noiZe TVP T-ROD (TS-Klon), Tiger (RAT-Klon) & SpaceFuzz

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Batz Benzer
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Re: noiZe TVP T-ROD Tube Screamer-Klon

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 15. Februar 2015, 13:02

Zum Klang des T-ROD möchte ich bitte noch folgendes nachtragen: Wenn man diese Gerätschaft unbedarft ohne Vorkenntnisse, worum es sich überhaupt handelt, aktivieren würde, käme man augenblicklich zu dem Schluss, dass es sich eindeutig um einen Tubescreamer handelt. Rainer Mumpitz z.B. hat den T-ROD hier getestet und absolut nichts an Süße im Ton vermisst. Erst nach mehreren direkten Vergleichen mit den anderen Schreihälsen und meinem direkten Hinweis trat der Unterschied für ihn subtil zu Tage. Es geht also lediglich um Nuancen, die m.E. aber wahrnehmbar sind.

Überdies reichen auch die eingeschränkten Lautstärkereserven des T-ROD vollkommen aus, um einen bereits zerrenden Amp zum Kochen zu bringen.

Dies nur zur Relativierung; ich kann den T-ROD absolut uneingeschränkt als besten mir bekannten Tube Screamer nur wärmstens amp-fehlen!

Was mir in der Tat nicht so gut gefallen hat, war der Tiger, was Marcus auch bereits weiß; ich finde, dass es ihn immens ehrt, wenn er mich dennoch um meine ungefilterte Meinung an dieser Stelle bittet:


noiZe TVP Tiger

Ich besitze eine Vintage-RAT und hatte diverse Klone hier: Ja, diese Pedale sind an sich mit Problemen behaftet; so darf der Gain-Regler nicht zu weit aufgerissen werden, weil es sonst im Bass farty/fuzzy wird. Kann aber sein, dass dann für den Diskant noch nicht die erwünschte Sättigung erreicht ist. Das andere Problem ist die Klangreglung: Mit der Transparenz kommt auch die Härte und Pappigkeit im Bass, so dass man den Sweet Spot für die Peripherie und das eigene Spiel finden muss.

Hält man sich an diese Spielregeln, schenkt einem die RAT dafür allerdings den typischen (Marshall-)Distortion-Ton der 80er Jahre in absoluter Reinkultur; kein Wunder, denn diese Kistchen kamen ja auch schon damals zum Einsatz.

All die oben geschilderten Probleme haben sich m.E. beim Tiger, der sich als Klon der Ratte versteht, verstärkt; das ist kein wohliges, modernes Distortion-Kraftpaket, das ist ein wildes, vor allem aber sprödes Tier, das sich in meinen Händen nicht einfinden möchte in die Klangperipherie. Hier stellt sich das Fuzzige im Bass bei noch niedrigeren Gain-Gefilden ein, auch komme ich mit der Klangreglung nicht gut zurecht: Ist es endlich nicht mehr muffig, ist das Klangbild bereits zu spröde und grell, hart und unwirtlich. Kurz gesagt: Ich finde keinen Sweet Spot.

Andererseits: Wer den experimentelleren Gitarrensounds der 70er zugeneigt ist, könnte dem Tiger evtl. was abgewinnen. Man kann es nämlich auch so sehen: "Normale" Distortion-Pedale gibt es wie Sand am Meer, solch eine Fachkraft ist rar gesät.

Und der Gain-Regelweg ist wesentlich gleichmäßiger als beim Original: Ein Poti, welches über die gesamte Range Sinn macht, ist eine ganz objektive Verbesserung. Auch kann die Struktur der Verzerrung grundsätzlich gefallen.

Was ich mir hier wünschen würde: Eine getrennte Klangreglung für Bass und Höhen! - Ich glaube, eine solche könnte die Probleme beheben: Ist das Klangbild nämlich erst schön transparent, könnte man dem spröden, pappigen Bass mit dem entsprechenden Regler zu Leibe rücken.

Der Tiger selbst ist also gar nicht mal das Problem; der Käfig um ihn herum lässt nur nicht recht zur Geltung kommen.

noiZe TVP SpaceFuzz

Nein, ich bin kein Fuzzologe; mit Fuzzy von Western von Gestern kenne ich mich aus, aber was die zerrenden Kollegen anbelangt, so habe ich lediglich ein sehr geringes Bedürfnis, welches bislang vom Danelectro French Toast (Octave-Fuzz) sowie einem Fuzz Factory-Klon (von normal bis völlig gaga) vollkommen abgedeckt wird (mal abgesehen vom Dr. Freakenstein, den ich eines Tages noch mein Eigen nennen werde: Mhu-ha-haa-haarrrrr...!!!)

Das Space Fuzz vereint Anteile beider Gerätschaften, hat sowohl den Octaswitch vom Franzacken-Röstbrot als ein grundsätzlich bereits herrlich-kaputtes Klangbild, welches mich mehr an die Furzfabrik erinnert.

Aber lasst uns vorne anfangen: In einem unkaputtbar wirkenden kreisrunden Metallgehäuse sitzen Gain-, Ton- und Levelregler, bei denen einmal mehr der optimierte Regelweg auffällt; ein Mini-Switch aktiviert die Oktav-Funktion, was die beiden roten LEDs mit einem Farbwechsel nach blau anzeigen; Anschlüsse für In, Out sowie den 9V-Anschluss verstehen sich ja fast von selbst.

Aktiviert man das Artefakt aus dem Weltraum zum ersten Mal, fallen (noch) starke Nebengeräusche in Form eines Brummens auf, das in Spielpausen störend wirkt, das Nutzsignal aber nicht überlagert. Laut Marcus arbeitet er derzeit u.a. an diesem ihm bekannten Manko.

Ansonsten erwartet den mutigen Gitarristen ein leicht kaputtes Klangbild: Der Ton wirkt ein wenig wie bei sog. 8Bit-Fuzzes und hat Ähnlichkeit mit Soundgeneratoren von 80er Jahre Home-Computer à la C64 und Co., das der Brüchtigkeit, die teilweise bereits an ein Noisgate erinnert, geschuldet ist. Dennoch ist es fett, satt, wuchtig und klingt auf beschriebene Art positiv synthetisch. Das Signal hat soviel Oszillationsanteil, das sich die Klangfarbe über den gesamten Ausklingbereich verändert, es aber nicht zu entsprechend bedingten Rückkopplungen kommt.

Der Octaswitch hat mich ein wenig enttäuscht, der Effekt fällt recht subtil aus. Durchaus geschmackvoll, aber eben nicht so prominent, dass man auch sofort auf die Idee kommt, dass hier oktaviert wird. Das kann man genau so wollen und mögen, aber das kann m.E. mein French Toast besser - ein übrigens stark unterschätztes Kleinod.

Was ich mir wünschen würde: Den Gate-Effekt würde ich gerne separat bestimmen können, da sowohl stärkere als auch schwächere Einstellungen interessant und sinnvoll wären. Dasselbe gilt für den Octaswitch, auch diesen Effekt würde ich gerne dosieren können. Auch fände ich es schön, wenn er per zweiten Fußschalter aktiviert werden würde.

Denn der Grundton des Fuzz gefällt mir sehr gut, ist satt und dennoch präsent. Es wäre schön, auf dieser Basis mit mehr Flexibilität aufsetzen zu können.

An dieser Stelle möchte ich Marcus ganz herzlich dafür danken, dass ich immer wieder in den Genuss des Testens seiner Kreationen komme, auch wenn es mich regelmäßig in Versuchung führt: Das macht mir profunden Spaß! :thumbsup03:

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: noiZe TVP T-ROD Tube Screamer-Klon

Beitrag von Garry » Sonntag 15. Februar 2015, 13:23

NoiseZone hat geschrieben:Ja, das müsste problemlos gehen.


LG

:kopf_kratz01: :sabber: das nenn ich doch mal ne Maßnahme. ich melde mich bei dir sobald ich aus dem Urlaub zurück bin.

LG

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Re: noiZe TVP T-ROD (TS-Klon), Tiger (RAT-Klon) & SpaceFuzz

Beitrag von NoiseZone » Sonntag 15. Februar 2015, 13:55

Kein Thema.

Tiger wird ein wenig verändert, auch der verkaufte kommt zurück und wird dementsprechend kostenlos nach
Zustimmung verändert.

Beim Fuzz sind die Transistoren zu stark (HFE) und nicht die erste Wahl (Rauschen Brummen usw.)
Da muss ich noch suchen und vergleichen.
Den Oktaveffekt kann man verstärken und auch regelbar machen, kein Problem.
2ter Fußschalter auch kein Thema ;)
Das ist ja ein Prototypengehäuse und da war ursprünglich ein Bonamassa Fuzz drin.

Fuzz ist ein schwieriges Thema, und es gibt Unmengen an guten, günstigen Varianten (Big Muff etc.)
Mal sehen was das noch gibt :)

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