Ibanez FC10 Fat Cat

Besprechungen von getestetem Gitarren-Equipment
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Batz Benzer
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Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 16. März 2021, 11:59

Gegenstand dieser Besprechung ist die Ibanez FC10 Fat Cat aus der Power-, bzw. 10er-Reihe des Herstellers; sie wurde von 1987-90 sowohl in Japan als auch Taiwan produziert.

Bild

(Bildquelle: tonehome.com)

Das in dunklem Jäger-Grün gehaltene Gehäuse verfügt über In, Out, 9V-Anschluss, eine rote Kontroll-LED, einen On/Off-Switch sowie die Regler Distortion, Tone - dieser agiert übrigens im Gegensatz zum Filter-Regler der Ratte "richtig herum", so dass im Uhrzeigersinn Höhen hinzu kommen - und Level.

Bei der Fat Cat handelt es sich, wie der Name schon vermuten lässt, um eine Variation der RAT von Proco, dem in den 80ern wohl beliebtesten Distortion-Pedal schlechthin, welches sich bis dato ungebremster Beliebtheit erfreut und in Originalausführung hohe Preise auf dem Gebrauchtmarkt erzielt.

Grund genug also, um mal zu schauen, ob das Ibanez-"Surrogat" dem Original das Wasser reichen kann oder nicht: Bekanntlich fressen Katzen Ratten; das dürfte wohl die hier avisierte Namens-Anspielung sein. Exemplare der Fat Cat sind mit ca. 100€ Einsteigerpreis zwar immer noch nicht wirklich günstig, aber schließlich auch ein echtes 80er-Jahre-Original, haben immerhin über 30 Jahre auf dem Buckel und sind immer noch deutlich preisgünstiger als gleichaltrige Ratten.

Doch bevor wir zur Praxis schreiten gibt es erst einmal etwas Theorie im Crash-Kurs: Herzstück der ursprünglichen RAT ist der LM308 von Motorola, welcher in dieser Schaltung auch in tatsächlich beträchtlichem Maß Klang formend ist. Anfang der Nullerjahre wurde dieser Chip von einem Texas Instruments OP07DP abgelöst, was gemeinhin als klangliche Verschlechterung angesehen wird.

Was arbeitet also nun in der Fat Cat? - Es ist, Überraschung, ein JRC5534DD, was tatsächlich einen signifikanten Unterschied ausmacht; Schluss also mit der Legende, der FC10 würde 1:1 wie 'ne Ratte klingen!

Und damit sind wir bereits in medias res: In der Praxis haben RAT und Fat Cat zwar die gleiche grundsätzliche Klangausrichtung - eine sehr harmonische Verzerrung Marke Distortion -, unterscheiden sich jedoch an entscheidenden Stellen: So klingt das Ibanez-Pedal kompakter, mittiger, druckvoller und hat mehr Schub im Bass; bemüht man "Distortion" jenseits der 12h, beginnt das Pedal zu fuzzen und im Bassbereich entsprechend einzubrechen; das kann die Ratte, die generell offener und flacher agiert, so nicht! :thumbsup03:

Das sind in meinen Ohren und nach meinem Gusto ganz genau immer die Kritikpunkte am Proco-Design gewesen, so dass ich an der RAT immer wieder geschraubt habe, da sich mein klangliches Ideal einfach nicht einstellen wollte.

Nicht so beim FC10: Hier klingt es weder "grätzig" noch dünn im Bass, dafür federt es schön im Diskant; einmal eingestellt fühle ich mich einfach wohl und "zuhause", was wohl auch daran liegt, dass ich weiland bereits schon einmal eine solche fette Katze besaß. Hätte ich die damals doch behalten... :tuete01:

Distortion und Tone um die 12h und Level nach Bedarf sorgt für einen 1a-Distortion-Sound; danach beginnt besagter Fuzz, ein ausgesprochen willkommener Mehrwert des Pedals, welches sich mit niedrigen Distortion-Werten und aufgerissenem Level auch als Booster missbrauchen lässt und somit gleich drei Anwendungen kombiniert! :thumbs:

Die Fat Cat kann übrigens gleichermaßen gut mit Single Coils wie Humbuckern und reagiert interaktiv aufs Volumen der Gitarre; Nebengeräusche halten sich in den üblichen, sehr akzeptablen Grenzen.

Fazit: Ibanez hat das Sound-Design der Proco RAT mit der Fat Cat neu interpretiert und geschmackvoll wie praxisdienlich neu abgestimmt, so dass mit dem FC10 eine spannende Variation des Themas vorliegt, die dem ein oder anderen mehr taugen mag als das Original. Ist das Pedal die aufgerufenen 100€+ wert? - Das sollte jedermensch selbst entscheiden; ich jedenfalls finde den Preis durchaus (noch) fair, wenngleich ich zu bedenken geben möchte, dass nahezu jeder Pedal-Hersteller heutzutage eine Spielart der Ratte anbietet, angefangen bei 23,50€ (Fame Feinguss) bis zu Boutique-Preisen. ;)

Mehr Infos: https://www.tonehome.de/ibanez/power-se ... 0-fat-cat/

Und ein Sound-Video, wobei ich mein Exemplar schon als klanglich klar abweichend vom Beispiel empfinde:



Das hier kommt m.E. schon besser hin:



Lieben Gruß,

Batz. :smoke01:
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Paulasyl
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von Paulasyl » Dienstag 16. März 2021, 12:06

Habe beim Video noch nicht reingehört, aber ein Zerrpedal vor einem JVM 410? Das ist doch Overkill. Das ist irgendwie so, als würde ich ein komplettes PA-System aufbauen und stundenlang Mirkofone ausrichten, um den Sound einer Spieluhr zu beurteilen...
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Batz Benzer
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von Batz Benzer » Dienstag 16. März 2021, 12:07

Wird primär vorm Clean-Kanal benutzt. ;)
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Magman
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von Magman » Dienstag 16. März 2021, 12:18

Vielen Dank für dein Review Micky was sich wieder sehr interessant liest :thumbs:

Das Fat Cat nutzt ein Kumpel von mir seitdem es auf dem Markt ist vor seinem Fender DeVille. Ich fand es erst brutal im Sound, bis ich es mal anders eingestellt hatte. Aber man muss halt auch Ratten lieben und genau das ist es ja auch, ne Ratte! Nicht so mein Ding. Vor allem nicht wenn man einen zerrenden Amp damit pushen möchte. Dafür ist ja aber auch das FC10 nicht gebaut.
Bild
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monkeyinme
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von monkeyinme » Dienstag 16. März 2021, 12:26

Moin,
hatte ich mal, vor dem Vox fand ich es nicht so gut, aber das kann auch an mir gelegen haben. Heute könnte es wieder passen, da ja bei mir eigentlich nur noch gemodelt wird... :roll:

Ich muß mal fragen, wem ich das geliehen habe, vor >20 Jahren... :kopf_kratz01:

Ciao
Monkey

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Paulasyl
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von Paulasyl » Dienstag 16. März 2021, 12:33

monkeyinme hat geschrieben:
Dienstag 16. März 2021, 12:26

Ich muß mal fragen, wem ich das geliehen habe, vor >20 Jahren... :kopf_kratz01:

Ciao
Monkey
Vermutlich dem Typen, dem ich den Neunzigern meinen Ibanez Flanger aus der 9er Reihe gegeben habe. Wenn Du denn triffst, sag Bescheid! ;)
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tommy
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von tommy » Dienstag 16. März 2021, 13:04

Mit der Ratte verband mich immer eine Hassliebe!
Eigentlich fand ich sie total kacke....aber manchmal....nur manchmal....WOW!

Das hat mich regelrecht Kirre gemacht!

Heute fasse ich dieses Teufelszeug nicht mehr an! :panic: :mrgreen:
LG, Tommy


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Gutmann
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von Gutmann » Dienstag 16. März 2021, 13:10

Tatsächlich erlebt die Ratte grade wieder ein großes Revival, jüngstes Beispiel ist die Version von Wampler, das Ratsbane.

Ich konnte vor ein paar Jahren ein Earthquaker Devices Live Pedal ergattern das sehr limitiert auf den Markt am.
Im Prinzip eine klassische Rat mit 2 zusätzlichen Clippinmodes und einem octave-up regler und einem boost dahinter.
Vollkommen krank bei entsprechender Anwendung, das Pedal wurde mit der Band SunnO))) entwickelt..
Batz, ich glaube dir würde das gefallen..

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tommy
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von tommy » Dienstag 16. März 2021, 13:46

Sehe ich auch so!

Micky, höre Dir unbedingt mal Sun O))) an und halte durch! Baden im kranken Sound!
Wenn dieses Pedal es tatsächlich schafft... :thumbsup03: :thumbsup03: :thumbsup03:
LG, Tommy


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Ingolf
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Re: Ibanez FC10 Fat Cat

Beitrag von Ingolf » Dienstag 16. März 2021, 14:46

Magman hat geschrieben:
Dienstag 16. März 2021, 12:18
Vielen Dank für dein Review Micky was sich wieder sehr interessant liest :thumbs:

Das Fat Cat nutzt ein Kumpel von mir seitdem es auf dem Markt ist vor seinem Fender DeVille. Ich fand es erst brutal im Sound, bis ich es mal anders eingestellt hatte. Aber man muss halt auch Ratten lieben und genau das ist es ja auch, ne Ratte! Nicht so mein Ding. Vor allem nicht wenn man einen zerrenden Amp damit pushen möchte. Dafür ist ja aber auch das FC10 nicht gebaut.
Ich persönlich komme gut mit der Ratte auch vor dem zerrenden Marshall Studio Classic klar.
Distortion auf 9.00, Filter 16.00, Volume 15.00.
Damit bekomme ich die entscheidende "Schüppe mehr".
Ausprobieren.
Ich finde ja, dass die Ratte eigentlich ein sehr vielseitiges Pedal ist, das sogar so eingestellt werden kann, dass man ihm den Hard- Clipper kaum noch anhört.

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