Gitarrenbau, Relic und Qualität

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partscaster
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von partscaster » Montag 9. März 2015, 15:34

Duke hat geschrieben:Konnte mal eine Haar Thinline Tele vor und nach dem relicen spielen.
Der Unterschied (bei der Gitarre) war erheblich.
Vorher relativ nichtsagend, danach eine IMO brauchbare Gitarre mit anderer Haptik aber halt auch anderer Tonentfaltung.
In Summe deutlich entspannter, stimmiger und natürlicher vom Sound her und vom Spielgefühl.
"Problem" ist, dass man das mit wenigen Zehntel bei der Saitenlage oder einer Viertelumdrehung am Trussrod auch erreichen kann. Zumindest bei meinen Instrumenten ist das so, und so manche Gitarre, die sich sperrig anfühlte und auch so klang, fing erst an zu leben, als ich das passende Setup gefunden hatte. Deswegen lässt sich sowas IMHO schwer zuordenen. Und bei einer Maßnahme wie dem künstlichen Altern wird die Gitarre ja mindestens teilweise zerlegt.
Ist aber natürlich nur meine ganz persönliche Meinung! :)

Grüße
Michael

Mintage
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Mintage » Montag 9. März 2015, 16:35

SilviaGold hat geschrieben:
Mintage hat geschrieben:...
Das die Gitarren anders klingen als die Serien-Teile ist unbestritten, aber das liegt nicht unbedingt am Alterungsprozess ;)
Kurz Nachgefragt:
Woran liegt es denn Deiner Meinung nach das die anders klingen,ausser daran das der Lack evtl dünner ist?
"Normal"Seriengitarren haben ja auch eine Streuung wie zB "Aged"Seriengitarren, oder welche Modelle meinst du im Besonderen?
Vorab möchte ich betonen, das ich beim Thema Klang/Sound immer nur den Begriff "andersklingend" verwende, da Klang rein subjektiv ist und es kein besser oder schlechter für mich gibt !

Der Grund für das "anders" klingen bei den Customshop-Modellen fängt beim Urgedanken des Gitarrenbaus an: welches Tonholz verwende ich für Korpus, Hals, Griffbrett, Decke.
Da machen Fender u. Gibson Unterschiede (Ausreißer in jeder Richtung vorhanden), ohne das die "Serien-Teile" deshalb schlechter klingen.
Die Lackierung ist der nächste Punkt, wo die Dicke des Lacks die Dynamik der Hölzer beeinflußt und dann folgt die Hardware, bei der vor allem die Pickups gemeint sind: die American Standard PU´s auf eine Relic-Strat geflanscht bewirken selten eine Verbesserung des Klangs, umgekehrt kann die Standard-Strat akzentuierter klingen.

Den größten klanglichen Fortschritt machte Fender, als sie sich daran erinnerten, das dünne Hälse eher "dezent" klingen: die seit Jahren angebotenen "fetten" Hälse sorgten für einen Quantensprung in der Ansprache u. Klangqualität.

Das die Hauptkohle trotzdem für den manuellen "Alterungsprozess" draufgeht, dürfte jedem klar sein: an- bzw. abgeschliffene
Bereiche bewirken keine Klangverbesserung ;)

Duke

Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Duke » Montag 9. März 2015, 18:15

partscaster hat geschrieben:
Duke hat geschrieben:Konnte mal eine Haar Thinline Tele vor und nach dem relicen spielen.
Der Unterschied (bei der Gitarre) war erheblich.
Vorher relativ nichtsagend, danach eine IMO brauchbare Gitarre mit anderer Haptik aber halt auch anderer Tonentfaltung.
In Summe deutlich entspannter, stimmiger und natürlicher vom Sound her und vom Spielgefühl.
"Problem" ist, dass man das mit wenigen Zehntel bei der Saitenlage oder einer Viertelumdrehung am Trussrod auch erreichen kann. Zumindest bei meinen Instrumenten ist das so, und so manche Gitarre, die sich sperrig anfühlte und auch so klang, fing erst an zu leben, als ich das passende Setup gefunden hatte. Deswegen lässt sich sowas IMHO schwer zuordenen. Und bei einer Maßnahme wie dem künstlichen Altern wird die Gitarre ja mindestens teilweise zerlegt.
Ist aber natürlich nur meine ganz persönliche Meinung! :)

Grüße
Michael
Klar, kann auch eine Ursache gewesen sein. Vielleicht war ich am einen Tag gut drauf und am anderen nicht. Kann ich heute auch nicht mehr sagen...

Gefühlt war das damals halt so... :|

Habe bisher in meinem Leben mehr "gute" Gitarren mit Aging in Händen gehalten als ohne Aging. Wenn ich es abkoche waren das in Summe sehr wenige sehr gute Gitarren und ich schon verdammt viele gespielt. :kopf_kratz01:
Und es waren keine drei Hände voll, bei denen alles passte.

Aber, wie du auch schon schreibst, alles sehr subjektiv, und das ist auch gut so.

Worüber sollte man sonst diskutieren, wenn es schon für alles absolute Wahrheiten gäbe. :prost:
Zuletzt geändert von Duke am Dienstag 10. März 2015, 00:12, insgesamt 1-mal geändert.

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Diet
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von Diet » Montag 9. März 2015, 19:02

Hi,

zum Thema Relic und Klang:
Ich hatte mal zwei Thorndal Strats zum Test im Haus. Den Bericht findet man bei guitartest.de.

Die eine relic, die andere nicht.
Beide aus dem gleichen Holz im wahrsten Sinne des Wortes.
Also beide Hälse aus dem gleichen Ahornbrett und die beiden Bodys aus dem gleichen Erlenbrett etc.
Laut Hersteller waren die beiden also so dicht zusammen, was das Material angeht, mehr zusammen geht nicht.
Beide mit dem gleichen Lack. Die Hälse geölt. Beide mit den gleichen Pickups und neuen Saiten gleichen Herstellers.

Der Unterschied war verblüffend heftig! Die Relic war die deutlich bessere Gitarre in Sachen Ansprache, Dynamik bzw. Lebendigkeit.
Ich konnte da eindeutig für mich von "besser" sprechen, nicht nur von anders.
Und das war ein direkter A/B Vergleich, hatte also nichts mit Tagesform, Luftfeuchtigkeit oder sonstwas zu tun.
Der Hersteller vermutet, das liegt am Relic (oder Relicen oder wie heißt das eigentlich?)

Ob das nun wirklich der Grund ist, keine Ahnung.

Gruß Diet

SilviaGold

Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von SilviaGold » Montag 9. März 2015, 19:32

Mintage hat geschrieben:
SilviaGold hat geschrieben:
Mintage hat geschrieben:...
Das die Gitarren anders klingen als die Serien-Teile ist unbestritten, aber das liegt nicht unbedingt am Alterungsprozess ;)
Kurz Nachgefragt:
Woran liegt es denn Deiner Meinung nach das die anders klingen,ausser daran das der Lack evtl dünner ist?
"Normal"Seriengitarren haben ja auch eine Streuung wie zB "Aged"Seriengitarren, oder welche Modelle meinst du im Besonderen?
Vorab möchte ich betonen, das ich beim Thema Klang/Sound immer nur den Begriff "andersklingend" verwende, da Klang rein subjektiv ist und es kein besser oder schlechter für mich gibt !

Der Grund für das "anders" klingen bei den Customshop-Modellen fängt beim Urgedanken des Gitarrenbaus an: welches Tonholz verwende ich für Korpus, Hals, Griffbrett, Decke.
Da machen Fender u. Gibson Unterschiede (Ausreißer in jeder Richtung vorhanden), ohne das die "Serien-Teile" deshalb schlechter klingen.
Die Lackierung ist der nächste Punkt, wo die Dicke des Lacks die Dynamik der Hölzer beeinflußt und dann folgt die Hardware, bei der vor allem die Pickups gemeint sind: die American Standard PU´s auf eine Relic-Strat geflanscht bewirken selten eine Verbesserung des Klangs, umgekehrt kann die Standard-Strat akzentuierter klingen.

Den größten klanglichen Fortschritt machte Fender, als sie sich daran erinnerten, das dünne Hälse eher "dezent" klingen: die seit Jahren angebotenen "fetten" Hälse sorgten für einen Quantensprung in der Ansprache u. Klangqualität.

Das die Hauptkohle trotzdem für den manuellen "Alterungsprozess" draufgeht, dürfte jedem klar sein: an- bzw. abgeschliffene
Bereiche bewirken keine Klangverbesserung ;)
Ich habe jetzt (erst) mal nachgeschaut und erkannt das es bei zB Fender: die Relics ja nur in gehobener Preisklasse gibt.
(Wohl ausser in der Roadworn Serie)
Es gibt also, wie du schreibst, ja grundsätzlich die Unterschiede im Holz welches im CustomShop und welches für Normal Serie verwendet wird. Da hinkt ja dann mein Vergleichen wollen auch grundsätzlich.
Wenn auch die Hälse evtl. dicker sind und anderes Holz haben sind das natürlich noch mehr verschiedene Modelle, ganz abgesehen vom Aging. So verstehe ich deine Aussage jetzt besser! :cool01:

partscaster
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von partscaster » Montag 9. März 2015, 20:11

Duke hat geschrieben:
Habe bisher in meinem Leben mehr "gute" Gitarren mit Aging in Händen gehalten als ohne Aging.


Worüber sollte man sonst diskutieren, wenn es schon für alles absolute Wahrheiten gäbe. :prost:
Lustigerweise ist das bei mir auch so. Das mag mit daran liegen, dass die gealterten dann auch fast immer höherpreisige Custom-Shop-Instrumente waren. Ich habe aber auch schon oft direkt verglichen und selbst im gleichen Preisbereich gefielen mir zu 99% die gealterten (haptisch und klanglich) besser. Eine gute Gitarre mal vor und nach dem künstlichen altern ausgiebig zu vergleichen, fände ich sehr spannend!

Mir fällt grad ein, dass ich eine Strat hier habe, bei der ich den klebrigen Hals zuerst nur auf der Rückseite abgeschliffen habe, was sich gut anfühlte und am Klang nichts merkbares veränderte. Leider fand ich das optisch so blöd, dass ich dann irgendwann den kompletten Lack entfernt habe. Es ist ein Hals mit Ahorngriffbrett. Jetzt gefällt mir der Klang nicht mehr. Mir kommt er vor, als wäre der Biss und der Twang weg, den die Gitarre vorher hatte und auch als ob sie "langsamer" geworden ist. Komisch!

Da ist was dran! :prost:

Grüße
Michael

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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von uwich » Montag 9. März 2015, 20:27

Ich kann mir nicht vorstellen, daß eine künstlich gealterte Gitarre grundsätzlich "besser" klingt als eine nicht künstlich gealterte. "Anders" sicherlich, "besser" nicht automatisch. Meine Hypothese wäre, daß die Chance 50/50 ist, ob die Gitarre nach der künstlichen Alterung besser oder schlechter klingt.

Wobei "besser" und "anders" keine Kriterien sind, die man wissenschaftlich verlässlich bewerten kann.

Ich kann mir vorstellen, daß folgender Aspekt auch eine Rolle spielt:
Wenn eine Gitarre nach der künstlichen Alterung schlecht klingt, wird sie aussortiert. Es werden nur diejenigen benutzt und weitergereicht, die auch durch den Alterungsprozeß gewonnen haben.
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von MiBe » Montag 9. März 2015, 20:34

uwich hat geschrieben:
Ich kann mir vorstellen, daß folgender Aspekt auch eine Rolle spielt:
Wenn eine Gitarre nach der künstlichen Alterung schlecht klingt, wird sie aussortiert. Es werden nur diejenigen benutzt und weitergereicht, die auch durch den Alterungsprozeß gewonnen haben.

Warum sollte ein Hersteller die "schlechten" Relics verschrotten, aber die "richtig schlechten" Standardgitarren verkaufen?

Nee, ich hatte schon so viele relicten 7ender Gurken in der Hand. Eine Garantie auf guten Klang ist Relic bestimmt nicht.
One Life. Live it.

Gruß, Michael

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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von uwich » Montag 9. März 2015, 20:45

MiBe hat geschrieben:
uwich hat geschrieben:
Ich kann mir vorstellen, daß folgender Aspekt auch eine Rolle spielt:
Wenn eine Gitarre nach der künstlichen Alterung schlecht klingt, wird sie aussortiert. Es werden nur diejenigen benutzt und weitergereicht, die auch durch den Alterungsprozeß gewonnen haben.

Warum sollte ein Hersteller die "schlechten" Relics verschrotten, aber die "richtig schlechten" Standardgitarren verkaufen?
Weil man damit dann mehr Geld verdienen kann vielleicht? Für Voodoo zahlen manche gerne drauf!
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Re: Gitarrenbau, Relic und Qualität

Beitrag von MiBe » Montag 9. März 2015, 21:03

uwich hat geschrieben:
MiBe hat geschrieben:
uwich hat geschrieben:
Ich kann mir vorstellen, daß folgender Aspekt auch eine Rolle spielt:
Wenn eine Gitarre nach der künstlichen Alterung schlecht klingt, wird sie aussortiert. Es werden nur diejenigen benutzt und weitergereicht, die auch durch den Alterungsprozeß gewonnen haben.

Warum sollte ein Hersteller die "schlechten" Relics verschrotten, aber die "richtig schlechten" Standardgitarren verkaufen?
Weil man damit dann mehr Geld verdienen kann vielleicht? Für Voodoo zahlen manche gerne drauf!
Ich verstehe dich gerade nicht. Wie soll man mit einer Ware, die nicht in den Verkauf kommt Geld verdienen?

Andersum würde ich es ja noch verstehen: Eine scheißeklingende Hochglanzgitarre wird mit Macken versehen, und dann als "B-Stock" im Internet verkauft.
One Life. Live it.

Gruß, Michael

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