Jack & Danny TL Thinline

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
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Batz Benzer
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Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 15. Februar 2020, 12:59

Gegenstand dieser Besprechung sind zwei E-Gitarren der Music Store-Hausmarke Jack & Danny; das Modell heißt "TL Thinline".

Bild

Es handlet sich also um eine zwei Mal vorhandene semiakustische Telecaster mit teilweise ausgehöhltem Erle-Korpus (mehrteiliger Korpus und ebensolche Decke), der sich hier in "Butterscotch Blonde" präsentiert; hier die Specs:

- T-Style Thinline E-Gitarre
- Korpus aus Erle
- Geschraubter Ahornhals mit Ahorngriffbrett
- 22 Bünde im Medium-Format
- Zwei Singlecoil Tonabnehmer mit Alnico Magneten
- 3-Weg Klingenschalter zur Tonabnehmer-Wahl, Master Volume und Master Tone Regler
- Vintage Style 3-Reiter Brücke
- Geschlossene Druckguss-Mechaniken
- Chrom-Hardware

Beide Exemplare wiegen um die 2,9kg, bei einem fällt der Hals, der generell breiter als üblich (44mm) und mit leichtem V-Profil ausgelegt ist, entscheidend dicker aus, was natürlich auch ein paar Gramm mehr bedeutet.

Der Korpus ist jeweils Schichtarbeit: Es gibt eine Decke, eien Boden und den eigentlichen Korpus; jeder dieser drei kann aus mehreren Teilen zusammen gesetzt sein. In unseren Fällen sind die Decken beide Zweiteiler, ein Boden ist ein Einteiler, der andere ein Dreiteiler; der eigentliche Korpus ist schwer auszumachen, wobei ich jeweils auf einen Dreiteiler tippe.

Der Preis dieser Einsteiger-Gitarre liegt regulär bei 149€; da eine der Thinlines als Mängelexemplar ausgezeichnet war, gab es diese bereits für 99€. Nachdem das so genannte mangelfreie Exemplar jedoch dieselben Mängel und noch mehr hatte, gab es dieses ebenfalls für 99€.

Und wo wir schon über die Verarbeitung sprechen: Je höher man bei beiden Hälsen greift, desto mehr stehen die an und für sich schon nicht schön verrundeten Bundstäbchen auch noch über. Behindert noch nicht wirklich unangenehm beim Spielen, ist aber ein klarer Mangel, der auch so genannt werden sollte.

Des Weiteren ist bei einem Exemplar das F-Loch nicht schön gefräst; bei derselben Gitarre war der Hals schief eingesetzt, so dass man dessen Ausrichtung beim erneuten Verschrauben korrigieren musste, damit der Saitenverlauf auch passt.

Die Mechaniken haben darüber hinaus unterschiedlich starkes Drehmoment, machen aber ihren Job. Der Sattel ist bei einem Exemplar höher als er sein muss, da er nicht abgetragen wurde. Auch nur ein kosmetisches Problem. Schließlich noch erwähnenswert, wenngleich nicht zur Verarbeitung gehörend, ist die kleinere 4-Punkt-Halsplatte.

Der Rest ist dann jedoch durchaus auf Classic Vibe-Niveau; es könnte sich also durchaus lohnen, sich "durch die Streuung durchzukaufen".

Kommen wir zu Klang und Bespielbarkeit: Die Werkseinstellung grenzt an Körperverletzung! - Nachdem der Hals begradigt und die Saitenlage drastisch gesenkt ist, kann man Spaß mit dieser Gitarre haben, wobei das Spielgefühl aber niemals dem eines teuren Instruments entspricht, so dass ein "Restkampf" bleibt, der aber durchaus Vergnügen bereiten kann.

Was aber auch ein Stück weit der Bauweise geschuldet ist: Leichte Thinlines mit diesen Holz-Specs und Metallreitern neigen zu einem harten, spröden Trockenton, der - weil gänzlich von jedem Mulm befreit - elektrisch gewandelt dann wiederum sehr reizvoll sein kann.

Hierfür braucht es dann gute Tonabnehmer, die hier bedauerlicherweise nicht mehr ins Budget passten: Liefert der Steg-PU noch ein ordentliches Rockbrett mit genretypischem Twang, dem es einzig an Tiefe und Komplexität mangelt, ist das Hals-Aggregat schlicht unbrauchbar dumpf, matt und leblos!

Man sollte also mindestens den Kauf eines neue Neck-PUs erwägen und darf bei der Gelegeneheit gerne den Steg-PU gegen ein hochwertigeres Exemplar austauschen; Messing-Böckchen wären bestimmt ebenfalls eine gute Idee.

Dann kommt man, den regulären Neupreis vorausgesetzt, jedoch bei ca. 250€ in Summe an; das trübt natürlich das Schnäppchen-Gefühl.

Daher habe ich die Eigenvorgabe, dass ich in jenes der beiden Instrumente, welches ich behalten werde, maximal noch 50€ (nach Möglichkeit für PUs und Messingreiter) investiere. Denn dann ist die Thinline immer noch ein Schnäppchen, das ich ruhigen Gewissens ohen Werverlust irgendwann einem Schüler überlassen kann, wenn der Spaß am schnellen, preiswerten Spielzeug versiegt ist.

Fazit: Hier kann man eine günstige Thinline erwerben, die man jedoch noch optimieren muss, um durchaus gehobenen Spaß haben zu können; eine CS-Killerin wird es indes niemals werden. ;)

Lieben Gruß,

Batz.
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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von tommy » Samstag 15. Februar 2020, 13:49

Danke für den erhellenden Bericht! :thumbsup03:

Die Gitarre erinnert mich an unseelige Zeiten, Wo Super- oder Elektronikmarktketten noch "Musikinstrumente" verkauft haben.

Für einen Jungen unbeleckten Anfänger nur insofern tauglich, dass er schnellstmöglich wieder hinschmeißt. Es sei denn, er hat einen "Guten Bastelonkel" zur Seite.
Für einen erfahrenen Modder zu wenig Substanz, als dass es sich lohnen würde.

Diesbezüglich mein Fazit: Kernschrott!

Schade, dass es sowas noch gibt. Billig geht ja auch vernünftig und anfängertauglich, wie wir alle wissen. ;)
LG, Tommy


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Wizard
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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Wizard » Samstag 15. Februar 2020, 14:14

tommy hat geschrieben:
Samstag 15. Februar 2020, 13:49


Diesbezüglich mein Fazit: Kernschrott!
Auf den Punkt gebracht.
Gruß Peter

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Batz Benzer
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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 15. Februar 2020, 14:45

Das trifft es aus meiner Sicht nicht, das ist schon eine gute Gitarre, die mit besseren Pickups im dreistelligen Bereich eine gute Figur macht und Vergleiche nicht scheuen braucht.

Es ist aber keine Gitarren wie die guten Vintage-Strats, die sich m.E. sogar bis 2000€ behaupten können. ;)

Und ja, man muss Mängel erkennen und selbst beseitigen können.

Unterm Strich beurteile ich dieses Angebot für 149€ eindeutig positiv mit besagten Abstrichten; Ihr dürft das natürlich anders sehen. :prost:
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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Rainer Mumpitz » Samstag 15. Februar 2020, 15:09

Ich hab die Tele ja gespielt und kann nur beipflichten: eine durchaus brauchbare, sogar "gute" Gitarre mit einem phänomenalen Preis-Leistungsverhältnis. Nur darf man eben nicht erwarten, daß sie in der gleichen Liga spielt wie z.B US- oder gute Mexiko-Teles aus dem Hause Fender. Und ja, Pickuptausch sollte man auf jeden Fall mit einkalkulieren,
Luftwaffel Bodenpersonal i.R.

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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Wizard » Samstag 15. Februar 2020, 15:49

War vielleicht etwas unverständlich von mir: Mein zitiertes Wort "Kernschrott" :lol: bezog sich gar nicht auf diese Tele, sondern auf die Bedeutung
dieses speziellen Wortes an sich! Für 149 Euronen bestimmt nicht schlecht.
Gruß Peter

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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 15. Februar 2020, 17:02

Ich habe beide Ketarren soeben mal auseinander geschraubt und mir alles angesehen: Generell sauber gearbeitet! Gutes Korpusholz!

Dann habe ich beim Zurückschrauben mal (absichtlich) die Hälse vertauscht.

Ergebnis: Beide Gitarren profitieren deutlich vom Wechsel (nein, die Saiten sind die alten, konnte ich retten; also kein Neue-Saiten-Effekt ;) ) !

Ich hatte das Gegenteil erwartet: Dass eine klar besser als die andere werden würde. Dem war dann aber nicht so... wie schön! :banana01:

Lieben Gruß,

Batz.
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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 15. Februar 2020, 17:29

Leute,

ich bin gerade schwer geflasht: Das sind andere Instrumente! :o

Keine hat mehr was Sprödes, sondern beide eine schöne Glocke bei schneller Ansprache; der dickere Hals was flinker als der dünnere, der dafür mehr Pfund raushaut.

Ich gehe mal in mich, ob ich nicht doch eine davon behalten mag... 8-)
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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von tommy » Samstag 15. Februar 2020, 17:46

Bezieht sich das jetzt auf trocken gespielt, am Amp oder beides?
LG, Tommy


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Re: Jack & Danny TL Thinline

Beitrag von Batz Benzer » Samstag 15. Februar 2020, 18:03

Beide machen trocken sehr viel mehr Spaß!

Am Amp hört man leider nicht das volle Potential, da die Pickups nicht wiedergeben, was tatsächlich vorhanden ist.

Und das macht jetzt an beiden Padeln Spaß, obgleich mir der dünnere Hals zu dünn wäre.

'Nen Hals-PU muss man mindestens einkalkulieren, finde ich.

Lieben Gruß,

Batz.
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