Gitarrenbau, Relic und Qualität

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SilviaGold

Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von SilviaGold » Samstag 1. Dezember 2018, 21:15

Relic...
die Idee ist natürlich gut vermarktet worden.
Es spricht halt etwas in unseren Vorstellungen an, womit wir immer wieder geprägt wurden.
Bildern von den größen Heroes den wir nacheifern oder es taten.
Davon kann und muss man sich nicht100%ig von freimachen - aber natürlich auch nicht zu viel vormachen. :lol:

Relic bleibt einfach Geschmacksache :!: Ich mag es sehr gern wenn es nicht zu heavy ist.
Traditionell Sunburst oder dazu noch mit diesen leichten Variationen im Unterlack 8-)

Um das mal ins Leben zu übertragen - jeder hat seinen Style:
Ich ziehe auch im Alltag lieber Kleidung an - wo ich nicht dauernd aufpassen muss, das ein Fleck die komplette Optik zu Grunde macht, weil ich mich einmal nicht vorgesehn habe.. das hat Vorteile :D
Ist oft sogar bequemer so ein eingetragener Pulli. Das heisst ja nicht das ich auch richtig chic sein kann.

Eine neue Gitarre selbst zu "relicen" - nö das würde ich zB. nicht tun.
Aber da es die nun auf dem Markt gibt - why not.
Wichtiger bleibt ist es allerdings letztlich : gefällt mir das "handling" und resoniert sie gut - mit mir.

LG Andrea

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setneck
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von setneck » Sonntag 2. Dezember 2018, 11:09

Mintage hat geschrieben:...
Ich ärgere mich über jede Macke auf dem Instrument - aber ich möchte diese selbst reingemacht haben ;)

Grüße
Rainer
Genau so ist das.
Schöne Jrööss,
Thomas

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Armint
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Armint » Montag 3. Dezember 2018, 09:39

Ich kann dieser Relic-Masche nichts abgewinnen.
Für mich ist es das was es ja ist: Fake.
Da versucht ein(e) mit dem Instument zu zeigen: "Schaut her! Ich habe schon soviele Bühen gesehen und Gigs gehabt, der Zustand meiner Instrumente beweist das!".

Ich habe jahrelang einen großen Bogen um Sandbergbässe gemacht, weil ich zufällig immer nur die HRC-Varianten (Hard-Core-Relic) gesehen hatte und dachte die wären alle so.
Bis ich dann im Laden vom Verkäufer einen hochglänzenden (aber gebrauchten) Sandberg in die Hand gedrückt bekam.

Ich habe inzwischen ein paar mittelalte Schätzchen beieinander von 72, 78 ,86, 88, 93.
Die sind alle anhand von Details als "alt" zu erkennen - die älteste auch an den Lackrissen - alle haben Macken - logo, bleibt über die Jahre nicht aus - aber sie sehen alle lange nicht so "aus dem Arsch gezogen aus" wie diese Möchtegernsenioren.
Ein Bass hat 4 Saiten. Alles andere ist Schnullibulli.
Gear: Gitarren und Bässe von u.a. Fender, Hagström, Höfner, MusicMan, PRS, Sandberg, Taylor, Tokai. Amps/Boxen von Basstown, Fender, Glockenklang, Roland.

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Beppo
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Beppo » Montag 3. Dezember 2018, 10:35

Relic funktioniert bei mir sehr emotional, bauchgefühlmäßig und vor allem haptisch. Eine niegelnagelneue Strat, hochglänzend und mikrokratzerfrei löst bei mir Beklemmung aus :shock: ("au Backe, jetzt keinen Fehler machen, nirgends anstoßen, keine unkontrollierten Bewegungen, hab ich einen Reißverschluss an der Jacke?" usw.) , keine Freude über das tolle neue Instrument. Bei einer Relic-Strat stellt sich dagegen oft der Effekt der eingelatschten Schuhe oder der ausgebeulten Lieblingsjeans ein. Wurde hier ja schon diskutiert.

Nur eines will ich bestimmt gar nicht: faken. Ich will in keiner Weise mit einer Relicgitarre vorgeben, dass ich seit Jahrzehnten mit diesem Instrument auf allen Bühnen zu Hause bin, jeden zweiten Tag in versifften Clubs Sechsstundengigs spiele und danach die Klampfe am Headstock hinter mir her zum Auto schleife. Nein gar nicht. Die Gitarre sieht aus, wie sie aussieht und ich spiele zufällig drauf.

Dass die Sache ziemlich irrational ist, zeigt auch der Umstand, dass ich (gemäßigtes) Relic nur bei Schraubhalsgitarren gut finde, bei Les Pauls nur manchmal und bei Gretschn gar nicht (die müssen bling-bling sein :lol: ). Meine rote Realguitars Strat wollte ich damals so, inzwischen würde ich mir sie weniger gerelict wünschen, ist mir aber egal, weil sie so gut ist.

Auf der anderen Seite des Spektrums ist es aber auch nicht besser: in der Akustikgitarren-Szene gilt bei Vielen jeder kleine Kratzer, jeder kleine Dong im Binding als Weltuntergang. Es gibt Leute, die legen sich Mikrofasertücher auf den Schoß bevor sie spielen. Und das nicht bei Sammlergitarren, sondern bei normalen Playern. Ja gut, Werterhalt. Aber hat man wirklich uneingeschränkt Spaß mit der Gitarre? Egal, macht jeder so, wie er denkt!

Fazit: das ist m.E. eine wichtige Funktion eines Hobbys (und das ist die Musik bei mir): man darf etwas bluna sein :boing02: .
Wenn´s net brummt is kaputt!

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Re: Relic

Beitrag von Gutmann » Montag 3. Dezember 2018, 10:50

uwich hat geschrieben:
Ist wie künstlicher Schlamm für das SUV, das nur in der Innenstadt gefahren wird (http://www.sprayonmud.de). Genau so.
Wie geil ist das denn? Muss ich gleich überlegen wem ich im Bekanntenkreis sowas zu Weihnachten schenken kann.. :mrgreen:
With great gain comes great responsibility.

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Re: Relic

Beitrag von Wizard » Montag 3. Dezember 2018, 15:58

Gutmann hat geschrieben:
uwich hat geschrieben:
Ist wie künstlicher Schlamm für das SUV, das nur in der Innenstadt gefahren wird (http://www.sprayonmud.de). Genau so.
Wie geil ist das denn? Muss ich gleich überlegen wem ich im Bekanntenkreis sowas zu Weihnachten schenken kann.. :mrgreen:
Schenk ihnen lieber einen DeoRoller der extremst nach altem ranzigen Schweiß riecht - sowas muß es in Relic-Zeiten doch geben :twisted:
Gruß Peter

immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<

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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Mintage » Montag 3. Dezember 2018, 17:30

Magman hat geschrieben:
Mintage hat geschrieben:
Meine Gretsch sorgt allein schon durch ihr Erscheinungsbild für Schönheit auf der Bühne - da der Träger
dieses nur bedingt hinbekommt :twisted:
:mrgreen:

Komm, wir wollen endlich mal Bilder sehn Rainer ;)

Habe Deinem Wunsch entsprochen - zu finden im "Zeigt Euer Equipment -Thread"
;-)

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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Batz Benzer » Montag 3. Dezember 2018, 17:48

:thumbsup03:

Wo wohnst Du nochmal gleich, und wann war bei Euch niemand zuhause...? :mrgreen:
"Lennon was the soul of the Beatles, Harrison was the spirit, Paul was the heart, and Ringo was the drummer."

- George Martin

Mintage
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Mintage » Montag 3. Dezember 2018, 18:05

Batz Benzer hat geschrieben::thumbsup03:

Wo wohnst Du nochmal gleich, und wann war bei Euch niemand zuhause...? :mrgreen:
Die Eifel ist groß - und manche finden nie wieder heraus... ;-)

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Plaid
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Plaid » Montag 3. Dezember 2018, 20:17

Hi zusammen,

ich muss zugeben, dass mich das Thema "Relic" schon anspricht, allerdings nur bei "F" und "G" - Modellen, keine Ahnung, warum.
Wobei ich das überhaupt nicht so empfinde, dass etwas vorgegaukelt oder der eigene Status verbessert werden soll, ich betrachte
Relic wie eine Farbe. 7ender-Gitarren gibt es halt in rot, blau, grün, gelb und verschranzt. Das ist inzwischen komplett im Mainstream
angekommen und hat nichts mit Arglist oder dergleichen zu tun, ausserhalb unseres kleinen Gitarren-Nerd-Kreises interessiert das eh niemanden ;-).

Ich habe hier übrigens auch so eine künstlich gealterte Gitarre, ist ganz interessant: Vor knapp 10 Jahren hat ESP in Japan eine kleine Anzahl an Kopien von legendären Gitarren verkauft, da war z.B. die LP von Herrn Page, das SRV-Ding und ein paar andere dabei. Ich fand die Kopie der 7ender von John Frusciante interessant und hab die mal geordert, war auch nicht allzu teuer. Eigentlich sollten die nur innerhalb Japans verkauft werden, weil die auch die Kopfplatten (ohne Logo, aber auch ohne ESP Logo) kopiert haben. Naja, ich konnte sie importieren und sie ist auch OK, das Aging sieht mittelmäßig aus, einen Teil empfinde ich als authentisch, einen Teil nicht, die Hardware ist gut, Fender-Pickups, ich glaub Texas - Special oder so. Nur der Hals gefällt mir nicht so gut, ich denk schon seit Jahren über einen Austausch nach. Der Body ist schön resonant, die Basis stimmt.

Mit nem neuen Hals würde ich damit auf die Bühne gehen ohne das Gefühl zu haben, den Leuten ungerechtfertigter Weise vorzumachen, eine Gitarre im Gegenwert eines Neuwagens zu spielen. Wenn ich die jemandem gezeigt habe, war niemand empört, wenn ich gesagt habe, dass die Gitarre a) neu und b) nicht von Fender ist. Eigentlich war es den betreffenden Leuten wurst ;-), gibt wohl doch keinen Musiker-Authentizitäts-Ehrenkodex. Soll Jede(r) halten wie er/sie will.

Übrigens zeigt meine Haupt-Bühnengitarre der letzten 25 Jahre, welche wirklich intensivst benutzt wurde, kaum Zeichen von Abnutzung (ausser an der Hardware), keine Dings oder Dongs. Die müsste ich vermutlich noch 150 Jahre spielen, damit sie leichtes Aging zeigt....soviel Zeit hab ich einfach nicht :-)

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