Der gewisse Dreh

Selbst ist der Gitarrist: Reparieren, Pimpen, Customizen, Eigenbauten
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Magman
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Magman » Sonntag 12. Januar 2020, 12:35

Ich glaube das wissen (und glauben) auch nur diejenigen, die damit zu tun haben. Entweder Schrauber und Techniker, oder eben die Zupfinstrumentenbauer. Andere interessiert das auch wenig, weil sie eben das spielen was sie sich kaufen und fertig. Wenn’s passt und sich das Ohr dran gewöhnt hat schraubt man eh nicht mehr dran rum :)
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Mintage
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Mintage » Sonntag 12. Januar 2020, 14:35

Moin,

was Martin geschrieben hat entspricht auch meiner Erfahrung: Mitte der 90er lernte ich Jörg Tandler kennen - und er war einer der Ersten, der sich
um solche Details kümmerte, bzw. diese festgestellt hatte.

Deshalb spielt es auch bei einer Schraubals-Gitarre keine Rolle, ob der Hals bündig am Seitenrand des Korpus anliegt ( der obligatorische Spalt an
beiden Halssaiten ), was gerne als Qualitätskriterium aufgeführt wird ( natürlich sollte da kein Spalt sein !) - für die Klangentfaltung ist nur
entscheidend, ob die Halsbefestigungsfläche plan (!) auf dem Korpus aufliegt. Das garantiert beste Schwingungsübertragung !

Und da tun sich bei den Strats/Fenders der 70er eben Abgründe auf, da dazwischen papierne Unterlagen oder sonstige Hilfsmittel aufliegen, die
die Übertragung dämpfen ( neben der Tatsache der feuchten u. somit sackschweren Hölzer, umgeben von dickstem, abtötenden Polyester-Lack - ich
weiß, es gibt bestimmt gut klingende Gitarren aus der Zeit, nur habe ich noch keine davon entdeckt :evil: ).

Das gleiche Problem hat eine LesPaul: wenn der Hals eingeleimt wird, kann keiner mehr erkennen, ob nicht vielleicht eine fette Leimschicht zwischen
Hals- und Korpusauflage dafür sorgt, das die Gitarre zwar klingt - aber nicht singt ;-)
Und bei der läßt sich diese Schlampigkeit nicht nachträglich korrigieren - bei einer Schraubhalsgitarre schon !

Meine Erfahrung zeigte mir, das man die Schrauben eines Gitarrenhalses "anziehen", aber nicht "festziehen" sollte (wie bei einem Schrank/Regal etc.).

Grüsse
Rainer

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tommy
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von tommy » Sonntag 12. Januar 2020, 14:52

Thema Anzugsdrehmoment:

Durch die fenderartige Metall Halsplatte hat man theoretisch die Möglichkeit, die Schrauben anzuknallen bis die Gewinde ausreissen.
Ein grober, guter Anhaltspunkt ist m.E., die Schrauben so anzuziehen, als wäre die Platte nicht vorhanden sondern nur Senklöcher direkt im Holz. D.h. zu stoppen, bevor sich die Schraubenköpfe in den Body reinfressen.

Wer desöfteren schonmal Schränke, Regale etc. zusammengeschraubt hat, hat das ganz gut im Gefühl. Vernünftiger Kraftschluss ja, aber keine Zerstörung der Schraubenkopf Auflage (Senkung).
LG, Tommy


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Motörheiko
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Motörheiko » Sonntag 12. Januar 2020, 15:14

... nach fest kommt ab und dann isses kaputt ...

Die Auswirkungen mit leicht gelösten Schrauben höre und fühle ich nicht, ich merke aber wenn der Hals anfängt sich in der Halstasche zu bewegen - und dann isses nunmal lose ... Meine Schrauben sind einfach fest und die Gitarren funktionieren - so soll es sein ...
notasis - Oasis Tribute Band

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Wizard
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Wizard » Sonntag 12. Januar 2020, 16:19

Motörheiko hat geschrieben:
Sonntag 12. Januar 2020, 15:14


Die Auswirkungen mit leicht gelösten Schrauben höre und fühle ich nicht, ich merke aber wenn der Hals anfängt sich in der Halstasche zu bewegen - und dann isses nunmal lose ... Meine Schrauben sind einfach fest und die Gitarren funktionieren - so soll es sein ...
Meine drei Schraubhals Gitarren sollen auch so bleiben wie sie sind. Es ist ein fieses Gefühl wenn der Hals Spiel hat :shock:

Auch werde ich nie wieder ohne wirklichen Grund den Hals vom Body entfernen (um z.B. einen anderen Hals zu testen - hab ich zweimal gemacht
und war froh, dass der ursprüngliche Hals dann wieder gut passte).
An Gitarren sollte man nur rumwerkeln wenn man wie z.B. unser Martin die nötige Ahnung und das nötige Können besitzt :bb:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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Paulasyl
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Paulasyl » Sonntag 12. Januar 2020, 16:37

Sonntag, man hat Zeit, nachdem das Brennholz aus dem Garten verladen wurde...ca. 45° lösen, nachdem ich mich davon überzeugt habe, dass Sie angeknallt waren. Alles nur trocken probiert, das sollte wirklich keine Auswirkungen auf das elektrische Verhalten haben. Probiert an einer
-86er Squire Strat: Spielgefühl identisch, Stimmung hält, Gegenprobe, wieder anknallen. Ja, ein wenig schnelleres Attack und eher spanky.
-Anfang 2000er Fender Strat: Spielgefühl identisch, Stimmung hält, Im Sound null Unterschied auszumachen
- Anfang 2000er RBC Powerstrat: Spielgefühl identisch, Stimmung mit Locking Tuners minimal verändert, Soundmäßig nix.
- Ca. 10 Jahre alte Bausatztele: Spielgefühl schwammiger, Stimmung im Arsch, Sound runder und voller. Nach dem Wiederanknallen wieder mehr Spank und Attack, Spielgefühl wieder wie gehabt. Allerdings: Hier ist noch eine Plastikplatte unter der Konterplatte.

Merke: Wir fügen dem Gitarrenvoodoo oder -Mojo ein weiteres Kapitel hinzu. Jetzt kann ich es noch an einer Mini Ibanez probieren, die allerdings vier einzelne Konterflansche hat. DIe Framus kommt dafür nicht in Frage, da sind zwei der Schrauben unter dem HalsPU.

Womöglich spielt neben dem Kraftschluss der Holzteile noch das Material der Schrauben eine Rolle. ;)
Zuletzt geändert von Paulasyl am Sonntag 12. Januar 2020, 16:58, insgesamt 1-mal geändert.
Mein Körper besteht zu 65% aus Müdigkeit, der Rest ist Hunger.

Colombo

Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Colombo » Sonntag 12. Januar 2020, 16:53

Mintage hat geschrieben:
Sonntag 12. Januar 2020, 14:35
Moin,

was Martin geschrieben hat entspricht auch meiner Erfahrung: Mitte der 90er lernte ich Jörg Tandler kennen - und er war einer der Ersten, der sich
um solche Details kümmerte, bzw. diese festgestellt hatte.

Deshalb spielt es auch bei einer Schraubals-Gitarre keine Rolle, ob der Hals bündig am Seitenrand des Korpus anliegt ( der obligatorische Spalt an
beiden Halssaiten ), was gerne als Qualitätskriterium aufgeführt wird ( natürlich sollte da kein Spalt sein !) - für die Klangentfaltung ist nur
entscheidend, ob die Halsbefestigungsfläche plan (!) auf dem Korpus aufliegt. Das garantiert beste Schwingungsübertragung !

Und da tun sich bei den Strats/Fenders der 70er eben Abgründe auf, da dazwischen papierne Unterlagen oder sonstige Hilfsmittel aufliegen, die
die Übertragung dämpfen ( neben der Tatsache der feuchten u. somit sackschweren Hölzer, umgeben von dickstem, abtötenden Polyester-Lack - ich
weiß, es gibt bestimmt gut klingende Gitarren aus der Zeit, nur habe ich noch keine davon entdeckt :evil: ).

Das gleiche Problem hat eine LesPaul: wenn der Hals eingeleimt wird, kann keiner mehr erkennen, ob nicht vielleicht eine fette Leimschicht zwischen
Hals- und Korpusauflage dafür sorgt, das die Gitarre zwar klingt - aber nicht singt ;-)
Und bei der läßt sich diese Schlampigkeit nicht nachträglich korrigieren - bei einer Schraubhalsgitarre schon !

Meine Erfahrung zeigte mir, das man die Schrauben eines Gitarrenhalses "anziehen", aber nicht "festziehen" sollte (wie bei einem Schrank/Regal etc.).

Grüsse
Rainer

Das mit den 70er Jahre Fender Strats kann ich nicht bestätigen. Denn es waren nicht feuchte Hölzer die da verbaut wurden, sondern Hölzer die aus Kanada aus Kostengründen eingekauft wurden und Sackschwer sind die auch alle nicht. Meine Strat mit Hardtail wiegt 3,80 Kg.

Zum anderen frage ich mich, warum man den Halswinkel mit Unterlagen verändern sollte. Der einzige Grund dafür wäre, dass die Halstasche in der Tiefe nicht korrekt gesetzt wurde oder die Höhe des Halses entspricht nicht dem vorgesehen Maß.
Da die Höhe des Halses nicht genormt ist, schwangt diese schon mal wischen 25 und 26 mm. Das habe ich aber bei Fender Gitarren aber noch nicht feststellen können. Was ich allerdings feststellen konnte ist, das die Länge des Halses schwangt um bis zu 3 mm vom 12. Bund bis Halsfuß gemessen.

Auch in dem Punkt Lackierung muss ich da wiedesprechen. Ein heutiger Lackaufbau besteht aus mehreren Schichten, Füller (bei Esche), Grundierung, Lack, Klarlack. Wird ein Biending am Body angebracht, erhöht sich sogar noch die Klarlackschicht um eine mehrfaches. Da der Übergang vom Biending zum Lack , bedingt durch das Abkleben ausgeglichen werden muss. Diese Schicht ist bedeutend dicker als der Lackauftrag mit Klarlack meiner 70er Strat.

Auch bin ich nicht davon Überzeugt, dass bei Les Paul Gitarren eine fette Leimschicht der Grund dafür ist, das sie nicht singt. Es werden ja nur hart aushärtende Leime verwendet und keine dauerelastischen und ich glaube auch nicht, das die Hälse ohne vernünftigen Anpressdruck verleimt werden. Vielmehr denke ich, dass das an den Hölzern liegt und an dem Aufbau des Halses an sich.

Zum Thema Halsbefestigung sein noch gesagt, dass ich den Hals nur so fest anziehe bis keine Bewegung in den Hals- Body Verbindung mehr feststellbar ist.

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Batz Benzer
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Batz Benzer » Sonntag 12. Januar 2020, 17:14

Colombo hat geschrieben:
Sonntag 12. Januar 2020, 16:53
Zum anderen frage ich mich, warum man den Halswinkel mit Unterlagen verändern sollte.
Weil sich so der Andruck der Saiten auf den Steg ändert; anders Spielgefühl. ;)
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

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tommy
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Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von tommy » Sonntag 12. Januar 2020, 17:22

Thema Halsshim am Beispiel Strat:

Prinzipiell richtet sich der Halsstellwinkel nach dem Umstand, ob das Vibrato aufliegend oder schwebend eingestellt wird (Höhenunterschied).
Je nachdem müssen die Reiter hoch oder tief eingestellt werden.
Ich hatte schon Beispiele, wo die Reiter entweder sehr "hochbeinig" eingestellt werden mussten (wackelig) oder aber gar nicht mehr tief genug heruntergedreht werden konnten, um eine flache Saitenlage zu erreichen.
Um jetzt den Halswinkel optimal einstellen zu können, besitzen US Strats nicht umsonst eine Justierschraube. Billige Strats haben diese nicht. Im Extremfall muss ein Shim aushelfen.
So oder so...bislang musste ich bei nicht wenigen Strats den Halsstellwinkel anpassen, um ein optimales Steg/Saitenlage Verhältnis zu bekommen. Je nachdem, ob aufliegendes oder schwebendes Vibrato werksseitig vorgesehen war.
D.h., da ich "gut schwebend" bevorzuge, habe ich bei "aufliegend" ausgelieferten Strats öfter eingreifen müssen.
LG, Tommy


Esst mehr Obst!

Colombo

Re: Der gewisse Dreh

Beitrag von Colombo » Sonntag 12. Januar 2020, 17:30

Batz Benzer hat geschrieben:
Sonntag 12. Januar 2020, 17:14
Colombo hat geschrieben:
Sonntag 12. Januar 2020, 16:53
Zum anderen frage ich mich, warum man den Halswinkel mit Unterlagen verändern sollte.
Weil sich so der Andruck der Saiten auf den Steg ändert; anders Spielgefühl. ;)
Aber doch nicht bei einer Strat mit Vibrato, wo ich den Winkel durch das Vibrato einstellen kann und der Andruck der Saiten auf die Saitenreiter durch die Saitenführung durch die Stegplatte eh schon hoch ist. Das macht für mich keinen Sinn.

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