E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Selbst ist der Gitarrist: Reparieren, Pimpen, Customizen, Eigenbauten
Guitarthunder
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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von Guitarthunder » Montag 1. Februar 2016, 22:50

Magman hat geschrieben:
Dreamrider hat geschrieben:
Chris_1981 hat geschrieben:
Vielleicht bin ich nicht Profi genug. Vielleicht sind meine Ohren schlecht, vielleicht habe ich zuwenig Ansprüche. Aber diesem Abschnitt kann ich nicht zustimmen. Ein "qualitativ schlechtes Eisen" kann durch ein PU wechsel zu einer richtig guten Gitarre werden.
Hallo Chris, ohne Dir hier zu nahe treten zu wollen: das bestreite ich aus eigener Erfahrung und aus in dem Beitrag von mir angegebenen Gründen des "Gesamtpakets".

Grüße Sven :banana02:
Sven

Swen vielen Dank für deinen interessanten Bericht hier, macht Spaß zu lesen :thumbsup03:

Und ich bin genau deiner Meinung weil ich was den Pickup Wechsel angeht sehr viel Erfahrung habe. Ein schlechtes Eisen bleibt ein schlechtes Eisen, ganz egal was da an Pickups verbaut wird! Klar kann man auch eine gute China Paula durch bessere Pickups noch ein wenig besser machen. Aber wenn die vorher nicht ordentlich klingt bringen da selbst teure Kloppmänner nix. Ich hatte auch schon eine 5000 Euro teure Gibson Goldtop die egal mit welchen Pickups einfach nicht besser klingen wollte als meine olle Fenix Paula mit Stock Pickups. Totes Holz bleibt totes Holz :roll:
Ich hab in meiner Korea Paula PU`s von Tonerider und Rockinger drin. Spätestens wenn der Drummer einsetzt hörst du keinen Unterschied mehr zu Kloppmännern oder anderen superteuren PU`s. Die Feinheiten hört man doch nur im stillen Kämmerlein,auf der Bühne sind die total überbewertet. Ich muss allerdings dazu sagen das ich schon seit über 30 Jahren als Schlosser arbeite. Wobei mir mein Arzt noch eine sehr gute Höhrfähigkeit bescheinigt. Bevor ich mir PU´s für 500€ kaufe übe ich lieber mehr ,da ist mehr Verbesserungspotential drin.

Gruß Michael

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telly45
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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von telly45 » Dienstag 2. Februar 2016, 08:30

Guitarthunder hat geschrieben:..... Bevor ich mir PU´s für 500€ kaufe übe ich lieber mehr ,da ist mehr Verbesserungspotential drin.

Gruß Michael
Jetzt hast du mich gerade wieder aus dem Träumen geholt :motz01: .



;) :lol:
Gruß Rainer

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Dreamrider
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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von Dreamrider » Freitag 5. Februar 2016, 23:10

E-Gitarren Optimierung meiner 92er Les Paul Teil 2: Wiring, Kondensatoren und Potis

Hallo Freunde, hier der zweite Teil meines kleinen 92er Paulapimpen-Berichtes. :D

Fehlerberichtigung

Ale erstes möchte ich einige kleine Fehler berichtigen, die sich beim letzten Mal eingeschlichen hatten:
Der Sattel bei allen Les Pauls der letzten 20-30 Jahre, auch bei denen aus dem Custom Shop, ist aus einem Verbundwerkstoff (Kunststoff) der Firma Dupont, der sich "Corian" nennt.
Also nix mit Knochen-Sattel. :kopf_kratz01:

Der Body meiner 92er Custom ist aus einem kompletten Stück und nicht etwa zusammengesetzten Mahagoni, getoppt mit einer massiven Mahagoni Decke. Das Gewicht der Gitarre beträgt (nach allen noch im Folgenden zu beschreibenden Umbaumaßnahmen) genau 4,37 Kg. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat sie runde sogenannte „weight relieve holes“ und zwar neun Stück an der Zahl, zur Gewichtsreduzierung. Diese haben aber nichts mit den sogenannten Soundkammern zu tun, die es ab 2007 serienmäßig zur "Klangverbesserung" bei vielen Les Paul Gitarren gibt.

Soviel dazu. Mein letzter Bericht endete damit, dass ich bei Herrn Jeffrey Shepperd aus Tracyton, Washington, zwei original Sheptone Pickups in der Ausführung AB Custom bestellt hatte. Die gibt es schon seit einigen Jahren erfolgreich auf dem Mark und sie stecken, wie bereits erwähnt, in den Les Paul Gitarren einiger berühmter Gitarrenmoguls. Weil ich nun schon mal dabei war, bestellte ich für meine Flying V noch einen etwas „heißer“ gewickelten „Red Headed Stepchild"- Bridge-Pickup gleich mit. Shep meinte, der würde sehr gut zu dieser Gitarre passen. Für Interessenten hier der Sheptone-Link:

http://www.sheptone.com/Products/Humbucker

Um mir die sechs Wochen Wartezeit etwas zu verkürzen überlegte ich wie gesagt, was man sonst noch für das schöne Eisen und seinen Klang tun könnte. Der Vergleich von Dr.PAF zeigt, dass in Sachen Hochmitten und Höhen zwischen den 57 Classics und den AB Customs von Sheptone ja nicht gerade gewaltige Untschiede bestehen. Darüber hinaus hatte aber Dr.PAF in seinem Bericht auch etwas von „Pre-wired Control Kit for Gibson vintage and Historic Les Pauls” an seiner Gitarre erzählt und ich versuchte nun herauszubekommen, was es damit auf sich hatte. Auch hier half mir wieder das Studieren von einigen seiner Artikel im Musiker Board weiter. Der gute PAF ist ein echter Enthusiast, (wie ich auch einer bin), der, allerdings im Gegensatz zu mir, in diesen Dingen über reichliche und lange Erfahrung verfügt.

Tausch der Poti und des "Wiring"

Wenn man vorhat seine Elektronik zu tauschen, sollte man sich als Erstes darüber im Klaren werden, was in der eigenen Gitarre, elektronisch gesehen, eigentlich so los ist. Hier liegt nämlich oft eine Lösung für tonale Probleme. Das in meiner 92er Custom ursprünglich werkelnde "original Gibson wiring kit" inklusive Potis und Abschirmblech sah so aus:

Bild

Auf den Lautstärke-Potis stand folgender geheimnisumwobene Code: 440-71079A und R1379239. Was hatte das zu bedeuten? :kopf_kratz01:

Nach längeren Recherchen (hier ist eigentlich immer die http://www.mylespaul.com die die erste und beste Anlaufstelle) fand ich heraus,
dass der Gibson Code R137 ist für deren Lieferanten CTS, einen Hersteller qualitativ sehr hochwertiger Potis steht. Sie wurden in der 39. Woche 1992 als Long shaft audio Potis mit einem Widerstand von (nur) 100kOhm in meiner Gitarre verbaut. Als Tonregler fungieren bei mir ebenfalls sehr gute CTS mit der Code Nummer 440-70034, was schlichtweg bedeutet, dass sie einen Widerstand von (ebenfalls nur) 300kOhm haben.

Ich bin, als ehemaliger Student der Publizistik und Theaterwissenschaft, leider kein Fachmann in dieser Richtung. Ums kurz zu machen: mit diesen niedrigen Widerstandwerten sind offenbar nicht gerade tonale "Höhen-Rekorde" aufzustellen. Eine Faustregel besagt, dass, je niedriger dieser Widerstandswert der Poti ist, desto weniger Höhen hat der Gitarrenton, egal, wie weit sie aufdreht. Also bedeutet ein höherer Widerstandswert schlichtweg mehr Höhen, laienhaft ausgedrückt. Und 100kOhm ist offenbar mal so richtig wenig. :o

Wer dies technisch vertiefen möchte, sei an folgende Links verwiesen:

http://www.musiker-board.de/threads/die ... re.173890/

http://www.musiker-board.de/threads/die ... re.188360/

Wichtig ist natürlich, dass dieses "mehr an Höhen" nicht zu Lasten der Tiefen und Tiefmitten gehen darf. Mein Paulinchen klang im Tiefenbereich bereits ausgesprochen gut. Also sollte es "untenherum" so schön bleiben wie es war. ;)

Es wird empfohlen, neben dem Verbau von 500kOhm Qualitäts-Poti, auch eine Änderung der Schaltung (Verdrahtung) der Gitarre vorzunehmen, das sogenannte `50 oder `57 Wiring. Darüber hinaus wird auch zu anderen Kondensatoren, den sogenannten Caps (von Capazitators) geraten. In meiner Les Paul-Elektronik beispielsweise waren, wie bei Dr. PAF, ganz einfache Keramik-Caps verbaut. Lt. ihm (und anderen) sorgen allein schon die ganz früher verbauten sogennannten PIOs ("Paper in Oil") -Kondensatoren aus den frühen 50ern, genannt Bumblebees, für wesentlich mehr Transparenz und durchsichtigen Sound. Heutzutage werden diese zum Beispiel von der Firma Luxe 1zu1 nachgebaut.

http://www.crazyparts.de/electronics/lu ... /index.php

Da ich mir nun nicht die Mühe machen wollte alles einzeln heraus und wieder hineinzulöten, bin ich auf die naheliegende Lösung gekommen und habe das gesamte Wiring inklusive Kondensatoren und Potis getauscht. Ich bestellte mir bei der immer sehr hilfsbereiten Barbara von Crazyparts das "Luxe Kit", welches Ihr hier

http://www.crazyparts.de/electronics/pr ... /index.php

unter dem Namen: "prewired essembly Les Paul 1956-1960" findet. Solange man nicht die Pickup-Verkabelung versehentlich vertauscht oder sich "kalte Lötstellen" einfängt, ist das Einlöten dieses Kits kein Problem. So siehts fertig aus:

Bild

Zwischenfazit

Nach dem Einlöten dieses immerhin 109 Euro teuren Wiring-Kits, bei ansonsten noch völlig unveränderter Gitarre, gab es dann schon das erste kleine „Aha“ Erlebnis.
Die neuen 500 kOhm Potis hatten vor allem eine Wirkung: kein Höhenverlust mehr, wenn man die Lautstärke der Gitarre herunterregelt. Darüber hinaus hatte die Paula, zumindest gefühlt, auch ein wenig mehr „Dampf“ und klang etwas transparenter. Da sie allerdings auch vorher schon recht passabel klang, war das nur ein erster, kleiner Erfolg.

Insofern war das, in Anbetracht der nominellen Unterschiede von Potis alt: 100/300kOhm, zu Potis neu: 500/500kOhm, eigentlich weniger, als ich dachte. Und so muss ein jeder selbst entscheiden, ob sich dieses Invest für ihn lohnt. Ich denke, je schlechter die Ausgangslage in Bezug auf die in der Gitarre verbaute Elektronik ist, desto mehr könnte sich das lohnen. Ich aber hatte ja bereits schon CTS Potis drin und der Klang war schon mit der alten Elektronik recht gut. Und so war der Unterschied nicht so gewaltig, wie ich es nach dem Studieren von Dr.PAF's Artikeln erwartet hatte. Am Ziel war ich also mit meiner Paula noch nicht, und das war, alles in allem, für mich ein Grund mehr sich um die nächsten Maßnahmen zu kümmern:

Brücke und Tailpiece.

Dazu dann demnächst,
Grüße Sven :prost:
Zuletzt geändert von Dreamrider am Samstag 30. April 2016, 01:34, insgesamt 13-mal geändert.
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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von telly45 » Samstag 6. Februar 2016, 10:43

Sehr schön, bitte weiter so :thumbsup02:
Gruß Rainer

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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von Diet » Samstag 6. Februar 2016, 16:47

Hi,

sehr interessant! Danke! :thumbsup03:

Ich bin echt etwas verblüfft. Ich hätte beim Wechsel vom 100 auf 500 kOhm Volumepoti einen sehr
deutlichen Unterschied erwartet!

Gruß Diet

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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von bluesation » Samstag 6. Februar 2016, 17:01

Manchmal führt selbst Ausprobieren zu verblüffenden Ergebnissen. Ich hab ja unzählige Teleschaltungen durch. Und nach dem Lesen von Deinem Artikel Diet, wo es um den Tausch von Böckchen und Baseplate bei der Tele geht, habe ich auch das ausprobiert. Und dabei genau wie Diet festgestellt, dass die Baseplate weit weniger Einfluss auch den Sound hat, als erwartet oder die Saitenreiter. Die original Plate ist wieder drin, die Messingböcke gegen Stahl getauscht.
Gruß Tom

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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von HaWe » Samstag 6. Februar 2016, 18:01

Wenn ich das hier so lese, fällt mir ein, dass ich das E-Fach meiner Paula auch mal gründlich erneuern müsste.

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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von Dreamrider » Samstag 6. Februar 2016, 18:04

Diet hat geschrieben:Hi,

sehr interessant! Danke! :thumbsup03:

Ich bin echt etwas verblüfft. Ich hätte beim Wechsel vom 100 auf 500 kOhm Volumepoti einen sehr
deutlichen Unterschied erwartet!

Gruß Diet
Ja Diet, ich, wie gesagt auch. Ein "Nebeneffekt", auf den ich im Bericht gar nicht eigegangen bin war allerdings, dass die Volumenpotis nun einen sehr schönen linearen Regelverlauf haben, während vorher der jew. Lautstärkeregler eher eine Art "An-Aus Verhalten" hatte. Das führt dann angenehmerweise dazu, dass man nicht mehr immer mit allen Volumen und Klangpotis auf "voll" spielt, sondern sehr schöne Steuerungsmöglichkeiten über die Potis hat. Das ist der Grund, warum ich es auch wieder machen würde.

bluesation hat geschrieben:Manchmal führt selbst Ausprobieren zu verblüffenden Ergebnissen. Ich hab ja unzählige Teleschaltungen durch. Und nach dem Lesen von Deinem Artikel Diet, wo es um den Tausch von Böckchen und Baseplate bei der Tele geht, habe ich auch das ausprobiert. Und dabei genau wie Diet festgestellt, dass die Baseplate weit weniger Einfluss auch den Sound hat, als erwartet oder die Saitenreiter. Die original Plate ist wieder drin, die Messingböcke gegen Stahl getauscht.


Auf die diversen Möglichkeiten und zum Teil drastisch positiven Veränderungen durch Brücken- und Sattelmodifikation gehe ich, natürlich wieder mit allen Links und Ratschlägen, was aus meiner Sicht wo funktioniert und was nicht, ausführlich im nächsten Teil ein. Bei mir betrifft das, außer der Paula, eben auch die Flying V, die SG und meine 93er USA Strat, die ich alle modifiziert habe und über die ich dann berichten werde.

Danke für Eure Kommentare, :thumbsup02:

Grüße
Sven
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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von Dreamrider » Mittwoch 10. Februar 2016, 00:50

E-Gitarren Optimierung meiner 92er Les Paul Custom Teil 3: Über diese Brücken musst du gehen...

Kommen wir zum dritten Teil meines kleinen Berichts über das Optimieren einer 92er Les Paul Custom.

Nach dem Einbau des "56-60 Wirings von Crazyparts, das, wie gesagt, vor allem die Klang- und Lautstärkeregelmöglichkeiten und auch etwas die Dynamik meiner Paula verbesserte, aber in Sachen "transparenter Höhen" noch nicht der "Grand Cru" war, suchte ich nach weiteren Möglichkeiten etwas mehr Glanz und Durchsichtigkeit in die Hochmitten und Höhen meiner Custom zu bekommen. Ich hatte in einigen Artikeln im Netz etwas von "Faber-Parts" gelesen und mich dann an die Recherche gemacht.

Die ursprünglich amerikanische Firma Faber wird hier in Deutschland durch Gottfried Schmid vertreten, der im Übrigen auch astreine Gitarren und Pickups baut und die Faber-Gitarrenparts auch selbst aged. Als erstes bestellte ich mir bei Gottfried eine Brücke aus vernickeltem Messing-Alu und dazu noch ein Alu Tailpiece (noch nicht in vergoldet, so wie ihr es auf den Beispiel-Bildern seht, das war erst später). Ich hatte für dieses Experiment erst einmal meine Flying V auserkoren, die wie ich fand, ebenfalls noch klanglich optimiert gehörte. Außerdem wartete auch noch meine gute alte SG 61 reissue darauf, in dieser Richtung aufgehübscht zu werden.

Man hat bei Faber die Möglichkeit, alle Teile einzeln zu bestellen. Sprich also:

die Buchsen und Halterungen für die Brücke,

http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... 2_29_10_61

die Brücke selbst:

http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... olzen.html

die Buchsen und Schrauben für das TP aus Alu (das sogenannte Tone Lock Kit) selbst:

http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... -Kits.html

und das Tailpiece:

http://www.tokaiguitar.de/xtcommerce/in ... ath=2_29_7

Bei Gibson Gitarren, zumindest bei den klassischen die ich habe, ist übrigens jeweils die Nashville Ausführung für Brücke und TP vonnöten.

Kommen wir zuerst zum Ein- bzw. Ausbau. Der geht wie folgt:
Nach dem Entfernen der Saiten, zieht man als erstes vorsichtig die Buchsen für die Brücke aus dem Gitarrenkörper.

Bild

Dazu kann man normalerweise einfach die alten Haltepfosten etwas herausdrehen und anschließend dran ziehen.

Bild

Dieses sollte man allerdings mit der gebotenen Vorsicht und Ruhe machen und, wenn sie allzu fest sitzen, es lieber lassen. Das wichtige Teil ist die Brücke selbst und man kann bei Faber Geld sparen, wenn man nur die Brücke in der Einfachausführung bestellt (auch wenn Faber seinen Buchsen noch geheimnisvolle Klangverbesserungen zuschreibt, die sich aber in der Realität in engeren Grenzen halten).

Ich hatte sogar die noch teurere Brückenvariante bestellt, die mit zwei Schrauben gegen das Abfallen fixiert werden kann (aber nicht muss). Im Nachhinein sollte man sich überlegen, ob man das wirklich braucht. Denn die Brücke kann, wenn sie nicht starr fixiert ist, einfach noch etwas besser eigenschwingen, was sich m.E. sehr positiv auf den Sound auswirkt. Außerdem benötigt man zum Festdrehen der Brückenschrauben ein kleines Spezialwerkzeug. Das liefert Gottfried zwar mit, aber es verbummelt sich auch sehr leicht, wenn man, wie ich zur zeitweisen Schludrigkeit neigt :mad01: . Aber, wie gesagt, man muss ja die Feststellschrauben nicht montieren, bzw. festdrehen.

Weil ich nun schon mal die Saiten ab hatte, ersetzte ich gleich auch das alte Tailpiece gegen das von Faber aus Alu. Die Tailpiece-Buchsen lassen sich im Allgemeinen nicht ganz so leicht durch Ziehen entfernen. ( Das gilt für ziemlich alle Gitarren, die ich kenne) Hier sorgt allerdings die Firma Rockinger mit einem kleinen, genialen und völlig überteuerten Tool ;) für die Lösung:

Bild

Mit Hilfe eines Inbusschlüssel und einer langen Madenschraube (heißt die eigentlich so??) für Zoll- oder metrische Gewinde, je nachdem (ich brauchte Zoll) ist es kein Problem mehr. Auf diese Weise lassen sich die Buchsen spielend leicht entfernen, man sollte nur darauf achten die Oberseiten der Buchsen so gut wie möglich vom Lack zu befreien, damit es beim Herausdrehen keine größerflächigen Lackabplatzer des Decklacks der Gitarre gibt. Dass man außerdem die Oberfläche seines wertvollen Stücks mindestens diesem Bereich mit einem weichen Tuch und mit einer guten Unterlage vor Kratzern schützen sollte, muss ich, glaube ich, nicht extra betonen. Einen rückschlagfreien Gummihammer zum Wiederhineinklopfen der neuen Buchsen solle man auch parat haben.

Im Prinzip ist aber auch das Entfernen der Tailpiece-Buchsen gar nicht notwendig, weil die Faber Alu-Tailpiece-Schrauben gut in die Gewinde der vorhandenen Buchsen passen. Auch bei den Tailpiece-Schrauben hat man wieder zwei Möglichkeiten. Welche, die das TP fixieren (Lock) und die anderen, die ja von der Form her bei Gibson auch serienmäßig sind und bei denen das Stop-Tailpiece dann abfällt, wenn man die Saiten abmacht. Im Prinzip kann man sogar die alten original TP-Halterungsschrauben verwenden, wenn man nicht das letzte Tüpfelchen „Zoing und Boing“ :mrgreen: aus der Gitarre herauskitzeln will.

Bild

Die Gewichtsunterschiede zwischen dem Alu Tailpiece (28g) und dem normalen Tailpiece (90g) sind übrigens eklatant.

Die klangliche Verbesserung bei der Flying V durch die Alu/Messing Brücke und das neue Tailpiece ist das ebenfalls. :boing01:

Wie schon in einem anderen Thread von mir ansatzweise geschildert fühlte es sich an, als ob jemand den „Dumpf und Mumpfschleier“ von den Pickups gezogen hatte. Der Ton meiner "fliegenden Festung" blieb nach dem Anschlag offen, ohne einzubrechen. Eins stand fest, ich war ziemlich angefixt, denn diese Kombination passte zumindest zur Flying V ganz hervorragend, weil auch der gewollt etwas "hohle" Grundsound der Gitarre, bedingt durch deren Korpusform voll erhalten blieb.

Was anderes war nun auch klar: auch die anderen Gitarren und insbesondere die Les Paul, um die es hier ja hauptsächlich ging, sollte diese positive Veränderung erfahren. Allerdings hatte ich zwischenzeitlich Kontakt mit Martin, hier aus dem Forum, der mich darauf hinwies, dass es mit ABM ebenfalls einen Hersteller gab, der zudem aus Deutschland, genauer gesagt, aus Berlin kommt und vom Material her einen etwas anderen Weg geht. Die Firma ABM hat mal als Hersteller von Blasinstrumenten angefangen und sich dann die Eigenschaften von Glockenmessing für die Veredlung elektrischer Gitarren zu Nutze gemacht. Ihr findet sie hier:

http://www.abm-guitarpartsshop.com/

Bestärkt durch einen hervorragenden Test in der Zeitschrift in "Gitarre und Bass" (den man sich, wenn man sich eingeloggt hat, von der Thomann Seite laden kann), bestellte ich mir also noch eine ABM-Glockenmessingbrücke, um diese mit der Faber Brücke vergleichen zu können (für meine Paula und den Wahn des zu erzielenden Traumsounds war mir offenbar einfach nix zu aufwendig :roll: ). Die ABM-Brücke ist deutlich massiver und damit optisch näher dran an der Original Nashville als die Faber und um einiges teurer. Allerdings muss man berücksichtigen, dass hier alle Buchsen und Schrauben gleich mit geliefert werden, so dass es sich im Endeffekt nicht soviel nimmt.

http://www.abm-guitarpartsshop.com/Tune ... 7_100.html

Diese ABM-Brücke baute ich, zusammen mit einem Faber Alu Tailpiece, testweise mal gleich in meine Paula ein. Und siehe, plötzlich war alles im Übermaß da: Die gute Klang- und Lautstärkeregelung und die Grund-Dynamik vom neuen alten 50er Wiring kam plötzlich erst jetzt so richtig zur Geltung. Endlich war auch die so lange vermisste Durchsichtigkeit in den hohen Saiten hörbar. Die Les Paul wirkten deutlich transparenter und dynamischer, ob Crunch oder Clean. Das Ansprechen war ein Traum. :sabber:

Der direkte Vergleich zwischen Faber und ABM in allen Gitarren die dafür in Frage kamen, brachte im Übrigen die weitere Überraschung, dass es eben von den jeweiligen Gitarren und deren Grundsound abhängt, welche Brücken und Tailpiece Kombination man wählt. Die Les Paul war beispielweise mit der Faber Brücke zwar gut, klang aber mit der ABM einfach noch um einiges edler (bei der SG war's komischerweise genau umgekehrt. Hier "gewann" Faber).

Ohne Euch nun mit weiteren Einzelheiten meiner stundenlangen Umbauten und "Hinundhertauscherei" weiter langweilen zu wollen: nach vielen Versuchen, die zum Teil bis Anfang dieses Jahres andauerten, waren bei mir folgende Tailpiece- und Brückenvarianten Varianten klanglich am eindrucksvollsten und so blieb es auch bis heute:

Les Paul 92 Custom: ABM Glockenmessingbrücke (2504g) und ABM Glockenmessing Tailpiece (!)

2015 Flying V (Limited Run for Japan Market): Faber Brücke und Faber Alu Tailpiece

2010 Gibson SG 61er Reissue: Faber Brücke und Faber Tailpiece

2015 Epiphone Casino Coupe: ABM Glockenmessingbrucke (2504n). Wirklich empfehlenswert, Martin, du würdest sie noch mehr lieben!!!! :prost:

Bild


Ich war happy, aber auch etwas erschöpft ;) , die Sheptones konnten also kommen...

Grüße
Sven
Zuletzt geändert von Dreamrider am Samstag 30. April 2016, 01:36, insgesamt 3-mal geändert.
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Re: E-Gitarren Optimierung einer 92er Les Paul Custom

Beitrag von Dreamrider » Samstag 13. Februar 2016, 00:31

Hier der vierte und letzte Teil meines Berichtes zur Optimierung meiner 92er Les Paul Custom: "Sheptones und Fazit"

Kommen wir zum letzten Teil der Beschreibung eines Tunings einer 92er Les Paul Custom.

Mitte Januar waren sie endlich da, die drei bestellten Sheptone-Pickups. Nach dem Erledigen der nervigen Zollformalitäten, inklusive zweistündiger Wartezeit und dem "Payment" eines hübschen Betrages EUST und Zoll, packte ich sie zu Hause natürlich sofort neugierig aus. Links unten auf dem Bild seht Ihr den „Red Headed Stepchild“, ein phantastisch „heißer“ PAF oberhalb der eigentlichen Spezifikationen für solche Pickups, den ich in meine Flying V als Bridgetonabnehmer einbaute. Rechts seht Ihr die beiden "AB Custom" für die Hals und Steg Position meiner Paula, gedacht als Ersatz für die 57er Customs.

Bild

Aussehen und Klang

Ich war nach diesem Auspacken leicht irritiert. Denn was da vor mir lag sah weit weg von „neuen Pickups“ aus. Eher wie ältere, kappenlos "verranzte" Spulen, schätzungsweise so alt wie meine Gitarre. :kopf_kratz01: Was ich nicht wusste: Shep verbaut grundsätzlich geagte Spulen und Magneten und ich dachte, „na wenn schon, denn schon“ und beschloss das richtig gut zu finden ;) und sie nackt, also ohne die alten goldenen Humbuckerkappen drüberzustülpen, einzubauen. :smoke01:

Er selbst beschreibt die Eigenschaften seiner AB Customs übrigens so:
„This set is wound using 1959 spec 42 Enamel wire which results in a bit thicker coil, and a higher final resistance. Same alnico 5 magnets as the Tribute set. This set will really push the amp. This set has a nice thick and warm tone, perfect for hot blues or hotter rock...“

Fast schon erwartungsgemäß (bei einem Preis von ca 330 Euro -inklusive Versand EUST und Zoll- hat man ja so seine Erwartungen :roll: ) führten diese Pickups den mit dem Wiring –Umbau und den ABM Brücken- und TP-tausch eingeschlagenen guten Weg für diese Gitarre nahtlos fort. Und das, obwohl die bisherigen 57er Customs ja in dieser Konfiguration auch nicht gerade wie „Schwachmaten“ klangen. Im Gegenteil, das war schon richtig gut gewesen!

Aber es war halt noch mal dieses gewisse „Mehr“, was das bereits „Gute“ vom „Besseren“ unterscheidet und dazu führt, dass man eine Gitarre kaum noch aus der Hand legen möchte. Lassen wir am besten den Experten auf diesem Gebiet, Dr.PAF, in kurzen Auszügen beschreiben, wie diese Pickups eine Gitarre zum klingen bringen können. Ich kann es leider nicht besser ausdrücken, sondern nur unterstreichen, was er vor geraumer Zeit schon über seine eigenen AB Customs sagte:

„Feine Obertöne schweben über jede Note (besonders auf dem Halspickup) und verleihen dem etwas frechen Grundzug der ABs einen besonderen Charme...

Akkorde werden gut und markant aufgelöst...

Hals- und Bridge-Pickup klaren wunderbar auf, wenn man das Volumen zurück nimmt. Das Brückenaggregat kann bei Bedarf ganz schön peitschen, da der Anschlagsknack (je nach Anschlag) sehr schön den Ton einleitet. Kräftiger Boost ist kein Problem, sondern wird gerne genommen.
Kurz gesagt – ein tolles Set für den, der in der Lage sein will, dem PAF-igen Grundton ein bisschen Dreck mit auf die Reise zu geben...“

Fazit

Ohne die Arbeitszeit für Löt- und Montagearbeiten zu berechnen, kamen für den Umbau der Gitarre folgende Kosten zusammen:

56-60 Wiring mit CTS Potis und Luxe Caps ca. 100 Euro
ABM 2504g Bridge ca. 100 Euro
ABM 3020g Stop Tailpiece 80,00 Euro
Sheptone AB Custom Pickups ca. 330 Euro

Insgesamt also gut über 600 Euro. Einiges Geld, das man allerdings ruhig ins richtige Verhältnis zwischen einem Neukauf sehr guter Gibsons zu den bekannten Preisen und dieser schönen alten Paula setzen darf.

Bild

Lohnt sich das und habe ich mein selbst gestecktes Ziel mit den Maßnahmen erreicht?

Meiner Meinung nach, wenn man das Invest dafür aufbringen kann und will, ja. Ich persönlich habe mir mit dem Gesamtpaket aus Wiring, Brücke, TP und PUs zu den bereits geschilderten positiven Eigenschaften einer 92er Les Paul Custom darüber hinaus genau das eingehandelt, was ich wollte: Durchsichtige, präsente Höhen, die sich im Arrangement im Studio (und ich schätze mal auch Live) durchsetzen, ohne durch klirrende Schärfe zu nerven. Dazu ein wunderbar schmatzendes Ansprechverhalten vor allem auch bei etwas "härteren Gangarten". Wie eine "Sandy" klingt sie nicht, nein, anders, sie klingt wie eine schöne, runde, eingespielte, fast 25 Jahre alte Custom aus Mahagoni, mit ungewöhnlich durchsichtigen Hochmitten und präsenten Höhen. Das war das, was ich wollte und schließlich auch bekommen habe... :boing01:

Was hat daran welchen Anteil?

Das ist im Nachhinein schwierig zu beantworten. Vielleicht könnte man sagen, dass Brücke und TP schon den größten Anteil am guten, präsenten Klang haben. Aber ohne die Sheptones und das Wiring würde hier das "Tüpfelchen auf dem i" fehlen. Mir, mir als ehemaligen engagierten Motorsportler (nur auf Porsche-Clubebene), drängt sich folgender Vergleich auf: Nur die Summe aller Teile bringt letztlich den vollen Erfolg.

Wenn ich schon diesen Vergleich heranziehe, bleibt aber eines unbestritten: ein gutes Auto ist nur so gut wie sein Fahrer, und eine gute Gitarre wird nur durch einen guten Gitarristen zum dem, was sie letztlich aus der Masse heraushebt. Und das ist wiederum, um es mit den Worten unseres ehemaligen obersten Berliner Partymeisters zu sagen, auch gut so. :afro:

Ich arbeite noch dran. :banana03:

Danke übrigens für alle, die mir bis hierhin gefolgt sind. :thumbsup03:
Grüße
Sven :undwech:
Zuletzt geändert von Dreamrider am Samstag 30. April 2016, 01:39, insgesamt 3-mal geändert.
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