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Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Mittwoch 9. Mai 2018, 17:09
von Aratin
Huhu Musiktheoretiker,

ein Lied das mir auch beim hundertsten hören immer noch tränen in die Augen schießt und wahrhaft Gänsehaut erzeugt ist das Lied "Halleluja". Leonard Cohen ist glaub ich der Urheber.

Nun würde mich mal interessieren, was bei dem Lied Musiktheoretisch so passiert? Ich weiß das ich Lieder mit Moll Anteil mehr mag als Lieder mit Dur Anteil (deswegen gehen mir Deutsche schlager auf den Senkel, viel zu viel Dur).

Aber damit ist es ja bei dem Lied nicht getan. Es ist auch die Gesangsmelodie.

Kann mir jemand was dazu erklären? Wie das aufgebaut ist, und wo,wie und vor allem warum da gewissen Spannungsbögen entstehen?

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Mittwoch 9. Mai 2018, 17:30
von Batz Benzer
Ja, sehr gerne. Nur gerade nicht - bin noch im Unterricht.

Kleiner Teaser: Die erste Strophe sagt genau, was harmonisch passiert:

Now, I've heard there was a secret chord
That David played, and it pleased the Lord
But you don't really care for music, do you?
It goes like this, the fourth (Subsominante), the fifth (Dominante)
The minor fall (Moll-Parallele), the major lift (wieder deren Dur-Parallel, also Tonika)
The baffled king composing hallelujah

Geil, oder...? - Später mehr... falls nicht bereits ein Kollege übernimmt. :thumbsup03:

:prost: ,

Batz.

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Mittwoch 9. Mai 2018, 19:30
von Rainer Mumpitz
Interessant ist auch, daß der Song ursprünglich 80 (!) Strophen hatte. Einige davon mit recht schlüpfrigem Inhalt... :o

Hier meine Lieblingsversion:

[youtube]http://youtu.be/hr9ayIJ_VVc[/youtube]

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Freitag 11. Mai 2018, 22:02
von Aratin
Batz Benzer hat geschrieben: It goes like this, the fourth (Subsominante), the fifth (Dominante)
The minor fall (Moll-Parallele), the major lift (wieder deren Dur-Parallel, also Tonika)
The baffled king composing hallelujah
Batz.
Also Moll Paralelle, das kenne ich. Quintenzirkel und so. Aber der Rest, Subdominaten und Dominante, das hab ich nie bisher nicht gecheckt. Und eine Tonika trägt man doch um sich herum oder? :kopf_kratz01: :lol:

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Samstag 12. Mai 2018, 09:30
von Loki
Ist auch Quintenzirkel. Subdominante = eins nach links, dominante = eins nach rechts. Also Tonika Subdominante dominante mollparallele tonika zb C F G Am C

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Samstag 12. Mai 2018, 09:51
von Aratin
Ok. Soweit komme ich mit. Jetzt wird mir auch die erste Textzeile verständlich. Das ist ziemlich cool, wie er das da einbaut.

Doch was passiert mit der gesangsmelodie. Ich empfinde diese als ungewöhnlich. Besonders am ende der Strophe wenn sie kontinuierlich nach oben geht.

(Was ich mich grade ärger damals im Gitarrenunterricht die Harmonielehre dermaßen sträflich missachtet zu haben)

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Samstag 12. Mai 2018, 10:58
von Loki
Schau mal bei Tyers rein, guitardownunder oder so ähnlich. Der hat’s für picking transkribiert, da ist auch die gesangslinie dabei

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Samstag 12. Mai 2018, 11:46
von tommy
Moin,

meine laienhaften Empfindungen zur Gesangsmelodie sind folgende:

Die Strophe baut sich sehr dramaturgisch, kontinuierlich bis zum Zerreissen auf, um dann im Refrain nahezu erlösungsartig aufgelöst zu werden.
Das wiederholt sich immer wieder, um im Verlaufe des gesamten Songs noch mehr stimmlichen Pathos aufzunehmen.
Dieses macht der Song in sehr feierlicher Moll Manier, was ihn von schnöden Mariah Carey oder ESC Rezepten wohlklingend unterscheidet.

Man kann, finde ich, das vorliegende Song Konzept ein wenig mit musikalischen Multi Orgasmen umschreiben. :D

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Samstag 12. Mai 2018, 12:03
von Duke
Abseits der Melodien sollte man auch nicht unterschätzen, dass das ein 6/8-tel Takt ist.

Das trägt nochmals zusätzlich zur Spannung bei ... 8-)

Re: Was ist das mit diesem Halleluja

Verfasst: Samstag 12. Mai 2018, 12:10
von Pfaelzers KSM
Die sich steigernde Spannung bei dem Stück hat meines Erachtens nur teilweise tonale Ursachen....entscheidend ist imho, dass die wichtigen Silben anfangs auf die Beats und mit geraden Noten gesungen werden und später ternär und auf die Offbeats kommen, was sehr drängend und dramatisch wirkt (insbesondere über 6/8, wo ternäre Offbeat-Phrasierung eher ungewohnt ist) und dann mit dem Wort Halleluja auf die Achtel wieder aufgelöst wird (je souliger der Interpret, um so besser ist das zu merken). Ich finde sowas genial...weil es ein so einfaches und deshalb so wirkungsvolles Stilmittel ist.
„Rhythm is the key to everyting“ (S. Henderson)

Edit: Uwe was faster....