telly45 hat geschrieben:..... Mal schauen, ich hoffe, bei ihm bei Gelegenheit mal zum Anspielen zu kommen.
Tja, was kann ich sagen? Leider geil
, und zwar so richtig
.
Gestern habe ich mich mit Bernie Schröter getroffen und den Tone Ranger angespielt. Das ist ganz großes Ampkino und trotz des nur einkanaligen Aufbaus stecken da ganz viele Sounds drin durch die drei Tone Ranges (MV, TB und SL) sowie den beeindruckend funktionierenden Dynamic-Schalter. Eine sehr wichtige Erkenntnis: der Amp funktioniert trotz der 50 Watt aus 2 EL34 auch leise grandios, er ist meines Erachtens für jede Proberaum- und Bühnensituation geeignet, kann sehr laut clean mit einem wunderbaren Höhenschimmern (noch zu verstärken durch den Shine-Schalter) genauso wie bei sehr gemäßigten Pegeln einen satten vollen Overdrive-Sound. Mit verschiedenen vorgeschalteten Pedalen funktionierte er bestens, so z.B. unserem SoT.
Mein Orange Dual Terror ist ja sicher kein schlecht klingender Amp, aber gegen den Tone Ranger, das muss ich unumwunden zugeben, sah er ziemlich alt aus. Der Tone Ranger hat von allem viel mehr. Der gesamte Frequenzbereich ist komplett vertreten, der Verstärker klingt einfach rund, satt, ausgewogen. Die Klangregelung ist effektiv und gut angesetzt. Man muss sich von der 12-Uhr-Stellung nicht weit bewegen, so dass genügend Reserven auch für extremere Toneinstellungen vorhanden sind.
Die SL-Range ist die cleanste, hier darf man den Gain-Regler schon auf 13 Uhr bewegen, um mit einer Strat erste Anzerrungen in den Ton zu bekommen. Mit dem Dynamic-Schalter in Mittelstellung (was praktisch "Aus" bedeutet) ist die Dynamik einfach nur sensationell. Die kleinste Veränderung im Anschlag wird unverfälscht wiedergegeben, Finger oder Plektrum, Plektrum sanft oder hart angeschlagen, da ist extrem viel Musikalität drin, die dem einen oder anderen Spieler vielleicht schon zuviel sein könnte. Danach kommt die MV-Range, die schon deutlich mehr Zerre bietet, über den zweistufigen Dynamic-Regler aber wieder eingefangen werden kann. So bekommt man dann durch die Betätigung dieses Schalters wieder weniger Zerre, dafür aber einen komprimierten, weniger dynamischen Ton. Das ist aber nicht wie bei einem Kompressor, sondern es ist diese angenehme Kompression, die das Spiel trägt und dennoch dynamisches Spiel ermöglicht. Die höchste Verzerrung liefert dann die TB-Range, das reicht schon dicke für klassisches Abrocken. Aber wie gesagt, mit dem Dynamic-Schalter lässt sich das über zwei Stufen wieder einfangen, und dadurch erhält man einfach viele verschiedene Möglichkeiten der Soundformung, von kantig-countryesk bis dick-blubbernd und mit unzähligen Varianten und Gainausprägungen dazwischen. Das ganze gibts dann in zwei verschiedenen Lautstärken per Fußschalter abrufbar. An einen universell und absolut soundneutral funktionierenden FX-Weg ist ebenfalls gedacht. Die generelle Soundprägung ist britisch, aber gerade in der SL-Range ist schon viel amerikanisches mit dabei, wenn man durch Betätigung des Shine-Schalters dieses warme Schimmern in den Höhen hinbekommt.
Getestet habe ich das ganze übrigens ausschließlich an meiner kleinen Tubetown Raptor Box mit einem Celestion V-Type. Sensationell, welchen Druck und Klangfülle die mit diesem Verstärker aufbaut.
Ihr merkt, ich bin ziemlich geflasht, noch dazu, weil Bernie ja ein unfassbar netter Mensch und ein wandelndes Amplexikon ist, der nicht nur etwas vom Ampbau versteht, sondern das ganze auch authentisch mit Herzblut macht. Nein, billig ist dieser Amp sicher nicht, aber seinen Preis ist er definitiv wert. Für jemanden, der gerne Einkanaler spielt und dennoch nicht auf sinnvolle Features verzichten möchte (FX, 2. Lautstärke, perfekt funktionierende Lautstärkeanpassung) bei dennoch höchster Soundgüte ist dies eine absolut betrachtenswerte Alternative.