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von Colombo » Montag 27. März 2023, 21:40
Ich halte auch nichts davon einen bestimmten Gitarrenklang hinterher zu rennen. Das kostet nur viel Geld und man erreicht den dann doch nicht.
Da spielen zu viele Faktoren mit rein, die wir zum Teil überhaupt nicht kennen. Ich muss immer schmunzeln wenn jemand schreibt, die Gitarre, der Amp + Effekt klingt wie bei dem Gitarristen X, Y.
Aber zum Eingangsthema möchte ich noch etwas anmerken.
Das Tonholz spielt da schon eine große Rolle genauso wie das Setup.
Die Saiten haben ja eine Auflage vom Sattel bis zu Steg. Dazwischen soll die Saite schwingen.
Instrumente mit einem sehr steifen Hals schwingen in den Bässen gar nicht mit. Sie schwingen mit kleiner Amplitude lange aus. Leise – lang.
Instrumente mit sehr elastischen Hälsen und Resonanzfrequenzen der Töne auf dem Griffbrett schwingen mit großer Amplitude kurz aus. Laut – kurz.
Auf einem sehr schmalen Grat dazwischen finden wir das gute Instrument!
(Quelle Kraushaar)
Genau diese Erfahrung habe ich bei dem Bau meiner Hälse auch gemacht. Die Kombination aus harten und weichen Hölzern funktioniert und die klingen auch gut.
Der Korpus ist ja die Verlängerung vom Hals. Auch hier kommt es darauf an, wie gut bzw. wie schlecht die Schwingungen hier weitergeleitet werden.
Auch hier kann man das oben genannte für Hälse wieder anwenden.
Fender hat ja auch schon mit der Kombination von Hölzern experimentiert. Die Duotone Stratocaster hatte in eine Kombination von Esche und Erle. In der Mitte Esche und die Flügel waren aus Erle.
Bei meinen Basteleien habe ich auch schon die ein- oder andere Erfahrung gemacht, die das Klangbild stark beeinflussen.
Ich hatte meine Stratocaster mit Nitro Lack lackiert und mich gewundert warum der ach nach 2 Monaten noch nicht durchgetrocknet war. Später ist mir aufgefallen, dass ich Wasser im Lack vom Kompressor hatte. Als ich meine Stratocaster zusammen gebaut habe, war dieser noch nicht richtig durchgetrocknet. Dadurch hat der Hals auf dem Lack geklebt. Die Strat hatte einen wahnsinnigen Ton und ich habe mich sehr gefreut. Nach einer Weile wollte ich an der Schaltung noch etwas verändern und habe dann den Hals abgenommen um nicht die Saiten abzunehmen. Nachdem ich den Hals wieder montiert hatte, war der Klang nicht mehr so wie vorher. Immer noch schön Holzig aber der fette Bass war nicht mehr so ausgeprägt.
Einige Monate später habe ich nochmals die Bünde abgerichtet, weil mir die einfach zu hoch waren.
Und hier war nun die große Überraschung Nr.2. So extrem wie sich dadurch der Klang nochmals verändert hat, das hätte ich nicht gedacht. Ich denke dass das mit der Ausformung der Bundkrone und der Höhe der Bünde zusammenhängt. Dadurch bekommt die Saite eine andere Auflagefläche und Druck, woraus wiederum ein anderes Schwingungsverhalten der Saite resultiert.
Wenn ich mir die Produktbeschreibungen von Gitarren durchlese, werden meist die 6105 Bünde verarbeitet. Die habe ein Höhe von1,4mm und eine Breite von 2,4mm. Das scheint die optimale Größe zu sein. Aber auch die Jumbo Bünde finden ihre Liebhaber.
Noch ein Anmerkung zu der Halstasche und Hals. Es wird immer erzählt, dass der Hals in der Halstasche fest sitzen muss, sonst klingt die Gitarre nicht. Für mich der größte Unsinn.
Die hochgelobten 50s und 60s Gitarren von Fender hatten zwischen Hals und Halstasche einige zehntel Millimeter Luft war. Schon alleine aus Fertigungsgründen war es nicht möglich die Fertigungstoleranzen so klein zu halten.
Wenn neben der Halstasche der Lack abplatzt, ist das für mich ein Zeichen, dass der Hals viel zu stramm in der Halstasche sitzt. Das Holz arbeitet dann durch den hohen Druck unter dem Lack und dieser reißt dann ein.
Meine Hälse gehen immer leicht saugend schmatzend in die Halstasche und klingen dennoch gut. Auch mein 78er Strat hat gut Luft in der Halstasche und klingt wie es ein Strat soll.
Jetzt aber gut, dass sind mein Erkenntnisse die ich im Laufe der Zeit und mittlerweile bei dem Bau von 10 Gitarren gemacht habe.