch! :thumbsup03:

Das Komplettieren dieser kleinen Sammlung fühlt sich so an, als wären wir endlich vollständig. :mrgreen:

Soundbeispiele evtl. demnächst - mal gucken, ob es die Karnevalszeit ermöglicht.

Lieben Gruß,

Batznane. :banana03:
Hi Batz,

eine höchstleckere Sammlung!! :thumbsup03: :sabber:

:mosh:

Gruß Diet

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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von Wizard » Mittwoch 11. Februar 2015, 23:46

Irgendwie spüre ich, dass ich mir irgendwann auch 1,2,3 dieser kleinen aber extrem feinen Marshalls kaufen werde. Sowas von verschärft... :thumbsup03:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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Batz Benzer
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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von Batz Benzer » Montag 16. Februar 2015, 14:26

Ich muss einfach noch mal betonen, wie viel lauter als JTM1 und JCM1 der JMP1 ist: Das ist schon recht heftig, was dieser Amp an Schalldruck freisetzt, und das bei 0,1 Watt...
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Re: Nifty li'l bugger: Marshall JMP1H

Beitrag von tommy » Montag 16. Februar 2015, 15:53

Batz Benzer hat geschrieben:Ich muss einfach noch mal betonen, wie viel lauter als JTM1 und JCM1 der JMP1 ist: Das ist schon recht heftig, was dieser Amp an Schalldruck freisetzt, und das bei 0,1 Watt...
...vielleicht sind es in Wirklichkeit ja 0,2 Watt! :panic:
LG, Tommy


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