die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
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die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Ich will über Erfahrungen sprechen, die ich in den letzten Jahren beim Spielen in einer Band häufig gemacht habe und die eigentlich sehr banal sind, wenn man länger darüber nachdenkt:
- Je mehr Leute spielen, desto weniger sollte der Einzelne spielen.
- Jeder Frequenzbereich sollte von höchstens 2 Instrumenten besetzt werden.
- Klingt es zu "mulmig", "dröhnig" oder verwaschen: alle müssen Lautstärke und Frequenzen am EQ anpassen und weniger spielen.
Oft wird ein Song interessant durch die Töne, die weggelassen werden, obwohl der Hörer diesen erwartet. Ein ausgelassener Schlag auf die Snare oder die HiHat ebenso wie ein nur sehr kurz klingender Akkord oder eine unerwartete Pause in einer Melodie. Und Pausen, in denen gar nichts erklingt, bringen viel Dynamik in den Song.
Ist man in einer Band mit einem selbst komponierten Song unzufrieden, reagiert die Band oft mit einem "Mehr". Noch ein Lick hier, noch ein Schnörkel da, noch ein Schlagzeugbreak dazwischen. Wenn man das Gegenteil versucht, führt das oft eher zum Ziel: da eine kleine Pause, da ein Riff weglassen. Den Basslauf mal verkürzen und nur mal einen Grundton. Und statt Schlagzeugbreak mal einen ganzen Takt Stille bei den Drums.
- Je mehr Leute spielen, desto weniger sollte der Einzelne spielen.
- Jeder Frequenzbereich sollte von höchstens 2 Instrumenten besetzt werden.
- Klingt es zu "mulmig", "dröhnig" oder verwaschen: alle müssen Lautstärke und Frequenzen am EQ anpassen und weniger spielen.
Oft wird ein Song interessant durch die Töne, die weggelassen werden, obwohl der Hörer diesen erwartet. Ein ausgelassener Schlag auf die Snare oder die HiHat ebenso wie ein nur sehr kurz klingender Akkord oder eine unerwartete Pause in einer Melodie. Und Pausen, in denen gar nichts erklingt, bringen viel Dynamik in den Song.
Ist man in einer Band mit einem selbst komponierten Song unzufrieden, reagiert die Band oft mit einem "Mehr". Noch ein Lick hier, noch ein Schnörkel da, noch ein Schlagzeugbreak dazwischen. Wenn man das Gegenteil versucht, führt das oft eher zum Ziel: da eine kleine Pause, da ein Riff weglassen. Den Basslauf mal verkürzen und nur mal einen Grundton. Und statt Schlagzeugbreak mal einen ganzen Takt Stille bei den Drums.
Musikarbeiter
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Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Sowas von richtig und wahr! Alles großartig erklärt!
Der Thread kann zu!
Nee, im Ernst, ein schönes und wichtiges Thema!
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LG, Tommy
Esst mehr Obst!
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- Registriert: Dienstag 21. Oktober 2014, 19:58
Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Das ist wirklich so. Gut arrangieren lernen ist auch so ein Dauerprozess, den ich gerne viel besser beherrschen würde. Sehr unangenehm immer, wenn ich nach Jahren irgendwo höre, wie viel zu viel ich teilweise so gespielt habe.
Kleine Anekdote:
Ich habe vor einigen Jahren für einen Bekannten einige Gitarren für Aufnahmen seiner Songs eingespielt. Für einen Song habe ich ihm - in seinem Beisein - diverse kleine Slide Parts und Licks eingespielt, aus denen er sich so 2-3 aussuchen sollte. Am Ende hat er einfach ALLE in der finalen Version gelassen. Im gesamten Song sind nun an jeder Ecke irgendwelche Verzierungen. Furchtbar anstrengend und wirklich unangenehm.
Zu viel ist im Leben doch eigentlich immer einfach nur zu viel.
Grüße
Michael
Kleine Anekdote:
Ich habe vor einigen Jahren für einen Bekannten einige Gitarren für Aufnahmen seiner Songs eingespielt. Für einen Song habe ich ihm - in seinem Beisein - diverse kleine Slide Parts und Licks eingespielt, aus denen er sich so 2-3 aussuchen sollte. Am Ende hat er einfach ALLE in der finalen Version gelassen. Im gesamten Song sind nun an jeder Ecke irgendwelche Verzierungen. Furchtbar anstrengend und wirklich unangenehm.
Zu viel ist im Leben doch eigentlich immer einfach nur zu viel.
Grüße
Michael
Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
partscaster hat geschrieben: ↑Sonntag 14. Juni 2020, 14:50Am Ende hat er einfach ALLE in der finalen Version gelassen. Im gesamten Song sind nun an jeder Ecke irgendwelche Verzierungen. Furchtbar anstrengend und wirklich unangenehm.
Gruß Peter
immer noch aktuell: >>> leben und leben lassen <<<
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- Rainer Mumpitz
- Beiträge: 1588
- Registriert: Freitag 24. Oktober 2014, 13:26
Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Ein prima Stilmittel, um den Sound luftiger und transparenter zu machen, ist bei Akkorden einfach ein paar Töne wegzulassen! Wir hatten mal einen zweiten Gitarristen in der Band, der grundsätzlich jeden Akkord mit kompletten Barree übers ganze Griffbrett gespielt hat. Das Resultat war dann Dauermulm und Dröhnen.
Später als dann mein Kollege Axel der andere Gitarrist wurde, ging der Vorhang auf, weil er Rhythmussachen oft nur als Singlenote-Lines oder Doublestops gespielt hat.Ich hatte das sowieso schon gemacht, einfach weil mir der vorherige Mulm tierisch genervt hat und das ergänzte sich dann vorzüglich.
Später als dann mein Kollege Axel der andere Gitarrist wurde, ging der Vorhang auf, weil er Rhythmussachen oft nur als Singlenote-Lines oder Doublestops gespielt hat.Ich hatte das sowieso schon gemacht, einfach weil mir der vorherige Mulm tierisch genervt hat und das ergänzte sich dann vorzüglich.
Luftwaffel Bodenpersonal i.R.
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Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Genau das meine ich. In einem Trio mit Drums und Bass haben alle viel zu tun und stellen ihre Instrumente frequenzmäßig so ein, wie sie das beim Spielen alleine auch machen würden.
Mit mehreren Leuten muss man sich mehr absprechen und einschränken. Sehr einfache Tricks für den Anfang sind:
- der Basser dreht die Höhen aus seinem Bass
- der Gitarrist spielt eher die hohen Saiten
- der Keyboarder spielt mit der linken Hand wenig bis gar nicht bzw. stimmt sich mit dem Basser ab, wer was spielt.
Und dann gucken, was man wirklich spielen muss und welche Parts auch weggelassen werden können.
Ein Beispiel, bei denen es aus meiner Sicht super klappt, obwohl sie mit 9 Leuten musizieren:
Mit mehreren Leuten muss man sich mehr absprechen und einschränken. Sehr einfache Tricks für den Anfang sind:
- der Basser dreht die Höhen aus seinem Bass
- der Gitarrist spielt eher die hohen Saiten
- der Keyboarder spielt mit der linken Hand wenig bis gar nicht bzw. stimmt sich mit dem Basser ab, wer was spielt.
Und dann gucken, was man wirklich spielen muss und welche Parts auch weggelassen werden können.
Ein Beispiel, bei denen es aus meiner Sicht super klappt, obwohl sie mit 9 Leuten musizieren:
Musikarbeiter
Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Ich finde das immer das härteste - Du hast einen super Sound, spielst tolle Noten, aber Du mußt es dennoch weglassen, weils einfach zu viel ist. Angeregt durch diesen Thread geh ich noch ein paarmal über meinen aktuellen Backin-Track
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Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Ist wie beim Kochen: Manchmal lieber 3-4 hochwertige Zutaten raffiniert zubereiten und angerichten als 17 Zutaten mit 8 verschiedenen Gewürzen in einen Topf packen und 2 Stunden gemeinsam kochen lassen.
Mehr ist nicht immer besser.
Mehr ist nicht immer besser.
Musikarbeiter
Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Bei der Mukke gehts ja auch gar nicht anders, als dass sich jeder auf seinen Part beschränkt. Anders is das ja nicht zu machen…
Da gibbetz 100.000 Beispiele von
"Ich kenne Sie irgendwoher..."
"Sie schauen zuviel Pornos!"
"Sie schauen zuviel Pornos!"
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Re: die Kunst des Weglassens - Wege zum luftigen Sound
Trotzdem gibt es genug Bands, bei denen bei diesem Song der Gitarrist durchschrammelt und ein unnötiges Solo einbaut, der Keyboarder einen "Teppich" legt, der Bassist slapped und/oder der Drummer nach jedem Turnaround ein Break reinhaut. Und alle sich fragen, wieso es nicht gut klingt.
Musikarbeiter