Ribbon Mics - Erfahrungen?

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Duke

Ribbon Mics - Erfahrungen?

Beitrag von Duke » Sonntag 12. August 2018, 20:08

Hallo zusammen,

habe mir gerade ein Ribbon Mike für unverschämte Kohle (insbesondere, wenn man sich die Verarbeitungsqualität anschaut) zugelegt und bin sicherlich in der Honeymoonphase.
Muss ich bei Gelegenheit mal ein Review schreiben (Sontronic Delta 2)...

Irgendwie hatte ich geglaubt, ach komm bestell mal, dein Eindruck (und die damit verbundene Hoffnung) täuscht dich bestimmt, sicherlich auch nur ein weiteres Mikrophon, davon haste schon einige, was das kann, können deine anderen auch, probier es aus, schicke es sofort zurück, wenn es dir nicht 200% gefällt.

Leider echt geiler Scheiß und wirklich total anders als meine anderen z. T. richtig guten Mics.
Klingt sowas von passend und IMO richtig, das ist schon krass.
Hätte ich mir echt Jahre des Rumprobierens mit diversem anderen Kram sparen können. Diese seidige Bekämpfung der Höhen, die für Ribbons charakteristisch ist, ist sowas von einfach in einen Mix zu integrieren, ich bin total geflashed.
Außerdem fühlt es sich beim Einspielen auch noch richtig gut an, schwer zu beschreiben.

Da sind IRs, also digitale Nachbildungen, die ich so kenne, fast schon in die Kategorie "lachhaft" einzuordnen... :kopf_kratz01:

Royer, Beyerdynamik und viele andere Hersteller haben ja auch Ribbons im Sortiment.

Wie sieht es denn mit euren Erfahrungen aus?

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Diet
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Re: Ribbon Mics - Erfahrungen?

Beitrag von Diet » Sonntag 12. August 2018, 21:43

Duke hat geschrieben:
Wie sieht es denn mit euren Erfahrungen aus?

Hi Uwe,

da kann ich ganz kurz antworten: Meine Erfahrung = null :D
Ich dachte immer, die Bändchen Geräte wären sehr empfindlich, aber dieses verträgt ja 140 dB :o
Ich finde das Thema sehr interessant.


Gruß Diet

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Gurkenpflücker
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Re: Ribbon Mics - Erfahrungen?

Beitrag von Gurkenpflücker » Montag 27. August 2018, 20:54

Bändchenmikros sind mega! Verkörpern eine völlig andere Klangcharakteristik als dynamsiche oder Kondernsatormics.
Am Gitarrenamp sind die toll, aber auch für Vocals und vor allem als Overheads und Raummikros.
Man muss sich halt ein bisschen damit beschäftigen, da die Handhabung oft etwas anders ist als bei den anderen Typen. Dafür wird man aber auch mit einem sehr natürlichen und plastischen Sound belohnt.

Ich genieße Ribbons gerade in einem anderen Kontext, nämlich 2x Coles 4040, die in Blümlein-Anordnung vor mir meine Akustikgitarre, zusätzlich zu einem dynamsischen Mikrofon abnehmen. Bin kurz dafür, auch 2 riesen für so ein Set rauszuhauen.

Generell sind die Ribbons recht unempfindlich. Man darf halt nur nicht direkt reinblasen oder sollte schnelle Luftstöße (kabelknallen bei lautem Amp etc. vermeiden)

Das Delta 2 ist bestimmt eine tolle wahl. habe es selbst noch nicht getestet, aber interessiere mich sehr für das Apollo 2 auch gleichem Hause.
Das Coole ist bei den Sontronics die aktive Schaltung, mit der man die Mics auch mit weniger hochwerigen Preamps oder einem Interface nutzen kann. Normale Ribbons haben nämlich sehr wenig Output und brauchen dementsprechend hochwertige Vorverstärkung.

Wer die Sache mal testen will, das TBone RB500 von Thomann ist seit vielen Jahren ein Geheimtipp unter den Budget Ribbons. Einfach ca. 30cm vor den Amp direkt auf die Mitte des Speakers zielen. je nach dem wie die Raumakustik ist, das Mikro nach hinten hin etwas abgrenzen, wegen der typischen 8er Richticharakteristik.

Happy Micing

Gurki
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Duke

Re: Ribbon Mics - Erfahrungen?

Beitrag von Duke » Montag 27. August 2018, 22:15

Gurkenpflücker hat geschrieben:...
Ich genieße Ribbons gerade in einem anderen Kontext, nämlich 2x Coles 4040, die in Blümlein-Anordnung vor mir meine Akustikgitarre, zusätzlich zu einem dynamsischen Mikrofon abnehmen. Bin kurz dafür, auch 2 riesen für so ein Set rauszuhauen.
...
O. k., für die Akustische muss ich das mal probieren. Gesang fand ich eher abtörnend bzw. zu speziell. Als Overheads habe ich sie letztens erleben dürfen, das war echt geil!
Gurkenpflücker hat geschrieben:...
Das Coole ist bei den Sontronics die aktive Schaltung, mit der man die Mics auch mit weniger hochwerigen Preamps oder einem Interface nutzen kann. Normale Ribbons haben nämlich sehr wenig Output und brauchen dementsprechend hochwertige Vorverstärkung.
...
Naja, leider nur bedingt - also zumindest in meinem Fall. Meins klingt richtig geil mit meinem BAE 1073-Mic-Preamp. Das ist echt göttlich, mega... Direkt ins Apollo (was ja schon nicht übel ist), finde ich es nicht mal halb so gut. Ist o. k., aber weit entfernt von total geil.

Die Sontronic Verarbeitungsqualität ist echt ein Lacher.
Könnte das Mikro unterm Strich eigentlich nur jemandem empfehlen, der schon einen guten Preamp hat...

Aber wie auch immer, gute Mikros und Preamps sind, wie ich finde, gar nicht hoch genug zu bewerten. :kopf_kratz01:
Wenn ich überlege, wieviel ich zwischenzeitlich für letztlich unnütze Plug-ins geblecht habe - Wahnsinn.

Pfaelzers KSM

Re: Ribbon Mics - Erfahrungen?

Beitrag von Pfaelzers KSM » Montag 27. August 2018, 22:47

Bändchenmikros haben diesen schönen warmen Mittensound...den mag ich.

Was ich nicht mag ist, dass die Mikros bauartbedingt eine 8-Charakteristik haben, was bei Multimikrofonierung zu Phasenschweinereien führen kann (oder besser gesagt auch immer tut, zumindest wenn man mit Ambiencemikofonierung arbeitet, da das 8-Mikro den rückwertigen Schall auch noch örtlich verpolt wandelt). Von daher habe ich Amps (und darum mag es hier gehen) eher mit Großmembran-C-Mics (bei mir C414) und Grenzfläche in 30-50 cm Entfernung abgenommen. Heute mache ich den Akt aus den bekannten Gründen nicht mehr...und wenn ich mikrofoniere, dann mit einem M80 von Telefunken, das m.E. wirklich sehr färbungsfrei arbeitet.
Gurki hat geschrieben:Ich genieße Ribbons gerade in einem anderen Kontext, nämlich 2x Coles 4040, die in Blümlein-Anordnung vor mir meine Akustikgitarre, zusätzlich zu einem dynamsischen Mikrofon abnehmen. Bin kurz dafür, auch 2 riesen für so ein Set rauszuhauen.
Wie geil, Blumlein-Verfahren. Das letzte Mal habe ich das im Studium gehört...
Wie gehst du mit den Problemen beim Blumlein (verpolter rückwärtiger Schall/Bassabschwächung ab einer gewissen Entfernung) um? Da musst du ziemlich nah an der Gitarre mikrofonieren? Geht das ohne Phasenprobleme?

Ich persönlich mag Druckgradientenempfänger (= echte 8) in der Stereomikrofonie eher als Side-Signal beim M/S-Verfahren, besonders wenn das Mid-Mic ein echter Druckempfänger (d.h. echte Kugelcharakteristik, d.h. nicht 2 zusammengeschaltete Nieren) ist...da kann man so schön die Raumgröße im Nachhinein variieren, die Bässe sind warm durch die echte Kugel und man hat trotzdem diese schöne Ortung von der Acht...zusammen mit einem Closed-Mike (eben oben genanntes M80) kann man da wirklich hübsche Dinge erzielen, und der Laufzeitenausgleich ist problemfrei.

YMMV

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Gurkenpflücker
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Re: Ribbon Mics - Erfahrungen?

Beitrag von Gurkenpflücker » Donnerstag 30. August 2018, 20:20

Pfaelzers KSM hat geschrieben: Wie gehst du mit den Problemen beim Blumlein (verpolter rückwärtiger Schall/Bassabschwächung ab einer gewissen Entfernung) um? Da musst du ziemlich nah an der Gitarre mikrofonieren? Geht das ohne Phasenprobleme?
Ja, aber das Mikrofonieren nahe der Schallquelle ist bei Blumlein ja eh empfohlen.
Für die Gitarre haben wir ein dynamisches SM-5b auf den Hals gerichtet mit ca. 30cm Abstand und die Bändchen dann in ca. 60cm vor den Gitarrenkorpus.
Zusätzlich zum Sm5 haben wir Teilweise noch ein Sennheiser MD408 in der gleichen Position gehabt. Alles kein Problem mit der Phase
Der Raum (Regie) ist nicht so risesig und von der Schallquelle aus haben wir eher in die Isolation reingespielt, so dass Reflektionen auch kein Problem waren.

Wir haben das Blumlein Array auch für fast alle Percussions, Claps, Schnipps etc. verwendet. Alles Easy.

Nicht alle Ribbons haben ne 8. Das Beyer M160 hat hyperniere und mein olles RCA Varacoustic kann man Umschalten zwischen 8 und Niere.
AEA hat auch ein tolles Nierenbändchen, das KU4 ... aber da sind wir dann direkt wieder in der Kategorei gebrauchter Mittelklassewagen.
Duke hat geschrieben: O. k., für die Akustische muss ich das mal probieren. Gesang fand ich eher abtörnend bzw. zu speziell. Als Overheads habe ich sie letztens erleben dürfen, das war echt geil!
Für Vocals brauchts Du halt ein bisschen mehr Abstand und musst wahrscheinlich auch EQen, wenn es kein Mikro ist, das auf dichte Schallquellen eingestellt ist. Dann ist es aber cool...
Als einziges Mic an der A-Gitarre würde ich es nicht nehmen wollen, aber in Verbindung mit was anderem ist es super.

Echt, so schlecht die Qualität? Hätte ich nicht gedacht. Macht nix. Ich hab' mich eh aufs Coles 4050 eingeschossen, denke ich.

Gruß

Gurki
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Re: Ribbon Mics - Erfahrungen?

Beitrag von Duke » Samstag 3. November 2018, 13:58

Sehr geil, da muss die Band aber sowas von auf der Spur sein, der Raum der Hammer sein, die Positionierung der Musiker passen und ansonsten auch alles stimmen - wenn, dann aber recht easy. 8-)




oder hier:



Klingt ja echt episch, wobei das Mike irgendwie nicht so "hübsch ist"

Das AEA44 bzw. RCA 44 (als Original) ist dagegen dann aber das schönste Mikro, dass ich je gesehen habe.

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