Gibson Factory Tour

Vorangekündigte und noch unbekannte Objekte der Begierde, Vorsicht: Kann Spuren von G.A.S. enthalten!
Mintage
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von Mintage » Sonntag 13. März 2016, 11:24

THB hat geschrieben:
Mintage hat geschrieben:Moin,

auch wenn man die Zusatzarbeiten des "Alterns" wegläßt, wird klar, das ein LesPaul-Bau aufwändig ist.
Eine stratartige Gitarre kann wirklich ein jeder zusammendengeln - eine LesPaul mit geleimtem Hals, gewölbter Decke und Binding
an Griffbrett u. Korpus eben nicht...!

Deshalb wird eine LesPaul immer vergleichsweise mehr Geld kosten als eine schraubhalsige Gitarre. Was jedoch nicht
heißt, das deren Preispolitik der letzten 10 Jahre auch nur ansatzweise erklärbar wäre 8-)

Grüsse
Rainer
Hmmm, ich habe für meine recht gut verarbeitete Harley Benton ES-35 (also die Kopie einer ES-335), die -so denke ich- aufwendiger herzustellen ist als eine Paula) 139.- Euronen gezahlt.... ich erwähne es weil: geleimter Hals, gewölbte Decke, Binding als Hals und Korpus....., das vergleichbare Modell von Gibson kostet tatsächlich Faktor zwanzig....
Du machst da einen Fehler der den preislichen Vergleich
erschwert: bei einem Tageslohn von ein paar Cent kannst
auch Du Dir eine Gitarrenserie unter Deinem Namen bauen lassen - Du musst halt nur einen kompletten Container voll
bestellen und vorher (!) bezahlen ;-)

Die Thomänner und die MusicStoristen können sich
diese Ausbeutermodelle leisten - mich würde viel
mehr freuen, wenn aus diesen Gegenden komplette
Autos für 1.999,- Euros kommen würden, um den hiesigen
Herstellern in den Hintern zu treten... ;-)

THB
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von THB » Sonntag 13. März 2016, 12:06

Es wäre ja mal spannend, die Kosten aufzuschlüsseln: Wie lange braucht eigentlich die Fertigung einer Les Paul?
Und wie hoch sind die Unterschiede im Materialeinkauf?
Und wie liegen die Margen?

Wenn ich das bei Fahrrädern sehe (vielleicht mit das erste, wo die heimischen Wirtschaft einen empfindlichen Dämpfer bekam - der allerdings in der automobilen Euphorie unterging), liegt die Preisspanne zwischen Faktor vier und zehn und nicht Custom-Bereich.... worauf ich hinauswollte: in der 1400.- Euronen-Preisklasse tragen viele Gurken den dazu passenden Anfangsbuchstaben - obowhl die Firma eine wirklich tolle tradition in diesem Bereich hat... Junior, Special etc der SG und Les Paul Baureihen, Melody Maker... aber die hat Henry V. wohl nicht auf der Agenda, bzw. vernachlässigt hier die Qualität.... ich denke da an Rolands Erfahrungen....
"Let me explain something about guitar playing.
Everyone's got their own character.
Everyone's approach to what can come out of six strings is different from another person, but it's all valid. "
Jimmy Page

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setneck
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von setneck » Sonntag 13. März 2016, 13:34

Neben den tatsächlichen Kosten der Herstellung sind ja auch noch Groß- und Zwischenhändler zu berücksichtigen. Da geht die Spanne dann schnell noch weiter auseinander.
Schöne Jrööss,
Thomas

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setneck
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von setneck » Sonntag 13. März 2016, 13:37

Mintage hat geschrieben:...mich würde viel
mehr freuen, wenn aus diesen Gegenden komplette
Autos für 1.999,- Euros kommen würden, um den hiesigen
Herstellern in den Hintern zu treten... ;-)
Das würde aber mehr die Mitarbeiter als die Hersteller selber treffen.
Und natürlich andere Dienstleister, meinen Arbeitgeber eingeschlossen.
Schöne Jrööss,
Thomas

Mintage
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von Mintage » Sonntag 13. März 2016, 14:30

Mich würde dabei vor allem interessieren, ob es dann auch
zu den üblichen Kommentaren käme wie " mein Tschakabumsta hat die gleiche Verarbeitung/Beschleunigung/Topspeed wie ein Porsche/Ferrari etc. ;-)

Nur kann man diese Parameter messen, und 300 km/h sind
schneller als 190 km/h...!

Bei Instrumenten ist dieser Bereich rein subjektiv - und
das ist die Ursuppe der Legendenbildung :-)

Meine Erfahrung/Erlebnisse in der Gitarrenbranche zeigten
mir vor allem eins: sobald die monetären Möglichkeiten es
zuließen bzw. die Ehefrau gnädig gestimmt war, wurden
die Klassiker gekauft - da war es schlagartig vorbei mit dem
neverending pimpen irgendwelcher "total ebenbürtigen"
Nachbauten !

Das ist jedoch nur meine Erfahrung über einen Zeitraum
von elf Jahren in einer mittleren Kleinstadt ;-)

Grüsse
Rainer

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MonacoFranke
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von MonacoFranke » Sonntag 13. März 2016, 15:36

Hallo zusammen,

habe ich schon erzählt, dass ich letztes Jahr in Memphis war? ;)

Bei der Gelegenheit haben wir auch eine Gibson Factory Tour mitgemacht, die wie folgt aussieht:

[youtube]http://youtu.be/uVU86GGV07A[/youtube]


In Memphis werden die Semi-Acoustics, vor allem natürlich die ES, hergestellt. Das sah wirklich nach Handarbeit aus. Und den höchsten Ruhm genießen die Damen, die das Binding abrichten. Als ich ein paar Fragen zum Lack gestellt habe, hat mich der Mitarbeiter tatsächlich gefragt, ob ich Gitarrenbauer sei. Gibson Memphis ist nämlich ständig auf der Suche nach guten Instrumentenbauern. Ich kann mir vorstellen, dass ein Grund für die eher wechselhafte Qualität damit zu tun hat, dass sie nicht genügend qualifizierte Mitarbeiter finden.

Wenn man bedenkt, dass südlich von Memphis mit Mississippi der Staat beginnt, der die höchste Arbeitslosenquote in den USA hat, mag man das kaum glauben. Aber es scheint dort tatsächlich an Fachkräften zu fehlen, was wohl wiederum eine Folge der schlechten (Grund-/Aus-)Bildung ist.

Schönen Sonntag wünsche ich Euch!
Frank
Ohne Musik wäre das Leben ein Irrtum.

partscaster
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von partscaster » Sonntag 13. März 2016, 17:28

Mintage hat geschrieben:Meine Erfahrung/Erlebnisse in der Gitarrenbranche zeigten
mir vor allem eins: sobald die monetären Möglichkeiten es
zuließen bzw. die Ehefrau gnädig gestimmt war, wurden
die Klassiker gekauft - da war es schlagartig vorbei mit dem
neverending pimpen irgendwelcher "total ebenbürtigen"
Nachbauten !
Das ist so, habe ich auch schon oft erlebt. Wobei es dann häufug auch einfach teure (hochwertige) Instrumente sind. Dass dann oft auch die klassischen Marken gewählt werden, ist natürlich A: der Wollte-ich-schon-immer-haben-Faktor und B: wird oft auch der eventuelle Wiederverkauf in die Entscheidung mit einbezogen.
MonacoFranke hat geschrieben:Aber es scheint dort tatsächlich an Fachkräften zu fehlen, was wohl wiederum eine Folge der schlechten (Grund-/Aus-)Bildung ist.
Oder man bezahlt einfach zu schlecht. Ist hier bei uns auch keine Seltenheit mehr. Aber das ist nur eine Mutmaßung.

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BB Kassel
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von BB Kassel » Dienstag 15. März 2016, 09:06

partscaster hat geschrieben:[
MonacoFranke hat geschrieben:Aber es scheint dort tatsächlich an Fachkräften zu fehlen, was wohl wiederum eine Folge der schlechten (Grund-/Aus-)Bildung ist.
Oder man bezahlt einfach zu schlecht. Ist hier bei uns auch keine Seltenheit mehr. Aber das ist nur eine Mutmaßung.
Meiner Ansicht nach, liegt das eher an NAFTA.
.....

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BB Kassel
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Re: Gibson Factory Tour

Beitrag von BB Kassel » Dienstag 15. März 2016, 09:33

NAFTA: North American Free Trade Agreement

"Die wirtschaftlichen und sozialen Folgen des Abkommens werden außer von den Hauptnutznießern eher negativ beurteilt: Mexiko, früher Selbstversorger mit dem Hauptnahrungsmittel Mais, wurde mit hochsubventionierten US-amerikanischen Landwirtschaftsprodukten und Fleisch überschwemmt, dessen Preis 20 Prozent unter den Produktionskosten liegt. Die erwartete Spezialisierung der mexikanischen Landwirtschaft trat nicht ein: Millionen Maisbauern mussten nach Angaben des US-amerikanischen Gewerkschaftsdachverbands aufgeben, die vielen Land- und Arbeitslosen konnten aber nicht in den neu entstandenen Zulieferindustrien absorbiert werden. Die Kriminalität stieg. Mexiko muss heute 60 Prozent seines Weizen- und 70 Prozent seines Reisbedarfs importieren. Kanada wurde wieder zu einem Exporteur von Rohstoffen und hat verstärkt mit Umweltproblemen zu kämpfen, während gleichzeitig die internationale Ölwirtschaft Druck auf die Umweltschutzbestimmungen ausübt. Insgesamt stagnierten die Einkommen in den Mitgliedsländern, während die Einkommensungleichheit stieg." Quelle: Wikipedia.

u.s.w.

Interessant auch: http://www.deutschlandfunk.de/index.med ... df7591.pdf

Das nordamerikanische Freihandelsabkommen hat vereinfacht dargestellt, die Rechte von Investoren gestärkt und zu einem massiven Einkommensverlust der Arbeitnehmer in den drei Staaten, nicht nur Mexiko geführt. Es gibt natürlich Ökonomen, die darin keinen ursächlichen Zusammenhang mit dem Qualitätsverlust bei einzelnen Produkten sehen. Ich zB. bin aber mein Ökonom.

W.
.....

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