Worauf achtet ihr beim Gitarrenkauf oder was ist euch wichtig bei einem Fertigungsauftrag?

[Colombo]

Wenn ihr euch eine neue Gitarre kaufen oder Bauen lassen möchtet, würde mich mal Interessieren worauf ihr besonders einen Schwerpunkt legt.
Ist es das Anschlagsverhalten (Attack) und der Nachklang (Sustain), ist ein wichtiger Punkt der Klang und die Wahl der PUs oder das Setup oder die Kombination von allem?

Wie würdet ihr eure Klangvorstellung die ihr an der Gitarre habt beschreiben?

OK. Was für mich oder den ein oder anderen als gut Klingend bezeichnet wird ist bestimmt Geschmackssache.
Aber es gibt doch bestimmte Merkmale die für jedermann zutreffen, oder nicht?

[tommy]

Moin,

E Gitarre:
Sie muss "auf dem Platz" über meine bevorzugten Verstärkertypen für mich einwandfrei funktionieren, was persönliche Klangvorliebe, Haptik und Verarbeitungsqualität betrifft. Dazu muss sie für mich gut aussehen.
Wenn sie dann auch noch gut in der Band funktioniert, würde sie bleiben.
Genannte Attribute wie Attack, Sustain etc. sind abhängig vom Kontext.

Ich lege weder Wert auf Trockenklang und Schwingungsverhalten (m.E. sehr überschätzt und teilweise fehlinterpretiert) noch auf Gewicht (bis max. 4kg bzw. leicht darüber).
Ein "Totes Pferd" kommt natürlich nicht infrage.

Akustik:
Streiche den 2. Absatz: "Trockenklang", "Gewicht" und "Schwingungsverhalten". Ansonsten w.o..

Deswegen würde ich heutzutage (nach teilw. bitteren Lernerfahrungen) auch nie wieder eine Gitarre ohne Rückgaberecht oder verlustfreie Weiterverkaufsmöglichkeit erwerben.

Insofern scheidet wohl auch ein Auftragsbau für mich aus.

[Magman]

Tommy hat schon vieles geschrieben was auch zu meiner Sicht passt.

Gewicht ist sehr wichtig für mich. Die Hölzer, vor allem die des Halses sind mir mit am wichtigsten, denn das macht das Feeling und den Sound aus. Ich gehöre auch noch zu der wohl für viele "beschränkten" Generation, die ein Instrument abklopft und trocken anspielt. Die meisten Gitarren scheiden da bei mir schon aus, ohne sie je verstärkt gehört zu haben. Und wenn doch, lag ich meist richtig von wegen; totes Frettchen oder Gurke

Ich würde aus eigener Erfahrung raus einem jeden raten eine Gitarre entweder beim Gitarrenbaumeister selbst, oder eben sofern machbar auf Messen, oder Gitarrenladen anzuspielen, um dann mit demjenigen die eigenen Wünsche durchzugehen. So habe ich das gemacht bei meinen Schwarz Gitarren. Alles andere geht meistens in die Hosen, bzw an den Geldbeutel. Und NIEMAND, wirklich NIEMAND würde schreiben, das die von ihm beim Gitarrenbauer bestellte Gitarre eher so lala ist. Immerhin bestellen wir erst mit den Augen und gut aussehen wird sie definitiv!

[Colombo]

Gehen wir mal davon aus, ihr findet im Musikgeschäft eine Gitarre die schon die Qualitäten mitbringt die ihr als Auswahlkriterium festgeschrieben habt. Nun geht es an den Verstärker.
Was macht für euch dann eine gut klingende Gitarre aus, was soll sie dir vermitteln?

[Magman]

Also wenn das Befingern und alles andere selbst alles passt gehts an den Amp der Wahl. Und genau da will ich dann auch meine Ruhe und möchte auch laut testen um zu hören wie die Gitarre mit mir an meinem Körper reagiert. Ein mancher mag nun schmunzeln, aber das ist mir sehr wichtig. Ich achte dabei am meisten auf Rebound. Das was ich reinsetze ins Spiel muss dann auch genau so kommen und mir ein gutes Gefühl geben. Da trennte sich schon oft der Spreu vom Weizen. Oft war ich auch traurig weil alles andere gut passte. Hat man diese Gitarre dann trotzdem gekauft, dann wusste man schon, das sie wohl nicht lange bleibt!
Ich möchte auch an Pickups schrauben dürfen (was da passiert sind teils kleine Welten!) und entscheide dann ob, oder ob nicht. Auch wieder aus eigener Erfahrung: Gute Gitarren klingen mit egal welchen Pickups gut und es sind immer nur Nuancen gewesen was andere spezielle Pickups ausgemacht haben. Klingt die Gitarre mit den Stock PUs nicht so wie ich es mir vorstelle, dann stelle ich auch die Gitarre wieder zurück.

[tommy]

Gehen wir mal davon aus, ihr findet im Musikgeschäft eine Gitarre die schon die Qualitäten mitbringt die ihr als Auswahlkriterium festgeschrieben habt. Nun geht es an den Verstärker.
Was macht für euch dann eine gut klingende Gitarre aus, was soll sie dir vermitteln?

Bei mir könnte man es auf den Nenner "offener Breitwandsound/Aufblühen" in jeder Lage bringen. Je nach Typ mit Tendenz zu "perkussiv" (Strat/Tele/335/Junior/SG) oder "offen-warme, sustainreiche Geschmeidigkeit" (LP Standard/Studio/CustomTyp).
Darüber erwarte ich zusätzlich Trademark Attitüden.

Insgesamt könnte man sagen, sie muss im gewünschten Kontext meine diesbezüglichen Emotionen einwandfrei, ohne große Anstrengungen transportieren können und das bestmöglich vielseitig. Wie Mäggy schon schrieb, Rebound ist das Zauberwort.
Aktuell werden diese Anforderungen bei mir durch eine (für mich) gute Strat und eine 335 am besten bedient (Balladen, Rock, Alternative).

Für mich absolute Ausschlusskriterien sind u.a. ein "Zerbröseln/Furzen" des stark verzerrten Tons auf den dicken Seiten (leider nicht selten bei Les Paul Typen erfahren), Dead Spots, mangelnde Saitentrennung und spiddelige Töne in den oberen Lagen.

[Motörheiko]

In die Hand nehmen und spielen ist erstes Kriterium - ich muss eine Gitarren anfassen mögen. Danach gehts in die Bandprobe und die Gitarre muss funktionieren und sich durchsetzen. Wenn das geschafft ist muss mir die Gitarre noch gefallen - Form, Farbe - ich muss sie halt mögen.
Alle Gitarren die obigen Stand gehalten haben hängen zu Hause an der Wand, alle anderen hingen früher oder später in den Kleinanzeigen ...

[Magman]

Nebenbei: Schlimm ist es wenn du so ein hässliches Entlein in die Hände nimmst und du sofort merkst: wowwwwwww fuck ....ist die guuuuuuut

Was dann? Weglegen, oder Grübeln? Frage nur weil ich das schon mal erlebt hatte.

[THB]

1. Attackverhalten und Klang des Holzes - das st für mich die halbe Miete.
2 Haptik, wobei ich nur sagen kann, der Hals muss in der Hand liegen. Das hat für mich weniger mit Dicke dafür mehr mit Formung zu tun.
3. Tatsächlich Aussehen...
4. Ergonomie: Bridge, Regler - und Schalteranordnung...., Ausgewogen am Gurt und im Sitzen
und dann der verstärkte Sound, der ja mehr oder weniger hinzubiegen ist.
Seitdem ich für meinen Kollegen (und Gitarrenbauer) Tester bin, lege immer mehr Vorurteile ab. Jüngstes Beispiel eine Jazzmaster mit dickem Mahagoniekorpus, fettem roasted Maple-Hals (durchgängig 2,5 cm Stärke), 2x Crazyparts PAFs, Fixed Strat Bridge - nicht meine Optik, nicht meine Pickups, eigentlich nicht mein Hals - weder Dicke noch Maple als Griffbrett (der Hals ist ein Einteiler), noch dazu lackiert, dazu eine 5 cm dicker Korpus und richtig schwer.... aber: Ton, Ton, Ton - ja die Masse - und ein unglaublich leicht bespielbarer Hals.... war schwer sie gehen zu lassen....

[Batz Benzer]

Super Thema, danke!

Ich denke mal darüber nach und melde mich wieder.

,

Batz.