Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420 goes 6120...?

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Batz Benzer
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Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420 goes 6120...?

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 21. Juli 2016, 11:02

Liebe Gemeinde,

ich habe meine orange Gretsch schon ziemlich lange, seit 2007. Ziemlich schnell mussten die gewöhnlichen PAF-Klone einem Satz Duesenberg Dominos - P-90 im Humbucker-Format - weichen:

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Nachdem ich mittlerweile viele andere Exemplare spielen und einige erlesene besitzen darf wie durfte, wuchs in mir der Wunsch, der 5120 gretschigere Gene zu implantieren; die Pickups sollten es richten, denn am Steg war mir der Domino stets etwas zu gutmütig, zu mittig, zu wenig Kante und Kontour.

Da kam mir der Satz Blacktop Filtertrons gerade recht, zumal der Preis einfach zu gut war, um nein zu sagen; aus einer 2016er Electromatic, mit silbernen und goldenen Bezels (so heißen die Gretsch-Tonabnehmer-Rahmen, die eigentlich nur Zierde sind, hier aber ganz konventionell die Pickups halten).

Die Tonwandler konnten mir ja bereits in der 5422 gefallen; meines Erachtens sind das keine Billigheimer, sondern lupenreine Gretsch-Aggregate mit viel Snap, Biss und Höhen, aber auch einem feinen Holzanteil im Ton, die sich die Mittennase genre-typisch verkneifen.

Somit versprach der Umbau, mir den Unterschied von Single und Double Cut im Langzeit-Direktvergleich vor Ohren zu führen; jupp, das isses mir wert!

Also ran an den Speck: Es waren also zwei Blacktop Filtertrons mit Bezels unterwegs. Hinzu kam ein transparentes Pickguard (12€) nebst silberner Sprühfarbe (6€); so viel zum Thema Ausgaben.

An Werkzeug brauchte es den Dremel für Holzarbeit; die "Ohren" der neues Pickups waren breiter als jene typischer PAF-Kopien. Also behutsam breiter gedremelt und immer wieder überprüft, ob es reicht, bis es reicht.

Dann kam der Lötkolben zum Einsatz und vermählte die neuen Schwingungswandler mit dem Kübel.

Und das war's - nach ein wenig Feintuning der Pole Pieces der Pickups - dann auch schon:

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Am Amp passiert genau das, was ich erhofft hatte: Die Gitarre hat immer noch ihre klangliche Tiefe und ihren crispen Mitten, aber mit wesentlich mehr Kontour, Kante und Dynamik!

Am Hals raunt es jetzt sogar wohlig-warm, Holzanteil trifft auf Höhen-Glitzer-Häubchen; feine Sache, das!

Fazit: Das kann man auch mit zwei bis fünf linken Händen schaffen: Easy-Peasy! Und es hat die Gretsch in der Tat gretschiger gemacht! :banana03:

Optisch wären mir die goldenen Rahmen plus güldenem Pickguard zwar lieber gewesen, aber eines der Bezels hat die Reise trotz bester Verpackung leider nicht überlebt - nicht schlimm! ;)

Isses jetzt die bessere Gitarre? - Nöö, das ganz sicher nicht. Sie ist jetzt nur so viel anders wie ich es mir gewünscht habe. Und ich habe noch 'nen Satz sehr guter Pickups, falls mir mal 'ne günstige Streamliner über den Weg.... nein, AUS! SITZ, BATZ, SITZ!!! BÖSER JUNGE, BÖÖÖSER BATZ!!! :mrgreen:

Lieben Gruß,

icke. :smoke01:
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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Magman » Donnerstag 21. Juli 2016, 11:33

Ich finde die sehr chick mit den Silberlingen :thumbsup03:

Es sind ja manchmal nur Nuancen am Sound wenn man Pickups tauscht und um so besser wenn dein Vorhaben in die richtige Richtung ging. Bei den "Kübeln" gibt es ja auch nicht sooo viele Unterschiede. Die Gitarre bringt ja sehr viel Klangcharakter mit sich. Ich hab das selten so gravierend wie bei den dicken Gretschs empfunden.

Go Batz go 8-)
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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 21. Juli 2016, 11:36

Magman hat geschrieben:Die Gitarre bringt ja sehr viel Klangcharakter mit sich. Ich hab das selten so gravierend wie bei den dicken Gretschs empfunden.
100%ige Zustimmung! :thumbsup03:

Danke für Dein Feedback,

Batz. :smoke01:
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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Wizard » Donnerstag 21. Juli 2016, 12:01

Verdammt, sind das lecker Bilder! :sabber: Und die Beschreibung des jetzigen Sounds löst ebenfalls :sabber: aus :clown:
Gruß Peter

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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von tommy » Donnerstag 21. Juli 2016, 12:10

...Du hast schon wieder gedremelt??? :shock: :panic: :panic: :panic:





...Schöne Arbeit! :thumbsup03:
LG, Tommy


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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 21. Juli 2016, 12:11

tommy hat geschrieben:...Du hast schon wieder gedremelt??? :shock: :panic: :panic: :panic:
:muahaha: :rofl: :muahaha:

Vorher war es ein Cadillac.... :shock:

:mrgreen: ,

Batz "Ratz Fatz" Benzer.
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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Manuel » Donnerstag 21. Juli 2016, 12:57

Batz Benzer hat geschrieben: Die Tonwandler konnten mir ja bereits in der 5422 gefallen; meines Erachtens sind das keine Billigheimer, sondern lupenreine Gretsch-Aggregate mit viel Snap, Biss und Höhen, aber auch einem feinen Holzanteil im Ton, die sich die Mittennase genre-typisch verkneifen.
So sieht das aus!

Ich hatte auch noch nie das Bedürfnis die Blacktops aus meinem Kübel gegen irgendetwas anderes zu tauschen.
Schon garnicht als Gelegenheits-Gretscher ...
Grusz,

Manuel

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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Batz Benzer » Donnerstag 21. Juli 2016, 13:08

MEINEM Kübel; er steht bloß noch bei Dir... :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:
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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Batz Benzer » Montag 25. Juli 2016, 10:57

Moin Bude,

nach ein paar weiteren Tagen sowie ein wenig des Schraubens hie und da, habe ich mittlerweile einen gefestigen Klangeindruck gewinnen können:

Das war vorher eine Gitarre, die Scotty Moore-Anteile mit typischen Gretsch-Genen kombiniert hat; schon ganz klar im Rockabilly-Lager beheimatet.

Die Blacktop Filtertrons schmeissen den Moore-Anteil raus aus dem Klangbild und machen unmissverständlich klar, dass dies eine Gretsch ist!

Nicht so mittig wie die Setzer-Aggregate von TV Jones, nicht so gnadenlos offen wie die DeArmond DynaSonic-PUs, sondern ziemlich genau dazwischen, vielleicht ein wenig "trockener" als handelsübliche Filtertrons, aber eindeutig ein solcher!

Vorher neigte die Gitarre im Vergleich mit anderen Gretsches dazu, gutmütig zu nuscheln und damit schnell zu verzeihen; Nuancen konnten klanglich verschluckt, Fehler begradigt werden. Jetzt ist dem mitnichten so: Klare Kante herrscht hier vor, aber immer noch die (dem Gitarren-Sound zueigene) warme Mittennase im Klangbild, den z.B. die 5422 bauartbedingt so nicht hat, dafür aber lauter und elektrischer wirkt.

Die Sorge, dass sich die Gitarre mit den neuen Pickups von den Mit-Gretsches nicht mehr ausreichend abheben würde, war unberechtigt; die positiven Charakteristika der Pfanne kommen nach wie vor zum Tragen, werden aber nicht mehr ins partiell Nachteilhafte verstärkt.

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Re: Gretsch-Umbau: 5120 goes 5420

Beitrag von Batz Benzer » Freitag 29. Dezember 2017, 12:16

Tach,

mittlerweile bin ich einen Pickup-Satz weiter; seit ein paar Tagen werkeln waschechte TV Jones (Classic und Classic Plus) in der 5120; macht das bereits eine 6120 aus dem Kübel, und wie klingen Blacktrons und TV Jones im Vergleich?

Der Einbau war, da ich die Drähte über der PU-Fräsung selbst löte, "piece of cake"; dank der sich höher streckenden Füßchen reichen die Classics näher an die Saiten, so dass man die Pole Piece-Schrauben fürs Feintuning nicht allzu weit aus dem Körper schrauben muss.

Kommen wir zunächst zum Vergleich mit den Vorgänger-PUs, die sich in den aktuellen Electromatics finden: Diese haben weniger Output, das Frequenzspektrum ist breiter und nicht so mittig-fokussiert wie die TV Jones, die hingegen einen weiteren Fokus auf ein atmendes Höhenbild mit Sparkle und ausgeglichene Bässe legen.

Dies bedeutet, dass sich die Classics immer besser durchsetzen und markanter klingen, auch in der Zwischenposition. Das ist mehr Rockabilly als die Blacktrons, die ich eher Americana-mäßig verorten würde.

Das ist schon grundsätzich dieselbe klangliche Basis, allerdings haben die TV Jones ein EQing erhalten, welches den Blacktrons verwehrt wurde: Heisst das, dass die USA-Aggregate also besser sind?

Hmmm, hängt von der Gitarre und dem Anwendungsbereich ab. In aller Regel wird man die Classics wohl als brauchbarer identifizieren, allerdings featuren die Blacktrons den Holzanteil im Klangbild sehr und haben eigentlich auch mehr Glas, was aber im Mulm des fehlenden EQings "verschluckt" wird und daher anders wirkt.

Ganz konkret für meine Gitarre bedeutet dies, dass sich das Spielgefühl auffallend verändert hat; die Blacktrons klebten tight am Spieler, klangen knochig und verziehen nichts, wie ein Gummihandschuh. Auch bei schnellen Läufen wurde nix verschluckt, nichts verwischt, was man allerdings auch liefern können musste.

Die TV Jones sind hingegen wie ein wattierter Lederhandschuh; sehr elegant, mit mehr Luft, sehr viel mittiger, aber immer noch tight genug, um nicht zu "nuscheln". Die Gitarre wirkt größer, und es ist erstaunlich, wie viel mehr Strahlkraft die PUs dem Kübel abverlangen. In der Praxis: Ich spiele entspannter mit weniger Kraft!

Der Lautstärke-Unterschied zwischen den beiden Positionen der Tonabnehmer-Paare ist ebenfalls unterschiedlich, wirkt bei den Blacktrons organischer und angepasster; bei den TV Jones ist ein deutlicher Unterschied zugunsten des Stegs nicht zu überhören. Dieses scheint mir, so wie analog bei der Tele, die bessere Basis für eine gute Zwischenposition zu sein, welche bei den Classics entsprechend markanter tönt.

Nun also zu Frage Zwo: Macht es eine 6120 aus der 5120? - Jein: Es geht klanglich schwer in die Richtung, bleibt aber haptisch schneller, wendiger als die großen Schiffe. Das ist für mich so perfekt, da ich die Behäbigkeit der Originale eher als unangenehm empfinde.

Und das ist nicht nur für mich, sondern auch für Gretsch eine gute Nachricht: Wer eine 6120 spielen möchte, der sollte sich auch eine solche kaufen; der Umbau einer 5120 ersetzt diese Gitarre nicht. Aber sie kopiert deren Klangbild bei leichterer Bespielbarkeit, was mich ungemein anspricht.

Ich schätze mal, dass man mit einer 5420 plus TV Jones noch näher am Original sein würde; zumindest mein Exemplar spielt sich ziemlich nahe an einer japanischen Gretsch.

Fazit: Der Umbau der 5120 von Blacktrons auf TV Jones hat sich für mich gelohnt; es geht klar in Richtung Setzer und Rockabilly, weiter weg vom breiter aufgestellten Amaricana-Jingle Jangle der Blacktrons. Und auch wenngleich der klangliche Unterschied zur 6120 klar geringer wird, so bleibt gerade haptisch ein Unterschied bestehen.

Vielen Dank, lieber Tammo, für das Überlassen der Pickups zu einem fairen Kurs!!! :prost:

Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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