Epiphone "inspired by Les Paul Custom 1955"
Der erste Eindruck: Ein Schmuckstück zu kleinem Preis.
Eben ist sie angekommen, meine bereits vor einer Woche bestellte Epiphone „inspired by 1955 Les Paul Custom“, wie sie offiziell heißt. Irgendwie war an meiner Studiowand noch „eine Hand frei“ und deshalb hielt ich es für keine schlechte Idee, nach den guten Erfahrungen mit meiner schönen Epiphone Casino Coupé, eine weitere Gitarre mit original Gibson P 90 bestückten Abnehmern zu besitzen.
Die Epi kommt ab Werk China ohne Macken in einem Koffer, der mich vom Innenleben her farblich ein bisschen an das Pornokino meiner Sturm- und Drangzeit
erinnert. Außerdem gibt es ein diesmal ausgefülltes Zertifikat. Es bestätigt unter Angabe der Seriennummer, dass die Gitarre aus einer limitierten Produktion stammt. Nun ja limitiert ist relativ, wahrscheinlich ist es eine von vielen tausenden.
Rein äußerlich ist die Gitarre mit einem mattschwarzen Lack versehen, der zusammen mit dem vergilbten Binding einen authentischen Eindruck eines schon länger zurückliegenden Baujahres vermittelt. Die Epiphone eigenen Mechaniken, 18er Ratio, laufen einwandfrei und machen das erste Stimmen der Gitarre zum Kinderspiel.
Das Griffbrett scheint tatsächlich aus Ebenholz zu sein. Wahnsinn. Der Hals ist gerade und relativ dick. Dicker jedenfalls als bei der originalen Schwester, meiner 92er Gibson Les Paul Custom. Er spielt sich für meine Handgröße fantastisch gut.An den Bundstäben war man bei Thomann oder noch im Werk im Vorfeld offenbar dran. Die ab und an in den Tests angesprochenen, nicht entgrateten Bundstabseiten gibt es hier nicht. Auch die Saitenhöhe ist recht gut voreingestellt. Ohne einer genauen Prüfung in den nächsten Tagen vorgreifen zu wollen, möchte ich die Verarbeitung der Gitarre als durchaus brauchbar bezeichnen.
Epiphonetypisch ist der billige Pickup-Wahlschalter, der, wie gewohnt von Anfang an leicht bruzzelt. Er wird, sollte ich die Gitarre behalten, wonach es im Augenblick aussieht, gegen einen „Vernünftigen“ ausgetauscht werden wird. Ebenso wie die standardmäßige Plastikkappe und der Ausgangsstecker an der unteren Gitarrenseite.
Eine sehr positive Überraschung bieten die P90 Gibson Pickups. Nach einem ersten Test über den Kemper ließen sich gute Ergebnisse sowohl im „klaren Bereich“, als auch mit einem Engl Profil über „die Zerre“ erzielen. Es gibt ein deutliches „Schmatzen“, viel besser noch als der gar nicht mal schlechten Standard Les Paul Epi 1960 Tribute Plus, über die ich hier schon ausführlich berichtet habe. Ich bin schon gespannt, wie die neue Custom über meinen 410H Marshall klingen wird.
Ein Wort noch zum Preis. Er liegt mit 599 Euro inklusive Porno-Koffer in einem unglaublich günstigen Bereich. Dieser lässt mir noch Luft, die Gitarre mit einem 50 Wiring, einer ABM Brücke, CTS Potis, einer guten Ausgangsbuchse, einem vernünftigen Pickupschalter und einem Knochensattel standesgemäß, aber preiswert nachzurüsten. Epiphone scheint derzeit der Sargnagel der großen Schwester Gibson zu sein.
Mehr über diese Gitarre wird Euch sicherlich der Martin in den nächsten Tagen berichten, der, wie ich hier lesen konnte, ebenfalls bei Thomann eine geordert hat.
Viele Grüße
Sven
"Singe, wem Gesang gegeben, wer's nicht kann, soll einen heben"... Heinz Erhardt